Mittwoch, 28. Januar 2015

Katar sucht das Superteam

Zum ersten Mal in der Geschichte, steht Katar im Viertelfinale einer WM. Doch nun wird die Kritik daran groß. Immerhin hat sich der Verband hauptsächlich an ausländischen Spielern bedient, um diesen Erfolg einfahren zu können. Doch die Problematik liegt wo anders.

Denn zunächst muss gesagt werden, dass der katarische Handballverband nichts Verbotenes oder Illegales getan hat. Man hat dort im Sinne der geltenden Statuten gehandelt und muss daher auch keine Sanktionen befürchten. Auch wenn manch eine Stimme die Situation ein wenig anders einschätzt.

Doch der Reihe nach. Aus dem Fußball ist ja bekannt, dass ein Spieler, der mindestens ein Pflichtspiel für eine Nationalmannschaft gegeben hat, nicht mehr für ein anderes Land auflaufen darf. Zumindest grob gesagt. Im Handball ist das nicht so. Dort darf jeder Spieler nach einer dreijährigen Länderspielpause für eine neue Nation auf das Parkett treten. Mehrfache Wechsel sind nicht ausgeschlossen.

Diese Regelung hat sich der katarische Handballverband nun zu Nutze gemacht. Wenn die WM schon im eigenen Land ist, braucht es auch ein konkurrenzfähiges Team. Denn bei der WM vor zwei Jahren in Spanien reichte es lediglich zu einem 20. Platz. Was den Ansprüchen des WM-Gastgebers nicht entspricht. Also hat man sich umgeschaut und mit einem lukrativen Handgeld Spieler von anderen Verbänden geholt. So finden sich im endgültigen Kader neben den Spielern aus Katar auch welche aus Montenegro, Bosnien, Ägypten, Frankreich, Kuba, Spanien und Tunesien. Dazu hat man mit Valero Rivera López einen Erfolgscoach aus Spanien angeheuert. Neben dem WM-Titel 2013, finden sich in seiner Vita sechs Champions League-Siege, fünf Europacup-Siege, einmal den EHF-Pokal und zwei Mal die EHF-Champions-Trophy auf internationalem Boden. Hinzu kommen 23 nationale Meisterschaften, je acht Pokal- und Supercupsiege, sowie sechs weitere Titel.

Allerdings geht jetzt der Aufschrei los. Eine zusammengekaufte Truppe mischt in der Handballwelt mit. Dieses Novum ruft Entsetzen in die Gesichter der Sportromantiker. Folglich ist es auch nicht verwunderlich, dass jetzt Forderungen an den Weltverband IHF gestellt werden. Der ehemalige deutsche Nationalspieler Daniel Stephan, Schwedens Kapitän Tobias Karlsson und Österreichs Kapitän Viktor Szilagyi fordern nun unisono eine Regelung, wie es im Fußball gehandhabt wird. Ein Nationenwechsel ist im Handball nicht mehr tragbar und der Weltverband müsse nun umdenken.

Sicherlich mag das seine Richtigkeit haben. Allerdings finde ich den Zeitpunkt da ein wenig schlecht gewählt. Bob Hanning hat die Situation dagegen richtig erkannt und erwähnte, dass Deutschland auch schon davon profitierte, nämlich als Spieler, wie Andrej Klimovets oder Oleg Velyky für Deutschland auflaufen durften. Schon Bogdan Wenta wechselte 1997 die Staatsbürgerschaft und ging von der polnischen, zur deutschen Auswahl, um an den Olympischen Spielen 2000 in Sydney teilnehmen zu können. Auch bei Siarhei Rutenka hat sich niemand echauffiert. Immerhin kann dieser eine stattliche Anzahl an Wechsel vorweisen: Weißrussland, Slowenien, Spanien, Weißrussland.  Es ließen sich sicherlich noch weitere Beispiele nennen. Doch wenn man davon profitiert, ist diese Regelung ja ganz nützlich.

Nur hat es eben jetzt ein Land geschafft, diese Regelung vollends auszunutzen. Und da geht der Protest los. Wenn diese Regel wirklich so schlimm ist, warum hat man nicht früher eingeschritten? Von mir aus auch gerne, als Katar begonnen hatte sich das Team zusammen zu stellen. Jetzt ist es für diesen Einwand definitiv zu spät.

Zudem muss man Folgendes bedenken: Katar wäre durchaus in der Lage gewesen, sich eine Nationalmannschaft zusammen zu stellen, die dem Starensamble vom THW Kiel nahe kommt. Es findet sich mit Goran Stojanovic zwar ein Ex-Bundesligaspieler. Doch eine Weltauswahl ist das sicherlich nicht. Lediglich Insidern sind diese Namen bekannt. Kein Filip Jicha, kein Ivano Balic, kein Mikkel Hansen. Und es hätte mit Sicherheit einige Stars gegeben, die mit dem katarischen Team einen größeren Erfolg erzielt hätten, als mit ihrem eigenen Team.

So muss man mit möglichen Regeländerungen vorerst einmal warten bis mindestens das Turnier zu Ende ist. Und auch dann gibt es keine Garantie, dass diese Regel auch tatsächlich geändert wird.

Des Weiteren wird oftmals eine Seite übersehen, die aus meiner Sicht nicht irrelevant ist. Gehen wir noch einmal zum Fußball. Wer ein Pflichtspiel für ein Land bestritten hat, darf nicht mehr wechseln. Soweit die Regel. Ich nehme als Beispiel mal einen jungen Spieler, 22 Jahre alt, besitzt zwei Staatsbürgerschaften. Er läuft in einem Qualifikationsspiel auf und wäre damit für das andere Land nicht mehr spielberechtigt. Der Trainer möchte in Zukunft aber auf diesen Spieler nun verzichten. Damit bleiben ihm alle Chancen verwehrt noch auf internationaler Ebene ein Länderspiel bestreiten zu können. Dieses Beispiel ist nicht an den Haaren herbei gezogen, sondern entspricht durchaus der Realität. Der Trainer gibt diesem Spieler das Vertrauen, so sehr, dass dieser sich für dieses Land entscheidet. Und dann spielt er doch keine Rolle mehr in der Planung.
Sollte diesem Spieler wirklich die Chance auf einen internationalen Neuanfang verwehrt bleiben? Vielleicht sollte man einfach bei der FIFA einmal umdenken, anstatt bei der IHF. Schließlich gibt es zahlreiche weitere Sportarten, in denen ein Wechsel der Nation möglich ist. Michael Rösch, 2006 noch Olympiasieger mit der deutschen Biathlonstaffel startet mittlerweile für Belgien. Andreas Goldberger wollte nach dem Drogenskandal von 1997 für Jugoslawien an den Start gehen. Bisher gab es hier keine Beschwerden oder Aufschreie. Vermutlich braucht es erst eine katarische Biathlonstaffel, bzw. ein katarisches Skisprungteam, welches unter die Top8 kommt, damit diese Regel in Frage gestellt wird.

