Dienstag, 24. September 2013

Schmetterlingsfliegen im Spätsommer

Nein, das wird kein biologischer Beitrag auf dieser Seite. Denn die Damen des Deutschen Volleyball Bundes werden ebenfalls liebevoll "Schmetterlinge" genannt. Eben jene Mannschaft trat vom 6. bis zum 14. September zur Europameisterschaft in Deutschland und der Schweiz an. Auch wenn das Turnier schon ein wenig zurückreicht, lohnt es sich auf Grund einer starken Leistung der deutschen Mannschaft einen Rückblick auf das Turnier zu werfen.


Zunächst eine kurze Regelkunde:
Gespielt wird "Best of Five", was drei Gewinnsätze bedeutet. Eine Mannschaft gewinnt einen Satz, wenn sie mindestens 25 Punkte und zwei Punkte Vorsprung erzielt hat. Im fünften Satz reicht das Erreichen von 15 Punkten und zwei Punkten Vorsprung zum Satz- und damit auch Matchgewinn.
Siegt eine Mannschaft mit 3:0 oder 3:1, so bekommt sie 3 Punkte; bei einem 3:2 Sieg 2 Punkte. Die sieglose Mannschaft erhält für eine 0:3 oder 1:3 Niederlage keinen Punkt; für eine 2:3 Niederlage einen. Ein Unentschieden ist nicht möglich.
Gespielt wurde in 4x4 Gruppen. Die vier Gruppenersten waren für das Viertelfinale gesetzt. Die vier Zweit- und Drittplatzierten spielten in einer Playoff-Runde die restlichen vier Teilnehmer für das Viertelfinale aus.


Die Favoriten
Titelverteidiger war Serbien, die auf Rang 7 in der Weltrangliste platziert waren. Darüber hinaus finden sich mit Italien (4), Russland (6) und Deutschland (9) drei weitere Teilnehmer unter den Top10 der Welt.


Der Turnierverlauf
Vorrunde: 6. September, Deutschland - Spanien 3:0
Ungefährdet startete die deutsche Mannschaft in das Turnier und ließen den Spanierinnen kaum eine Chance. Zwar konnten diese im ersten Satz bis zu 11:6 an das deutsche Team herankommen, doch am Ende hieß es 25:15. Auch die beiden anderen Sätze zeugten von einer deutschen Dominanz: 25:15, wie in Satz 1, und 25:17 machten deutlich, wer Herr, beziehungsweise Frau, im Hause war. Hinzu kommen 8:2 Asse für die Deutschen. Ein perfekter Start ins Turnier, bei dem Margareta Kozuch mit 20 Punkten die meisten erzielte.


Vorrunde: 7. September, Deutschland - Niederlande 3:2
Weniger eindeutig war dann das Spiel gegen die Niederlande, bei dem das deutsche Team seine Moral beweisen konnte. In einem spannenden Spiel gelang es den deutschen Schmetterlingen allerdings nur sehr schwer in die Sätze zu finden (1:6, 0:3, 1:5). Trotzdem kämpfte sich die deutsche Mannschaft eindrucksvoll zurück. Am Ende half nicht nur die gute Technik, sondern auch Souveränität im Aufschlag- und Abnahmebereich zum Sieg. Erwähnenswert ist darüber hinaus noch die Leistung von Denise Hanke, die gleich drei Asse in Folge schlug und damit großen Anteil an diesem Sieg hatte, da ein 11:9 Vorsprung der Niederländer in eine 11:12 Führung umgemünzt werden konnte. Mit diesem Sieg hat Deutschland zudem Rang 2 in der Gruppe sicher.


Vorrunde: 8. September, Türkei - Deutschland 0:3
Den Gruppensieg machten die Mädels schließlich im letzten Gruppenspiel in einem 3:0 Sieg über die Türkei klar. Zwar gingen die Sätze, im Gegensatz zum ersten Gruppenspiel gegen Spanien, knapper aus (25-19, 25-23, 27-25). Doch danach hat am Ende niemand mehr gefragt. Das türkische Team hatte zwar die besseren Einzelspieler; die deutsche Mannschaft konnte dies aber durch eine starke Teamleistung wettmachen. Nicht zuletzt waren die riskanten, aber erfolgreichen Aufschläge der Schlüssel zum Sieg. Spannung kam schließlich im zweiten Satz auf, als das Spiel bei einer deutschen 8:5 Führung zu kippen begann und der Gegner mit 16:10 die Führung holte. Doch die DVV-Mädels ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und kämpften sich zurück. Ähnlich spannend ging es auch im dritten Satz zu, der fast eine Kopie des zweiten war. Am Ende wurde aber der Kampfgeist belohnt und das deutsche Team zog ungeschlagen als Gruppenerster ins Viertelfinale ein.


