Montag, 21. Juli 2014

Hockenheimring - Wenig Besuch bei Rosbergs Heimspiel

Er ist nicht nur Führender der WM. Er startete auch mit einer Hommage an den vierten Titelgewinn der Fußball-Nationalmannschaft. Und bei seinem Heimspiel wollte er einen weiteren Schritt in Richtung Titelgewinn gehen. Die Rede ist natürlich von Nico Rosberg. Doch auf all zu große Unterstützung konnte er bei seinem Heimrennen nicht wirklich setzen.

Der Grund: Von 95.000 Karten wurden gerade einmal 45.000 verkauft. Weniger als die Hälfte. Damit geht das große Rätselraten los. Weshalb sind die Deutschen keine Motorsportfans mehr? Ziehen Vettel und Rosberg weniger als Zugpferde, als noch ein Michael Schumacher?

Theorien gibt es viele. So habe der Österreich GP vor wenigen Wochen zahlreiche Zuschauer angezogen, die eigentlich hätten auf den Hockenheimring gehen müssen. Zudem noch die Weltmeisterschaft, die vielen noch in den Knochen steckt.

Allerdings möchte ich hier doch Bedenken äußern. Selbst wenn Spielberg ein paar deutsche Fans gewonnen hat, kann hier unmöglich von 50.000 die Rede sein. Da beim freien Training am Freitag gar nur 10.000 Personen an der Strecke waren, wäre die Zahl hierbei noch deutlicher.
Auch die Fußball-Weltmeisterschaft kann nicht mehr als Grund herhalten. Sicherlich hat der Fußball in den letzten Wochen alles überstrahlt. Und es gab auch mit Sicherheit zahlreiche Personen, die vor Ort in Brasilien waren. Aber auch das finde ich zu weit hergeholt. Selbst diese Zahl würde das Rennen auf dem Hockenheimring nicht ausverkauft machen.

Man muss nur mal einen Blick auf die verkauften Tickets werfen. Die der 99-Euro-Kategorie waren nämlich binnen weniger Wochen ausverkauft. Die nächste Kategorie steigt bei 165 Euro ein und geht bis weit über 500 Euro. Das möchte einfach niemand zahlen.
Nehmen wir nur mal eine fünfköpfige Familie, die dort hin möchte. Da gehen, wenn sie die 165 Euro-Tickets kaufen, 825 Euro nur für den Eintritt drauf. Hinzu kommt Anfahrt, Verpflegung, etc. Das grenzt schon an einen Kleinurlaub.

Doch jetzt kommt das große "ABER" der Veranstalter und von Bernie Ecclestone. Denn die Ticketpreise für die Formel 1 sind überall auf der ganzen Welt gleich. Da darf sich ja dann niemand beschweren.

Ist dem wirklich so? Ich denke doch nicht. Da sollten die Verantwortlichen mal ein wenig darüber nachdenken, warum es keine Tickets für 99 Euro mehr gibt, wohl aber welche, die teurer sind. Viele sind einfach nicht bereit, für 90 Minuten Rennsport 200 Euro zu bezahlen. In Interviews wurden immer wieder Preise zwischen 20 und 100 Euro genannt.

Doch der Veranstalter stellt sich quer. Auch niedrigere Ticketpreise würden das Haus nicht voll machen, ansonsten hätte man schon längst darauf reagiert. Ebenso hätte man seit 10 Jahren die Tickepreise nicht verändert.

Das ist ja auch schön und gut, dass die Preise konstant sind. Bedacht wurde hierbei aber auch nicht die Inflationsrate, wodurch die Preise im Endeffekt doch teurer wurden, trotz gleichem Preis. Aber das nur mal so am Rande.

Ich glaube, dass der Veranstalter noch in der Schumi-Ära lebt. Als es Zeiten gab, in denen man keine Tickets mehr bekam. Als Hockenheim komplett mit Schumi-Fans regelrecht überflutet war. Fans, die keine Sekunde verpassen wollten. Und dementsprechend auch das Geld an die Rennstrecke brachten.
Allerdings ist diese Zeit vorbei. Der Boom, den Schumacher ausgelöst hatte, geht so langsam zurück. Trotz Erfolge von Vettel und Rosberg. Die Pilgerströme reißen ab. Doch der Veranstalter will dies anscheinend nicht wahrhaben. Sicherlich spielen auch die Regeländerungen eine Rolle. So werden immer wieder die viel zu leisen Aggregaten kritisiert, da diese nichts mehr mit Formel 1 zu tun hätten. Durchaus nachvollziehbar, aus meiner Sicht.
Aber ich denke, dass man sich so langsam Gedanken machen muss, welche Richtung man denn einschlagen möchte. Die Formel 1 erweist sich in vielen Ländern immer mehr als ein Verlustgeschäft. Nur durch Subventionen, Sponsoren oder anderen Geldgebern ist es möglich, Rennen am Laufen zu halten. Angesichts dieser erschreckenden Zahlen, stehen auch die Rennen in Deutschland auf dem Spiel. Und das, obwohl man auf ihnen die Geschichte des Motorsports sehen kann, vor allem beim Nürburgring. Ich hoffe echt, dass da bald ein Umdenken stattfindet und die Situation analysiert wird. Denn mit einer Auslastung von 50% wird sich das Rennen nicht dauerhaft halten können.

Sonntag, 20. Juli 2014

Selfie-Wahn bei der Tour de France

Die us-amerikanische Sängerin Taylor Swift schrieb unlängst in einem Artikel, dass Selfies die neuen Autogrammkarten sind. Fans wollten vielmehr ein Bild mit ihrem Star, als die Unterschrift. Bei der diesjährigen Tour de France nimmt dies aber Züge an, die nicht mehr vertretbar sind.

Zugegeben: Stürze hat es bei der Frankreich-Rundfahrt schon immer gegeben. Diese wurden aber meist von den Fahrern selbst verschuldet. Anders in diesem Jahr. Immer mehr Selfie-Jäger drängen auf den Plan, um ein Foto von sich und ihrem Star zu schießen. Dass dabei keine Grenzen eingehalten werden, zeigen zahlreiche Stürze von Top-Athleten. Einer, dem durchaus Chancen auf den Gesamtsieg zugetraut worden ist, ist wohl das prominenteste Opfer.

Die Rede ist von Andy Schleck. Seines Zeichens Sieger der "Großen Schleife" aus dem Jahr 2010, als der eigentliche Sieger, Alberto Contador, wegen Dopings disqualifiziert wurde und der zweitplatzierte Schleck nachrückte. Der Luxemburger hatte das Pech und stieß mit solch einem Selfie-Jäger zusammen. Das Ergebnis: Doppelter Kreuzbandriss, sowie Außen- und Innenbandriss im rechten Knie. Des Weiteren noch einen Meniskusriss und eine Knochenläsion. Das ist alles andere, als eine Schürfwunde. Das heißt zunächst einmal mehrere Monate lang Pause. Und dann bleibt die Frage, ob der in letzter Zeit eh schon schwächelnde Schleck wieder auf Topniveau kommt. Alles das Resultat eines verrückten Trends.

Einige Fahrer im Feld, meldeten sich bereits zu Wort. Tejay van Garderen (BMC) äußerte sich auf Twitter, dass dies ein "Mix aus Selbstgefälligkeit und Dummheit" sei. Der mehrfache Zeitfahrweltmeister Fabian Cancellara forderte "mehr Rücksicht und ein Eingreifen der Tour-Organisation".

Doch genau da kommt das Problem her. Denn die Organisation hat die Zuschauer aufgefordert, über einen bestimmten Hashtag Selfies von sich und den Fahrern zu posten. Allerdings mit der Einschränkung, dass dies nur am Start und am Ziel, wenn keine Gefahr mehr ausgeht, weil das Peloton still steht. Diese Einschränkung wird dann aber von manchen Zuschauern gekonnt ignoriert. Vielmehr wird es als Einladung gesehen, das bestmögliche Foto zu schießen. Dabei wird dann auch das Betreten der Straße bewusst in Kauf genommen. Ebenso die Tatsache, dass dadurch Fahrer gefährdet werden können, weil der Platz eben geringer wird. Des Weiteren spielt auch das Renngeschehen an sich keine Rolle mehr. Da das Feld nur wenige Sekunden sichtbar ist, geht die ganze Zeit drauf, um solch ein Bild zu machen. Der Sport gerät zur Nebensache. Es hat sich ein Event beim Event entwickelt, bei dem die eigentliche Sache nur der Mittel zum Zweck ist.

Im Internet stoßen solche Bilder nicht immer auf ein positives Echo. Eine Zuschauerin, die eines dieser Fotos hochgeladen hatte, bei dem sie doch sehr nah bei den Fahrern steht, musste sich ziemlich viele negative Äußerungen anhören seitens der Leser. Sie wieß die Schuld allerdings von sich. Immerhin war die Strecke ja nicht abgesperrt.

Einer der Fahrer soll daher auch einer Zuschauerin, die gerade ein Selfie schießen wollte, das Smartphone aus der Hand geschlagen haben, woraufhin dieses dann auf den Boden fiel. Eine verständliche Reaktion.

Was ist nun von dieser Entwicklung zu halten? Sicherlich nicht viel. Natürlich möchte man Erinnerungsstücke an dieses Ereignis haben. Ganz gleich ob das heute ist, oder vor 60 Jahren. Jeder Zuschauer hat doch gerne ein Bild, um zu zeigen, dass er wirklich dort war. Allerdings reicht es heute wohl nicht mehr aus hinter der Kamera zu stehen. Man muss nun auch davor sein. Und da wird dann billigend eine Verletzung der Fahrer in Kauf genommen. Der Sport gerät ins Abseits. Bei einer Sportveranstaltung sicherlich nicht das Optimum. Es gibt schließlich andere Möglichkeiten, um ein Erinnerungsfoto mit dem Fahrer zu schießen.
Das Problem an den Selfie-Jägern ist aber: Wie will man sie eindämmen? Die komplette Strecke abzusperren ist ein Ding der Unmöglichkeit. Einzig und allein ein Nichtbeachten der geposteten Bilder wäre eine Möglichkeit, um das Ganze einzudämmen. Vielleicht kann auch die Organisation diese Aktion rückgängig machen, um vielleicht doch an die Einsicht des Einen oder Anderen zu appellieren. Ansonsten bleibt da leider nicht mehr viel Spielraum.

Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend doch ein wenig zurückgeht und die Zuschauer sich selbst und die Fahrer nicht unnötig in Gefahr begeben. Niemand will eine Sportveranstaltung, bei der die Favoriten keine Siegeschance mehr haben, weil sie von Zuschauern aus dem Rennen genommen werden. Ganz gleich, ob dies nun ein Selfie oder ein unachtsames Überqueren der Straße ist.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht - Zum Dopingfall Evi Sachenbacher-Stehle

Die Olympischen Spiele 2014 in Sotchi (Russland). Mittlerweile findet man nur noch in Almanachen diese Thematik. Gäbe es da nicht dieser dunkle Moment in der deutschen Sportgeschichte. Der Dopingfall von Evi Sachenbacher-Stehle zieht die schon vorher desolate Darbietung der Biatholonabteilung in ein noch düsteres Licht. Nun wurde das Ergebnis des Prozesses veröffentlicht.

Kurzer Rückblick, was geschehen war. Noch während der Olympischen Spiele wurde ein Dopingtest von Sachenbacher-Stehle als positiv ausgewertet. Die deutsche Delegation entschied sofort, dass die Athletin umgehend nach Hause fahren sollte. Wie sich herausstellte, hatte sie Nahrungsergänzungsmittel genommen, die verbotene Substanzen erhielten. Und hatte diese nicht testen lassen, ob sie zulässig sind oder nicht. Denn Ergänzungsmittel sind an sich nicht verboten. Nur Präparate, die eben Stoffe enthalten, die auf der Dopingliste stehen, dürfen von den Athleten nicht verwendet werden. Daher lassen die meisten Athleten diese Ergänzungsmittel vorher in einem Labor auf ihre Unbedenklichkeit testen. Nicht aber Sachenbacher-Stehle, zumindest nicht in diesem Fall. Auch wenn die 33-Jährige (bewusstes) Doping vehement bestreitet.

Nun hat der Biathlon-Weltverband IBU die Deutsche für zwei Jahre gesperrt. Diese will wiederum gegen dieses Urteil vorgehen. Es sei zu hart, da sie auf einer Stufe mit Athleten stehen würde, die bewusst und dauerhaft gedopt haben.

Was ist nun davon zu halten? Der ehemalige Langlaufbundestrainer Jochen Behle äußerte sich dazu wie folgt auf Sky: "Das Urteil ist konsequent, aber hart. Evi ist eine ehrliche Haut, ihr ist nachgewiesenermaßen ein Lapsus passiert. Andere, die vorsätzlich mit Epo betrügen, erhalten die gleiche Strafe."