Was bleibt nun als Fazit? Auch eine zusammen gekaufte Mannschaft ist nicht automatisch ein Garant für Titel. Das musste man schon sportartenübergreifend feststellen. Es gibt, wie so oft, zwei Sichten auf diese Situation, die beide nicht ausgeschaltet werden dürfen.
Und apropos ausschalten. Genau das muss die deutsche Nationalmannschaft im Viertelfinale mit Katar auch tun. Und zwar auf sportlichem Weg. Also Daumen drücken für eine deutsche Mannschaft, die ein wirklich tolles Turnier bisher gespielt hat. Auf ins Finale!

Montag, 26. Januar 2015

Dank Franziska Hildebrand doch keine Krise im Biathlon

Als Magdalena Neuner 2012 ihre Karriere beendete, hatten viele schon dunkle Stunden im Biathlon gesehen. Spätestens, als Andrea Henkel 2014 ebenfalls zurück trat, kamen die Skeptiker heraus und prophezeihten, auch auf Grund des schlechten Abschneidens bei den Olympischen Spielen, der in Deutschland so beliebten Sportart eine durchwachsene Phase. Doch die Skeptiker sollten nicht Recht behalten. Denn heimlich, still und leise hat sich eine Athletin in die Riege der Weltklassebiathletinnen geschoben und sorgt seit dieser Saison für Furore. Die Rede ist von Franziska Hildebrand.

Zugegeben: Der Fluch des Podiums wollte auch beim Weltcup in Antholz, dem sechsten dieser Saison, nicht gebrochen werden. Auf der Zielgerade wurde Franziska Hildebrand noch von der Finnin Kaisa Mäkäräinen abgefangen und musste sich mit dem undankbaren vierten Rang begnügen. Doch das tut der Leistung, die Hildebrand in dieser Saison bringt, keinen Abbruch. Im Gegenteil.

Mit 9 Top 10 Plätzen in 14 Rennen belegt sie aktuell den sechsten Rang im Gesamtklassement - ohne eine Podestplatzierung, wohlgemerkt. Doch nicht nur im Einzel zeigt sie konstant gute Leistung. Auch in der Staffel stellt sie ihr Können immer wieder unter Beweis. Bei vier Staffelteilnahmen (1x Mixed, 3x Frauenstaffel) stehen zwei Siege, sowie zwei dritte Plätze zu Buche. Ihre bisherigen Weltcup-Platzierungen lesen sich nicht schlecht. Östersund (Einzel 6., Sprint 9., Verfolgung 10.), Hochfilzen (Sprint 5., Verfolgung 8.), Pokljuka (Sprint 21., Verfolgung 13., Massenstart 7.), Oberhof (Sprint 26., Massenstart 11.), Ruhpolding (Sprint 6., Massenstart 14.) und Antholz (Sprint 6., Verfolgung 4.) zeigen, wie konstant sie immer wieder ihre Ergebnisse erzielt. Ausrutscher nach unten gab es nur in Pokljuka und Oberhof. Ansonsten schaffte Hildebrand stets den Sprung unter die besten 15. Damit zeigt sie aber auch: Auf sie ist Verlass. Was wiederum den jungen Athletinnen im Team zu Gute kommt, da sie einen gewissen "Welpenschutz" erfahren und sich noch Fehler erlauben dürfen.

Nur mit dem Podium im Einzel hat es bei Hildebrand (bisher) noch nicht geklappt. Dennoch beweist die mit 27 Jahren älteste Athletin im deutschen Kader, dass es auch eine Zeit nach Neuner und Co. gibt. Eine Zeit, in der es aber auch neue Talente gibt. So konnten sich an ihrer Seite die jungen Athletinnen ebenfalls entwickeln. Mit Laura Dahlmeier und Franziska Preuss haben es zwei Deutsche in diesem Winter schon im Einzel auf das Podest geschafft. Generell ist das deutsche Team sehr jung aufgestellt. Franziska Preuß ist mit 20 Jahren die jüngste; doch auch Laura Dahlmeier, Luise Kummer (beide 21) und Vanessa Hinz (22) sind nicht wesentlich älter.

Hildebrand ist der Leitwolf, der dieses junge Team braucht. Auch wenn sie selbst erst ihre vierte Weltcup-Saison bestreitet. Dennoch lässt sie sich von nichts abbringen. Als nach der desolaten Leistung nach den Olympischen Spielen Co-Trainer Ricco Groß gehen musste, sorgte sie mit ihrem Veto dafür, dass sie weiterhin unter ihm an ihrem Stützpunkt trainieren darf. Schließlich war er maßgeblich an ihrer Entwicklung beteiligt.

Die Krise im Frauenbiathlon wird wohl nur eine Phrase bleiben, die Skeptiker in Umlauf gebracht haben. Auch wenn der Sprung aufs Podium noch nicht geklappt hat, sind die Leistungen von Hildebrand nicht zu verachten. Sie ist eine Athletin, die nicht nur mit der Weltspitze mithalten kann, sondern auch darin läuft. Wenn der Knoten erst einmal geplatzt ist, wird der Besuch auf dem Podest nicht mehr sporadisch kommen. Das hat Simon Schempp bei den Herren gezeigt, der die letzten drei Weltcups für sich entscheiden konnte. Spätestens zum Saisonhöhepunkt, der WM in Kontiolahti, wird mit Hildebrand im Einzel zu rechnen sein. Wenn die Form stimmt, wird sie dort um eine Medaille mitlaufen können. Und gemeinsam mit den anderen Athletinnen eine Post-Neuner-Ära einleiten. Wie erfolgreich diese dann sein wird, wird sich ab dem 5. März zeigen. Vielleicht mit einer Medaillengewinnerin Franziska Hildebrand - in einem Einzelwettbewerb.

Dienstag, 20. Januar 2015

Spielchen spielen mit dem Spieler

Immer wieder hält der Fußball Überraschungen parat. Sowohl erfreuliche, als auch weniger erfreuliche. Bedenklich wird es aber, wenn Richtungen eingeschlagen werden, die unlogischer Natur sind. So gesehen am aktuellen Fall des 1. FC Kaiserslautern mit Torhüter Tobias Sippel.

Bevor ich zum Eigentlichen komme, noch ein paar Hinweise zu Sippel. Dieser wurde am 22. März 1988 in Bad Dürkheim geboren. Ein echter Pfälzer also, der schon früh seine Verbundenheit mit dem FCK fand. So war auch der Eintritt in den Verein 1998 keine große Überraschung.

2007 machte er sein erstes Profispiel, als er für den verletzten Florian Fromlowitz eingewechselt wurde. Da dieser den Verein zum Ende der Saison 2007/08 verließ, wurde Sippel die Nummer eins in Kaiserslautern. Diesen verlor er dann, zum Teil verletzungsbedingt, in der Saison 2008/09 an Luis Robles, den Kaiserslautern zu Beginn der Saison verpflichtet hat. Doch erst in der neuen Saison konnte er sich wieder als Nummer eins durchsetzen. 2010 folgte schließlich der Aufstieg von der zweiten in die erste Bundesliga. Doch schon im Januar 2011 verlor Sippel erneut seinen Stammplatz. Dieses Mal an Kevin Trapp, der auch in der Folgesaison den Kasten hüten sollte. Nachdem der FCK 2011/12 wieder abgestiegen war, zog es Trapp zur Eintrach nach Frankfurt. Also setze man bei den Pfälzern wieder auf Sippel.

Bis schließlich der Januar 2015 kommen sollte. Sollte der FCK den Aufstieg in die Bundesliga verlassen, würde man sich von Sippel trennen. Man wolle auf einen jüngeren Torwart setzen. Und genau da setzt für mich die Fragwürdigkeit des Vereins, aber auch des Sportes ein.

Zunächst ist Sippel eine absolute Identifikationsfigur für den Club. Trotz Angebote war er dem FCK in all den Jahren treu. Obwohl der Umgang selbst, aus meiner Sicht, seitens des Vereins nicht immer respektvoll war. Sippel war die Nummer eins, bis man einen besseren geholt und Sippel damit degradiert hat. Bis diese neue Nummer eins die Flucht ergriff. Da setze man dann wieder auf Sippel. Bis ein neuer Torwart kam. Das ganze ist ja nicht nur einmal passiert. Was muss in einem jungen Spieler vorgehen, wenn so mit ihm umgegangen wird? Und trotzdem kam für ihn ein Wechsel nicht in Frage. Dann lieber die Nummer zwei, als bei einem anderen Verein. Nun denn, Vereinsikonen werden ja gerne einmal mit den Füßen vom Hof getreten. Vielleicht gibt es talentiertere Torhüter, das möchte ich nicht bestreiten. Trotzdem ist Sippel nicht die schlechteste Wahl für das Tor. Ich denke nicht, dass der FCK einen Manuel Neuer verpflichten kann.

Was mir aber noch mehr sauer aufstößt ist der Weg, den der FCK einschlagen möchte. Es ist völlig legitim, wenn man nach und nach einen Kader verjüngern möchte. Es ist klar, dass manche Spieler nicht bis ins hohe Sportalter hinein die volle Leistung abrufen können.
Dennoch geht mir diese Entwicklung zu weit. Ein Torwart, der mit 26 Jahren zu alt ist, ist definitiv eine bedenkliche Entwicklung. Vor allem, da Sippel, wie auch andere, den Höhepunkt der Leistungskurve noch gar nicht erreicht hat. Insbesondere bei Torhütern hat man doch gesehen, dass diese auch bis an die, manche sogar bis über, 40 noch starke Leistung bringen können. Wo soll das denn hinführen?
Man könnte entgegen halten, dass es ja durchaus Beispiele gab, die diese Tendenz bestätigen. Iker Casillas zum Beispiel, der mit 19 für Real Madrid die Champions League gewann. Oder Manuel Neuer, bzw. René Adler bei Schalke und Leverkusen.
Doch es gibt auch einige Gegenbeispiele. Manuel Neuer gewann "erst" mit 26 die Champions League, mit 27 wurde er Weltmeister. Casillas war gar 29 beim WM-Triumpf der Spanier 2010.
Vergleicht man die Top10 der wertvollsten Torhüter (laut transfermarkt.de), wird man feststellen, dass das Durchschnittsalter bei 26,4 Jahren liegt, bei den Top25 bei 26,56 Jahren. Ja, man findet immer wieder ein paar "jüngere" Torhüter in der Liste. Doch haben die auch ein größeres Entwicklungspotential und haben damit einen automatisch höheren Marktwert. Das zeigt aber, dass die Vereine auf Torhüter setzen, die 25+ sind. Die Altersklasse, in der sich Sippel gerade befindet.
Die Frage bleibt zudem, ob ein Torhüter mit wenig Erfahrung in solchen Situationen bestehen kann. Der FCK möchte wieder erstklassig werden. Es geht dem Verein nicht darum, dass man um die Mittelfeldplätze der zweiten Liga spielt. Es geht um nicht weniger als einen Platz unter den besten 3. Und wenn das erreicht ist, und man wieder in der ersten Liga spielt, geht es, aller Voraussicht nach, um den Abstieg. Da muss sich ein Torhüter erst einmal zurechtfinden. Wie gesagt, ich möchte nicht abstreiten, dass ein junger Torhüter das nicht kann. Aber manchmal braucht es eine gewisse Erfahrung.
Zudem hat die ganze Sache noch einen weiteren faden Beigeschmack. Wenn der Verein sagt, dass Sippel gehen muss, wenn sie nicht aufsteigen, wird quasi ihm die Schuld am verpassten Aufstieg gegeben. Doch zu einer Mannschaft gehören noch mehr Spieler.

