Vielen war es schon vorher klar. Nachdem Daniel Ricciardo den Sitz neben Sebastian Vettel im RedBull für 2014 bekommen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis Kimi Räikkönen bei der Scuderia Ferrari unterschreibt - mal wieder.
Die Gründe hierfür sind eindeutig. Lotus musste sich in den letzten Jahren ziemlich übernehmen, um Räikkönen ein konkurrenzfähiges Auto bieten zu können. 100 Mio $ Schulden soll das Team in den letzten beiden Jahren gemacht haben. Zudem stehen noch zahlreiche Prämienzahlungen an Räikkönen aus. Niemand hätte wohl im Team damit gerechnet, dass der Finne gleich in seiner ersten Saison Dritter in der Fahrerwertung wird. Clever wie Räikkönen ist, ließ er sich eine Punktprämie in den Vertrag schreiben. Angesichts von 207 Punkten in der Comeback-Saison keine schlechte Entscheidung. Doch oftmals fehlte es einfach für den Wurf ganz nach vorne. Zwar konnte der Finne bisher zwei Siege feiern; auf zwei Saisons verteilt aber zu wenig, um ernsthaft Konkurrenz für Sebastian Vettel und RedBull zu sein. Wenngleich er es schaffte, saisonübergreifend in 27 Rennen in Folge in die Punkte zu fahren, was damit ein neuer Formel 1-Rekord bedeutet. Räikkönen möchte nochmals Weltmeister werden. Mit Lotus hätte er es vermutlich nicht geschafft. Bisher stehen neben den zwei Siegen weitere 12 Podestplätze auf der Haben-Seite; Vettel hat in gleicher Zeit zwar nur 8 Podestplätze geschafft (Alonso: 12), doch konnte Vettel auch elf Mal gewinnen (Alonso: 5). Zu wenig im direkten Vergleich.
Von daher war es der logische Schritt, dass Räikkönen das Team wechselt. Trotzdem sollte die Leistung von Lotus nicht missachtet werden. Es hätte wohl niemand gedacht, dass sie Räikkönen solch ein Auto bauen können, in dem sogar ein Sieg möglich war.
Doch Räikkönen wird etwas Entscheidendes mit zu Ferrari nehmen, nämlich Motivation. Genau gleiches hat auch Lotus immer wieder angestachelt ein gutes Auto zu bauen - allerdings im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten. Bei Ferrari wird das anders sein. Ferrari hat neben RedBull das höchste Budget in der Formel 1. Allerdings hat es Alonso nie verstanden das Team für sich zu gewinnen und zu motivieren. Lief das Auto nicht, hat er immer wieder kritisiert, zum Teil sogar die Konkurrenz gelobt. Eine Geste, die in Maranello auf viel Gegenwind traf. Luca di Montezemolo, seines Zeichens Präsident von Ferrari, soll Alonso in der Sommerpause zu sich zitiert haben, um mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Nur wenn Alonso Erfolg hat, hat auch das Team Lust etwas zu machen. So wird es bei Räikkönen nicht ablaufen. Er ist ein Tüftler, der Ferrari stärker machen wird, als in diesem Jahr.
Die Frage wird nur sein: Geht die Kombination mit Alonso gut? Zwei Alphatiere und keine Nummer 2 hat bisher wenig gut gefruchtet. Man erinnere sich an die Duelle Prost gegen Senna. Dass es gut gehen kann, zeigen Lewis Hamilton und Nico Rosberg aktuell bei Mercedes. Doch mit Alonso ist das so eine Sache. Nachdem er in der Saison 2007 für McLaren Mercedes an den Start ging und diese mit Lewis Hamilton einen nicht nur talentierten, sondern auch schnellen Fahrer verpflichtet hatten, stieß das Alonso sauer auf. Legendär schon fast das Ausbremsmanöver in der Boxengasse gegen den eigenen Teamkollege. Bereits nach einer Saison hat er die Koffer gepackt und ging zurück zu Renault. Diese heißen jetzt Lotus GP. Alonso genießt bei Ferrari keinen hohen Stellenwert mehr. Er hätte den nächsten Fahrertitel nach Räikkönen 2007 holen sollen. Lediglich zwei Vize-Weltmeistertitel 2010 und 2012 stehen zu Buche. Und Räikkönen ist kein Fahrer, der für Alonso bremsen wird, bei allem Respekt auf der Rennstrecke. Ebenso hat Lotus-Teamchef Eric Boullier bereits Bereitschaft für Gespräche mit Alonso signalisiert, sofern dieser Wechselabsichten hegt.
Ich persönlich halte es für nicht ausgeschlossen, dass Alonso 2015 nicht mehr Ferrari fährt, sondern das Team wechselt. Er wird sich die Saison 2014 anschauen; er wird sich Räikkönen anschauen. Wenn es ihm aber nicht mehr passt, wird er, wie nach 2007, wieder die Koffer packen und gehen. Wie gesagt: Lotus wäre bereits. Ein Vorteil für das Team wäre Alonso auf jeden Fall, wird dieser doch von der Santander-Bank finanziell ordentlich unterstützt. Eine Finanzspritze, die Lotus gut vertragen könnte. Und Ferrari könnte einen jüngeren Fahrer verpflichten, der zur Nummer 1 nach Räikkönen aufgebaut wird, wie zum Beispiel Nico Hülkenberg. Der deutsche hat nicht nur mit seinem Rennen beim Großen Preis von Italien in Monza seine Leistung unter Beweis gestellt, sondern soll sogar als möglicher Massa-Ersatz im Auge der Scuderia gewesen sein. Vielleicht gibt es ja bald den nächsten Deutschen in Maranello.
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