Viertelfinale: 11. September, Deutschland - Kroatien 3:0
Schon vor dem Spiel war die Anspannung bei beiden Mannschaften zu spüren: Entweder Halbfinale oder Abreise. So lauteten die beiden Alternativen. Wie in den Spielen zuvor, sollte die deutsche Mannschaft auch hier wieder (ungewollt) für Spannung sorgen. So konnten dich die DVV-Damen im ersten Satz mit 17:12 deutlich absetzen. Doch wieder kippte das Spiel, sodass die Kroaten mit 20:22 in Führung gingen. Wieder setzte das Team seinen Kampfgeist ein und konnte schließlich den ersten Satz knapp mit 25:23 gewinnen. Gleiches war auch im zweiten Satz erkennbar. Bei einer deutschen 24:18 Führung wollte der letzte Punkt einfach nicht gelingen. Die Kroaten kamen bis auf einen Zähler heran, ehe Kapitänin Kozuch schließlich doch noch den entscheidenden Punkt setzen konnte. Im dritte Satz gingen die Kroaten früh mit 13:15 in Führung. Doch dann gelang es der deutschen Mannschaft, sieben Punkte in Folge zu setzen. Von diesem Rückstand konnte sich das kroatische Team nicht mehr erholen. Am Ende stand es nicht nur 25:18. Sondern auch zahlreiche Jubelgesänge ("Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin") verwandelten die Gerry-Weber-Arena in ein Tollhaus. Erneut war das tolle Aufschlagspiel der deutschen Mannschaft ausschlaggebend.


Halbfinale: 13. September, Deutschland - Belgien 3:2
Kein Krimiautor hätte ein besseres Drehbuch für das Halbfinale schreiben können. Die deutsche Mannschaft begann zunächst nervös. Ebenso hatten die Belgierinnen einen starken Block, wodurch sie mit 4:1 in Führung gehen konnten. Diese Führung gaben sie auch nicht ab und holten sich schließlich den ersten Satz mit 18:25.
Im zweiten Satz war die deutsche Nervosität schließlich ad acta gelegt und man erarbeitete sich einen 16:12 und schließlich einen 19:15 Vorsprung. Doch dann machte das belgische Team 8 Punkte in Serie. Die deutsche Annahme begann zu wackeln und Belgien holte sich auch den zweiten Satz mit 25:20.
Im dritten Satz musste nun ein Wunder her. Belgien reichte ein Sieg um ins Finale einziehen zu können. Deutschland ging zunächst mit 10:7 in Führung, doch Belgien riss diese Führung schnell mit 12:13 an sich. Erst durch die Einwechslung von Saskia Hippe wechselte die Führung erneut (19:18). Diese Führung blieb im dritten Satz auch in deutscher Hand (25:21).
Belgien zeigte sich aber im vierten Satz wenig geschockt und zog schnell mit 5:10 in Führung. Mit druckvollen Aufschlägen und einer geordneten Blockabwehr kämpften sich die DVV-Damen zurück. Ein Ass und ein Fehler auf Seiten der Belgier führten zu einer 19:18 Führung. Auch diese Führung konnte die deutsche Mannschaft verwalten und holte sich den vierten Satz mit 25:21 Punkten und erzwang somit einen entscheidenden fünften Satz.
Dieser begann mit 4:4 recht ausgeglichen. Die Führung wechselte schnell. Eine deutsche 7:6 Führung verwandelten die Belgier in einen 7:8 Vorsprung, auch Dank eines starken Blocks. Der Konter des deutschen Teams kam schnell und so stand es 13:9. Zwar ging der erste Matchball noch daneben; doch der zweite von Heike Beier geschlagene fand sein Ziel und brachte das deutsche Team nach einem Krimi ins Finale.


Finale: 14. September, Deutschland - Russland 1:3
Im Finale ging es schließlich gegen Weltmeister Russland. Beide Mannschaften waren im bisherigen Turnierverlauf ungeschlagen geblieben.
Die deutsche Mannschaft wollte erneut mit druckvollen Aufschlägen Punkte sammeln, doch die Russen waren darauf vorbereitet und hatten einen starken Block, der schnell zu einer 4:0 Führung führte. Durch Fehler des russischen Teams konnten sich die DVV-Mädels aber zurückkämpfen und holten mit 13:12 auch die Führung. Doch erneut kam der russische Block zum Zug, sodass das Team die Führung zurückholte (14:15) und schließlich ausbaute (18:21). Durch ein Ass von Beier schaffte Deutschland noch den Ausgleich (22:22). Aber der Weltmeister war zu stark in diesem ersten Satz, der mit 23:25 nach Russland ging.
Dafür startete das deutsche Team stark in den zweiten Satz (7:3). Die Russen wirkten angeschlagen und ließen immer mehr Punkte zu (13:7). In Folge dessen konnten die deutschen Mädels ihre Führung auf 17:13 ausbauen, ehe erneut der starke russische Block zum Einsatz kam und den Weltmeister bis auf einen Punkt an die Deutschen heranbrachte. Es brauchte am Ende den dritten Satzball, um einen Satzausgleich herzustellen. Satzsieg für Deutschland mit 25:23.
Die Partie war nun endgültig auf Augenhöhe. Zwar waren die DVV-Mädels der russischen Mannschaft körperlich unterlegen. Sie machten dies aber mit Spielwitz und Technik wett und holten sich eine 9:7 Führung. Doch dann begann Schiedsrichterin Susana Rodriguez trotz Videobeweis gegen die deutsche Mannschaft zu entscheiden. Russland stellte den Ausgleich her (14:14). Das deutsche Team konnte indessen nicht weg ziehen, sodass es schließlich 20:20 und 22:22 stand. Russland hatte am Ende das Quäntchen Glück auf ihrer Seite und holten sich den dritten Satz mit 23:25.
Dass Deutschland einen starken Kampfgeist und eine gute Moral hatte, hatte sich im Turnierverlauf gezeigt. Diese war nun wieder gefragt, wollte man das Spiel noch drehen. Doch zwei Blockpunkte und ein Ass auf russischer Seite führten schnell zu einem 3:6 Rückstand. Russland konnte den Vorsprung gar ausbauen (7:12; 11:17). Beim Stande von 14:22 war klar, dass der Weltmeister auch verdient Europameister werden würde. So hieß es im vierten Satz 14:25 für Russland.