Wie gesagt, es ist legitim Spieler zu verkaufen oder den Kader zu verjüngern. Aber wenn der Generationenwechsel bereits mit 26 Jahren erfolgen soll, sind das bedenkliche Schritte, die der Fußball gehen wird. Dass es manchmal doch von Vorteil sein kann, wenn ein paar Spieler an der 30er-Grenze kratzen hat man jüngst bei der WM in Brasilien gesehen. Das gleiche Team, welches 2010 noch gegen Spanien im Halbfinale verlor, war endlich reif für den Titel. Vielleicht ist zu jung nicht immer gut. Als Beispiel fällt mir Sven Ulreich vom VfB Stuttgart ein. Der war auch die Nummer eins bei den Schwaben, bot allerdings keine überragenden Leistungen. Somit verpflichtete man mit Jens Lehmann einen erfahrenen Torhüter, hinter dem sich Ulreich entwickeln konnte. Noch heute pflegen beide einen intensiven Kontakt. Ulreich ist für die zwei Jahre hinter Lehmann dankbar. Ohne ihn hätte er nicht diese Entwicklung nehmen können. Denn der Unterschied bei seiner Leistung ist doch erkennbar.

Im Übrigen befindet sich Skispringer Noriaki Kasai mit 41 noch lange nicht am Zenit. Mit über 40 wurde er bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotchi älterster Medaillengewinner. Genau so wie Albert Demtschenko und Ole Einar Björndalen, die auch mit über 40 bei diesen Spielen Medaillen holten, Björndalen sogar Olympiasieger wurde. Aber das nur am Rande.
Der älteste Spieler der Champions League war im Übrigen Marco Ballota, der mit 43 Jahren und 253 Tagen bei Lazio Rom gegen Real Madrid spielte. Als Torhüter, selbstverständlich.

Ich wünsche Tobias Sippel wirklich alles Gute. Und dass er einen Verein finden wird, der seine Treue zu schätzen weiß und bei dem er zeigen kann, dass ein 26-jähriger Torhüter noch lange nicht zum alten Eisen im Fußball gehört.

Montag, 19. Januar 2015

Porsche hat keine Lust auf die Formel 1

Niki Lauda und Alain Prost dürften beide sehr positive Erinnerungen mit dem Engagement von Porsche in der Formel 1 haben. Von 1984 bis 1986 bauten die Zuffenhausener einen Motor, der die Konkurrenz stellenweise weit hinter sich hielt. Insbesondere ist hier das Jahr 1984 zu nennen, als das Duo zwölf von sechzehn Rennen gewinnen konnte. Doch seit 1991 haben die Schwaben nichts mehr mit der selbsternannten Königsklasse zu tun. Was auch auf Dauer so bleiben wird, wie jetzt der Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz erklärte.

Nicht nur Nostalgiker hätten gerne Porsche wieder in der Formel 1 gesehen. Womöglich ein weiterer Rennstall aus Deutschland, neben Mercedes, welches um die WM fahren kann. Doch daran denkt Porsche nicht, wie Wolfgang Hatz nun bekannt gab. Stattdessen möchte man sich lieber auf die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) konzentrieren. Was durchaus nachvollziehbar ist.

Denn der Einstieg in der Formel 1 ist nicht immer ganz leicht. Das mussten Teams, wie Marussia, Caterham und HRT schmerzhaft erfahren. Jahrelang fuhr man dem Feld hinterher und war noch nicht einmal in der Lage, sich einen WM-Punkt zu holen. Erst 2014 gelang es Jules Bianchi im Marussia die ersten Punkte zu holen. Nach über 90 gefahrenen Grand Prix'. Sicherlich könnte man nun entgegen halten, dass Porsche vermutlich ein wesentlich höheres Budget zur Verfügung hätte und man damit wesentlich schneller Punkte sammeln könnte. Trotzdem ist der Anspruch der Zuffenhausener ein anderer. Fünf Mal konnten sie bereits einen WM-Titel in der Formel 1 holen. Nicht minder dürfte der Anspruch auch über 30 Jahre später sein. Man möchte Titel ins Ländle bringen. Und bis das Team dort ist, wo aktuell Mercedes, Red Bull und Ferrari stehen, würde eine zu große Zeit, zu viele Ressourcen und vermutlich zu viel Geld benötigt werden.

Stattdessen gilt die Konzentration einer anderen Rennserie, nämlich der Langstrecken-WM. Dort, wo man bereits das prestigeträchtige 24 Stunden Rennen in LeMans 16 Mal gewinnen konnte, was bis jetzt noch nicht getoppt werden konnte. Mit dem letzten Gesamtsieg aus dem Jahre 1998 verabschiedete man sich schließlich aus der Klasse der Protoypen, um sich auf die kleineren Klassen konzentrieren zu können. Zur Saison 2014 folgte schließlich das Comeback. Und gleich wurde der ehemalige Formel 1-Pilot Mark Webber als den wohl bekanntesten Fahrer präsentiert.

Das Comeback selbst verlief besser, als manch einer gedacht hätte. Viele hatten der Konkurrenz um Audi und Toyota einen großen Vorsprung vorhergesagt. Doch im Schwabenländle leistete man eine hervorragende Arbeit. Von Anfang an war das Team konkurrenzfähig. Fuhr sogar in LeMans um den Sieg mit, bis ein technisches Problem für den Ausfall und damit dem Ende aller Träume sorgte. Es dauerte schließlich bis zum letzten Rennen, den 6 Stunden in Sao Paulo, ehe das Team den ersten Sieg einfahren konnte. Doch am Ende schloss das Trio Marc Lieb/Romain Dumas/Neel Jani die WM auf dem dritten Platz der Fahrerwertung ab.

Und genau da liegt der Reiz für Porsche. In einer Serie, in der man von Beginn an mithalten kann. Sicherlich wäre der 17te Erfolg in LeMans eine Überraschung im Premierenjahr nach dem Comeback gewesen. Dennoch war diese erste Saison mehr als nur ein Lehrjahr. Das Team wird genug Erkenntnisse gesammelt haben, um das Auto für 2015 entsprechend weiter zu entwickeln. Technische Probleme, wie in LeMans, dürften demnach weniger häufig auftreten.

Davon profitiert auch der Fan. Denn ein Team, welches über allen thront, bei einem Rennen, welches einen kompletten Tag dauert, dürfte wohl die wenigsten begeistern. Ein Dreikampf hingegen, wie er seit 2014 nun der Fall ist, elektrisiert hingegen den Motorsport-Fan.

