Sonntag, 1. Februar 2015

American Football - Ein Regelcrashkurs

Seit Jahrzehnten ist der Superbowl das Sportereignis in den USA. Doch mehr und mehr kommt auch diese Begeisterung nach Deutschland. Die Fangemeinde wird von Jahr zu Jahr größer. Genau so, wie das mediale Interesse. Doch wie funktioniert diese Sportart überhaupt? In diesem Beitrag möchte ich einen kleinen Crashkurs geben, was den American Football betrifft.

Die Grundlagen
Ein Spiel im American Football dauert, bei Profimannschaften, 4 x 15 Minuten. Bei Collegemannschaften kann die Zeit nach unten hin variieren. Jede Mannschaft hat je eine Offensive (Offense-Line), als auch eine Defensive (Defense-Line) mit je elf Spielern auf dem Platz, die je nach Spielsituation wechselt.

Das Spielfeld
Das Spielfeld misst in der Länge 120 Yards (= 109,73 m), in der Breite 53 Yards (= 48,46 m). Zum Vergleich: Ein Fußballfeld bei einem offiziellen Länderspiel muss die Maße 105x68 m messen. Beide Spielfelder sind in etwa gleich, weswegen im europäischen Raum Footballspiele auch gerne auf Fußballplätzen ausgetragen werden.
Die 100 Yards in der Mitte dient als aktives Spielfeld. Die 10 Yards an jedem Ende des Feldes sind die Endzonen der jeweiligen Mannschaften. Die 20 Yards vor der jeweiligen Endzone werden als "red zone" bezeichnet, weil dort die Wahrscheinlichkeit für einen Punktgewinn recht hoch ist.

Am Ende jeder Endzone befindet sich ein Tor in Form eines "Y" (siehe Bild unten). Der Querbalken ist dabei 10 Fuß über dem Boden, während die beiden Stangen 18,5 Fuß auseinander liegen.

Wie auf dem Spielfeld oben erkennbar, ist das Feld von zahlreichen Linien durchkreuzt. Alle 5 Yards findet sich eine größere Linie, wovon alle 10 Yards die Entfernung angegeben wird. Dazwischen finden sich einzelne kleinere Linien, die sogenannten "hash marks". Sie dienen dem Schiedsrichter als Hilfe, um den Ball möglichst genau platzieren zu können.
Die größeren Linien, sowohl längs, als auch quer, dienen vor allem der Orientierung. Sowohl für Schiedsrichter und Spieler, aber auch für den Zuschauer.

Das Ziel
Das Ziel des Spiel ist eigentlich recht simpel. Es geht darum, möglichst viel Raumgewinn zu machen. Je mehr Raumgewinn, desto höher die Chance Punkte zu erzielen. Die Mannschaft mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.

Arten zu Punkten
Insgesamt gibt es fünf Wege, wie eine Mannschaft zu Punkten kommen kann.

Der Touchdown - 6 Punkte
Der wohl bekannteste Weg ist der Touchdown. Dabei wird der Ball durch Tragen über die gegnerische Torlinie (auf dem Spielfeld oben entspricht dies der 0 Yard-Markierung) oder durch Pass in die Endzone, der vom eigenen Spieler gefangen wird. Wichtig ist, dass der Ball selbst von hinter der gegnerischen Touchdownlinie kommen muss.
Sollte ein Pass gespielt werden, muss der eigene Spieler den Ball sicher fangen. Doch zu den Pässen selbst an anderer Stelle mehr.

Extra Point - 1 Punkt
Konnte eine Mannschaft einen Touchdown erzielen, hat sie im Anschluss die Möglichkeit für einen weiteren Punkt. Dafür muss ein Spieler von der gegnerischen 2 Yard-Linie den Ball durch das Fieldgoal schießen. Trifft er dabei durch die Stangen, bekommt die Mannschaft den Punkt.