Fazit
Ich persönlich bin kein frenetischer Volleyball-Fan oder -Zuschauer. Doch die Leistung des deutschen Teams war wirklich toll. Mir hat es Spaß gemacht dieses Turnier zu verfolgen. Positiv daran ist auch die Ausstrahlung durch sport1, die jedes deutsche Spiel im Free-TV zeigten. Dadurch hatte jeder Fan oder Sportbegeisterte die Möglichkeit, sich dieses Turnier anzuschauen. Auch wenn es am Ende nicht ganz zu Gold gereicht hat, muss man ganz klar sagen, dass Deutschland nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen hat. Das Turnier war eine herausragende Werbung für diesen Sport. Angefangen bei den souveränen Spielen, bis hin zu den spannenden Spielen war wirklich etwas geboten. Vor allem die Tatsache, dass die DVV-Mädels stets wussten, wie sie sich zurück kämpfen konnten. Rückstände konnten gebogen werden und mehrmals erzwang das deutsche Team den entscheidenden fünften Satz, den sie mit absoluter Ruhe gewinnen konnten. Im Finale war Russland einfach zu stark. Da hätte zu viel passieren müssen, dass der Europameister aus Deutschland kommt. Doch dies macht am Ende auch nicht viel aus, da die Mädels gezeigt haben, dass Deutschland nicht nur eine Rolle im Volleyball spielt, sondern der Sport auch spannend und emotional sein kann. Es hat sich gezeigt, dass bei einem starken Spiel auch eine deutliche Führung egalisiert werden konnte. Ich hatte meinen Spaß bei diesem Turnier und hoffe, dass es in Deutschland mehr Möglichkeiten gibt, diesen Sport auch außerhalb von Turnieren verfolgen zu können.
Übrigens hat sich die deutsche Mannschaft mit diesem zweiten Rang für die WM 2014 und die EM 2015 qualifiziert. Spätestens da gibt es dann wieder die Möglichkeit, neue Zuschauer für diese Sportart zu begeistern. Und da das Team zum Teil sehr jung aufgestellt ist, stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
Am Ende dieser EM gab es zudem noch zwei individuelle Ehrungen für die deutschen Spielerinnen. Christiane Fürst wurde als beste Blockerin; Margareta Kozuch als beste Aufschlägerin geehrt.

Donnerstag, 19. September 2013

Lasst den Jungen doch spielen

Kevin Volland ist 21 Jahre alt und spielt im Diensten der TSG 1899 Hoffenheim Fußball. Seit 2012 schnürt er seine Fußballschuhe für die Kraichgauer. Zuvor spielte er in der Jugend und in der Profimannschaft von 1860 München. Richtig aufgeblüht ist Volland, als es bei der TSG nicht gut lief und man in der Saison 2012/2013 gegen den Abstieg spielte. Vor allem am Ende der Spielzeit hatte er doch maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt.
Wer solch ein Talent hat, bleibt natürlich auch beim DFB kein Unbekannter. Von der U17 bis zur U21 hat er in jeder Jugendnationalmannschaft gespielt. Aktuell ist er gar Kapitän der U21.
Dass die Leistung im Abstiegskampf keine Eintagsfliege bzw. keine Phase war, hat er auch in den wenigen Spielen in der neuen Saison gezeigt. Im ersten Spieltag vermasselte ihm eine Fehlentscheidung sein erstes Saisontor, was den Sieg für Hoffenheim bedeutet hätte. Auch beim Auftritt in Hamburg zeigte er wieder eine starke Leistung. Ebenso beim Auftritt gegen Gladbach, als er mit einem Tor maßgeblichen Erfolg am Sieg hatte. Interessant bei Volland ist seine Körperdynamik. Er selbst begann seine Sportlerkarriere als Eishockeyspieler und bringt demnach auch eine andere Veranlagung und ein anderes Körperspiel mit, als es ein Fußballer vielleicht tut. Härte, bei absoluter Fairness.
Doch diese Zeilen sollen nur als Einleitung zum eigentlichen Thema dienen. Denn wer solch eine Leistung bringt, wird auch automatisch mit der A-Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Schließlich muss Joachim Löw nächstes Jahr bei der WM in Brasilien die bestmögliche Mannschaft auf den Platz schicken. So fordern die Medien verstärkt eine Berufung Vollands.
Vielleicht sollte man aber bedenken, dass eben jener Volland mit 21 Jahren und zwei Spielzeiten in der höchsten deutschen Spielklasse nicht unbedingt die Erfahrung eines gestandenen Spielers mitbringt, wie zum Beispiel Mario Gomez oder Miroslav Klose, deren Position er spielt. Löw weiß (hoffentlich) schon, was er tut. Da müssen die Medien keine Spieler bewerben. Volland ist Kapitän der U21, er selbst will von der WM 2014 nichts wissen. Eine WM zu spielen ist sein Traum, ohne Frage. Doch er möchte sich in irgendwann erfüllen. Zunächst einmal gilt der Fokus der U21, bei der er nun als Kapitän Verantwortung übernehmen müsse. Warum müssen solche Spieler gleich A-Nationalmannschaft spielen? Reicht es nicht, wenn man sie, so lange wie möglich in einer U-Mannschaft spielen und sie dort Erfahrungen sammeln lässt? Nur weil er jetzt in ein paar Ligaspielen gute Leistung gebracht hat, macht ihn das nicht gleich zum Stammspieler der Nationalmannschaft. Ich persönlich bin kein Fan davon, dass die Nationalmannschaft einen Schnitt von 20,5 Jahren haben muss. Wenn man sich die Spanische Elf anschaut, wird man feststellen, dass der Stamm sogar aus Spielern Ü30 besteht. Die Jungen bekommen ihre Chance schon noch. Sicherlich kann man über eine Nominierung nachdenken, wenn Volland über die komplette Saison eine herausragende Leistung bringt. Dann kann man darüber nachdenken, ob man ihn nicht zu einem Freundschaftsspiel oder einem Lehrgang einlädt und schaut, wie das passt. Bei all den Gedanken an die Nationalmannschaft sollte man nicht außer Acht lassen, dass es auch um den Fußballer an sich geht und was für dessen Entwicklung am besten ist. Da muss ein Warten auf die A-Mannschaft nicht die schlechteste Wahl sein. Es gibt durchaus Beispiele von Spielern, bei denen der berühmte "Schritt zurück" am Ende zwei Schritte nach vorn gebracht hat. So Martin Harnik, der bei Werder Bremen in der Bundesliga keine Perspektive gesehen hat und dafür zu Fortuna Düsseldorf in die zweite Liga wechselte. Nach starken Leistungen wurde der VfB Stuttgart auf den Österreicher aufmerksam, der schließlich den Wechsel anstrebte und beim VfB zum Führungsspieler avancierte. Daher muss auch nicht unbedingt schlecht sein, wenn sich Volland vorerst auf die U21 konzentriert. Schließlich hat er dann die Gewissheit, dass die U21 sein aktuelles Projekt ist und er nicht zwischen dieser und der A-Mannschaft wechseln muss und nicht weiß, was Sache ist.
Es ist doch für einen Fußballer immer noch das schönste, wenn er das tun kann, was ihm Spaß macht: nämlich Fußball spielen. Da muss man ihn nicht unnötig mit irgendwelchen Forderungen unter Druck setzen. Heute ist es die Nationalmannschaft, morgen Bayern München. Auch wenn Volland sagt, dass er sich nicht unter Druck setzen lässt, wird er sich trotzdem seine Gedanken machen. Wenn dann zu viel auf ihn einprasselt, wird sich das wiederum negativ auf die Leistung auswirken. Und was wäre wenig förderlich. Daher sollte sich Volland erstmal auf die U21 und die Saison bei Hoffenheim konzentrieren. Was danach kommt, wissen eh die Medien wieder besser.