Doch für Porsche gibt es noch mehr Gründe nicht in der Formel 1 anzutreten. So äußerte sich Wolfgang Hatz auch negativ der Motorenentwicklung gegenüber. In der LMP1-Klasse (LeMans-Protoyp 1) der WEC hätte das Team wesentlich mehr Spielraum, als in der Formel 1. Zudem seien die Technologien, die in der Langstrecken-WM verwendet werden, sehr nah an dem dran, was man auch in der Serie einsetzen möchte. Die Arbeit zwischen der Rennserie und der Serienproduktion sei viel enger. Dadurch spart das Unternehmen auch gleichzeitig Geld. Weiterhin ist das Team hinter dem Team wesentlich kleiner. So brauchte Mercedes GP etwa 1.000 Mitarbeiter, die am WM-Titel 2014 beteiligt waren. Bei einem Team in der WEC kommen lediglich 300 zum Einsatz.

Porsche dürfte nicht ein Einzelfall bleiben. Nachdem Toyota sich 2009 aus der Formel 1 zurückzog, stiegen die Japaner 2012 in die WEC ein. Und konnten 2014 dann mit Anthony Davidson und Sebastian Buemi nicht nur die beiden Fahrer-Weltmeister stellen, sondern am Ende auch den Konstrukteurs-Titel gewinnen. Für 2015 hat sich schließlich Nissan für die LMP1-Klasse angemeldet. Weitere Teams dürften in naher Zukunft folgen. Die Fia hat bei der WEC eben ein Reglement vorgelegt, welches für Hersteller durchaus interessant ist. Während die Formel 1 immer mehr den Ruf der teuren Rennserie bekommt. Vor allem, weil zur Saison 2015 mit 9 Teams so wenige, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Auch hier dürfte sich in naher Zukunft nicht viel ändern. Am Ende muss dann auch das Verhältnis zwischen Aufwand und Leistung stimmen. Und hier sieht Porsche den größtmöglichen Gewinn in der WEC.

Dienstag, 13. Januar 2015

Weltfußballer 2015: Ronaldo stört deutsche Titelsammlung

Die Diskussion im Vorfeld war groß: Würde Manuel neuer als erster deutscher Spieler seit Lothar Matthäus und als erster Torwart insgesamt Weltfußballer werden? Oder kann sich erneut Cristiano Ronaldo durchsetzen? Am Ende entschied der Portugiese, wie schon 2008 und 2013 die Wahl für sich. Ein kurzer Einblick in Wahl.

Doch alles der Reihe nach. Schließlich standen an diesem besagten Abend mehr als nur die Wahl des Weltfußballers an. Auch die Titel um die Weltfußballerin, sowie je den Welttrainer bei den Männern und bei den Frauen.

Trainer/in des Jahres (Frauen)
Nominierte: Ralf Kellermann (Deutschland, VfL Wolfsburg), Maren Meinert (Deutschland, U20), Norio Sasaki (Japan, Nationaltrainer)

Während Maren Meinert 2014 zum zweiten Mal nach 2010 mit den U20-Juniorinnen den WM-Titel gewinnen konnte, blieb Norio Sasaki, Welttrainer 2011, im vergangenen Jahr ohne Titel. Was aber daran lag, dass er lediglich Nationaltrainer der japanischen Frauennationalmannschaft ist und im vergangenen Jahr kein Turnier gespielt wurde.
Trotzdem kommen, aus meiner Sicht, beide nicht an Ralf Kellermann vorbei. Schon im letzten Jahr musste er sich Silvia Neid (Europameisterin mit der Nationalmannschaft der Frauen) geschlagen geben. Und das, obwohl er mit dem VfL Wolfsburg das begehrte Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League gewann. Als erster deutscher Club wohlgemerkt. 2014 folgte dann sowohl die Verteidigung der Meisterschaft, als auch der Champions League. Folglich konnte es keine andere Wahl geben. Kellermann hat gezeigt, dass der Triumph kein Überraschungscoup war, sondern dass er sein Team in die europäische Spitze gebracht hat. Daher war er nur die logische Wahl.

Trainer des Jahres (Männer)
Nominierte: Joachim Löw (Deutschland, Bundestrainer), Carlo Ancelotti (Italien, Real Madrid), Diego Simone (Argentinien, Athletico Madrid)

Auf den ersten Blick mag die Wahl eindeutig sein: Jogi Löw (der die Wahl dann auch für sich entschied) müsste eigentlich die Trophäe bekommen. Im Grunde war die Wahl auch verdient. Löw hatte die Mannschaft so aufgebaut und zusammengestellt, dass der vierte WM-Titel für Deutschland möglich wurde. Und diese Leistung musste man ihm einfach anrechnen. Er hat es seinen Kritikern gezeigt und bewiesen, dass er doch Titel holen kann.
Trotzdem sollte man auch hier die anderen beiden Trainer und ihre Erfolge nicht missachten. Als Carlo Ancelotti bei Real Madrid anheuerte, fand er einen Scherbenhaufen vor sich. José Mourinho hatte die Mannschaft auseinander gebracht. Ancelotti musste einiges an Aufbauarbeit leisten. Schließlich gelang ihm in seiner Premierensaison das, was sich alle Anhänger gewünscht hatten: Den ersehnten, zehnten Titel in der Champions League. Dazu kommt nicht nur der Titel im Spanischen Pokal und der Club-WM, sondern auch ein Team, welches in bestechender Form sich präsentierte und gegen Jahresende immerhin 22 Siege in Folge erreichte.
Die weitaus größere Leistung erzielte, aus meiner Sicht und im direkten Vergleich, Diego Simone. Seit Jahren bestimmte die Phalanx von Real Madrid und dem FC Barcelona den Fußball. Kein Club konnte dagegen etwas machen. Alle Titel wurden lediglich unter diesen beiden Mannschaften ausgespielt. Bis Athletico Madrid kam. Mit einem Budget, welches sicherlich nicht an die des FC Barcelona oder Real Madrid heranreicht, haben die Verantwortlichen ein Team aufgebaut, welches den beiden nicht nur gefährlich werden konnte. Athletico spielte um Titel mit. Nicht nur der Sieg im Pokalwettbewerb 2013. Die Krönung war schließlich die Meisterschaft 2014. Und beinahe hätte es auch im gleichen Jahr zum Triumph in der Königsklasse gereicht. Trotz zahlreicher Abgänge präsentierte sich das Team auch 2014/15 erneut stark. Diese Arbeit geht in der Jagd auf Titel vielleicht ein wenig unter, sollte aber dennoch Beachtung finden.
Dennoch ist auch aus meiner Sicht Joachim Löw die logische Wahl.


