Das Spiel ist aus! Der Schiedsrichter pfeift ab. Der Sieg ist endlich perfekt. Alle Dämme brechen, Emotionen brechen aus. Einfach nur pure Freude, die man der ganzen Welt mitteilen möchte.
Jeder Sportfan kennt diese Situation. Ganz gleich, ob es sich um ein normales Ligaspiel handelt oder aber ein Finale in der Champions League oder der Weltmeisterschaft. Natürlich setzen insbesondere letztere nochmals ein paar Glücksgefühle mehr aus, weil der Titelgewinn am Ende als Resultat steht und es wohl niemanden kalt lässt, wenn der Kapitän die Siegestrophäe bekommt und aus den Lautsprechern im Stadion Freddy Mercury "We are the champions" singt.
Allerdings gibt es da auch zwei Seiten. Denn auf der anderen Seite steht das Team, welches leer ausgeht. Über Monate hinweg haben sie Leistung gebracht und am Ende waren 90 Minuten nicht gut genug, um den Lohn für all die Arbeit und Mühe einzustreichen. Für die Spieler und Fans geht eine Fußballwelt unter. Am besten mit niemandem reden und alles irgendwie verarbeiten. Nächstes Mal klappt es dann.
Rational sind die Gedanken auf beiden Seiten nicht mehr. Aber mir stellt sich da die Frage, ohne jemanden angreifen oder in Schutz nehmen zu wollen, wie weit man als Gewinner gehen darf und wo die Grenzen sind.
Ich greife das aktuelle Beispiel aus der Fußball-WM auf. Deutschland besiegt Portugal mit 4:0. Ein Debakel für Ronaldo und Co. Und eben jener Spieler wird nun der Lächerlichkeit preis gegeben.
Vor allem das Bild von der EM 2004, als er tränenüberströmt auf dem Platz steht wird wieder aus der Mottenkiste gekramt, um zu zeigen, dass wir, dass Deutschland, einfach die größten sind. Klar, wir dürfen uns freuen, wir sollen uns auch freuen. Aber das Bild ist 10 Jahre alt. Der Kerl war 17 und hatte im eigenen Land das Finale der Europameisterschaft verloren. Der hat gestern nach dem Spiel, zumindest auf dem Feld, keine Träne vergossen. Ebenso wird die miserable Leistung einer Mannschaft an einem Spieler festgemacht. Selbst der beste Spieler der Welt kann nichts reißen, wenn die anderen 10 auf dem Platz einfach keine Lust haben.
Weiterhin wird nun das Video verbreitet, in dem Ronaldo (immer wieder Ronaldo) den Ball auf die ein-Mann-Mauer Lahm schießt. Und natürlich amüsiert sich das Netz darüber. Reporter, bei denen ich durchaus eine gewisse Leidenschaft fordere, rufen wie laut ins Mikrophon "Pepe, du Trottel" und "Heul doch, heeeeeeeeeeeeuuuuuuuuuul dooooooooooch Ronaldo. Hahahaha." Ich frage mich: Geht's noch? Ein wenig auf die Bremse treten darf man da schon.
Wie gesagt, ich möchte hier niemanden in Schutz nehmen. Ich frage mich nur, wie weit man sich freuen darf, um noch als fairer Gewinner angesehen zu werden. Muss ich wirklich einen Spieler oder eine Mannschaft nach der Niederlage noch stundenlang weiter demütigen? Ich selbst finde darauf keine Frage. Jeder darf es vermutlich so handhaben, wie es seine Gefühle möchten.
Ich kann mich aber dieser Lächerlichkeiten nicht anschließen. Ich möchte auch nicht, dass die Italiener solche Texte, Bilder und Memes über uns verfassen, wenn wir mal wieder gegen sie verloren haben. Weil im umgekehrten Fall steigt wieder jeder auf die Barrikaden, urteilt und verurteilt, man darf ja nicht, man soll nicht, man kann ja nicht.
Doch auch abseits des Internets treten solche Phänomene auf. Ich war auf dem Spiel Kaiserlautern gegen Schalke. Ich bin weder vom einen Verein, noch vom anderen Fan. Ich war nur dort, weil ich einmal Raùl live im Stadion sehen wollte, bevor er seine Karriere beendet, da dieser Spieler für mich als Real-Fan eine Ikone ist. Aber zurück zur Thematik. Das Spiel ging überraschend 5:0 für den FCK aus. Als wir im Bahnhofsgebäude waren, um auf unseren Zug zu warten, kam ein einzelner Schalker durch das Gebäude. Und plötzlich kamen von überall her FCK-Fans. Um die 20 Personen haben den einkreist, sich über Schalke lustig gemacht und den Kerl regelrecht belästigt. Kann man diesen Menschen nicht einfach in Ruhe lassen? Ich kann es verstehen, wenn die Emotionen mit einem durchgehen. Ich selbst nehme mich da nicht aus. Trotzdem denke ich, dass man nicht nur als Verlierer fair sein muss, sondern auch als Gewinner. Man sollte sich mehr über die Leistung der eigenen Mannschaft freuen, als über die miserable Leistung des Gegners. Man kann sich auch danach in den Arm nehmen und sagen, dass es beim nächsten Mal wieder besser wird. Man muss nicht noch den Finger ausstreckend und lachen. Zumindest meine Meinung. Sicherlich kann man das auch anders sehen. Es gibt vermutlich genug, die mir hier widersprechen würden und das ist auch in Ordnung. Aber ich denke eben, auch aus eigener Erfahrung, dass es schon schlimm genug als Fan ist, wenn man dem Gegner beim Feiern zuschauen muss. Da brauche ich nicht noch mehr Salz in der Wunde. Denn wer weiß, wann sich die Rollen tauschen. Am Ende sitzt der Gewinner auf der Verliererbank, und die gewonnene Mannschaft verliert alles. Ich denke, wir sollten hier auch ein wenig Empathie und Sensibilität walten lassen, bei der die eigene Freude trotzdem nicht zu kurz kommt.
Ich selbst kann mit diesen Postings absolut nichts anfangen. Ich finde das weder lustig, noch angebracht. Ich zeige meine Freude lieber auf eine andere Art und finde, dass man den Gegner immer respektvoll behandeln sollte. Und nicht so, wie es halb Deutschland gerade tut. Ich finde, man muss sich nicht über den Gegner lustig machen, weil man sich dadurch selbst disqualifiziert und auf eine ganz andere Stufe stellt, als man nach dem Sieg gestanden hätte. Aber wie gesagt: Wie weit darf man als Sieger gehen?
Ich selbst kann mit diesen Postings absolut nichts anfangen. Ich finde das weder lustig, noch angebracht. Ich zeige meine Freude lieber auf eine andere Art und finde, dass man den Gegner immer respektvoll behandeln sollte. Und nicht so, wie es halb Deutschland gerade tut. Ich finde, man muss sich nicht über den Gegner lustig machen, weil man sich dadurch selbst disqualifiziert und auf eine ganz andere Stufe stellt, als man nach dem Sieg gestanden hätte. Aber wie gesagt: Wie weit darf man als Sieger gehen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen