Zugegeben: Sportjournalisten haben es nicht einfach. Nicht immer treffen sie den richtigen Ton und legen sich damit schon mal mit Sportlern und Verantwortlichen an. Dennoch darf und muss (konstruktive) Kritik auch angebracht werden. Auch an Beiträgen der Journalisten.
Sportarten in Deutschland haben es schwer. Im allgegenwärtigen Fußball Sendezeit zu bekommen, wird vor allem für Randsportarten immer schwerer. Wenn es nicht sogar ein Ding der Unmöglichkeit wird. Da freut man sich schon über jede Sendeminute, die frei wird.
Wer in den letzten Monaten am Wochenende durch die Programme gezappt hat, dürfte bei der ARD und dem ZDF immer wieder festgestellt haben, dass dort stundenlang Wintersport gezeigt wird. Die Übertragungen fangen meist schon morgens, gegen 9:00 Uhr an, und enden dann, je nach Wettkampf, am Abend. Natürlich rechtzeitig vor der Sportschau um 18:00 Uhr.
In einem Beitrag in einer Zeitung hat sich dazu nun ein Journalist geäußert. Es wird zu viel Wintersport übertragen. Andere Sportarten, wie Springreiten, kämen hier deutlich zu kurz und würden keine Berücksichtigung bei den Programmplanern finden. Deshalb wäre es nur von Vorteil, wenn entsprechende Beiträge im Wintersport zu Gunsten anderer Sportarten gekürzt werden würden.
Im Ansatz ist der Gedanke an sich nachvollziehbar. Insbesondere durch den WM-Titel in Brasilien dürften die Nachwuchsmannschaften im Fußball zahlreiche neue Spieler bekommen. Der Fußball ist so präsent, wie vermutlich noch nie. Immer mehr Kinder möchten ihren Stars nacheifern und diesen Sport betreiben. Dabei bleiben dann Handball, Basketball, Eishockey, Leichtathletik und Co. auf der Strecke. Wie will man also Kinder und Jugendliche für einen Sport begeistern, der im TV kaum gezeigt wird? Dabei haben es Handball und Leichtathletik noch verhältnismäßig einfach, weil diese Sportarten regelmäßig live zu sehen sind. Sportarten, die nun noch weiter in den Randbereich rutschen, fallen komplett aus diesem Raster raus. Ich denke da unter anderem an Tischtennis, wo wir mit Timo Boll und Dimitri Ovtcharov zwei weltbekannte Spieler in den eigenen Reihen haben. Da ist der Nachwuchs dann eben nicht so reichlich gesät, als in anderen Sportarten.
Dennoch wird hier ein Problem aufgegriffen, welches bei diesem Blick auf die Lage nicht angesprochen wird. Es geht auch hier um Sportarten, die um Sendezeit gekämpft haben. Ich rede hier nicht von Biathlon, den alpinen Skidisziplinen und Eisschnelllauf. Diese Sportarten haben sich seit Jahrzehnten im Programmplan etabliert und sind auch nicht mehr weg zu denken. Insbesondere, wenn es erfolgreiche, deutsche Athletinnen und Athleten gibt.
Blickt man nun auf den Programmplan der beiden Sender, wird man aber daneben noch andere Sportarten finden, die nicht zu den bekanntesten Sportarten im Wintersport gehören. Skicross, Snowboard, Frauen-Skispringen, um mal drei Beispiele zu nennen. Alle drei Sportarten haben es geschafft, dass sie Sendezeit bekommen. Endlich bekommt ein Andi Schauer, eine Amelie Kober oder eine Carina Vogt auch Präsenz und können auf der Jagd nach Siegen vor dem heimischen Fernsehgerät unterstützt werden. Wenn man sich diese Sportarten mal anschaut, wird man auch feststellen, dass diese auch ihre Berechtigung im Sendeplan haben. Auch wenn es meist nur Zusammenfassungen sind, sind die Wettbewerbe oftmals spannend und abwechslungsreich. Zudem sind die deutschen Vertreter auch in der Weltspitze vertreten.
Trotzdem haben diese drei auch gemein, dass sie immer noch hinter Biathlon, Skispringen der Herren oder dem Eisschnelllauf stehen. Die Popularität hält sich, trotz Olympiasiege, in Grenzen. Würden nun die Sender auf besagten Vorschlag eingehen, würden sicherlich nicht die bekannten Sportarten darunter zu leiden haben, sondern genau jene weniger bekannte. Die Arbeit von Jahren wäre dahin. Kinder und Jugendliche würden nicht auf den Sport aufmerksam werden und es gäbe ein Nachwuchsproblem.
Sicherlich darf und soll man sich Gedanken machen, was denn wie lange im TV gezeigt wird. Braucht es wirklich die Regionalliga im Fußball live oder warum wird die WM der Volleyballer nicht gezeigt?
Dennoch darf hier nicht so leichtfertig mit Sportarten umgegangen werden, die endlich auch in den Fokus rücken können und damit versuchen, die Zuschauer und Sponsoren zu überzeugen. Und diese in einem Beitrag so anzugehen, schießt aus meiner Sicht ein wenig an der Sache vorbei. Diese Sportarten dürfen nicht zu Gunsten anderer Randsportarten geopfert werden. Da sollte man sich dann auch mal als Journalist hinterfragen, wo man eigentlich hin möchte. Wintersport muss einem nicht gefallen. Aber man sollte doch den Sport im Gesamten betrachten und nicht auf einzelne Disziplinen, die einem gerade nicht in den Kram passen, reduzieren.
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