Ich denke, dass dies den Nagel auch irgendwo auf den Punkt trifft. Ich möchte ihr hier noch nicht einmal bewusstes Doping unterstellen. Vielleicht hatte sie wirklich nicht gewusst, was in diesem Ergänzungsmittel enthalten ist. Aber Unwissenheit schützt eben vor Strafe nicht. Wir reden hier von einer erfahrenen Athletin, die nicht nur mehrfach an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilgenommen hatte, sondern auch Titel und Medaillen einfahren konnte. So zwei Olympiasiege im Langlauf 2002 und 2010. Eine Person mit dieser Erfahrung, darf nicht so leichtsinnig damit umgehen. Der Langlauf und Biathlon steht immer wieder im Fokus von positiven Dopingtests und Skandalen. Es ist klar, dass es Richtlinien gibt. Und sie wusste auch darüber Bescheid. Auch, wie man dagegen vorgehen und sich schützen kann. Sicherlich mag es ein wenig ungerecht sein, dass bei einem Nahrungsergänzungsmittel die gleiche Strafe gesprochen wird, wie bei jahrelangem Eigenblutdoping (EPO). Trotzdem bleibt die Einnahme von verbotenen Mitteln eine sportliche "Straftat", die auch sanktioniert werden muss.
So sympathisch mir Sachenbacher-Stehle auch ist und so sehr ich mich über ihre Olympiasiege (die nicht zur Diskussion stehen, bitte beachten!) gefreut habe. Sie ist eine erfahrene Sportlerin. Da darf solch ein Fehler einfach nicht passieren. Ich stecke nicht in der Haut drin. Doch ich denke, dass es kein großer Umstand ist, das Ding einzupacken, ins Labor zu schicken und untersuchen lassen. Danach hat man die Gewissheit, ob es regelkonform, oder -widrig ist. Daher muss dieses Vergehen auch bestraft werden.
Vielleicht kann man über die Höhe wirklich diskutieren. Allerdings weiß ich nicht, welches Ziel die Athletin nun anstrebt. Unter einem Jahr würde ich hier erst gar nicht anfangen. Es geht auch irgendwo darum, dass der Sport seriös bleibt und keine Fälle schafft, die dies in Frage stellen. Sicherlich sind Erfolgsaussichten da, beim Internationalen Sportgerichtshof CAS auf eine Verkürzung zu hoffen. Die hatten vor kurzem die Sperre des jamaikanischen Sprinters Asaffa Powel, der ebenfalls ein Stimulanz einnahm, verkürzt und ihm eine provisorische Starterlaubnis erteilt. Für sie persönlich wäre das von Vorteil, wäre sie nach Beendigung der Sperre 36 Jahre alt - da droht dann das Karriereende. Hierbei sollten dann aber die Experten vor Ort entscheiden, in wie weit eine Reduzierung möglich ist. Fakt bleibt aber: Um eine Sperre wird sie nicht herum kommen. Leider zu Recht.

Dienstag, 15. Juli 2014

Arjen Robben - Schwalbenkönig oder Genie?

Beinahe wäre er der Superstar dieser Weltmeisterschaft geworden. Ein Spiel fehlte Arjen Robben und den Niederlanden, um endlich den Traum vom WM-Titel wahrwerden zu lassen. Und der Bayern-Spieler wird immer wieder als herausragender Spieler der Oranjes gesehen. Allerdings nicht ganz makellos.

Spieler sollen Ecken und Kanten haben. Immer wieder wird dies gefordert. Der Fußball braucht Typen. Unbestreitlich, dass Arjen Robben einer dieser Typen ist. Doch seine Spielweise schwankt zwischen Genie und Chaos. Und bei dieser WM scheint es fast so, als würde er diese Rolle liebend gerne annehmen und perfektionieren.

Denkt man an diesen Spieler, fallen einem zunächst die unglaublichen Sololäufe über das halbe Spielfeld ein. Aber auch die Tore, wenn er sich vor dem Strafraum nach innen bewegt und dann den Ball im Winkel unterbringt. Zweifelsohne aus fußballerischer Sicht wirklich ansehnliche Momente. Nicht jeder Spieler ist dazu in der Lage.
Doch der Spieler Robben hat auch noch eine andere Seite. Wenn er zum Beispiel wieder einen Sololauf startet, aber anstatt den besser positionierten Mitspieler anzuspielen, selbst aufs Tor schießt. Wenn er trifft, wird er zum Held. Trifft er aber nicht, geht das hätte, wenn und aber los. Oder aber seine Aktionen innerhalb das Strafraums. Entweder versucht er den Torschuss, oder er versucht den Elfmeter rauszuholen. Deren hat er bei dieser WM gleich zu für sein Team geholt, was am Ende auch ein Grund für das Weiterkommen war. Doch über brutale Fouls braucht man oftmals gar nicht zu sprechen. Teilweise ist gar kein Körperkontakt im Spiel. Doch der Niederländer geht zu Boden. Immer wieder sieht man ihn dort während eines Spiels, fast so, als wolle er seinem Namen gerecht werden.

Auf der einen Seite wird er immer wieder zum Superstar erkoren. Der Mann, der Bayern zum Titel in der Champions League und zum DFB-Pokalsieg 2013 schoss. Der Mann, der mit zwei Toren am Verderben der Spanier bei der WM 2014 Anteil hatte. Doch auf der anderen Seite steht der Spieler, der immer wieder den Unmut der Fans auf sich zieht, eben auf Grund solcher Aktionen. Dabei hätte ein Spieler seines Formats das überhaupt nicht nötig. Doch anscheinend möchte er polarisieren. Immer wieder geht er zu Boden und versucht daraus einen Vorteil für die eigene Mannschaft zu gewinnen. Schwalben kommentiert er nach dem Spiel gerne mit "einer cleveren Aktion". Die Schiedsrichter fallen leider immer wieder darauf rein. Keine gelbe Karte wegen Schwalbe. Stattdessen wird die Fallsucht des Arjen Robben mit Elfmetern und Freistößen unterstützt.

Wie gesagt stehen seine fußballerischen Qualitäten außer Frage. Trotzdem geht dann diese Rolle einen Schritt zu weit. Ein Spieler muss nicht ständig über Schwalben den Vorteil erzielen. Vor allem diese dann auch noch zu loben und gut zu heißen. Denn Schwalben sind laut Regelwerk eben regelwidrig. Auch die Alleingänge müssen nicht immer sein. Es ist nicht verboten, auch mal den Pass an den besser positionierten Mann zu bringen. Dann würde auch niemand mehr über die Qualitäten eines Arjen Robben streiten. So aber bleibt die gespaltene Person bestehen. Selbst Arsene Wenger äußerte sich nach dem Champions League-Spiel des FC Arsenal gegen den FC Bayern wenig positiv über den Niederländer und bezeichnete ihn als "Schwalbenkönig". Auch Mexikos Teamchef Miguel Herrera forderte mehr Verwarnungen für Robben, damit er solche Aktionen unterlasse.

Es bleibt spannend, wie sich Robben nun nach der WM, in der Bundesliga verhält. Und ob die Schiedsrichter auf der Seite des Niederländers stehen oder Schwalben entsprechend ahnden.

Montag, 14. Juli 2014

WM 2014: Spieltag vom 13. Juli (Finale)

Zwei Mannschaften, ein Ziel. Nach 24 Jahren standen beide Mannschaften erneut im Finale einer Weltmeisterschaft, wie schon 1990 und 1986. Die Frage blieb, welches Ergebnis sich wiederholen sollte. Würde Deutschland endlich wieder den Pokal nach Hause holen? Oder kann sich Argentinien mit Lionel Messi als Maradonas Nachfolger durchsetzen?

Bereits in der dritten Minute hatte Deutschland die erste Chance. Der Freistoß blieb allerdings zu ungefährlich. Fast im Gegenzug hätten die Südamerikaner die Führung machen können, doch Higuain vergab die Möglichkeit. Deutschland erarbeitete sich mehr Ballbesitz, während Argentinien über Konter kommen wollte. Doch das deutsche Spiel in den ersten Minuten zu statisch. Auch die Abwehrreihe stand noch nicht so souverän, wie bisher gewohnt. Gleiches galt für die Standardsituationen. Stattdessen hatte Mesut Özil die richtige Körpersprache, ackerte auch nach hinten, setzte nach und holte sich die Bälle zurück. Dann wieder ein Schockmoment für Deutschland. Beim Aufwärmen hatte sich bereits Sami Khedira verletzt. Für ihn spielte Christoph Kramer, der von Garay weggecheckt wurde. Verdacht auf Gehirnerschütterung, die Auswechslung erfolgte umgehend. Trotzdem blieb die Frage nach einer Bestrafung offen. Es gab schon Schiedsrichter, die hierfür Elfmeter und rot wegen Tätlichkeit gaben. Zumindest hätte der Schiedsrichter die Argentinier ermahnen müssen. Danach wurde es aber brenzlig für die deutsche Elf. Der sonst so starke Kroos köpft einen Ball nach hinten, direkt vor Higuain. Dieser lief frei auf Neuer zu, schoss aber daneben. Ein Ball, den ein Stürmer eigentlich machen muss. Deutschland ein wenig aufgeweckt danach. Nach fast 30 Minuten flankte Lahm auf Müller, doch dieser stand im Abseits. Kurz darauf die Argentinier am Zug. Higuain versenkte das Leder im Tor, doch auch hier war es Abseits. Der eingewechselte Schürrle hatte nach gut 37 Minuten die nächste gute Chance für das deutsche Team, konnte die Vorlage allerdings nicht verwerten. Während Deutschland mehr Ballbesitz hatte, aber noch keinen Weg durch die argentinischen Abwehrreihen fand, lauerte Argentinien, bei denen erneut viel über Messi laufen sollte, auf Konter. Kurz vor Abpfiff der ersten Hälfte hatte dann Benedikt Höwedes die Führung auf dem Kopf, doch der Schalker konnte vor dem freien Tor nicht einnetzen. Damit ging es mit einem torlosen Remis in die Halbzeitpause.
Nach dem erneuten Anpiff schienen die Südamerikaner den besseren Start zu erwischen. Es waren nur wenige Sekunden gespielt, als Kapitän Messi den Ball um Zentimeter am deutschen Tor vorbeischoss. Danach entwickelte sich das Spiel aber wie bereits in der ersten Hälfte. Deutschland mit mehr Ballbesitz, stellenweise über 60%, während Argentinien wenig nach vorne wagte. Sicherlich auch, weil Messi von der deutschen Verteidigung, vor allem von einem bärenstarken Boateng, aus dem Spiel genommen wurde und wenig Aktionen durchführen konnte. Allerdings wog dies doch teilweise ein Schiedsrichter auf, der die Tendenz zu den Argentiniern hatte und auf deren Seite mehr durchgehen ließ, als auf der deutschen Seite. Diese Partie war kein Bewerbungsvideo für weitere große, internationale Spiele. Zehn Minuten vor dem Ende wollte die Truppe von Löw dann doch noch die Entscheidung und drängte auf das Tor. Argentinien versuchte es nur mit weiten Pässen, die aber keine Abnehmer fanden. Da die Deutschen erneut keinen Weg durch die gegnerische Defensive fanden, sollte der Sieger in der Nachspielzeit oder gar im Elfmeter Schießen gefunden werden.
Dieses Mal erwischte das deutsche Team den besseren Start, als der eingewechselte Götze Schürrle in Szene setzte. Doch dieser schoss lediglich auf Torhüter Romero. Schnell stellte man fest, dass beide Teams auf dem Zahnfleisch krochen. Die Frage war nun, wer noch mehr Körner hatte, um das entscheidende Tor zu erzielen. Diesen Vorteil hatte zunächst Argentinien. Doch Palacio konnte den Ball nicht im Tor unterbringen. Glück hatte Argentinien aber, als weder Agüero, noch Mascherano die zweite gelbe Karte sahen und somit weiterhin am Spiel teilnehmen durften. Beide gingen Bastian Schweinsteiger so hart an, dass dieser abseits des Platzes mit einem Cut unterhalb des Auges genäht werden musste. Doch Schweinsteiger ließ sich das nicht anmerken und war wenige Sekunden später wieder auf dem Platz. Und dann war es so weit. 113. Minute, Schürrle auf Götze, dieser nahm im Strafraum den Ball mit der Brust an, ließ ihn auf den Fuß fallen und semmelte das Ding in die Maschen. Führung Deutschland! Argentinien warf noch einmal alles nach vorne. Aber das war nicht gut genug, um die deutsche Defensive und Manuel Neuer zu überwinden. Deutschland ist zum vierten Mal Weltmeister!

Betrachtet man nicht nur das Spiel, sondern das Turnier, dann ist dieser Sieg mehr als verdient. Jogi Löw hat ein Team geformt, eine Mannschaft, eine Einheit. Jeder ging für den anderen. Das Team ließ sich Rückschläge nicht anmerken, spielte zum Teil effektiven, zum Teil anschaulichen Fußball, zum Teil auch eine Kombination. Argentinien hatte Chancen im Finale, aber das war am Ende viel zu wenig, um Weltmeister werden zu können. Vor allem Manuel Neuer, der über das ganze Turnier einfach sensationell war, und die Abwehrreihen waren dann doch ein zu harter Riegel. Bei den Südamerikanern hing fiel von Messi ab. Doch als dieser keine Aktionen setzen konnte, konnte Argentinien auch nichts tun. Deutschland hat aller Kritik getrotzt. Sogar einem Schiedsrichter, der teilweise miserabel gepfiffen hatte. Und hat das Ding verdient gewonnen. 24 Jahre nach dem letzten, 60 Jahre nach dem ersten, wandert der Pott also wieder nach Deutschland. Glückwunsch an das gesamte Team und das Team hinter dem Team. Dabei sollte man aber auch die anderen Spieler, die zum Kader gehörten, aber nicht mitgenommen wurden, denken. Auch sie hatten irgendwo doch einen Anteil daran, dass sich diese Mannschaft in den letzten 10 Jahren so entwickeln konnte. Nun kann Jogi Löw die verdiente Ernte einfahren.

