Samstag, 21. Februar 2015

Frauen-Skispringen: Die Testphase ist vorbei

Zum bereits vierten Mal wird in diesem Winter die Weltmeisterin im Skispringen gesucht. Wie schon in Sotchi bei den Olympischen Spielen hat Carina Vogt aus Deutschland erneut die Nase vorn. Darüber hinaus findet nach Val di Fiemme 2013 zum zweiten Mal der Mixed-Wettbewerb von der Kleinschanze statt, bei der je zwei Männer und zwei Frauen einer Nation um die Medaillen springen. Das Frauenskispringen hat sich mittlerweile im Wintersport etabliert. Doch die Testphase für die FIS ist nun vorbei.

Denn obwohl seit der Saison 2011/12 der Gesamtweltcup der Frauen ausgetragen wird, hat diese Diszplin noch deutliche Differenzen. Vor allem, wenn man den Vergleich zu den Herren nicht scheut. Zum einen absolvieren die Damen nur etwa die Hälfte der Springen der Herren. Zwar wurden die Anzahl der Weltcups in den ersten drei Saisons stetig aufgestockt (16, 17, 21). Doch bereits zu dieser Saison wurde die Anzahl auf 15 herunter reduziert. Bei den männlichen Kollegen fanden im gleichen Zeitraum pro Saison zwischen 27 und 31 Einzelwettbewerbe statt.

Ein weiterer, eklatanter Unterschied: Die Schanzengrößen. Während im Terminplan von Severin Freund und Co. keine Sprünge auf der Normalschanze, mit Ausnahme bei der WM, eingeplant sind, finden die Springen der Damen bis auf Oslo nur auf K100-Schanzen statt. Darüber hinaus werden keine Teamwettbewerbe (auch keine Mixed) und auch keine Skifliegen in das Programm übernommen.

Die Testphase für die FIS neigt sich deshalb dem Ende zu. Nicht zu letzt durch Erfolge von Carina Vogt (Deutschland), Daniela Iraschko-Stolz (Österreich) und Sara Takanashi (Japan), dürfte dieser Sportart in diesen Ländern eine größere Bedeutung zukommen. Doch auch andere Nationen, wie Slowenien, die USA und Kanada sind dahinter in Lauerstellung und haben schon Erfolge vorweisen können. Vor allem die USA waren mit Sarah Hendrickson die dominierende Nation, als das Frauenskispringen noch in den Kinderschuhen steckte. Aber auch Frankreich mit Coline Mattel dürfte für den Markt recht interessant sein.

Das Problem ist, dass das Interesse zwar da ist, aber nicht gestillt werden kann. Den Frauen müsste eine größere Aufmerksamkeit zukommen. Der Aufwand dafür würde sich sogar in Grenzen halten. Ich möchte kurz ein paar Varianten aufzählen, die dem Frauenskispringen doch sehr gut tun würden.

Mehr Wettbewerbe
Hört man sich Interviews von Skispringerinnen an, wird immer wieder beklagt, wie wenig Einsätze sie denn bekommen. Gerade einmal acht Stationen hat der Weltcup-Zirkus in dieser Saison gemacht. Dazwischen immer wieder Pausen, in denen nichts standfand. Während es bei den Herren jedes Wochenende um Punkte geht, haben die Frauen nur eine Anzahl von ausgewählten Terminen. Die Lösung hierfür wäre nicht nur recht einfach, sondern würde fast einer Win-Win-Situation gleichen. Nämlich in dem die FIS die Skispringerinnen ins Vorprogramm der Skispringer aufnimmt. Dadurch hätten nicht nur die Damen mehr Wettbewerbe. Es würde auch immense Kosten sparen. So sind nicht nur Presse und Kamerateams bereits vor Ort. Es müssten zudem keine zwei Schanzen präpariert werden. Weiterhin wäre die Aufmerksamkeit erhöht werden. Aus meiner Sicht gibt es keine Punkte die dagegen sprechen. Selbst Zuschauer könnten davon profitieren, in dem sie zwei Wettbewerbe zu sehen bekommen.

Größere Schanzen
Nur eine Schanze, die über einen Konstruktionspunkt von über 130 Meter hat. Das ist zu wenig. Vor allem die besten 30 Skispringerinnen der Welt sind in der Lage, sich auch von größeren Schanzen zu stürzen. Die Athletinnen selbst betonen immer wieder, wie gerne sie von der Großschanze springen würden. Doch die FIS hat dies bisher nicht berücksichtigt. Warum sollten die Wettbewerbe nur auf kleineren Schanzen stattfinden? Die Sportart ist aus den Kinderschuhen raus. Die Athletinnen wissen, was auf sie zu kommt. Deshalb müssen endlich mehr Springen von der Großschanze kommen. Zudem wäre es eine Überlegung, auch ein Skifliegen anzusetzen. Die besten der Welt kämen auch damit klar. Zudem würde das mit dem ersten Punkt sehr gut zusammen passen. Sowohl Herren, als auch Damen springen im Weltcup von der gleichen Schanze.

Teamwettbewerbe
Die meisten Nationen haben mittlerweile so viele Athletinnen, dass sich auch Teamwettbewerbe lohnen würden. Das würde zusätzlich Spannung in die Saison bringen. Des Weiteren wäre es ohne Probleme möglich, bei gleichem Terminplan mit den Herren, die Mixed-Wettbewerbe öfters auszutragen. Auch hier sehe ich keinen Grund, was dagegen sprechen könnte.

Sicherlich waren die Schritte, Frauenskispringen nicht nur bei der Nordischen Ski-WM ins Programm, sondern auch bei Olympia aufzunehmen richtig. Genau so wie die Veranstaltung eines Weltcups. Doch die Entwicklung darf nicht stagnieren. Hier wird professioneller Sport betrieben. Viele Skispringerinnen haben zudem einen ästhetischen Flugstil.

Ich frage mich, weshalb bei Langlauf, Biathlon und Co. es möglich ist, dass Frauen und Männer an einem Wochenende im gleichen Ort sind, die Skispringer aber so weit abweichende Terminkalender haben, dass es gar keine Überschneidungen gibt.

Die FIS muss zur nächsten Saison handeln. Wie eben geschrieben sind Biathlon und Langlauf gleichberechtigt. Die Frauen im Skispringen hingegen werden noch ein wenig stiefmütterlich behandelt. Ich würde mir nicht nur für die Athletinnen, sondern auch im Sinne des Sports wünschen, dass hier endlich entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Es darf hier weder zu Budgetkürzungen, noch zu einem solchen Ungleichgewicht kommen. Die Athletinnen sind für diesen Schritt bereit. Die FIS muss es nun auch sein. 

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