Conversion - 2 Punkte
Sollte eine Mannschaft einen Touchdown erzielt haben, kann sie anstelle des Extrapunktes auch eine Conversion versuchen. Dabei muss der Ball wieder, wie beim Touchdown auch, in die Endzone des Gegners getragen oder gepasst werden. Auch diese Variante wird von der 2 Yard-Linie ausgeführt. Da diese Variante aber erheblich schwerer ist, als der Extrapunkt, wird herauf meist verzichtet.

Allerdings gilt zu beachten, dass die Entfernung sowohl des Extrapunktes, als auch der Conversion auf Grund einer Strafe verändern und damit größer werden kann.

Field Goal - 3 Punkte
Kann eine Mannschaft einen Touchdown nicht mehr erzielen, kann sie versuchen den Ball durch das Feldtor zu schießen, ähnlich wie beim Extrapunkt, jedoch aus größerer Entfernung. Gelingt dies, werden der Mannschaft 3 Punkte gut geschrieben.

Safety - 2 Punkte
Der letzte Weg ist gleichzeitig auch der am schwersten umzusetzende. Für einen Safety muss eine Mannschaft die gegnerische Mannschaft so weit zurück drängen, dass diese vor der eigenen Endzone steht. Um den Punkt zu bekommen, muss der gegnerische Spieler mit dem Ball in dessen Endzone getackelt werden. Dies ist die einzige Variante für die verteidigende Mannschaft, um Punkte zu bekommen.

Der Ablauf
Das Spiel beginnt mit einem Kick-off. Dabei wird der Ball von der 35 Yard-Linie der kickenden Mannschaft in die gegnerische Hälfte geschossen. Dort fängt ein Spieler den Ball und versucht ihn wiederum so weit wie möglich nach vorne zu spielen.
An der Stelle, an der der ballbesitzende Spieler zu Boden gerissen wird, beginnt der erste Angriff.

Die angreifende Mannschaft hat nun vier Versuche, um 10 Yards zurückzulegen. Ein Versuch wird dabei als "Down" bezeichnet. Der erste Angriff heißt somit "First Down". Gelingt dies nicht, weil beispielsweise der ballführende Spieler getackelt wird, wird an der Stelle weiter gemacht, an der der Spieler zu Fall kam. Zum Beispiel legt dieser Spieler 5 Yards zurück. Damit beginnt für diese Mannschaft das zweite Down und benötigt noch 5 Yards (2nd & 5). Sobald die 10 Yards Raumgewinn erzielt wurden, beginnt ein neues "First Down", um die nächsten 10 Yards zurückzulegen. Das geht so lange weiter, bis die angreifende Mannschaft gestoppt wird, sprich die 10 Yards nicht überbrücken kann, oder Punkte erzielt.

Um die 10 Yards zu überbrücken, gibt es zwei verschiedene Wege: 1) ein Laufspielzug oder 2) einen Passspielzug. Bei beiden Varianten spielt der Center zunächst dem Quarterback den Ball durch die Beine zu. Bei einem Laufspielzug übergibt dieser dem Running Back den Ball, der nun versucht mit einem Sprint die Distanz zu überbrücken. Die Defensive hat dabei die Aufgabe, diesen Spieler aufzuhalten. Wählt der Quarterback die Passvariante, wirft er den Ball einem Wide Receiver zu. Dieser sprintet von der eigenen Angriffslinie an der gegnerischen vorbei und versucht den Pass zu fangen. Gelingt dies, versucht er so viele Yards wie möglich mit dem Ball zurückzulegen. Die Aufgabe der Defensive besteht bei diesem Spielzug entweder darin, den Pass abzufangen, oder aber den ballführenden Spieler zu Boden zu reißen.

Sollte es zu einem vierten "Down" kommen, hat die Mannschaft wiederum zwei Optionen. Mit einem "Punt" wird versucht, den Ball so weit wie möglich in die gegnerische Hälfte zu schießen, ähnlich wie beim Kickoff. Allerdings startet hier die gegnerische Offensive weiter hinten.
Oder aber es wird in Kauf genommen, dass der Ball zwar verloren gehen kann, bei einer gelungen Aktion aber ein neues "First Down" erzielt wird.
Ist die angreifende Mannschaft allerdings nahe der Endzone, wird meist versucht mittels eines "Field Goals" Punkte zu erzielen.

Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, ist die "Line of Scrimmage". Diese ist keine feste Linie auf dem Spielfeld, sondern eine gedachte, von welcher aus die Angriffe gestartet werden. Zur Veranschaulichung stehen meist Schilder an der entsprechenden Markierung, damit die Zuschauer sich diese Linie denken können. Steht der Quarterback vor dieser Linie, darf er nur noch einen Pass zur Seite oder nach hinten, nicht aber nach vorne werfen. Wird der Quarterback, oder ein anderer Spieler mit Ballbesitz, hinter dieser Linie getackelt, nennt man dies "Sack".

Sobald eine Mannschaft einen Punktgewinn erzielt, oder einen Ballverlust erlitten hat, wechselt das Angriffsrecht und die bisher verteidigende Mannschaft darf nun angreifen.

Kurze Zusammenfassung: Eine Mannschaft hat insgesamt vier Versuche, um 10 Yards zu überbrücken. Gelingt dies, bekommen sie erneut vier Versuche. So lange, bis sie einen Punkt erzielt oder den Ball verliert. Dabei muss die Defensive versuchen den Ball abzufangen oder den gegnerischen Spieler zu Boden zu reißen. Schafft es eine Mannschaft nach vier Versuchen nicht die 10 Yards zu überbrücken, hat die bisher verteidigende Mannschaft Angriffsrecht.

Die Strafen
Nicht immer geht alles den Regeln entsprechend zu. Die Strafen im Football werden nur in Ausnahmen mit Platzverweisen bestraft. Stattdessen wird die Strafe in Yards ausgesprochen. Bedeutet: Die Line of Scrimmage wird der Strafe entsprechend nach vorne oder hinten verschoben. Dabei kann nicht nur die verteidigende Mannschaft, sondern auch die angreifende Bestraft werden. Aus einem "1st & 10" können zum Beispiel auch ein "1st & 5" (Strafe für den Gegner) oder sogar ein "1st & 15" (eigene Strafe) werden. Sicherlich ungewöhnlich ist die Tatsache, dass eine Mannschaft eine Begünstigung ablehnen kann, wenn sie ohne ein besseres Ergebnis erzielen würde. Bei einer Strafe wird immer das aktuelle Down gespielt.

Für folgende Vergehen gibt es folgende Strafen:
  • False Start (5 Yards): Ein Offensivspieler bewegt sich vor dem Snap (Ballabgabe vom Center an den Quarterback) zu früh.
  • Offside (5 Yards): Ein Defensivspieler bewegt sich vor dem Snap zu früh.
  • Holding (10 Yards): Ein Spieler wird unberechtigt festgehalten.
  • Face mask (15/5 Yards): Beabsichtigtes (15 Yards) oder unbeabsichtigtes (5 Yards) Greifen in das Helmgitter des Gegners.
  • Pass interference (10 Yards): Stoßen oder Behinderung eines Spielers, der den Ball fangen möchte.
  • Personal foul (15 Yards): Ein Spieler greift einen gegnerischen Spieler an, obwohl der Spielzug schon ab- oder unterbrochen wurde.
  • Unsportsmanlike conduct (15 Yards): Unsportliches Verhalten auf dem Platz, wie Schiedsrichterbeleidigung, Spucken, Pöbeln, etc.
  • Clipping (15 Yards): Blocken eines nichtballtragenden Spielers hinter dessen Rücken und unterhalb der Gürtellinie.
  • Delay of Game (5 Yards): Spielverzögerung, wenn die Offensive ihren Angriff nicht innerhalb einer bestimmten Zeit beginnt.
  • Intentional Grounding (10 Yards): Ein Spieler wirft einen Ball absichtlich weg, um keinen Sack oder Raumverlust zu bekommen.
  • Roughing the Kicker (15 Yards): Ein Spieler wird nach dem Punt attackiert.
  • Roughing the Passer (15 Yards): Tackling gegen den Quarterback nach Wurf des Balls.
  • Ejection: Ein Spieler wird für ein besonders hartes Vergehen des Feldes verwiesen und für mindestens ein Spiel gesperrt.