Weltfußballerin des Jahres
Nominierte: Nadine Keßler (Deutschland, VfL Wolfsburg), Marta (Brasilien, FC Rosengård), Abby Wambach (USA, Western New York Flash)

Sowohl Marta, als auch Wambach wurden bereits als Weltfußballerinnen ausgezeichnet. Beide genießen einen hohen Bekanntheitsgrad in dem doch größtenteils am Rand stattfindenden Frauenfußball. Daher wurden im Vorfeld Nadine Keßler eher Außenseiterchancen zugetraut.
Dennoch konnte sich die Südwestpfälzerin gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzen. Als Kapitänin des VfL Wolfsburg kann sie die gleiche Titelsammlung aufweisen, wie ihr Trainer Ralf Kellermann. 2013 das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League; ein Jahr später dann nochmals Meister und Champions League-Sieger. Darüber hinaus konnte sie mit der Nationalmannschaft den Argave-Cup gewinnen, eines der wichtigsten Turniere im Frauenfußball.
Auch wenn Marta und Wambach seit Jahren Aushängeschilder ihrer Sportart sind, war das vergangene Jahr doch weniger von Erfolg gekrönt. Die USA schied bereits in der Gruppenphase im Algarve-Cup aus; Marta verlor mit ihrem Club Tyressö FF ausgerechnet gegen Wolfsburg das Finale der Champions League. Damit gingen die beiden wichtigsten Titel des abgelaufenen Jahres an Keßler. Die zweikampfstarke Spielgestalterin ist dabei nicht nur der kreative Mittelpunkt des Spiels, sondern auch Antreiberin der Mannschaft. Hinzu kommen 17 Tore in der abgelaufenen Saison, die wohl ihre bisher stärkste war.
Aus diesem Grund ist die Wahl mehr als nur gerechtfertigt. Insbesondere, da bei der Wahl auch die Leistung und das Verhalten abseits des Platzes eine Rolle spielt. Keßler tritt damit in die Fußstapfen von Birgit Prinz und Nadine Angerer, die letztes Jahr ausgezeichnet wurde. Gleichzeitig zeigt es aber auch, wie erfolgreich der deutsche Frauenfußball nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern auch auf Clubebene mittlerweile ist.


Weltfußballer des Jahres
Nominierte: Cristiano Ronaldo (Portugal, Real Madrid), Lionel Messi (Argentinien, FC Barcelona), Manuel Neuer (Deutschland, FC Bayern München)

Manuel Neuer im Kreis der Titelträger der letzten 5 bzw. 7 (der FIFA Ballon D'Or wird erst seit 2010 vergeben, 2008 und 2009 wurden Ronaldo, bzw. Messi mit dem Ballon D'Or ausgezeichnet) Jahre. Nicht nur im Vorfeld, sondern vor allem nach der Wahl entstanden heftige Debatten, wer denn die Auszeichnung aus welchem Grund verdient gehabt hätte.
Im Grund hätten es alle drei verdient gehabt.
Messi hatte zwar mit Barcelona ein enttäuschendes, titelloses Jahr. Trotzdem war er bei der WM der Garant dafür, dass Argentinien erst das Finale erreichen konnte. Messi war der Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Stellenweise brauchte er noch nicht einmal einen Vorlagengeber für seine Tore. Während, und jetzt lehne ich mich mal ein wenig aus dem Fenster, Deutschland auch mit Roman Weidenfeller im Tor das Finale erreicht hätte, hätte es Argentinien ohne einen Lionel Messi nicht geschafft. Deutschland konnte in diesen vier Wochen mit einer hervorragenden Teamleistung überzeugen, während Argentinien auf Messi setzte. Dass er im Finale nicht ganz die Leistung gebracht hat ist zwar schmerzhaft für ihn und das Land, kann aber trotzdem nicht zum Vorwurf gemacht werden, da eben auch noch zehn andere Spieler auf dem Platz stehen. Dass er erneut Weltfußballer werden würde, war aber dennoch eher unwahrscheinlich, da er bereits bester Spieler der WM wurde und mit Barcelona eben ein titelloses Jahr hinter sich hatte.
Manuel Neuer hingegen konnte sich mit dem Weltmeistertitel krönen. Vor allem das Spiel gegen Algerien, als er als Libero agierte, dürfte vielen noch im Kopf sein. Doch auch seine blitzschnellen Paraden gegen Frankreich sicherten Deutschland letztlich das Weiterkommen. Im Finale war er dann ebenfalls für den Gegner nicht zu überwinden. Ein starker Rückhalt für die komplette Mannschaft. Es spielt sich vermutlich einfacher, wenn man weiß, dass da hinten einer steht, der die Bude dicht macht. Hinzu kommt das Double mit dem FC Bayern aus Meisterschaft und DFB-Pokal. Die Chance war da, dass der erste deutsche Weltfußballer nach Lother Matthäus Manuel Neuer heißt.
Gäbe es da nicht den dritten im Bundes: Cristiano Ronaldo. Eines vorweg: Während ein Messi bei der WM richtig aufblühte, konnte Ronaldo mit Portugal keinen Stich setzen. Trotzdem gilt auch, wie bei Messi, dass eben noch zehn andere auf dem Platz stehen, die auch ihre Leistung bringen müssen. Da kann auch ein Spieler mit Weltklasseformat oftmals nichts mehr ändern. Des Weiteren kämpfte der Portugiese trotz Verletzung angeschlagen für sein Land und war nach der WM fix und alle. Doch während es mit der Nationalmannschaft nicht gut lief, präsentierte er sich auf Clubebene um so stärker: Copa del Rey-Sieger im Finale gegen Barcelona, sowie Sieger in der Champions League und letztlich, gegen Jahresende, auch Sieger der FIFA Club WM. Mit 31 Toren wurde er zudem Torschützenkönig in der Liga. Weiterhin bedeuten 17 Tore in der Champions League ein neuer Rekord. Kurz um: Er trifft und trifft. In 56 Spielen für Real traf er unglaubliche 60 Mal. Eine fast unvorstellbare Quote. In der Liga traf er in 181 Spielen für Real bereits 203 Mal. Trotzdem kommen hier die verpasste Meisterschaft, vor allem aber die WM hinzu.