Donnerstag, 12. September 2013

Der zweite Abschied vom Leistungssport

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Man selbst ist 21 Jahre alt und ein relativ guter Fußballer. Immerhin so gut, dass Fortuna Köln (damals noch Drittligist) auf einen aufmerksam wird und einen Vertrag anbietet, den man natürlich gerne unterschreibt. Schließlich wäre der Schritt in die zweite oder gar erste Fußbal-bundesliga nicht mehr weit gewesen. Doch vier Tage nach dem absolvierten Probetraining geschieht das Unfassbare. Bei einem normalen Ligaspiel kommt es zum Zusammenstoß mit dem Torwart. Die Folge: Eine schwere Knieverletzung und das Erleiden des Kompartmentsyndroms. Durch eine Reihe von Behandlungsfehlern musste schließlich eine Woche später das linke Bein oberhalb des Knies amputiert werden. Vermutlich für jeden ein kleiner Schock. Doch dieser Ex-Fußballer sollte noch ganz groß auf der Weltbühne des Sports auftreten. Erfolgreicher, wie er hätte als Fußballer vermutlich nie sein können. Sein Name: Wojtek Czyz.

Er suchte sich einen anderen Sport und fand mit der Leichtathletik sein Feld. Bereits zehn Monate nach seinem Unfall wurde er im Jahr 2002 deutscher Meister in den 100m, sowie im Weitsprung und verbesserte auf Anhieb die deutschen Rekorde. Sein internationaler Durchbruch folgte dann bei den Paralympischen Sommerspielen von 2004 in Athen. Er selbst sagt immer, er sie als "Niemand", also als ein Unbekannter angereist. Aber er verließ die Spieler als "Jemand". Nämlich jemand, der in den 100m, 200m und dem Weitsprung Gold gewinnen konnte: Ein Hattrick beim ersten Auftritt. Was folgt ist eine Karriere mit zahlreichen Titeln und Bestleistungen. Bei allen internationalen Wettkämpfen konnte er Medaillen holen. Drei Mal Gold bei Europameisterschaften, drei Mal Gold und einmal Silber bei Weltmeisterschaften, sieben Mal Gold bei den IWAS World Games.
Auch bei den Paralympischen Spielen machte er immer auf sich aufmerksam. Nachdem die Vorbereitung zu den Spielen von 2008 in Peking nicht optimal lief und er sich einen Ermüdungsbruch zuzog, konnte er nur am Weitsprung teilnehmen. Am Ende gab es die vierte Goldmedaille samt neuem Weltrekord im Weitsprung.
Seine dritten und letzten Spiele hatte er letzten Sommer in London, bei denen er zum ersten Mal auch in der 4x100m Staffel antreten wollte. Im Weitsprung musste er sich nur seinem Landsmann Markus Rehm geschlagen geben und holte Silber. Weniger erfolgreich lief es bei den 200m, bei denen er nur fünfter wurde. Es war der erste Paralympische Wettkampf für Czyz ohne Medaille. Diese folgten dann mit Bronze und Saisonbestleistung bei den 100m, sowie der Bronzemedaille mit der 4x100m Staffel. Er ist damit einer der erfolgreichsten deutschen Teilnehmern bei den Paralympischen Spielen überhaupt.
Czyz hielt zudem mit 25,75s über die 200m und mit 6,72m im Weitsprung zwei Weltrekorde. Für seine Leistungen wurde er 2004 mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt.
Gleichzeitig setzt sich der Wahl-Kaiserslauterer für seine Kollegen ein, dass sie an Wettkämpfen für nicht-behinderte Sportler teilnehmen dürfen, wie es Oscar Pistorius schon geschafft hat. Markus Brehm hat im Weitsprung immerhin bei der WM eine 7,95m geschafft. Damit hätte er die Norm für die Qualifikationsnorm für die deutschen Meisterschaften geschafft, dort wäre er rechnischer dritter geworden - bei den nicht-behinderten wohlgemerkt.
Zur Ruhe setzen will sich Czyz aber noch nicht. Mit seinem Projekt "sailing4handicaps" will er mit einem Katamaran auf Weltreise gehen, um Menschen in ärmeren Ländern mit ausgedienten Prothesen zu versorgen. Spätestens 2015 will er in See stechen.
Am 30. August hat er bei der Flugnacht in Eisenberg nahe Kaiserslautern seine erfolgreiche Karriere beendet - nach 12 Jahren Leistungssport.

Mittwoch, 11. September 2013

Der Iceman ist zurück in Maranello

Vielen war es schon vorher klar. Nachdem Daniel Ricciardo den Sitz neben Sebastian Vettel im RedBull für 2014 bekommen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis Kimi Räikkönen bei der Scuderia Ferrari unterschreibt - mal wieder.
Die Gründe hierfür sind eindeutig. Lotus musste sich in den letzten Jahren ziemlich übernehmen, um Räikkönen ein konkurrenzfähiges Auto bieten zu können. 100 Mio $ Schulden soll das Team in den letzten beiden Jahren gemacht haben. Zudem stehen noch zahlreiche Prämienzahlungen an Räikkönen aus. Niemand hätte wohl im Team damit gerechnet, dass der Finne gleich in seiner ersten Saison Dritter in der Fahrerwertung wird. Clever wie Räikkönen ist, ließ er sich eine Punktprämie in den Vertrag schreiben. Angesichts von 207 Punkten in der Comeback-Saison keine schlechte Entscheidung. Doch oftmals fehlte es einfach für den Wurf ganz nach vorne. Zwar konnte der Finne bisher zwei Siege feiern; auf zwei Saisons verteilt aber zu wenig, um ernsthaft Konkurrenz für Sebastian Vettel und RedBull zu sein. Wenngleich er es schaffte, saisonübergreifend in 27 Rennen in Folge in die Punkte zu fahren, was damit ein neuer Formel 1-Rekord bedeutet. Räikkönen möchte nochmals Weltmeister werden. Mit Lotus hätte er es vermutlich nicht geschafft. Bisher stehen neben den zwei Siegen weitere 12 Podestplätze auf der Haben-Seite; Vettel hat in gleicher Zeit zwar nur 8 Podestplätze geschafft (Alonso: 12), doch konnte Vettel auch elf Mal gewinnen (Alonso: 5). Zu wenig im direkten Vergleich.
Von daher war es der logische Schritt, dass Räikkönen das Team wechselt. Trotzdem sollte die Leistung von Lotus nicht missachtet werden. Es hätte wohl niemand gedacht, dass sie Räikkönen solch ein Auto bauen können, in dem sogar ein Sieg möglich war.
Doch Räikkönen wird etwas Entscheidendes mit zu Ferrari nehmen, nämlich Motivation. Genau gleiches hat auch Lotus immer wieder angestachelt ein gutes Auto zu bauen - allerdings im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten. Bei Ferrari wird das anders sein. Ferrari hat neben RedBull das höchste Budget in der Formel 1. Allerdings hat es Alonso nie verstanden das Team für sich zu gewinnen und zu motivieren. Lief das Auto nicht, hat er immer wieder kritisiert, zum Teil sogar die Konkurrenz gelobt. Eine Geste, die in Maranello auf viel Gegenwind traf. Luca di Montezemolo, seines Zeichens Präsident von Ferrari, soll Alonso in der Sommerpause zu sich zitiert haben, um mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Nur wenn Alonso Erfolg hat, hat auch das Team Lust etwas zu machen. So wird es bei Räikkönen nicht ablaufen. Er ist ein Tüftler, der Ferrari stärker machen wird, als in diesem Jahr.
Die Frage wird nur sein: Geht die Kombination mit Alonso gut? Zwei Alphatiere und keine Nummer 2 hat bisher wenig gut gefruchtet. Man erinnere sich an die Duelle Prost gegen Senna. Dass es gut gehen kann, zeigen Lewis Hamilton und Nico Rosberg aktuell bei Mercedes. Doch mit Alonso ist das so eine Sache. Nachdem er in der Saison 2007 für McLaren Mercedes an den Start ging und diese mit Lewis Hamilton einen nicht nur talentierten, sondern auch schnellen Fahrer verpflichtet hatten, stieß das Alonso sauer auf. Legendär schon fast das Ausbremsmanöver in der Boxengasse gegen den eigenen Teamkollege. Bereits nach einer Saison hat er die Koffer gepackt und ging zurück zu Renault. Diese heißen jetzt Lotus GP. Alonso genießt bei Ferrari keinen hohen Stellenwert mehr. Er hätte den nächsten Fahrertitel nach Räikkönen 2007 holen sollen. Lediglich zwei Vize-Weltmeistertitel 2010 und 2012 stehen zu Buche. Und Räikkönen ist kein Fahrer, der für Alonso bremsen wird, bei allem Respekt auf der Rennstrecke. Ebenso hat Lotus-Teamchef Eric Boullier bereits Bereitschaft für Gespräche mit Alonso signalisiert, sofern dieser Wechselabsichten hegt.
Ich persönlich halte es für nicht ausgeschlossen, dass Alonso 2015 nicht mehr Ferrari fährt, sondern das Team wechselt. Er wird sich die Saison 2014 anschauen; er wird sich Räikkönen anschauen. Wenn es ihm aber nicht mehr passt, wird er, wie nach 2007, wieder die Koffer packen und gehen. Wie gesagt: Lotus wäre bereits. Ein Vorteil für das Team wäre Alonso auf jeden Fall, wird dieser doch von der Santander-Bank finanziell ordentlich unterstützt. Eine Finanzspritze, die Lotus gut vertragen könnte. Und Ferrari könnte einen jüngeren Fahrer verpflichten, der zur Nummer 1 nach Räikkönen aufgebaut wird, wie zum Beispiel Nico Hülkenberg. Der deutsche hat nicht nur mit seinem Rennen beim Großen Preis von Italien in Monza seine Leistung unter Beweis gestellt, sondern soll sogar als möglicher Massa-Ersatz im Auge der Scuderia gewesen sein. Vielleicht gibt es ja bald den nächsten Deutschen in Maranello.