Die Spieler und ihre Positionen
Wie im Artikel schon geschrieben, gibt es mehrere Positionen, die besetzt werden müssen. Sowohl in der Offense-Line, als auch in der Defense-Line.

Offense-Line

  • Quarterback (QB): Der wohl wichtigster Spieler auf dem Platz. Der Quarterback ist der Spielmacher. Er sagt die Spielzüge an, wirft oder übergibt den Ball an einen Mitspieler. In einigen Fällen versucht der QB sogar selbst einen Raumgewinn oder gar einen Touchdown zu erzielen.
  • Fullback (RB = Running Back): Der Fullback wird meist bei kurzen Passspielen als Ballträger eingesetzt. Er hat eine kräftige Statur und kann sich damit auch gegen Gegner durchsetzen.
  • Halfback (RB): Der zweite Typ des Running Back ist der Halfback. Diese Spieler sind meist schneller und agiler, als die Fullbacks. Er muss sowohl gut fangen, als auch schnell laufen können. Die beiden RB-Typen können aber ebenso als Schutzspieler für den QB eingesetzt werden, wenn dieser noch im Ballbesitz ist.
  • Wide Receiver (WR): Im Gegensatz zum Fullback, werden die WR für weite Würfe eingesetzt. Sobald der Snap erfolgt ist, laufen sie gemäß dem Spielzug ihre Route und versuchen den vom QB geworfene Ball zu fangen und gegebenenfalls damit Yards gut zu machen. Sie dürfen von den gegnerischen Verteidigern erst gestört werden, wenn sie dabei sind den Ball zu empfangen. Ansonsten erfolgt eine Strafe.
  • Tight End (TE): Dem TE kommen meist zwei Aufgaben zu. Zum Einen steht er neben den Tackles und Guards (siehe unten) und kann, je nach Spielzug, helfen, dem QB den Weg frei zu blocken. Er kann aber auch wie ein Receiver agieren und eine entsprechende Route rennen, um einen möglichen Pass zu fangen und Yards gut zu machen.
  • Center (C): Der C steht, wie der Name schon sagt, zentral und gibt dem QB durch die eigenen Beine den Ball, was man "Snap" nennt.
  • Guards/Tackles (OL): Sie bilden mit dem QB das Herzstück der Offense-Line. Diese Spieler sind meist die schwersten und kräftigsten. Zum Einen versuchen sie den QB damit zu schützen. Zum anderen können sie auch Löcher in die gegnerische Verteidigung brechen, damit ein eigener Spieler diesen freien Raum zum Raumgewinn nutzen kann.
Der Aufbau einer Offense-Line
Defense-Line
  • Linebacker (LB): Die LB unterstützen die Defensive bei Tackles. Weiterhin sind sie dafür zuständig, Passempfänger, die hinter der Defense-Line stehen, beim Fangen zu hindern.
  • Cornerbacks (CB): Die CB decken die WR bei weiten Pässen, dürfen diese allerdings erst angreifen, wenn sie den Ball berührt haben. Ansonsten droht eine Strafe.
  • Strong Safety (S): Dieser Spieler ist für den TE zuständig, sollte dieser den Ball bekommen. Er blockt ihn und hindert ihn somit am Raumgewinn. Weiterhin stoppt er Laufspielzüge, die über seine Seite kommen.
  • Free Safety (S): Der letzt Mann in der Linie. Wenn alle Stricke reißen, muss er einspringen und den ballführenden Gegner zu Boden reißen und am Raumgewinn hintern.
Der Aufbau einer Defense-Line





Bildquelle:
wikipedia.de
wired.com

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