WM 2014: Spieltag vom 12. Juli (Spiel um Platz 3)

Das undankbare Spiel um den dritten Platz. Beide Mannschaften hatten im Vorfeld wenig Lust auf diese Partie. Doch ganz war die Spannung dann doch nicht raus.

Allerdings sollte das Spiel nicht im Sinne des Gastgebers laufen. Noch keine 180 Sekunden gespielt, kam Robben an der Strafraumgrenze zu Fall. Doch anstatt rot und Freistoß, gab es gelb für Thiago Silva und Elfmeter. Diesen nutze dann van Persie zu Führung für die Niederländer. Brasilien hatte fast im Anschluss die Möglichkeit zum Ausgleich. Ramires vergab aber diese Chance. Dann sollte es noch dicker kommen. Erneut ein Angriff der Oranjes und Blind mit dem 2:0. Brasilien nach dem Spiel gegen Deutschland erneut von der Rolle. Vor allem Abwehrass David Luiz war total von seiner gewohnten Form. Nach 20 Minuten prüfte dann Oscar den niederländischen Torhüter Cillessen, doch der hatte damit keine Probleme. Argentinien setzte in Folge dessen immer wieder Nadelstiche. Die Südamerikaner auf der anderen Seite ohne Ideen. Erst nach 38 Minuten hatte David Luiz eine Möglichkeit über einen Standard. Doch auch das war zu harmlos. Aufsehen erregte dagegen wenig später Dirk Kuyt, der nach einem Check mit dem Ellenbogen abseits des Platzes getackert wurde. Danach passierte nicht mehr viel, sodass es mit diesem Stand in die Halbzeit ging. Das Ergebnis auch in der Höhe in Ordnung. Brasilien zu schwach, die Niederländer schauten zu und verwalteten das Spiel. Wenig souverän dagegen der Schiedsrichter. Teilweise zu lax gepfiffen mit wenig Karten. Das erste Tor war kein Elfmeter, sondern ein Freistoß. Vor dem zweiten Tor stand Blind im Abseits.

Nach der Pause waren die Brasilianer aufgeweckter. Trotzdem stimmten die Laufwege noch nicht. Dazu stand die Abwehr der Niederländer sicher. So prüfte nach gut einer Stunde Ramires erneut die niederländische Defensive. Der Ball ging aber am Tor vorbei. Brasilien hatte sich noch nicht aufgegeben und drängte auf den Anschluss. Dieser wäre auch durchaus verdient gewesen. Doch die Selecoa viel zu harmlos und ungefährlich. So war es auch wenig verwunderlich,  dass die Oranjes nach das 3:0 machte. In der Nachspielzeit brachte van Gaal dann noch den dritten Torwart - damit hatte jeder Spieler im Team Einsatzminuten gesammelt. Danach pfiff der Schiedsrichter ab.

Die Niederlande beendete das Turnier auf dem dritten Platz. Nach diesem Spiel verdient. Brasilien einfach zu harmlos und auch nie gefährlich gewesen, um das Spiel hätte drehen zu können. Ohne Neymar lief nicht mehr viel zusammen. Hinzu kam sicherlich auch noch dieser unglaublich hohe Druck von den Landsleuten. Zu keiner Zeit bestand Gefahr für die Niederländer. Schade, hatte sich doch der Gastgeber vor allem außerhalb des Platzes sympathisch präsentiert. Van Gaal verabschiedet sich mit Bronze vom Verband der Niederländer. Allerdings hat sich erneut gezeigt, dass der WM-Titel und die Oranjes keine Freunde mehr werden. Angesichts manch einer Verfehlung durchaus gerecht, bedenke man nur die Situation beim Elfmeter Schießen von Krul oder zahlreiche Flugeinlagen von Robben.  Sicherlich nicht die feine englische Art. Doch am Ende reichte es zu einem (verdienten) dritten Platz.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Der deutsche Gretzky

Der Fußball - omnipräsent im deutschen Sport. Vor allem, wenn gerade eine Weltmeisterschaft stattfindet. Da geraten andere Themen gerne einmal in den Hintergrund. Auch, wenn es sich bei um historische Ereignisse handelt, wie ein Blick über den Teich aktuell zeigt.

Denn dort fand vor Kurzem der diesjährige Draft in der NHL statt.  Dort werden die besten Jungspieler von den einzelnen Clubs gezogen und unter Vertrag genommen. Dabei darf das schlechteste Team den Spieler ziehen, der als der beste seines Jahrgangs zählt. Der vorletzte dann den zweitbesten und so weiter.
In diesem Jahr stand auch ein Deutscher auf dieser Liste. Das an sich ist zwar schon beachtlich, aber nicht unbedingt nennenswert. Das Außergewöhnliche in diesem Jahr war die Platzierung. Denn Leon Draisaitl wurde auf Position 3 der ersten Runde gesetzt. Kein deutscher Spieler war je besser platziert. Nur zwei Jungspieler aus seinem Jahrgang wurden besser gesetzt.
Draisaitl wurde schon vor dem Draft in den us-amerikanischen Medien als der deutsche Wayne Gretzky bezeichnet. Eines der größten, wenn nicht sogar das größte deutsche Eishockey-Talent. Und als wäre dieser Titel nicht genug, haben ausgerechnet die Edmonton Oilers den jungen Deutschen bekommen. Genau der Club, mit dem Gretzky vier Mal die NHL gewinnen konnten. Zugegeben, von diesen Zeiten ist der Club sehr weit weg. Immerhin waren sie in der vergangenen Saison das drittschlechteste Team. Trotzdem der erste Schritt, um NHL-Luft zu schnuppern.

Draisaitl, der Sohn des ehemaligen Eishockeyspielers Peter Draisaitl, wurde am 27. Oktober 1995 in Köln geboren. Bei den Haien begann er auch mit dem Eishockey. Dort steigerte er sich in den Juniorenmannschaften von Saison zu Saison, bis er 2010/11 einen weiteren Rekord aufstellte: In 29 Spielen gelangen ihm 97 Tore und 95 Vorlagen, was unglaubliche 192 Scorerpunkte bedeutete. Im Anschluss daran wechselte er zu den Konkurrenten aus Mannheim, wo er bei den Jungadlern sein Können unter Beweis stellte.
Solche Leistungen bleiben nicht unentdeckt. Ein Jahr später wurde er beim Import-Draft in die USA an zweiter Stelle gezogen und wechselte zu den Prince Albert Raiders, die dank seiner Leistung nach 10-jähriger Auszeit endlich wieder die Playoffs erreichen konnten. In der nächsten Saison machte er den nächsten Schritt nach vorne und verbesserte seine persönlichen Bestleistungen. Zwar war er noch zu jung für den NHL-Draft war, wurde aber bereits von zahlreichen Clubs aus der höchsten Spielklasse gescoutet. Erst in diesem Jahr folgte schließlich der nächste Schritt - nämlich nach Edmonton, der ihm seinem Traum von der NHL sehr nahe kommen lässt.

Dass ein schlechtes Team nicht zwangsweise auch eine schlechte Wahl ist, hat Draisaitl bereits bei den Raiders erfahren. Mit den richtigen Spielern war es dem Team möglich die Playoffs wieder zu erreichen. Sicherlich wird er mit Edmonton nicht so schnell den Stanley-Cup gewinnen. Doch für erste Schritte zu wagen ist der Club mehr als gut. Allerdings muss er sich erst einmal im Trainigscamp beweisen. Sollte er für noch nicht gut genug empfunden werden, würde er erst einmal im unterklassigen Farmteam zum Einsatz kommen, um dann nach und nach an die Mannschaft herangeführt zu werden.

Doch bereits jetzt wird ihm dieser Schritt zugetraut. Die Oilers selbst sehen in ihm den Center, der die Jahre über im Team gefehlt hat. Aber auch außerhalb wird der Deutsche für seine Fähigkeiten gelobt, vor allem von us-amerikanischen Fachmagazinen. So besäße Draisaitl bereits jetzt eine NHL-taugliche Statur, die es dem Gegner schwer macht, ihn zu stoppen. Denn die Kombination aus seiner Statur und der Fähigkeit den Schläger zu führen, sorgt dafür, dass er den Puck bestmöglich abschirmen kann. Ebenso habe er eine Vielzahl von Techniken, um den Abschluss zu suchen. Darüber hinaus vermag er es wie kein zweiter bei voller Geschwindigkeit einen präzisen Pass zu spielen. Weiterhin wird seine Spielübersicht gelobt, die nicht jeder in solch jungen Jahren besitzt. Er kann förmlich das Spiel lesen und entsprechend reagieren und agieren. Draisaitl besitzt ebenso die in Amerika sogenannten "soft hands", also Hände, die den Puck das machen lassen, was er tun soll.

Leider gehen solche Geschichten in Deutschland oftmals einfach unter. Der Eishockey hat bei weitem nicht die Präsenz, wie Fußball oder Handball. Trotzdem ist es ein bedeutender Schritt, wenn ein solch junger Spieler bereits jetzt schon diesen Stellenwert hat. Vielleicht ist er ja einer, der einen kleinen Boom auslösen kann, sodass auch die NHL in Deutschland plötzlich auf dem Schirm zu sehen ist. Er selbst hat bereits gesagt, dass er hofft den Eishockeysport in Deutschland bekannter zu machen. Ebenso wünscht sich Draisaitl, dass er Kinder inspiriert mit diesem Sport zu beginnen.
Trotzdem bleibt erst einmal abzuwarten, wie er sich in Amerika entwickelt. Die Chance hat er auf jeden Fall. Auch das Team plant bereits die nächsten Jahre mit ihm auf der Center-Position. Mit der richtigen Förderung und dem richtigen Umfeld ist es sicherlich möglich, dass er irgendwann eine Größe in der NHL wird. Vielleicht auch mit dem Gewinn des Stanley-Cups. Die Hoffnungen der Oilers ruhen schon mal auf den jungen Schultern des Deutschen, um endlich wieder an die ruhmreiche Vergangenheit anknüpfen zu können. Dann mit dem "German Gretzky".

WM 2014: Spieltag vom 9. Juli (Halbfinale)

Das zweite Halbfinale stand an. Wer würde Deutschland ins Finale folgen? Würde es ein Finale wie 1990 geben? Oder doch wie 1974? Während Argentinien seinen dritten Stern möchte, wollen die Niederlande den ersten Titel der Geschichte holen.