Aus meiner Sicht war es damit ein Zweikampf zwischen Neuer und Ronaldo. Messi bestach bei der WM und wurde damit entsprechend honoriert. Am Ende wurde Cristiano Ronaldo gewählt. Nicht verwunderlich, dass in Deutschland ein Sturm der Entrüstung ausbrach. Franz Beckenbauer, Lichtgestalt, konnte die Wahl nicht nachvollziehen und argumentierte im Sky-Interview damit, dass kein Erfolg, sondern nur das Auftreten zähle. Einige Sportjournalisten sprachen gar von einer unverdienten Wahl.
Wie gesagt: Meiner Meinung nach hätten es beide verdient gehabt. Aus deutscher Sicht ist es nachvollziehbar, dass nach dieser WM kein Deutscher ausgezeichnet wurde. Allerdings ist, wie 2010 gezeigt hat, der WM-Titel nicht automatisch die Garantie dafür, dass der Weltfußballer auch aus der siegreichen Nation hervorgeht. Weiterhin wählen auch kleinere Länder mit, in denen Messi und Ronaldo vermutlich bekannter sind, als ein Manuel Neuer, der es als Torwart ohnehin recht schwer hat. Wenn ein Torwart im Finale einer WM nicht den entscheidenden Elfmeter hält, wird es ohnehin eng.
Trotzdem sollte man sich davor hüten, Ronaldo als unverdienten Sieger bezeichnen. Denn nicht nur der Portugiese hatte seine Schwächephase, sondern auch Neuer. So musste er sich im Halbfinale der Champions League mit dem FC Bayern mit 5:0 Real Madrid geschlagen geben. Vier Tore davon fielen im Heimspiel in München. Sicherlich keine Glanzleistung. Des Weiteren waren einige Aktionen bei der WM doch stellenweise gefährlich. Bei den Offensivaktionen, bei denen er stellenweise in die Gegenspieler grätschte, hätte es auch durchaus die rote Karte geben können, wenn er den Spieler falsch trifft. Oder aber ein Lupfer und er wäre überwunden gewesen. Gleiches gilt im Finale, als er Higuain an der Strafraumgrenze hart angeht. Das waren stellenweise Aktionen an der Grenze. Sein Vorteil war, dass sie alle gut gingen und die Schiedsrichter auch ein Auge zudrückten. Daher ist nicht alles Gold, was auch glänzt. Bitte nicht falsch verstehen: Manuel Neuer ist, vermutlich mit Abstand, der beste Torhüter, den es auf der Welt im Moment gibt. Dennoch hat er, aus meiner Sicht, das Torwartspiel nicht revolutioniert, da es oftmals wirklich an der Grenze ist. Ebenso bleibt festzuhalten, dass die Wahl eine individuelle Auszeichnung ist.
Des Weiteren lohnt es sich auch die Plätze hinter Manuel Neuer anzuschauen. Denn mit Thomas Müller (5.), Philipp Lahm (6.) und Toni Kroos (9.) haben es drei weitere deutsche Spieler in die Top10 geschafft. Hinzu kommen noch Mario Götze (15.) und Bastian Schweinsteiger (18.). Keine andere Nation hat so viele Spieler unter den 23 Nominierten, wie Deutschland. Und auch das zeigt, wie der WM-Titel gewonnen wurde: Nämlich als Team. Genau dieses war in Brasilien der Star. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass so viele Deutsche in dieser Liste zu finden sind? Vor 10 Jahren, als wir sang- und klanglos bei der EM in Portugal in der Vorrunde ausgeschieden sind? Als Jürgen Klinsmann und Jogi Löw die Mannschaft sukzessive aufgebaut haben?
Daher würde ich eher den Wahlmodus kritisieren wollen, als den Gewinner. Denn diese Tore müssen erst einmal geschossen werden. Für mich geht, auch unabhängig davon, dass ich für Real Madrid bin, die Wahl in Ordnung. Genau so, wie es bei einem Weltfußballer Manuel Neuer in Ordnung gewesen wäre.

Allerdings steht auch in den Regularien zur Wahl zum Weltfußballer, dass das Verhalten auf und abseits des Platzes eine gewisse Rolle spielt, beziehungsweise spielen sollte. Und so kommt plötzlich ein ganz anderer Name ins Spiel, der den Titel durchaus verdient gehabt hätte. Nämlich der Weltmeisterkapitän, Philipp Lahm. Nicht nur, dass er spätestens seit 2006 zur absoluten Weltklasse der Abwehrspieler gehört und dies auch über solch langen Zeitraum dieses Niveau hält. Lahm zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Ganz gleich, ob das die ungewohnte 6er-Position ist oder doch wieder als Rechtsverteidiger. Zudem tritt der Kapitän des FC Bayern nie arrogant oder überheblich in Erscheinung. Wohingegen Neuer und vor allem Ronaldo dieses Auftreten fast schon als ihr Markenzeichen deklarieren.
Doch auch ein Bastian Schweinsteiger ist mir persönlich bei der Bewertung ein wenig zu kurz gekommen. Für mich war er in Rio der Schlüsselspieler. Nicht unbedingt wegen seiner Leistung auf dem Platz. Vielmehr wegen seiner Leidenschaft und dem unbedingten Willen, alles geben zu wollen. Das hat sich nicht nur darin geäußert, dass er trotz Cut weiter gespielt hat. Er hat sich auch, wie einige Spieler später berichteten, um diejenigen gekümmert, die kaum bis keine Einsatzzeiten hatten. Auch er zeigt als Spieler wenig Arroganz.

Man kann es drehen und wenden, wie man möchte. Es gibt zahlreiche Spieler, die ein herausragendes Talent haben. Es wird nie eine Wahl geben, mit deren Ergebnis alle am Ende zufrieden sind. Es gibt zu viele verschiedene Typen, Positionen und Leistungen, die es da zu beachten gilt. Und irgendeiner wird sich immer übergangen fühlen.

Vielleicht sollte man einfach mal den Modus überdenken. Es ist schwer einen Torwart mit einem Stürmer, einen Abwehrspieler mit einem Mittelfeldspieler zu vergleichen. Vor allem Defensivspieler haben doch einen schweren Stand sich gegen die Offensivkünstler durchzusetzen. Vielleicht sollte die FIFA ins Auge fassen, anstatt einen Gesamtweltfußballer, vier Positionsweltfußballer zu prämieren. Sicherlich würde es dann immer noch Diskussionen geben. Was aber nicht schlecht ist, da der Fußball oder der Sport generell, auch ein stückweit davon lebt. Trotzdem wäre eine bessere Vergleichbarkeit gewährleistet.

Für mich sind die vier Gewinner auch verdient und eine nachvollziehbare, wenn nicht sogar logische Wahl.