Dienstag, 3. September 2013

Und plötzlich ändert sich dein Leben

Ein Alter, drei Personen, zwei unterschiedliche Wege.

Magdalena Neuner galt als eines der größten deutschen Biathlon-Talenten überhaupt. Sie hat in ihrer Karriere alles mehrfach gewinnen können. Für viele kam ihr Abschied vom Leistungssport überraschend. Denn er geschah mit gerade einmal 25 Jahren. Trotzdem hatte sie ihn freiwillig verkündet.

Anders war es bei Oscar Carlen der Fall. Der Schwede, mittlerweile auch 25 Jahre alt, hatte keine andere Wahl, als seinen Rücktritt vom Leistungssport bekannt zu geben. Zu viele Verletzungen machten ein Fortführen der Karriere unmöglich.
Dabei galt Carlen als eines der größten Talente im rechten Rückraum. Stefan Kretschmar bezeichnete ihn gar als größtes Talent der letzten vier, fünf Jahren. Seinen Durchbruch hatte er im Jahr 2006/2007, als er, beim Ystads IF HF spielend, in 25 Ligaspielen 137 Tore warf. Bereits ein Jahr später war er mit 208 Toren Torschützenkönig der ersten schwedischen Liga. Der Wechsel in eine stärkere Liga war der logische Schritt. Und so verstärkte er ab der Saison 2008/2009 die SG Flensburg-Handewitt in der deutschen Bundesliga. In drei Spielzeiten konnte er in 120 Spielen 525 Tore werfen. Den Bemühungen des HSV Handball erlag er schließlich im Jahr 2011, als er den Verein wechselte. Doch in gleichem Jahr begann auch die sportliche Leidensgeschichte des Oscar Carlen. Im Februar 2011 erlitt er einen Kreuzband- und einen Meniskusriss, was gleichzeitig das Saisonende bedeutete. Trotzdem folgte der Wechsel nach Hamburg. Dort sollte er sich aber auch nicht erholen. Ende September riss während eines Aufbautrainings erneut sein Kreuzband. So konnte er am Ende kein Spiel für den HSV machen. Nach 2 Jahren Verletzungspause gab er im September 2013 sein Karriereende bekannt - mit gerade einmal 25 Jahren. Er muss sich nun eine Alternative suchen, wie es für ihn weiter gehen wird. Der Trainerschein kommt erst einmal nicht in Frage. Er wolle zuerst Abstand zum Sport bekommen. Vielleicht später mal. Vorerst will er studieren. So schnell kann eine hoffnungsvolle Karriere beendet sein.
Egal, ob man Handballfan ist oder nicht. Egal, ob man einen anderen Lieblingsverein in der HBL hat. Dieses Schicksal ist nicht ohne. 

Doch es hat mich an einen ähnlichen Moment erinnert. Es war nämlich das gleiche Alter, nur eine andere Sportart, nämlich Fußball. Die Rede ist von Rubén de la Red. Er galt als spanisches Talent. Mit 14 wechselte er in die Jugendabteilung von Real Madrid, wurde schließlich in der zweiten Mannschaft Stammspieler und wichtige Säule des Teams. Ebenso wurde er sporadisch in der ersten Mannschaft eingesetzt. Auf Grund weniger Spielpraxis wurde er 2007 an den FC Getafe ausgeliehen, wo er zum Stammspieler wurde. Da er dadurch auch für Real wieder interessant geworden ist, entschloss man sich, den damals 23 Jährigen wieder zurück zu holen. So trug er ab 2008 wieder das Trikot der Königlichen, nachdem er zuvor mit Spanien Europameister wurde.
Doch die Saison 2008/2009 sollte verhängnisvoll werden. Bei einem Pokalspiel in eben jener Saison brach er bewusstlos zusammen. Da die Ärzte keinen Grund fanden, entzog Madrid ihm die Spielerlaubnis. So fand er sich auch 2009/2010 nicht im Kader vor, da ihm die Ärzte vom Leistungssport abrieten. Trotzdem wollte sich Madrid für den jungen Spieler einsetzen und Wege für seine Zukunft finden. Obwohl er sich zur Saison 2010/2011 überraschend zurück meldete, musste er dann doch im gleichen Jahr seine Karriere beenden. Ebenfalls mit 25 Jahren. Am Ende stellte sich heraus, dass er Herzprobleme hatte, die ihm ein Fortsetzen seiner Karriere unmöglich machten. Im Sommer 2011 wurde er schließlich von Real als Jugendtrainer verpflichtet, was er auch bis heute tut.

Es ist und bleibt einfach schrecklich, wenn ein solch junger Sportler plötzlich nicht mehr das machen kann, wohin er sein halbes Leben hingearbeitet hatte. Plötzlich streikt der Körper so weit, dass du nicht mehr weiter machen kannst. Trotzdem finde ich es eine beispiellose Haltung, dass sich Vereine weiterhin um diese Spieler kümmern, damit sie auch Wege für eine andere Zukunft finden können. Rücktritte mit 25 Jahren sind durchaus legitim - Magdalena Neuner hat es vorgemacht. Wenn sie allerdings auf nicht freiwilliger Basis bestehen, bleibt es ein Schock. Ich persönlich hoffe, dass Oscar Carlen, wie Ruben de la Red, einen Weg findet, der für ihn der beste ist.

Medaillenflut 2013 - Teil 3

Auch auf den deutsche Ruderverband war bei der Weltmeisterschaft in Changju (Südkorea) wieder einmal Verlass. Zwar verlor das Schlachtschiff des deutschen Teams, der Achter, zum ersten Mal seit dem Finale der Olympischen Spiele 2008 und zum ersten Mal bei einer WM seit 2007 und musste sich mit Rang 2 zufrieden geben. Dafür bescherten aber der Doppelvierer der Frauen um Annekatrin Thiele, Carina Baer, Julia Richter und Britta Oppel dem deutschen Verband einen Weltmeistertitel. Hinzu kommen 5 Mal Silber, sowie mit Marcel Hacker und dem leichten Doppelzweier der Frauen zwei Mal Bronze.
Damit verbessert sich der Deutsche Ruderverband im Gegensatz zur Weltmeisterschaft 2012 deutlich. Damals konnte lediglich der Achter mit dem Weltmeistertitel eine Medaille holen. Da war die Ausbeute in diesem Jahr schon wesentlich erfolgreicher. Im Vergleich zu Olympia 2012 gab es zwar eine Goldmedaille weniger. Dafür gab es im letzten Jahr auch nur eine Silbermedaille und keine aus Bronze. Somit blieb die Flotte des DRV mit fünf Medaillen in den 14 olympischen Klassen im Soll. Am Ende bedeutete dies Rang 8 im Medaillenspiegel.

Medaillenflut 2013 - Teil 2

Nachdem es im ersten Teil um die Weltmeisterschaft im Judo ging, möchte ich mich in diesem zweiten Artikel der Weltmeisterschaft im Kanu widmen, die 2013 in Duisburg stattfand. Und erneut konnte der Deutsche Kanu Verband starke Leistungen zeigen. Am Ende war es Platz 1 im Medaillenspiegel, wie schon bei den Olympischen Spielen 2012 und 2008, bei der Heimweltmeistschaft mit 8x Gold, 6x Silber und 2x Bronze.

Bereits am ersten Finaltag holten die deutschen Paddler fünf Titel, darunter drei in den Olympischen Disziplinen. In den Olympischen Disziplinen holten Max Hoff im Einerkajak über 1000 m in 3:44.210 vor dem australischen Kanute Ken Wallace und dem Ungar Bence Dombvári. Ebenso konnten Max Rendschmidt und Marcus Gross im Zweierkajak über 1000m, sowie Franziska Weber und Tina Dietze im Zweierkajak über 500m Gold gewinnen. Dazu gesellen sich mit Sebastian Bendel über 5000m im Einercanadier, sowie der Vierercanadier um Kurt Kuschela/Erik Leue/Erik Rebstock/Peter Kretschmer.
Des Weiteren konnten Verena Hantl (Einerkajak 1000m), Sebastian Bendel (Einercanadier 1000m), Katrin Wagner-Augustin (Einerkajak 500m), sowie Carolin Leonhardt/Conny Wassmuth im Zweierkajak Silber gewinnen. Allein schon der erste Finaltag zeigte, wie stark das deutsche Team war.

Auch am zweiten Finaltag ebbte der Medaillenregen nicht ab. Mit Robert Nuck/Stefan Holtz (Zweiercanadier 200m), Franziska Weber und Tina Dietze (Zweierkajak 200m) und Tim Liebscher (Einerkajak 500m) kamen gleich drei weitere Titel hinzu. Den erfolgreichen Tag komplettierten Franziska Weber/Tina Dietze/Katrin Wagner Augustin/Verena Hantl (Viererkajak 500m) und Robert Nuck/Stefan Holtz/Stefan Kiraj/Sebastian Bendel (Einercanadier-Staffel je 200m) mit Silber. Des Weiteren holten mit Ronald Rauhe/Jonas Ems (Zweierkajak 200m) und mit Erik Leue (Einercanadier 500m) zwei weitere Boote eine Bronzemedaille.
Pech hatten hingegen Max Rendschmidt/Marcus Gross im Zweierkajak über 500m, die nur 0,014 Sekunden zu Bronze gebraucht hätten. Ein Wimpernschlag über solch eine Distanz. Ebenso Pech hatte das Duo Robert Nuck/Stefan Holtz im Zweiercanadier über 500m, die mit 0,032 Sekunden Rückstand ebenfalls einen unglücklichen vierten Rang belegten.

Trotzdem war die Zufriedenheit im deutschen Team bemerkbar, konnte man doch die hervorragenden Ergebnisse von den letzten Olympischen Spiele nicht nur halten, sondern sogar verbessern. Auch diese Sportart findet in Fußballdeutschland nur bei Olympischen Spielen Beachtung. Und das, obwohl wir neben Ungarn zur absoluten Weltspitze in diesem Sport gehören. Seit Jahrzehnten gehört Deutschland zu den besten der Welt. Dies hat sich bei der Weltmeisterschaft in Duisburg mal wieder bestätigt.

Am Ende stand verdient der erste Platz im Medaillenspiegel.

Medaillenflut 2013, Teil 1

Nachdem Deutschland bei der diesjährigen Hockey Europameisterschaft so erfolgreich abgeschnitten hat, gingen am vergangen Wochenende gleich drei weitere Weltmeisterschaften zu Ende, in denen sich Deutschland sehr beachtlich geschlagen hat. Die Rede ist von der Judo WM in Brasilien, der Kanu WM in Deutschland und der Ruder WM in Südkorea. Diese drei Wettbewerbe möchte ich in einer dreiteiligen Serie näher anschauen. Beginnen möchte ich dabei mit der Judo WM.

7 Tage lang kämpften Judokas aus allen Nationen um die begehrten Edelmetalle. Auch die deutschen Athleten konnten einige Erfolge erzielen. Am Ende waren es eine Silbermedaille und gleich fünf Mal Bronze. Damit waren es gleich zwei Medaillen mehr, als noch im letzten Jahr bei den Olympischen Spiele und gleich vier Medaillen mehr, als noch bei der Weltmeisterschaft 2011 in Paris. Sicherlich ist Deutschland keine Judo-Nation, wie es vielleicht Japan oder Frankreich sind. Trotzdem zeigen diese Leistungen, dass Judo in Deutschland kein Niemandsland ist.

Bestes Ergebnis bei dieser Weltmeisterschaft holte Laura Vargas-Koch in der Klasse bis 70 Kilo. Sie musste sich lediglich im Finale der Kolumbianerin Yuri Alvear. Die 23jährige konnte damit ihre erste Medaille bei einer Weltmeisterschaft gewinnen, nachdem sie bei der EM 2013 Bronze gewann.

Ebenfalls erfolgreich bei den Damen waren in der Klasse bis 52 Kilo Mareen Kräh, sowie in der Klasse bis 57 Kilo Miryam Roper, die beide jeweils mit Bronze das Turnier beendeten. Während Kräh nach Bronze mit der Mannschaft 2011 ihre zweite Medaille bei einer Weltmeisterschaft gewinnen konnte, war es für Roper nach Bronze 2008 und Silber 2010 (beide jeweils im Team) die erste Einzelmedaille, die dritte WM-Medaille insgesamt.

Bei den Männern war der Fokus ganz klar auf die bekanntesten Gesichtern des Judo-Sports gelegt: Dimitri Peters und Andreas Tölzer. Peters zeigte bereits im letzten Jahr mit Bronze im Olympischen Judoturnier, dass er zu den Topathleten in der Klasse bis 100 Kilo gehört. Noch erfolgreicher ist dagegen Tölzer. Nach Silber 2010 und 2011 in der Gewichtsklasse über 100 Kilo und Bronze letztes Jahr bei den Olympischen Spielen, holte er erneut eine Medaille bei seinem letzten Turnier. Am Ende steht eine Einzelmedaille in Bronze in seiner Vita. Gemeinsam mit Igor Wandtke (73 Kilo), Sven Maresch (81 Kilo) und Marc Odenthal (90 Kilo), konnte Tölzer am letzten Wettkampftag zusätzlich die Bronzemedaille im Teamwettbewerb gewinnen. Damit beendet Tölzer seine erfolgreiche Karriere mit dem Sieg im kleinen Finale.

Der 1980 in Bonn geborene Andreas Tölzer beendet damit nach 16 Jahren Leistungssport seine Karriere. Er gewann eine Medaille bei den Olympischen Spielen (2012, Bronze), vier Medaillen bei Weltmeisterschaften (2010 Silber, 2011 Silber, 2013 zwei Mal Bronze), vier Medaillen bei Europameisterschaften mit dem EM-Titel 2006 in Tampere (dazu 2003, 2007, 2010 Bronze), sowie zahlreichen Topplatzierungen und Siege bei German Open, World Cups, Grand Slams und Gran Prix. Zudem wurde der 145 Kilo-Mann von Joachim Gauck 2012 mit dem Silbernen Lorbeerblatt als Anerkennung für seine Leistungen bei den Olympischen Spielen ausgezeichnet. Damit endet eine erfolgreiche internationale Karriere. National wird er trotzdem noch auf der Matte stehen: In der Bundesliga ist der Hüne noch für den TSV Abensberg aktiv. Dafür schon mal Alles Gute und viel Erfolg.