Halbfinale 2: Niederlande - Argentinien 2:4 n.E.
Das Spiel begann zunächst mit einer Gedenkminute für den verstorbenen, ehemaligen argentinischen Nationalspieler Alfredo di Stéfano, zu deren Gedanken die Argentinier auch Trauerflor trugen. Beide Mannschaften eher zurückhaltend in den ersten zehn Minuten. Beide fanden noch keinen Weg durch die gegnerischen Abwehrreihen und tasteten sich stattdessen erst einmal ab. Erste Gefahr entstand erst nach fast einer Viertelstunde, als Messi einen Freistoß direkt aufs Tor brachte. Doch Cillesen  war zur Stelle. Bei den Niederländern gelang das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Offensive noch nicht wirklich. Daher waren es auch die Argentinier, die immer wieder Vorstöße in den gegnerischen Strafraum wagten. So hatten auch die Südamerikaner in der 24. Minute die erste Chance, als Garay nur knapp eine Hereingabe verpasste und neben das Tor setzte. Dann pfiff der Schiedsrichter auch schon zur Halbzeit. Ein torloses Unentschieden, dass der Partie gerecht wurde, da beide Mannschaften doch sehr taktisch spielten und keine Fehler machen wollten.
Die Niederländer erwischten den besseren Start in die zweite Hälfte. Robben hätte nach 55 Minuten sich eine Chance erarbeiten können, doch die argentinische Defensive war zur Stelle. Keine drei Minuten später dann Argentinien mit einer Chance, doch Higuain konnte die Flanke von Lavezzi nicht verwerten. Nach mehr als einer Stunde waren die Niederländer die "aktivere" Mannschaft. Argentinien zog sich zurück und beobachtete das Geschehen, doch von den Oranjes kam zu wenig. Allerdings stellten beide Mannschaften nach 70 Minuten das Spielen ein. Ein statisches Geschehen, bei dem es kaum Aktionen gab. Doch dann hatte Higuain plötzlich die Führung auf dem Fuß, setzte den Ball in der 75. Minute aber nur ans Außennetz. Allerdings hätte der Treffer nicht gezählt, da er sich im Abseits befand. Zehn Minuten vor Schluss war dann die Ausgangslage so, dass nur ein Fehler oder eine Einzelaktion ein Tor herbeiführen würde. Beide Mannschaften waren wohl auf die Verlängerung aus. Kurz vor Ende kamen dann aber noch einmal die Niederländer, allerdings wurde erneut der Schuss von Robben durch Mascherano geblockt. Wenige Sekunden später ertönte dann aber erneut der Pfiff des Schiedsrichters - noch einmal 30 Minuten Nachschlag für ein taktisch vielleicht gutes, aber technisch und fußballerisch weniger gutes Spiel.
Die ersten 10 Minuten der Verlängerung waren dann doch eher ereignislos. Zwar hatten die Niederländer Nadelstiche setzen können, aber mehr als ein Aufzeigen war das nicht. Aber auch Argentinien zeigte sich gegen Ende der ersten Hälfte der Verlängerung noch vor dem gegnerischen Tor - ohne Wirkung.
Ohne Wirkung waren dann auch die Aktionen in der zweiten Hälfte. Keine der Mannschaften brachte eine Aktion zu Stande, die hätte gefährlich werden können. Viel zu viele technische Fehler, die man von diesen Mannschaft so nicht gewohnt ist; keine Idee nach vorne; kein Tempo. Doch dann hatte in der 115. Minute Palacio den Lucky Punch auf dem Kopf, köpft den Ball aber auf den niederländischen Torhüter. Das hätte es sein müssen. Argentinien schöpfte daraus ein bisschen Mut. Messi setzte sich auf der rechten Außenbahn durch, flankte nach innen, doch dort konnte Maxi Rodriguez den Ball nicht ins Tor bringen. Doch das war es dann - erneut müssen die Niederländer ins Elfmeter Schießen.
Das erste Duell lautete Flaar gegen Romero - mit dem besseren Ende für Argentinien. Danach folgte Messi gegen Cillessen - doch der argentinische Kapitän souverän. Führung für Argentinien. Als nächstes trat Robben an und verwandelte den ersten Elfmeter für die Niederländer. Garay nun für Argentinien, der den Ball souverän unter die Latte ins Tor hämmerte. Danach Sneijder für die Oranjes, aber irgendwie kommt Sergio Romero noch an das Ding und lenkt den in die brasilianische Pampa. Danach versenkte Agüero den Ball ohne Probleme im Tor. Dirk Kuyt hatte nun die ganze Verantwortung für die Niederlande - und wurde dieser Verantwortung gerecht. Für Argentinien trat Maxi Rodriguez, der Mann, der 2006 noch gegen Deutschland verschoss. Doch im Gegensatz zu damals versenkte er den Ball und schoss Argentinien ins Finale gegen Deutschland.
Am Ende konnte nur das Elfmeter Schießen die Entscheidung bringen. Die Partie war spielerisch und fußballerisch keine Bewerbung für diese Sportart. Was allerdings verständlich ist, geht man von der Ausgangslage aus. Ein zu offenes Spiel hätte der frühe KO bedeuten können. Daher gingen beide Mannschaft das Spiel sehr taktisch an. Einzig die Elfmeter waren von Argentinien eine nennswerte Leistung. Ansonsten fand man Akzente doch selten im Spiel. Deutschland muss sich nicht vor dieser Mannschaft verstecken. Die Frage bleibt nun, in wie weit der eine Tag mehr Regeneration für Deutschland ausschlaggebend ist, vor allem, weil Argentinien über die Verlängerung gehen musste. Beide Mannschaften könnten den Pokal gewinnen. Doch ich sehe Deutschland einen Schritt vorne. Für mich sind sie eine Mannschaft geworden, die keinen superstar braucht, denn die Mannschaft ist der Superstar. Bei Argentinien hängt doch sehr viel von Messi ab - vielleicht zu viel? Ein Duell, wie es schon 1990 der Fall war. Nur mit einem Messi, statt einem Maradonna. Aber hoffentlich mit dem gleichen Ausgang für Deutschland.

Mittwoch, 9. Juli 2014

Der Dirigent des Weißen Balletts

Ein Verein trauert um einen der größten Spieler seiner Geschichte: Die Real Madrid-Legende Alfredo di Stefano ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Ein Nachruf zu einer Fußball-Legende.

Alfredo di Stéfano kam am 4. Juli 1926 in Buenos Aires (Argentinien) zur Welt und entwickelte schon als kleiner Junge eine Leidenschaft zum Fußball. Durch seinen Vater, der ihn stets förderte, entwickelte er seine Liebe zu River Plate Buenos Aires, bei denen er schließlich im Alter von 15 Jahren ein Probetraining absolvierte und auch auf Anhieb überzeugte. So war es nur eine Frage der Zeit, bis er schließlich vier Jahre später in den Profikader aufgenommen wurde.

River Plate galt als beste Mannschaft des südamerikanischen Kontinents. Doch zunächst kam der junge di Stéfano nicht an Mittelstürmer Adolfo Pedernera vorbei, sodass er zunächst ausgeliehen wurde, um Spielpraxis zu sammeln. Bereits in seiner ersten Saison zeigte sich das Talent des Argentiniers, als er in 25 Spielen immerhin zehn Tore schoss. Mit reichlich Selbstbewusstsein im Gepäck kehrte er zu River Plate zurück, um dort Stammspieler zu werden. Dort wurde er dann mit 27 Toren in 30 Spielen Torschützenkönig und hatte großen Anteil an der gewonnen Meisterschaft. Überzeugen konnte di Stéfano vor allem durch seinen robusten Körberbau, mit dem er sich durchsetzen konnte, aber auch durch seine Schnelligkeit und seine Dribblings.

Allerdings sorgte ein Streit zwischen Ligaverband und Spielergewerkschaft den Spielbetrieb der argentinischen Liga, sodass di Stéfano, wie viele andere Spieler auch, nach Kolumbien wechselte und zwar zu CD Los Millonarios. Erstaunlich dabei war, dass sein Club River Plate davon nichts wusste und auch keine Transferentschädigung erhielt.
Am Ende seiner ersten Saison holte di Stéfano erneut die Meisterschaft. Die Millonaros avancierten zu einem unschlagbaren Team und holten von 1951 bis 1953 nicht nur drei weitere Meisterschaften, sondern auch noch einen Pokalsieg. Di Stéfano selbst wurde der unumstrittene und absolute Superstar der Mannschaft, der darüber hinaus zwei Mal die Wertung des besten Torschützen gewann. Durch ein Freundschaftsspiel gegen Real Madrid zu dessen 50-jährigem Bestehen, wurden auch Clubs in Europa auf den Argentinier aufmerksam. Und so sollte sich einer der spektakulärsten Wechsel des Fußballs anbahnen.

Denn nun wollte Real Madrid diesen Spieler verpflichten. Der hatte aber bereits einen Vertrag beim FC Barcelona unterschrieben. Die wiederum hatten 4 Millionen Peseten (etwa 217.000 Euro) an die Millonaros als Entschädigung gezahlt. Doch Real-Präsident Bernabeu wollte di Stéfano unbedingt und überwies 1,5 Millionen Peseten (81.000 Euro) an die Millonaros. Somit hatten beide Vereine eine Ablösesumme für einen Spieler bezahlt. Dieser Problematik wandt sich der spanische Verband zu, die beschlossen, dass di Stéfano je zwei Saisons für Real und zwei für Barcelona spielen sollte. Damit war Barcelona aber nicht einverstanden und zog den Transfer zurück, obwohl di Stéfano in Freundschaftsspielen bereits für die Katalanen auflief, aber nicht so recht überzeugen konnte. Real zahlte etwa 4 Millionen Peseten an Barcelona als Entschädigung, sodass das Transfervolumen bei 5,5 Millionen Peseten, als 298.000 Euro, lag. Damit war der Wechsel vollzogen und di Stéfano sollte sich den Königlichen anschließen.

Was dort passierte, hätte wohl niemand vorhersagen können. Gleich in seiner ersten Saison wurde er mit 27 Toren Torschützenkönig und schoss Real zum ersten Meistertitel seit 21 Jahren. Krönung war dabei zweifelsohne die Partie gegen den FC Barcelona, in welcher Real mit 5:0 gewann und di Stéfano selbst vier Treffer markierte. Nach und nach entstand um den Argentinier eine Mannschaft, die den Mythos des "Weißen Balletts" begründen sollte. Spielerisches Können vermischte sich mit Eleganz und technisch anspruchsvollem Fußball. Insgesamt holte er acht Meistertitel mit Real und einen Pokalsieg. Die meiste Anerkennung dürfte er sich aber im neu gegründeten Europapokal der Landesmeister geholt haben. Mit ihm gewann Real die ersten fünf Austragungen in Folge - ein Erfolg, den bis heute keine Mannschaft wiederholen konnte. Hinzu kommt der Weltpokal im Jahre 1960.

Di Stéfanos Spielweise war unbeschreiblich. Nicht ohne Grund wird er unter den Top5 der besten Spieler aller Zeiten angesehen, noch vor seinem Landsmann Maradonna. Ihn zeichnete eine unnachahmliche Eleganz aus. Ebenso hatte er auf dem Platz eine Aura, die die anderen Mitspieler mitreißen konnte, aber auch dem Gegner den nötigen Respekt einflößte. Er beschränkte sich nicht nur auf den gegnerischen Strafraum, sondern war auch im Mittelfeld zu finden, wo er sich immer wieder Bälle holte. Trotzdem stand er immer im Dienst der Mannschaft und blieb immer auf dem Boden.

Doch als 1960 der Glanz von Real schwinden sollte, bewog Präsident Bernabéu den 38-jährigen di Stéfano zum Karriereende. Gleichzeitig bot er ihm einen Job als Sportdirektor an. Doch dieser lehnte ab und spielte noch einmal zwei Jahre für RCD Espanyol Barcelona, bevor er endgültig seine Karriere beendete.

Für Real Madrid erzielte er in 396 Spielen 307 Tore. Er war über 40 Jahre lang Toptorjäger der Königlichen und wurde erst von einer anderen Clublegende, Raùl, eingeholt. Er war der erste Spieler, der vier Mal in Folge Torschützenkönig in der Primera Division werden konnte, was nach ihm nur Hugo Sánchez (ebenfalls Real Madrid) schaffen konnte.

Am 7. Juni 1967 fand schließlich im Estadio Santiago Bernabéu von Madrid ein Abschiedsspiel vor 130.000 Menschen statt.

Während er auf Vereinsebene Erfolg um Erfolg, und Titel, um Titel holte, lief es in der Nationalmannschaft weniger gut. Zunächst debütierte er für die argentinische Nationalmannschaft. Dort lief es zunächst auch gut für ihn, denn er gewann die Südamerikameisterschaft. Doch mit dem Wechsel nach Kolumbien wurde er nicht mehr für das Team berufen. Daher bestritt er vier Spiele für die kolumbianische Nationalmannschaft, die von der FIFA allerdings nicht anerkannt wurden.
1956 erhielt er dann die spanische Staatsbürgerschaft, was ihm die Berechtigung einbrachte, für dieses Land spielen zu dürfen. Doch Spanien verpasste überraschend die WM 1958. Für die WM 1962 in Chile konnte sich das Team zwar qualifizieren, doch di Stéfano konnte auf Grund einer Muskelverletzung nicht am Turnier teilnehmen. Er reiht sich damit in die Liste von Superstars ein, die nie ein WM-Spiel bestritten haben.

Doch auch nach seiner aktiven Karriere war di Stéfano dem Fußball treu und wurde Vereinstrainer. Mit den Boca Juniers wurde er zwei Mal argentinischer Meister; mit dem FC Valencia einmal spanischer Meister und 1980 Europapokalsieger. Mit Real holte er 1990 den spanischen Supercup.

Zehn Jahre später wurde er zum Ehrenpräsidenten von Real Madrid ernannt. Ebenso wurde das Stadion der zweiten Mannschaft von Real im Jahr 2006 nach ihm benannt. Des Weiteren zeichnet die Marca jedes Jahr den besten Spieler der Primera Division mit der Trofeo Alfredo di Stéfano aus.

Kommentatoren bezeichneten sein Spiel als ein "schwereloses Spiel", bewunderten seine Technik. Er war ein Allrounder, wie aus dem Buche, ein "kompletter Spieler". Er besaß eine ungeahnte Brillianz und Spielübersicht und war trotzdem ein Mannschaftsspieler. Nicht um sonst wird er als Dirigent des "Weißen Balletts" bezeichnet. Die Mannschaft entstand um ihn herum und er wusste sie zum Erfolg zu führen. Selbst die Gegner standen bei seinen Europapokalspielen Spalier und holten sich Autogramme ab. Unvergessen auch der Sieg in eben jenem Wettbewerb 1959 gegen Eintracht Frankfurt, als er drei Tore erzielte und Puskas die anderen vier. Zu seiner Zeit war er der Beste.
Die Betroffenheit seines Todes zeigte sich weltweit. Sepp Blatter bezeichnete ihn als "meinen Lieblingsspieler", Pele als "Legende des Spiels", Casillas als "Legende von Real Madrid". Ex-Real-Trainer Mourinho ließ verlauten, dass er "der beste Spieler in der Geschichte von Real Madrid und einer der größten aller Zeiten" gewesen sei. Und auch Luis Suarez würdigte di Stéfano als "Genie des Fußballs". Auch bei Real selbst war die Bestürzung sehr groß, kannten ihn die Spieler doch persönlich. Bei jedem offiziellen Termin, bei jeder Neuvorstellung eines Spielers, bei jeder Vertragsunterschrift war der Ehrenpräsident dabei. Angeblich hatte er ein Mitspracherecht, was die Transferangelegenheiten betraf.

Doch auch abseits des Platzes hatte er immer wieder einen Spruch auf den Lippen:
- "Tore schießen ist wie LIebe machen: Alle Welt weiß, wie das geht, aber keiner macht das so wie ich."
- "Der wahre Fußball war zu Ende, als der erste Fön in den Umkleidekabinen Einzug hielt."
- "Der Ball ist aus Leder, das Leder kommt von der Kuh, die Kuh frisst Gras, deshalb muss man den Ball aufs Gras werfen."
- "Ich habe mit 40 aufgehört, weil meine Töchter mich eines Tages anschauten und sagten, Papa, mit Glatze und kurzen Hosen, das steht dir nicht."

Ein großartiger Spieler hat den Fußball verlassen. Doch die Erinnerung an di Stéfano werden stets aufrecht erhalten bleiben.

http://www.utahpeoplespost.com/wp-content/uploads/2014/07/Alfredo-Di-Stefano-Dies-at-Age-88.jpg







Im Anschluss noch ein paar Videos, die die Spielweise di Stéfanos demonstrieren.

https://www.youtube.com/watch?v=5On90SBNllQ

https://www.youtube.com/watch?v=bCAlqBamBjs

https://www.youtube.com/watch?v=5nAmo43w3hE

https://www.youtube.com/watch?v=zxPHlCbi4-g

Anmerkung: Bilder und Videos sind nicht von mir. Bild von images.google.com; Videos auf Youtube gefunden.

Dienstag, 8. Juli 2014

WM 2014: Spieltag vom 8. Juli (Halbfinale)

Die letzten Spiele stehen an. Heute ein Klassiker, der gar kein Klassiker ist: Deutschland gegen Brasilien. Denn die beiden Mannschaften haben bisher einmal bei einer WM gegeneinander gespielt, nämlich 2002 im Finale. Die Deutschen wollten zeigen, dass auch ein Sieg über Brasilien auf nicht-deutschem Boden möglich ist. Doch der Gastgeber wollte den Ausfall von Neymar nicht auf sich sitzen lassen und trotzdem Gas geben. Jetzt ging es um alles oder nichts.

Halbfinale 1: Brasilien - Deutschland 1:7 (unfassbar!)
Brasilien erwischte dabei den besseren Start, hatte bereits in der dritten und fünften Minute die ersten beiden Chancen. Doch beim ersten Mal ging der Ball von Marcelo vorbei; beim zweiten Versuch fing Neuer die Hereingabe ab. Doch auch Deutschland bekam in der achten Minute, als Khedria beim Fernschuss Toni Kroos traf. Und bereits in den Anfangsminuten war erkennbar, dass sich hier zwei Teams auf Augenhöhe begegneten. Und dann brach die elfte Minute an. Kroos mit dem Eckball nach innen, Müller nimmt das Ding volley und ballert das Ding in die Maschen. Deutschland führte gegen den Gastgeber. Die Antwort von Brasilien war allerdings weniger ein Torversuch, als viel mehr kleinere Fouls um das Aufbauspiel zu verhindern. Pech für den Gastgeber, dass dieses Mal ein Schiedsrichter pfiff, der dies ahndete. Dann ein Aufreger in der 17. Minute, als Marcelo einen Elfmeter forderte, Lahm aber sauber klärte und es zu einem kleinen Tumult kam. Doch der Schiedsrichter sprach nur ermahnende Worte. Und dann wurden die Geschichtsbücher neu geschrieben: 23. Minute, Miroslav Klose, 16 Tore! Deutschland erhöhte auf 2:0. Brasilien konsterniert und geschockt. Die Antwort von Brasilien blieb aus. Stattdessen setzte Toni Kroos mit einem Schuss an der Strafraumgrenze nach und erzielte das 3:0. Brasilien völlig von der Rolle. Da passte jetzt gar nichts mehr zusammen. Der Gastgeber völlig überfordert mit einer deutschen Mannschaft, die Weltmeister werden will. Und dann drohte das Debakel: Kaum war der Wiederanpfiff erfolgt, spielte Kroos auf Khedira, der wieder zurück und Kroos mit dem 4:0. Brasilien nur die ersten fünf Minuten auf Augenhöhe. Danach brach die Mannschaft auseinander. Wer hat noch nicht, wer will noch mal? 29. Minute, Khedira, 5:0. Wie sollte Brasilien das noch aufholen? Ja, Schweden hatte damals den Ausgleich gegen Deutschland geschafft. Doch hier ist kein Ibrahimovic auf dem Platz, kein Messi, kein Ronaldo, kein Neymar. Bisher war kein Spieler zu sehen, der auch nur annähernd in der Lage wäre auch nur den Ehrentreffer zu erzielen. Und was machte eigentlich Deutschland? Die drängten auf das nächste Tor. Nach mehr als einer halben Stunde Kroos mit einem Fernschuss, der nur knapp zur Ecke abgefälscht wird. Bei Brasilien ging überhaupt nichts mehr. Fast alle Spieler des Gastgebers nun im eigenen Strafraum um das Debakel möglichst gering zu halten. Und der Blick in die Gesicher der brasilianischen Spieler war eindeutig: Hoffnungslosigkeit, Resignation. Deutschland mit gefühlten 100% Ballbesitz. Brasilien schien nur noch den Ball zu haben, wenn sie ihn aus den eigenen Reihen irgendwie wegschlägt. Und wenn sie dann doch mal den Ball im Mittelfeld hatten, dann folgte auch umgehend der Ballverlust. Entweder durch einen Fehlpass oder durch den Angriff eines deutschen Spielers. Und dann pfiff der Schiedsrichter zur Halbzeit. Eine kleine Erlösung für Brasilien. Unterschiedlicher hätten die beiden Mannschaften auf dem Platz nicht sein können. Auf der einen Seite der Gastgeber, bei dem gar nichts zusammenpasste. Auf der anderen Seite EINE deutsche MANNSCHAFT. Ein Team, das kämpft und sich in einen Rausch gespielt hat. Nun gilt es diesen Schwung mitzunehmen.
Zur zweiten Hälfte brachte dann Löw Mertesacker für Hummels, der für das Finale geschont wird. Und dann hatte plötzlich Brasilien doch eine Chance. Doch Neuer klärte im letzten Moment vor Oscar. Wenige Minuten später hatte dann Paulinho das brasilianische Tor auf dem Fuß, doch erneut war Neuer zur Stelle. Nach fast einer Stunde verabschiedete sich dann Rekordtorschütze Klose und machte Platz für Schürrle. Kurze Zeit später wollte es Müller noch mal wissen und nahm den Brasilianern im eigenen Strafraum den Ball ab, scheiterte aber am Torhüter. Die nachfolgende Ecke führte über mehrere Stationen erneut zu einer Chance für Müller. Doch erneut war Caesar zur Stelle. Der Junge hat wohl doch den Goldenen Schuh für den besten Torjäger im Blickfeld. Unschöne Szene dann nach 65. Minuten, als Paulinho Höwedes von den Beinen holt, ohne dass der Ball eine Rolle gespielt hätte. Ebenso keine schöne Aktion, dass in Fred die Zuschauer den Schuldigen gefunden haben und ihn fortan mit Hass- und Schmähgesängen, sowie Pfiffen bombardierten. Ach ja, Fußball wurde auch noch gespielt: Nach fast 70 Minuten spielte Lahm auf Schürrle, der das halbe Duzent voll machte. Ab und zu gab es dann immer wieder zaghafte Versuche der Brasilianer, doch zu harmlos, um Neuer in Bedrängnis zu bringen. Dann folgte nach 75 Minuten der nächste taktische Wechsel, als Draxler sein Debüt feierte und für Khedira eingewechselt wurde. Kurz darauf machte sich der Frust bei David Luiz bemerkbar, der dies gleich an Müller ausließ. Doch die Gemüter beruhigten sich schnell. Apropos: In der 79. Minute wollte Schürrle dann doch noch mal ein Tor machen - 7:0. Der Ehrentreffer sollte den Brasilianern dann doch nicht verwehrt bleiben: Oscar in der 90+1. Minute mit dem 7:1. 
Und dann war das Spiel zu Ende. Deutschland demontiert den Gastgeber. Eine Mannschaft, die heute nie in der Lage war gegen die Truppe von Löw zu gewinnen. Sicherlich fehlte Neymar, sicherlich fehlte Thiago Silva. Doch so wenig, wie hier zusammen lief, hat das Kollektiv einfach versagt. Es hat gar nichts zusammengepasst. Man kann nun das Spiel auseinander nehmen. Muss man aber nicht. Das Ergebnis spricht schließlich für sich.
Und auf der anderen Seite? Hat Löw genau das gemacht, was ein Trainer machen muss: Eine Mannschaft formen, die den WM-Titel gewinnen möchte. Nein, gewinnen kann. Deutschland hat vermutlich nicht die Superstars wie Messi, Ronaldo, Neymar und Co. Aber Deutschland hat eine Mannschaft. Die sowohl nach hinten sicher stand. Und hierfür war es auch wichtig, dass Philipp Lahm wieder als Rechtsverteidiger auflief - einfach bärenstark auf dieser Position. Doch auch Manuel Neuer, der beste Torhüter des Turnieres, ist Rückhalt. Aber auch nach vorne hin effektiv war. Eine Mischung, aus Effizienz, Hurrafußball, Kollektivleistung - kurzum: Einer Weltmeistermannschaft. Wichtig ist jetzt nur den Kopf klar zu bekommen und das Ding nach Hause fahren. Nach dieser Leistung ist Deutschland der Topfavorit - egal wer das zweite Halbfinale gewinnt. Hut ab, Respekt. Vor dieser Leistung kann man sich nur verneigen. Danke, Jungs! Danke für diese Stunde der Fußballgeschichte!

Montag, 7. Juli 2014

Beckovic mit erstem Grand Slam-Titel

Als Novak Djokovic verkündete, dass Boris Becker sein neuer Trainer wird, war das Echo in den Medien groß. Viele sahen diese Kombination bereits im Voraus als zum Scheitern verurteilt. Was könne Becker dem "Djoker" schon beibringen? Ebenso gibt es ja immer wieder peinliche Ausflüge von Becker in den Medien. Doch ganz so einfach war die Sache dann doch nicht.

Ein Vierteljahrhundert lag zwischen dem vorerst letzten Champions Dinner und dem aktuellen. Damals, 1989, als Becker zum dritten Mal in Wimbledon triumphierte, war Djokovic gerade einmal zwei Jahre alt und Deutschland war noch getrennt. 25 Jahre später darf Becker wieder an diesem Dinner teilnehmen - nun aber als Trainer. Nach einem herausragenden Finale auf dem Grün besiegte sein Schützling schließlich Roger Federer in einem mehr als dramatischen Duell.

Aber war es wirklich Becker, der hier Teilerfolg hat? Ja, war es. Denn dieser hat dafür gesorgt, dass Djokovic immer wieder in seine Fähigkeiten vertraut, nicht verzweifelt, weil es gerade nicht läuft, sondern sich besinnt, um dann zurückzuschlagen. So spielten auch Rückstände keine Rolle mehr, denn der "Djoker" kam selbst zurück. Beckers Aufgabe liegt ohnehin nicht darin, die spielerische Klasse seines Schützlings zu verbessern. Was will man einem Spieler beibringen, der bereits sechs Grand Slam-Titel auf dem Konto hat und Nummer eins der Welt war. Vielmehr ging es um die Arbeit im mentalen Bereich. Denn Becker hat selbst als Spieler solche Situationen durchlaufen müssen. Und von dieser Erfahrung und von diesem Wissen profitiert Djokovic nun. Gleichzeitig sorgt Becker als "Schutzschild", damit sich Djokovic auf das Tennis konzentrieren kann. Mit Erfolg, denn der Serbe hatte zuvor fünf seiner sechs letzten Endspiele verloren. Doch dieses Mal hielten die Nerven. So gut, dass er Becker zum Franz Beckenbauer des Tennissports machte - als Spieler und Trainer in Wimbledon erfolgreich. Doch die Zusammenarbeit endet hier noch lange nicht. Das Duo hat noch weitere Ziele: Die US-Hartplatzserie soll nun in Angriff genommen werden.

Dieser Sieg von Djokovic war sowohl für ihn, als auch für Becker als Trainer sehr wichtig. Zum Einen hat es gezeigt, dass Djokovic wieder auf dem Niveau angekommen ist, auf dem er selbst einmal war. Er ist wieder zurück, er gewinnt wieder Finals, er ist wieder die Nummer ein. Doch der eigentliche Gewinner ist aus meiner Sicht Boris Becker. Dieser Sieg hat gezeigt, dass seine Verpflichtung als Trainer kein mediales Ereignis war, um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern das etwas dahinter steckt. Es hat gezeigt, dass Becker auch als Trainer in der Lage ist, etwas zu reißen, nämlich in dem er seinen Spieler mental festigt. Und dass es wirklich ein Trainerjob ist, den er mit aller Ernsthaftigkeit angeht. Aus meiner Sicht bringt das auch einen Boris Becker nach vorne. Leider gab es in der Vergangenheit immer wieder Auftritte, die das Image der Tennislegende beschädigten, so zum Beispiel der Auftritt bei Oliver Pochers Show und die davor abgehaltene, virtuelle Schlammschlacht. Das hat sehr an Beckers Ruf gekratzt. Dieser Sieg war ein Beispiel dafür, dass der Kerl mehr drauf hat, als irgendwelche nonsense Unterhaltungssendungen mitzumachen, sondern dass er weiterhin auf sportlicher Ebene erfolgreich sein kann. Daher poliert diese Zusammenarbeit, Stand jetzt und aus meiner Sicht, das Ansehen von Boris Becker ein wenig auf. Zudem glaube ich, dass er sich in dieser Position solche Ausflüge in die Peinlichkeit nicht erlauben kann und auch nicht erlauben wird. Und es wäre echt bedauerlich, würde man einen Menschen, der solche Erfolge vorweisen kann, nur auf Grund peinlicher Auftritte in Erinnerung behalten würde. Er war und ist immer noch einer der erfolgreichsten deutschen Sportler. Da bleibt die Frage, ob dieser erfolgreiche Sportler auch ein erfolgreicher Trainer werden kann. Der erste Schritt hierfür ist getan. Der Wimbledon-Sieg von Djokovic war die erste Ernte, die die beiden einfahren konnten. Jetzt gilt es auch die nächsten Früchte zu pflücken.

HBL: Die nächst Runde Chaos

Der Handball wird ja in Deutschland immer wieder an zweiter Position der beliebtesten Ballsportarten, hinter Fußball, aufgelistet. Doch in den letzten Wochen wackelt dieser Platz doch sehr. Immer wieder ist der deutsche Handball in den Medien. Dabei lassen sich aber nur wenige positive Artikel finden.

In einem vorherigen Artikel bin ich ja auf die Thematik um den Bundestrainer eingegangen, die ja auch noch lange nicht beendet ist. Doch vor allem die Geschichte um die Lizenzvergabe des HSV Handball war in den letzten Wochen das Gesprächsthema schlechthin. Dabei hat sich gezeigt, dass die HBL nicht unbedingt ein gutes Händchen bewiesen hat. Aber der Reihe nach.

Wer schlecht wirtschaftet, bekommt keine Lizenz. Zugegeben: Ganz so einfach ist es im Sport dann doch nicht, kann doch ein Club weiterhin unter Auflagen weiterspielen. Da steckt noch einiges mehr dahinter, als nur die bloßen Zahlen über Gewinn, Verlust und Umsatz. Und trotzdem kommt es auf diese Zahlen eben auch an. Denn wenn ein Verein über Jahre hinweg unwirtschaftlich arbeitet, kann er nicht am Spielbetrieb teilnehmen. Dies hat nun den HSV Handball getroffen, der letztes Jahr immerhin die Champions League gewonnen hatte. Martin Schwalb wurde schon als Bundestrainer gesehen, weil er eben verfügbar war. Der Ausverkauf der Stars war eröffnet.
Doch mehr noch: Plötzlich freuten sich zwei andere Mannschaften. Nämlich die HBW Bahlingen-Weilstätten und die HG Saarlouis. Denn beide hätten sich dadurch in der jeweiligen Liga halten können, trotz sportlichem Abstieg. Nun heißt es für Bahlingen runter in Liga zwei und für Saarlouis ab in Liga drei.
Denn: Die Verantwortlichen des HSV wollten den Lizenzentzug nicht auf sich sitzen lassen und gingen in Revision. Bis nun ein Urteil gefällt wurde, welches überrascht. Die Lizenz wird doch wieder vergeben, die Mannschaft darf am Spielbetrieb teilnehmen und muss keinen Neustart in der dritten Liga machen. Frei nach dem Motto "alle guten Dinge sind drei", hat es also im dritten Anlauf mit der Lizenz geklappt. Der HSV Handball bleibt trotz aller Misswirtschaft erstklassig.
Die Fans und die Mannschaft freut dies sicherlich sehr. Doch Bahlingen und Saarlouis haben ihre Entrüstung bereits kund getan. Allerdings steckt aus meiner Sicht (und auch aus der Sicht zahlreicher "Insider") noch etwas anderes dahinter. Es geht um Misswirtschaft. Der Verein hat so viele Schulden angehäuft, dass Gehälter nicht bezahlt worden sind.
Die Frage, die man sich unweigerlich stellt, ist folgende: Was wäre im gleichen Fall, nur mit umgekehrten Vorzeichen passiert? Nehmen wir an, der HSV Handball hätte den Abstieg nicht vermeiden können und die HBW Bahlingen hätte dieses Lizenzverfahren am Hals? Würde ein weniger prominenter Club ebenfalls diese Zustimmung bekommen? Schwer zu sagen, doch gab es bereits andere Vereine, denen dieser Gang nicht erspart blieb.  Ich denke da zum Beispiel an HSG Nordhorn (heute HSG Nordhorn-Lingen), die 2008 nicht nur den EHF-Pokal gewannen, sondern auch den Zwangsabstieg auf Grund gleicher Voraussetzungen nicht vermeiden konnten.
Der Handball in Deutschland steht vor einem kritischen Punkt. Nicht nur die verpassten Qualifikationen und die Thematik um den Bundestrainer setzen der Sportart zu. Auch solche Entscheidungen sorgen dafür, dass der Handball in Deutschland das Gesicht verliert und an Seriosität einbüßt. Es ist nicht leicht hinter dem allgegenwärtigen Fußball im Fernsehen und den anderen Medien Fuß zu fassen. Da muss eben um jeden Cent gekämpft werden. Trotzdem gibt es Spielregeln, an die man sich zu halten hat. Und wenn dann ein prominenter Club davon betroffen ist, dann muss auch er die Konsequenzen tragen.
Auch wenn ich es aus sportlicher Sicht gut finde, dass Hamburg wieder mitmischen darf. Schließlich bringt das Abwechslung und Spannung rein. So sind mit dem THW Kiel, den Rhein-Neckar-Löwen, der SG Flensburg-Handewitt, den Füchsen Berlin und auch dem HSV zahlreiche Vereine in der Bundesliga, die Titelaspiranten sind. Die Spannung hat man nicht zuletzt in der vergangenen Saison gesehen, als nur wenige Tore den Meister ausgemacht haben.
Trotzdem bleibt es dabei, dass diese Vereine auch Wirtschaftsunternehmen sind. Es gilt mit dem Budget bestmöglich haushalten zu können. Und wenn dann Einbußen zu verzeichnen sind, muss man reagieren. Die Rhein-Neckar-Löwen haben das vorgemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Ich wünsche mir wirklich, dass der HSV hier die Kurve bekommt. Denn ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn wir uns in einem Jahr in der gleichen Situation befinden. Dann werden die anderen Clubs nicht nur ein paar Worte dazu sagen, sondern mit Fackeln und Mistgabeln bei der HBL klingeln. Vor allem diejenigen, die wirtschaftlich solide arbeiten und als Konsequenz absteigen müssen. Es wäre wirklich fatal, wenn der Club in einem Jahr sich genau dort befindet, wo er heute steht. Damit wäre die HBL kaum mehr ernst zu nehmen. Das Image des deutschen Handballs steht hier auf dem Spiel.

Doch die Sache geht ja noch weiter. Wie oben erwähnt, hätte Bahlingen nun in die zweite Liga absteigen müssen. Sportlicher Absteiger ist schließlich sportlicher Absteiger. Dieser Satz hat dann aber doch nur eine begrenzte Gültigkeit. Der Verein ging ebenfalls vor Gericht mit der Begründung, man habe fest mit Liga 1 geplant und dementsprechend keine Vorbereitungen für die Unterklassigkeit getroffen. Budget, Spieler, Verträge - alles ist auf die erste Liga ausgerichtet, da der HSV ja bisher keine Lizenz hatte. Also sprach man Bahlingen das Recht zu in der höchsten Liga antreten zu dürfen - ungeachtet, ob der HSV die Lizenz bekommt oder nicht. Nun, Hamburg hat die Lizenz bekommen.
Ja, die Probleme häufen sich jetzt doch sehr. Denn aus vormals 18 Mannschaften wurden nun 19. Wie jeder feststellen kann, ist diese Zahl nicht durch zwei teilbar. Bedeutet, dass eine Mannschaft pro Spieltag spielfrei haben wird. Allerdings geht das noch viel weiter.
Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Wir befinden uns beim letzten Spieltag. Zwei Mannschaften können noch Meister werden. Allerdings hat eine der beiden spielfrei. Kann also nicht aus eigener Kraft mitentscheiden, ob sie Meister wird oder nicht. Die Jungs müssen vorm TV sitzen und hoffen, dass sie das irgendwie schaffen. Da hilft dann kein eigenes Tor, sondern nur Daumen drücken und hoffen. Gleiches gilt natürlich auch für den Abstiegskampf. Man nehme nur eine Mannschaft, die auf Platz 15 vor dem letzten Spieltag liegt und damit den nicht-Abstieg vermieden hätte. Jetzt hat diese Mannschaft spielfrei und muss vom Sofa aus zusehen, wie sie auf Rang 16 rutscht und plötzlich doch absteigt - auch ohne eigenes Zutun und ohne die Möglichkeit einzugreifen. Man könnte nun sagen, dass man dann eben am letzten Spieltag einer Mannschaft freigibt, die weder Meister machen kann, noch ein Abstiegskandidat ist. Kann man aber nicht. Denn wer kann schon behaupten, wie sich die Saison entwickelt. Plötzlich ist eine Überraschungsmannschaft, die vorher hierfür in Frage gekommen wäre, ein Titelkandidat. Im Sport kann sehr viel unvorhergesehenes passieren.
Aber wir das Ende der Fahnenstange ist ja noch nicht einmal in Sichtweite. Denn wir haben bisher ja noch gar nicht die Champions League betrachtet. Für diese wurde zur Saison 2015/16 eine neue Reform beschlossen - mehr Teams sollen an den Start gehen. Und mehr Teams bedeutet auch gleichzeitig mehr Spiele. Bis zu dieser Saison braucht eine Mannschaft um den Pokal zu holen 16 Spiele: 10 in der Vorrunde (6er Gruppe, Hin- und Rückspiel), je zwei im Achtel- und Viertelfinale (Hin- und Rückspiel), dann noch eines im Halbfinale und das Finale selbst. Ab 2015/16 kann es durchaus vorkommen, dass eine Mannschaft 22 Spiele dafür braucht. Das sind mal eben 6 Spiele mehr. Addiert man die zwei zusätzlichen aus der Bundesliga dazu, müsste eine deutsche Mannschaft in der Champions League 8 Spiele mehr als bisher bestreiten. Da sind dann die Spiele bei der Nationalmannschaft, egal ob WM, EM oder Freundschaftsspiel, nicht mit eingerechnet.
Und es ist ja nicht so, als wäre die Diskussion mit der Belastung im Handball neu. Seit Jahren wird darüber nun diskutiert - aber scheinbar ändert sich nichts. Als kleine Anmerkung: Bei einer WM spielt eine Mannschaft in der Vorrunde fünf Spiele in sieben Tagen. Da ist nicht viel mit Pause, wie im Fußball. Aber die HBL stockt nun auf 19 Vereine auf. Allerdings sind wir immer noch nicht am Ende. Denn die Frage, wie das ab der übernächsten Saison aussieht, ist noch gar nicht geklärt: Wie viele Mannschaften werden dann in der ersten Liga spielen? Reduziert man wieder auf 18? Wenn ja, wie? Erhöht man vielleicht sogar auf 20 und sorgt dann dafür, dass es wieder zwei Spiele mehr pro Saison werden? Und wie geht es eigentlich mit dem HSV weiter?

Für mich ist das eine sehr bedenkliche und auch fragwürdige Entwicklung. Der Handball hat momentan große Probleme in Deutschland. Doch man selbst muss sich das Leben unnötig schwer machen. Es grenzt schon fast an Willkür, was die Herren dort veranstalten. Allein das Hickhack um die Lizenz hat einen Schatten über den Handball geworfen. Dann weitere Spiele, bei denen noch unklar ist, wie man die unterbringen soll, weil ja der Spielplan für 18 Mannschaften schon entworfen worden ist. Ebenso die Frage, wie es nach dieser Saison weiter geht. Das sind alles Dinge, die man hätte vermeiden müssen. Wenn ein Club vier bis fünf Millionen an Schulden hat (manch ein Bundesligist hat solch einen Etat für eine ganze Spielzeit nicht), und die nur tilgen kann, weil ein Gönner wieder Geld in den Verein pumpt, dann läuft da was falsch. Es gibt Auflagen, die zu erfüllen sind. Beim HSV war dies nicht der Fall. Also wäre der Abstieg die logische Konsequenz gewesen. Da hätte es gar keine andere Alternative geben dürfen. Dann wäre auch die Situation mit den 19 Clubs nicht entstanden, sowie die Probleme, die danach auftauchen. Ich weiß, dass es der Handball in Deutschland nicht leicht hat. Aber das heißt noch lange nicht, dass aus Regeln eher Richtlinien werden, an die man sich halten kann, wenn es denn gerade passt. Und ich rede hier nur von der Bundesliga. Was die Champions League betrifft ist das noch einmal ein ganz anderes Thema, welches aber auch nicht gerade glücklich zu werden scheint. Ich würde mir echt Leute in verantwortlichen Positionen wünschen, die da endlich mal das Geschäft wieder zum Laufen bringen. Da fehlt es doch auch irgendwo am Blick für die Zukunft. Nächstes Jahr um die Zeit müssen Probleme gelöst werden, die die letzten Wochen entstanden sind, aber nicht hätten entstehen müssen. Und ich bezweifel, dass sich der deutsche Handball da schadlos aus der Affäre ziehen kann. Die HBL steht kurz davor sich lächerlich zu machen, wenn sie dies mit dem Urteil über den HSV nicht bereits getan hat. Es kann nicht sein, dass Vereine bei gleicher (oder vergleichbarer) Situation unterschiedlich behandelt werden. Und wir reden hier nicht vom Spiel, sondern von den äußeren Bedingungen.
Ich hoffe wirklich und würde es dem deutschen Handball wünschen, dass sich diese Situation bestmöglich auflösen lässt. Es wäre wirklich sehr schade, wenn das Image dieser Ballsportart derart beschädigt wird, dass sie aus den Medien verschwindet. Ich würde mir wünschen, dass das auch die Verantwortlichen sehen und entsprechende Reaktion zeigen. Und dass diese grauenhafte Situation, die wir im Moment haben, endlich überwunden wird. Es ist echt erschreckend zu sehen, wie sich der Sport vom WM-Titel 2007 bis heute entwickelt hat. Nach einem Hoch folgte nun den brutalsten Abstieg den man sich vorstellen kann. Hoffentlich folgen danach auch wieder Höhen.

Samstag, 5. Juli 2014

WM 2014: Spieltag vom 05: Juli (Viertelfinale)

Die letzten beiden Halbfinalisten sollen gesucht werden. Setzt sich Geheimfavorit Belgien gegen Messi und seine Argentinier durch? Und gelingt der Überraschungsmannschaft aus Costa Rica die nächste Überraschung gegen die Niederländer?

Viertelfinale 3: Argentinien - Belgien 1:0
Beide Mannschaften begannen sehr offensiv, was doch eher überraschend war. Doch dadurch erzielte Argentinien auch die frühe Führung durch Higuain. Erst nach 15 Minuten wurde Belgien das erste Mal gefährlich. Die Südamerikaner schienen mit der Führung zufrieden zu sein und ließen die Belgier erst einmal das Spiel machen. Die wiederum fanden aber keinen Weg durch die gegnerischen Abwehrreihen. De Bruyne versuchte es mit einem Fernschuss, der aber entschärft wurde. Nach 30 Minuten Spielzeit war das Spiel in etwa ausgeglichen. Argentinien hatte allerdings die klareren Chancen. Dann folgte aber der Schockmoment, als di Maria verletzt ausgewechselt werden musste, was für Argentinien eine kleine Schwächung bedeuten könnte, sollte er nicht fit werden. Danach passierte aber nichts mehr Nennenswertes, sodass es mit der 1:0 Führung in die Halbzeit ging.
Nach Anpfiff plätscherte die Partie ohne Ereignisse vor sich hin. Nach einer Stunde Spielzeit hatte Belgien erneut eine Chance und drängte kurz auf den Ausgleich hin. Der zwar durchaus gerecht gewesen wäre, aber nicht fiel. Danach passierte wieder wenig. Belgien fand keinen Weg, Argentinien schaute zu. Erst in den letzten Minuten wurde es nochmals gefährlich, als Belgien eine Chance nach der anderen hatte. Allerdings fand kein Ball den Weg ins Tor. Damit zieht Argentinien auch in der Höhe verdient ins Halbfinale ein.
Die Südamerikaner haben nicht mehr gemacht, als sie mussten. Belgien war zwar Geheimfavorit, konnte aber nicht alles zeigen. Das Team hat nur wenige Minuten, in denen es sein Können zeigt. Zu wenig, um in die nächste Runde einziehen zu können. Das Potential blitzt stellenweise durch, aber auch nicht immer überzeugend. Trotzdem hat Marc Wilmots eine Mannschaft, mit der auch in Zukunft zu rechnen wird.
Argentinien zieht nicht glanzvoll weiter, dafür aber kontrolliert. Belgien fand keinen Weg nach vorne. Also ließen die Südamerikaner das Spiel einfach laufen. So wurden Kräfte und Energie für das Halbfinale geschont. Der Sieg auch in der Höhe verdient, weil der Gegner auch nicht immer mitspielen wollte. Wurde es gefährlich, stand die Defensive aber kompakt und hielt die Null.

Viertelfinale 4: Costa Rica - Niederlande 3:5 n.E.
Die Niederlänger begannen schnell und wollten recht früh die Führung erzielen. Diese machten dann auch im weiteren Spielverlauf das Tempo, während Costa Rica auf Konter wartete. Und es waren dann auch die Oranjes, die die erste hochkarätige Chance in der 22. Minute hatten. Doch Navas hielt den Kasten sauber. Keine sechs Minuten dann die nächste große Chance für die Europäer. Doch wieder war Navas zur Stelle, der wiederum den Konterversuch einleitete. Dieser blieb aber auf Grund eines Handspiels ungenutzt. Die Niederländer im Anschluss daran wieder mit einem Ballbesitzspiel im Mittelfeld. Doch auch Costa Rica hatte durch einen Freistoß in der 35. Minute die erste Torchance. Allerdings machte Holland immer wieder Druck. Die nächste Chance folgte in der 39. Minute, als Sneijder mit einem Freistoß, an wem sonst, an Navas scheiterte.
Was sich in der ersten Hälfte andeutete, zeigte sich auch in Hälfte zwei. Die Niederlande mit den ersten Chancen. Doch Costa Rica noch lange nicht aus dem Spiel. Pech für die Mittelamerikaner, als es in der 60. Minute keinen Elfmeter gab. Danach versuchten beide Mannschaften immer wieder Nadelstiche zu setzen. Die klarste Chance hatte im Verlauf Holland, als Sneijder einen Freistoß knapp an den Pfosten setzte. Navas wäre nicht mehr heran gekommen. Glück für Costa Rica und Pech für die Niederlande dann in der 93. Minute, als alle Spieler eine Hereingabe verpassen, es aber nicht schaffen den Ball hinter die Linie zu bringen. Das wäre die Entscheidung gewesen, doch irgendwie bekommt Costa Rica das Ding weg. Das war dann zugleich auch die letzte Aktion, bevor es in die Verlängerung ging.
Nach Wiederanpfiff wurden nun die Chancen deutlicher. Doch keine Mannschaft konnte in der ersten Hälfte der Verlängerung den Lucky Punch setzen. Nachdem die Niederländer erneut das Tempo machten, kam Costa Rica gegen Ende zurück. Die Oranjes doch ein wenig nachlässig in der Defensivarbeit. Und plötzlich hatten die Mittelamerikaner die Führung auf dem Fuß und drängten weiterhin auf das Siegtor.  Nur wenige Minuten später hatten dann wieder die Niederländer die Führung auf dem Fuß. Das Spiel ging nun hin und her. Keine der Mannschaften wollten in das Elfmeterschießen gehen. Doch dies ließ sich dann doch nicht mehr vermeiden und so ging er für Costa Rica erneut in die finale Entscheidung.
Und die Frage war: Würden die Jungs erneut so treffsicher sein und für die Überraschung schlechthin sorgen? Die Fans im Stadion waren schon längst fast ausschließlich auf den Seiten der Mittelamerikaner. Borges machte den Anfang und verwandelte erneut, wie schon gegen Griechenland. Für die Niederländer trat van Persie an, der ebenfalls den Treffer versenkte. Als nächstes folgte Ruiz, der Kapitän, der dann aber an Krul, der erst kurz vor Abpfiff eingewechselt wurde, scheiterte. Im Gegenzug traf Robben für die Oranjes. Gonzales gegen Krul lautete das nächste Duell, welches der Costa Ricaner für sich entscheiden konnte. Dann traten sich Navas und Sneijder gegenüber, doch auch diesen Elfmeter verwandeln die Niederländer souverän. Bolanos gegen Krul und erneut ein Treffer für Costa Rica. Für die muss nun Navas einen Elfmeter halten, damit die Mannschaft noch Chancen auf die nächsten Runde hatte. Doch Kuyt verwandelte ebenso sicher, wie seine Vorgänger. Damit hatten die Niederländer den entscheidenden Vorteil auf dem Fuß. Erneut trat Umana als fünfter an, wie schon gegen Griechenland, doch dieses Mal scheiterte. Damit sind die Oranjes im Halbfinale.
Costa Rica verabschiedet als vermutlich die Sensation dieser WM. Bis ins Viertelfinale vorgedrungen und dort nur knapp an den Niederlanden gescheitert. Die Mannschaft hatte vermutlich nicht den ansehlichsten Fußball gespielt, dafür aber mit Herz und Leidenschaft. Dies zeigte sich auch dahingehend, dass das Publikum beim heutigen Spiel auf der Seite der Mittelamerikaner stand. Die Sensation war schon fast perfekt, doch im Elfmeterschießen war dann Ende.
Die Niederländer hingegen ziehen in das Halbfinale ein. Nicht souverän, wie man es gegen Costa Rica erwartet hätte. Das vermeintlich leichteste Duell im Viertelfinale ging schließlich ins Elfmeterschießen. Nun wartet Argentinien. Sicherlich war es eine taktische Meisterleistung von van Gaal. Doch dies ist kein Mittel, um 100%ige Siege zu generieren. Gegen die Südamerikaner um Messi muss da mehr her, ansonsten wird es schwer das Finale zu erreichen.
Leider gab es im Elfmeterschießen dann doch noch unschöne Szenen, als der niederländische Torhüter Krul vor dem Duell mit Bolanos diesen verunsichern wollte. Der Schiedsrichter hätte hier doch reagieren und das ganze unterbinden müssen. Sicherlich: Der Schütze hatte getroffen. Doch mit fairplay hat das nichts zu tun.

Freitag, 4. Juli 2014

WM 2014: Spieltag vom 4. Juli (Viertelfinale)

Es geht in die Endphase zu. Vier Tickets sind für die nächste Runde noch zu haben. Deutschland möchte sich im europäischen Duell gegen Frankreich durchsetzen. Derweil plant Kolumbien die Überraschung im südamerikanischen Duell gegen Gastgeber Brasilien. Es wird spannend.

Viertelfinale 1: Frankreich - Deutschland 0:1
Das Spiel begann sehr ruhig. Allerdings hatte Deutschland von Beginn an mehr Ballkontakte. Doch auch Frankreich strömte immer wieder Gefahr nach vorne aus. Trotzdem war die Führung in der 13. Minute für Deutschland verdient. Eine Freißstoßflanke von Kroos findet in Hummels einen abnehmer, der einnetzte. Frankreich versuchte danach zu Antworten, doch die deutsche Abwehr um Rechtsverteidiger Philipp Lahm stand souverän und hatte keine Probleme, wie noch gegen Algerien. Der Wechsel von Lahm hatte sich absolut gelohnt. Der deutschen Mannschaft fiel aber nicht viel ein, um noch ein zweites Tor hinterher zu schießen. Heikel wurde es, als Klose im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Hätte Elfmeter geben können. Doch der Pfiff blieb aus. Nach und nach wagte sich auch Frankreich immer mehr nach vorne und kam zu Chancen. Diese konnten allerdings nicht genutzt werden. So ging ein wenig hochklassiges Spiel in die Pause mit einer verdienten deutschen Führung.
Die wackelte allerdings schon gleich zu Beginn der zweiten Hälfte, als Frankreich besser ins Spiel fand. Mehrere Chancen konnte Abwehr und Towart gerade so vereiteln. Den Deutschen fehlte es hingegen stellenweise an Ambitionen, Ideen und Tempo. Es glich mehr Standfußball, als dem Willen noch ein Tor schießen zu wollen. Frankreich wurde indes stärker und hätte mittlerweile den Ausgleich verdient gehabt. Die deutsche Führung wackelte. Dann wurde Özil, der heute total blass blieb und keine Akzente setzen konnte ausgewechselt. Ebenso kam Schürrle für Klose. Vor allem er hätte erneut treffen können, machte aber den Ball nicht rein. Dadurch kamen die Franzosen noch einmal zu Chancen. Mittlerweile tendierte auch der Schiedsrichter eher in Richtung Frankreich, weswegen es Deutschland noch ein wenig schwerer hatte. Am Ende stand die Defensive aber, die Null blieb stehen und Deutschland zog verdient ins Achtelfinale.
Zu den Franzosen sei zu sagen, dass ihnen aus meiner Sicht die Wiedergutmachung für 2010 gelungen ist. Deschamps hat ein Team aufgebaut, welches auch für die EM 2016 im eigenen Land gerüstet ist und Chancen hat.
Deutschland spielte erneut keinen schönen, aber einen effektiven Fußball. Vor allem Lahm überzeugte als Rechtsverteidiger und muss die weiteren Spiele dort bestreiten. Aber auch Hummels war heute zu Recht Spieler des Spiels. Insgesamt war die Abwehrleistung sehr stark. Doch auch die Mannschaft an sich präsentierte sich als Einheit. Jeder machte den Schritt für den Nächsten. Daher konnten sie auch die Führung über die Zeit bringen. Und darauf kommt es auch an. Hinten sicher stehen. Einzig die Chancen nach vorne müssten mehr und besser genutzt werden. Ebenso fehlen mir immer wieder geniale und überraschende, aber auch kreative Aktionen nach vorne. Das Spiel wirkt teilweise zu statisch. Vor allem ein zweites Tor hätte viel Sicherheit gegeben. Trotzdem hat die Mannschaft das Halbfinale zum dritten Mal in Folge erreicht. Nun wartet Kolumbien oder Brasilien. Chancenlos ist Deutschland bei weitem nicht. Noch zwei Spiele und die Mission "Weltmeistertitel" wäre erfolgreich.

Viertelfinale 2: Brasilien - Kolumbien 2:1
Vor allem Brasilien begann offensiv. Und gleich in der 7. Spielminute erfolgte bereits die Fürhung für den Gastgeber durch Thiago Silva nach einem Eckball. Doch nur wenige Minuten später hätte Cuadrado den Ausgleich herstellen können. Allerdings wurde der Ball zu einer Ecke entschärft. Danach wagten sich beide Mannschaften mal mehr, mal weniger weit in die jeweils gegnerische Hälfte. Dabei konnte der Gastgeber aber die besseren Chancen vorweisen. Doch immer wieder war Hospina zur Stelle und hielt den Kasten "sauber". Kolumbien hingegen hat bisher noch keinen Weg durch die gegnerischen Abwehrreihen gefunden. Nach gut 20 Minuten entstand aber eine Konterchance für Kolumbien. Ein unsauberer Pass verhinderte aber den Ausgleich. Das Spiel hat an Fahrt aufgenommen und wechselte hin und her. Kolumbien nicht chancenlos, aber leider zu ideenlos. Dies lag aber auch sicher daran, dass Brasilien Superstar James Rodriguez bisher gut aus dem Spiel nahm. Brasilien dagegen drängte auf einen Ausbau der Führung. Doch nicht jeder Pass war sauber gespielt und fand den Mann. Auf der anderen Seite Kolumbien noch zu zurückhaltend. Auch über Standarts kam bisher zu wenig. Und so ging es dann auch mit der 1:0 Führung für Brasilien in die Halbzeit. Auf der einen Seite verdient. Auf der anderen Seite ist das aber noch nicht souverän und Kolumbien war auch noch nicht aus dem Spiel.
Auch in der zweiten Hälfte begann Brasilien offensiv. Das Spiel war, wie in Halbzeit eins, von beiden Seiten aus von einer gewissen Leidenschaft geprägt, die zu überdurchschnittlich vielen, aber nicht bösartigen Fouls führte. Trotzdem verzichtete der Schiedsrichter auf Karten und gab lediglich Freistöße. Dann gab es aber doch gelb und zwar für Kapitän Thiago Silva, der den Abstoß verhindern wollte. Da dies seine zweite Karte im Turnier war, bedeutet dies eine Sperre im Halbfinale - völlig unnötig und unüberlegt. Danach stellte auch der Schiedsrichter fest, dass er diese Härte im Spiel ahnden musste und gab auch Kolumbien gelb. Den anschließenden Freistoß nutzte David Luiz zu einem Tor der Markte "Traumtor" oder "absolute Weltklasse". Aus zig Metern ballert er das Ding in die Maschen. Unfassbares Tor! Das zweite Tor eines Innenverteidigers an diesem Tag - das sagte alles über das Spiel der Brasilianer aus. Kolumbien hatte weiterhin keine Ideen, um noch den Anschlusstreffer herstellen zu können. Erst in der 78. Minute bekam Kolumbien die Chance. Baca wird im Strafraum von Caesar gefällt. Folgerichtig gab der Schiedsrichter Elfmeter und gelb für den Torhüter. Diese Chance ließ sich James nicht nehmen und verkürzte. Dieses Tor wiederum beflügelte Kolumbien. Wenige Sekunden später stand Baca im Abseits, was den Ausgleich nur knapp verhinderte. Brasilien dagegen verstärkte nun die Defensive. Hulk verließ den Platz für den defensiven Ramires. Dann ein Schockmoment für ganz Brasilien: Neymar wird inder 87. Minute gefoult und muss vom Platz getragen werden. Wenige Minuten vor Abpfiff drängte Kolumbien mehr denn je auf den Ausgleich. Brasilien mit allen Mann hinten drin und trotzdem gibt es Applaus für Bälle, die ins Jenseits geschlagen werden. Doch am Ende war es zu wenig. Brasilien zieht damit ins Halbfinale gegen Deutschland ein.
Mit Kolumbien verabschiedet sich eine sympathische Mannschaft, die Spaß gemacht hat bei diesem Turnier. Vor allem James Rodriguez hat auf sich aufmerksam gemacht und angedeutet, dass er ein richtig guter Spieler werden kann. Doch auch das Kollektiv hat sich sehr gut verkauft. Sie waren beinahe an der Sensation dran. Doch am Ende war es leider zu wenig. Eine Mannschaft, die Potential hat, verabschiedet sich aus dem Turnier.
Brasilien hingegen kommt ins Halbfinale. Nicht unbedingt souverän, aber effektiv. Sie haben gezeigt, dass sie verwundbar sind. Im Halbfinale wird Thiago Silva fehlen. Eventuell auch Neymar. Aus meiner Sicht eine Partie auf Augenhöhe. Sowohl Deutschland, als auch Brasilien kann ins Finale einziehen. Vielleicht ist Deutschland einen Tacken vorn, weil der Druck nicht so groß ist. Trotzdem ist die Partie offen.
Eine rührende Szene gab es noch am Ende der Partie. James Rodriguez, der Tränen überströmt auf dem Platz herumgeisterte, wird von David Luiz sekundenlang in den Arm genommen und bekommt Mut zugesprochen. Das sind Szenen, die man im Sport sehen will! Daumen nach oben!

Mittwoch, 2. Juli 2014

WM 2014: Spieltag vom 1. Juli (Achtelfinale)

Die letzten beiden Partien in der Achtelfinalrunde standen an. Und auch an diesem Spieltag sollte sich zeigen, wie spannend die KO-Phase sein kann.

Achtelfinale 7: Argentinien - Schweiz 1:0 n.V.
Die Argentinier zu Beginn die spielbestimmende Mannschaft. Mit fast 70% Ballbesitz hatten sie die Eidgenossen im Griff, fanden aber trotzdem keinen Weg durch die Abwehrreihen. Nach und nach gingen die Spieler mehr Risiken ein, sodass auch die Schweizer Strafraumszenen hatten. Trotzdem blieben die Südamerikaner die tongebende Mannschaft, die keine Idee hatte, die Schweizer zu überwinden. Und wenn, dann war wieder einmal Benaglio zur Stelle.
In der zweiten Hälfte hörte dann das Taktieren auf. Die Strafraumszenen selbst nahmen allerdings kaum zu. So endete auch diese Hälfte torlos.
Es folgte erneut eine Partie, die in der Verlängerung entschieden werden sollte. Vor allem Benaglio mauerte sich mehr und mehr zum Spieler des Spiels, entschärfte ein Schuss nach dem anderen. Doch Argentinien konnte den Druck nicht dauerhaft oben halten. Beide Mannschaften waren schon fast mit den Gedanken beim Elfmeter Schießen, als di Maria nach Vorlage von Messi zwei Minuten vor dem regulären Ende einnetzte. Die Eidgenossen in Folge dessen warfen noch einmal alles nach vorne. Dzemailis hatte Pech, dass sein Ball nur knapp am Pfosten vorbei ging. Am Ende scheiterte Shaqirir mit einem Freistoß.
Argentinien glücklich weiter. Die Eidgenossen waren durchaus an der Sensation dran. Am Ende haben sich dann, wie bei Argentinien in diesem Turnier üblich, die Individualisten durchgesetzt. Souverän war diese Leistung aber nicht.


Achtelfinale 8: Belgien - USA 2:1
Die Partie begann recht furios. Bereits in der ersten Minute kam Belgien zu ersten Chance, die Torhüter Howard gerade so entschäften konnte. Und das Team von Marc Wilmots setzte gleich nach. Der zweite Angriff folgte wenige Sekunden später. Doch die US-Boys sortierten sich danach erst einmal und suchte ebenfalls den Weg nach vorne und hatten gegen 20 Minuten auch das Chancenplus. Belgien steckte aber nicht zurück und hätte wenige Minuten danach durch de Bruyne in Führung gehen können. Beide Mannschaften suchten immer wieder den Weg in die Offensive und kamen immer wieder zur Chancen. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, bei dem lediglich die Effektivität im Abschluss fehlte. So ging es mit einem torlosen Remis in die Halbzeit.
In der zweiten Hälfte erwischten die Belgier den besseren Beginn. Nach 10 Minuten war es erneut eine gute Chance für die Europäer, die aber erneut nicht verwertet werden konnte. Keine drei Minuten später hatten die Belgier eine Chance, die aber an die Latte ging. Die Europäer erhöhten das Tempo und drängten regelrecht auf die Führung. Doch der stand bisher immer Torhüter Howard im Weg. Aber fast im Gegenzug hatten die Jungs von Klinsi die Möglichkeit selbst in Führung gehen zu können. Die Partei nach über 60 Minuten nicht nur auf Augenhöhe, sondern auch mehr oder weniger ausgeglichen. Man merkte, dass beide Mannschaften hier die Partie nach 90 Minuten beenden wollten und nicht die Verlängerung anstrebten. Immer wieder kam es zu hochklassigen Chancen, die aber allesamt den Weg ins Tor nicht fanden. Vor allem Belgien hatte gegen Ende die besseren Chancen, fanden aber in Howard ihren Meister. Da der Lucky Punch ausblieb, ging auch dieses Spiel in die Verlängerung.
Kaum waren 120 Sekunden gespielt, netzte de Bruyne auch schon zum 1:0 für Belgien ein. Allerdings antworteten die US-Boys eher verhalten. Stattdessen setzte Belgien immer wieder Nadelstiche. Folglich war auch das zweite Tor nur eine Frage der Zeit. Kurz vor Abpfiff der ersten Hälfte netzte Lukaku ein, dessen Einwechslung sich mit der Vorlage beim 1:0 und dem selbst erzielten 2:0, schon gelohnt hatte.
Allerdings hat sich die USA noch nicht abgeschrieben. Der eingewechselte Julien Green vom FC Bayern München erzielten nach weniger als zwei Minuten den Ausgleichstreffer. Die machen wiederum so weiter, wie sie begonnen haben. Wenige Spielzüge später hatte Jones den Ausgleich auf dem Fuß. Die USA war nun offensiv ausgerichtet und bot den Belgiern Kontermöglichkeiten. Trotzdem waren die Amerikaner dem Ausgleich sehr nahe, als Dempsey ihn schon auf dem Fuß hatte, die Chance aber nicht nutzen konnte. Auch wenn der Ausgleich nach der Verlängerung verdient gewesen wäre, wollte er einfach nicht fallen. Somit scheiden die Jungs von Jürgen Klinsmann ein wenig unglücklich aus.
Am Ende konnte Belgien mehr aus den Chancen machen und zieht ins Viertelfinale ein. Durchaus verdient, wenngleich man sagen muss, dass es beide Mannschaften verdient gehabt hätten.
Nun geht es für die Belgier also gegen Argentinien. Im Viertelfinale sind sie sicherlich nicht chancenlos. Da kann die Überraschung gewinnen. Vor allem das Zusammenspiel zwischen de Bruyne und Lukaku konnte doch überzeugen. Dazu kommt eine unglaubliche physische Präsenz, sowie eine Leidenschaft, die solche Ergebnisse erzwingen können.
Die USA hingegen können sich auch als kleiner Gewinner sehen. Klinsmann baut da wirklich etwas Tolles auf. Das zeigt auch, wie das Land hinter dieser Mannschaft steht. Sein Ziel, die Mannschaft irgendwann ins Halbfinale zu führen, ist nicht ganz unrealistisch.

Damit wären die Achtelfinalbegegnungen beendet. Es war zu sehen, dass die Mannschaften doch nahe beieinander liegen und es kein Kanonenfutter gab. Ebenso, dass nur zwei Spiele nach der regulären Spielzeit beendet wurden. Im Viertelfinale erwarten uns spannende Partien, bei denen es bestimmt noch zur einen oder anderen Überraschung kommen wird.