Einen Diskussionspunkt hätte ich zum Abschluss aber noch. Am gleichen Abend wurde auch die Wahl der FIFA Elf des Jahres verkündet. Vor allem, da die Abstimmung durch ein Gremium erfolgte, welches sich eigentlich in der Materie auskennen müsste.
Zunächst einmal die Mannschaft: Neuer - Lahm, David Luiz, Thiago Silva, Sergio Ramos - Iniesta, Kroos, di Maria - Robben, Messi, Ronaldo

Über die Torhüterposition, sowie Mittelfeld und Sturm muss man eigentlich nicht diskutieren. Das dürfte wohl die beste Besetzung für das abgelaufene Jahr sein. Ebenso Sergio Ramos und Philipp Lahm in der Verteidigung. Allerdings frage ich mich, was David Luiz und Thiago Silva in dieser Elf suchen. Sowohl auf Vereinsebens, als auch mit der Nationalmannschaft konnten beide nicht wirklich viel reißen. Wo sind ein Alaba oder ein Boateng? Aber auch ein Mats Hummels hätte in diese Elf gehört. Letzterer erreichte im internationalen Vergleich auf Vereinsebene genau so viel, wie die beiden Brasilianer, nämlich das Viertelfinale der Champions League. Allerdings war er Stammspieler in der Weltmeisterelf. Und über Boateng muss man kaum viel Worte verlieren, da er nicht nur im Verein, sondern auch bei der WM eine Leistung bot, die Weltklasse war. Solche Spieler gehören einfach in solche eine Elf. Doch auch hier zeigt sich, dass ohne die gewisse Bekanntheit eben gleichstarke Spieler weniger Chancen haben. Vielleicht sollte man auch hier nochmals den Modus überdenken, um möglichst faire Bedingungen zu schaffen.

Dennoch muss man auch hier festhalten: Eine Wahl bleibt, egal wie, immer subjektiv. Man wird es nie allen recht machen können. Was vielleicht auch gar nicht schlecht ist. Denn worüber sollten sonst Journalisten schreiben und ich bloggen, wenn alle einer Meinung sind.

Samstag, 10. Januar 2015

Wintergame: Düsseldorf präsentiert sich doppelt stark

Zum zweiten Mal nach 2013 fand in der DEL das Wintergame statt. Nach nordamerikanischen Vorbild, spielen zwei Clubs in einem Fußballstadion gegeneinander. In diesem Jahr sollte in der Esprit-Arena in Düsseldorf dieses Event starten.

Schon beim Blick auf das Programm wurde klar: Dieses Ereignis wird groß. Zweieinhalb Stunden vor dem eigentlichen Anpfiff des DEL-Spiels gab es schon den ersten Programmpunkt. Ein Legendenspiel zwischen der Düsseldorfer EG und den Kölner Haien. Mit an Bord waren Akteure, wie Peter-John Lee, Andreas Niederberger, Thomas Brandl und Jörg Mayr. Trainiert wurden die beiden Mannschaften von Hans Zach (DEG) und Hardy Nilsson (KEC). Insgesamt standen über 10.000 Ligaspiele und über 1.000 Länderspiele auf dem Eis. Am Ende ging die DEG siegreich mit 3:1 von der Platte.

Im Anschluss folgte ein einstündiges Konzert der schwedischen Rockband Mando Diao, die den bereits anwesenden Fans ordentlich einheizten. Was ihnen auch sichtlich gelang, feuerten diese doch ziemlich stark die Schweden an und ließen sich zum Mitmachen animieren.

Um 16:30 Uhr folgte dann das Highlight des Tages. Das Ligaspiel zwischen der EG aus Düsseldorf und den Kölner Haien. Insgesamt 52.000 Zuschauer sorgten für einen neuen Europarekord. Die perfekte Kulisse für dieses brisante Derby. Ganz gleich ob Fußball oder Eishockey. Dieses Duell elektrisiert einfach die Massen.

Dabei kam der Gastgeber auf der ungewohnten Eisfläche zunächst besser zurecht, als die Haie aus Köln. Doch erst kurz vor Ende des ersten Drittels gelang Travis Turnbull im Powerplay die Führung für die Gastgeber.
Diese kamen auch besser aus Kabine. Nach wenigen Minuten Spielzeit sorgte ein Doppelschlag von Kristopher Sparre binnen vier Minuten für eine komfortable 3:0 Führung für die Düsseldorfer. Doch Köln steckte nicht zurück und erzielte wenige Sekunden vor Drittelende das 3:1.
Angespornt durch diese Tor setzen die Kölner im letzten Drittel noch einmal alles daran das Spiel zu drehen. Philip Gogulla, der schon das erste Tor für Köln erzielte, verkürzte auf 3:2. Doch Düsseldorf verteidigte konsequent. Auch wenn die Haie bis zum Schluss die Chance auf das Unentschieden hatten, konnten sie diese Chancen nicht nutzen. Somit ging, wie schon beim Legendenspiel, die Mannschaft aus Düsseldorf als siegreiche Mannschaft vom Eis.

Krönender Abschluss dieses Tages war schließlich ein minutenlanges Indoor-Feuerwerk (das Dach war auf Grund Regens geschlossen worden), welches sich die Spieler beider Mannschaften doch ein wenig beeindruckt ansahen.

Was bleibt nun von diesem Tag übrig? Es hat sich gezeigt, dass Eishockey-Deutschland bereit ist für solch eine Veranstaltung. Ein ausverkauftes Haus mit knapp 52.000 Zuschauern ist ein deutliches Zeichen. Doch auch der Veranstalter selbst war großer Gewinner am heutigen Tag. Ein umfangreiches Rahmenprogramm und ein spannendes Spiel dürfte den Tag bei vielen Fans dafür sorgen, dass dieser Tag unvergessen bleibt. Doch auch den Spielern dürfte dieser Tag lange in Erinnerung bleiben. Die Chance, vor solch großer Kulisse zu spielen, ist doch eher gering. Das Spiel selbst war hochklassig und gute Werbung für den Eishockey, der es, wie andere Sportarten auch, sehr schwer hat, neben dem allgegenwärtigen Fußball in Deutschland Fuß zu fassen. Mit der Veranstaltung heute dürfte aber klar sein, dass sich dieses Ereignis im DEL-Kalender etabliert hat. Andere Teams haben schon Interesse bekundet. Damit kann man, um es in der heutigen Sprachweise zu sagen, diesem Ereignis nur einen Daumen nach oben geben.