Die meisten Motorsportfans können mit dem Begriff
"24 Stunden von LeMans" etwas anfangen. Es ist eines der
legendärsten Rennen, die im Moment ausgetragen werden. Ein Rennen,
welches hohe Ansprüche an Fahrer und Material hat. Doch LeMans steht
nicht alleine dar. Vielmehr gibt es einen 8 Rennen umfassenden
Rennkalender, bei dem mehrere Teams antreten, um den
Langstreckenweltmeister ausfindig zu machen. Seit 2012 läuft das
unter dem Dachverband der FIA. Dass sich Deutschland dabei mehr als
nur gut präsentiert, zeigen zum einen Fahrer, zum anderen auch
Material. Am Wochenende findet der vierte Lauf der WEC (World
Endurance Championship) in Sao Paulo/Brasilien statt. Passend dazu
möchte ich erste Einblicke in den Langstreckenmotorsport geben, aber
auch einen Ausblick auf das Rennen, sowie kurzen Rückblick der
Saison wagen. Viel Inhalt. Los geht's.
Was ist die WEC?
In der WEC treten verschiedene Teams bei
verschiedenen Rennen an, die mindestens eine Dauer von 6 Stunden
haben. Saisonhöhepunkt ist ganz klar das Rennen in LeMans. Dabei
kommen LeMans-Prototypen (LMP), sowie Gran Turismo-Fahrzeuge (GT) zum
Einsatz. Unterschieden wird zwischen der LMP1 und LMP2, sowie der
LMGTE Pro (Profifahrer) und LMGTE Am (Amateurfahrer). Die genauen
Unterschiede der einzelnen Klassen würden den Rahmen dieses Artikels
sprengen, weswegen ich hierfür einen eigenen Beitrag anstrebe. Für
jedes Rennen gibt es der Platzierung entsprechend Punkte. Das Team
mit den meisten Punkten gewinnt. Im Gegensatz zur Formel 1 teilen
sich mehrere Fahrer (2 - 3) ein Auto, da im Reglement vorgeschrieben
ist, wie lange ein Fahrer hinter dem Steuer sitzen darf.
Wen muss man kennen?
Der Hauptkampf findet in der LMP1-Klasse statt. Dort
duellieren sich in diesem Jahr Audi und Toyota. Audi musste sich bei
12 LeMans-Siegen seit 2000 nur zwei Mal (2003 und 2009) geschlagen
geben und gilt als Favorit. Toyota hatte in dieser Saison bisher
wenig entgegen zu setzen. Doch dazu später mehr.
Nennenswert wären noch die Fahrerpaarungen von Audi
und Toyota. Audi1 konnte 2012 die Gesamtwertung gewinnen und
gilt weiterhin als eine der erfolgreichsten Fahrerpaarungen. Dazu
gehören André Lotterer (Deutschland), Marcel Fässler (Schweiz) und
Benoît Tréluyer. Doch auch in Audi2 (Loîc Duval, Tom Kristensen,
Allan McNish), sowie Audi3 (Marc Gené, Lucas di Grassi, Oliver
Jarvis) fahren durchaus bekannte Fahrer aus DTM und Formel 1.
Toyota kann ebenfalls bekannte Fahrer zu den eigenen
zählen. Für die Japaner fahren die Kombinationen Nicolas
Lapierre/Kazuki Nakajima/Alexander Wurz und Sébastien Buemi/Anthony
Davidson/Stéphane Sarrazin, von denen auch einige bereits Auftritte
in der Formel 1 hatten.
Aus deutscher Sicht wäre zudem Nick Heidfeld zu
nennen, der mit dem Schweizer Rebellion Racing ebenfalls in der LMP1
eintritt. Da es sich bei Rebellion aber um ein Privatteam handelt,
fehlt hier das nötige Kleingeld, um Audi und Toyota gefährlich
werden zu können. Trotzdem schafft es das Team über die Saison zwei
Autos an den Start zu bringen.
Weiterhin fahren mit Giancarlo Fisichella, Bruno
Senna, Pedro Lamy, Shinji Nakano und Co. weitere Fahrer im Feld,
welche Formel 1-Erfahrungen sammeln konnten.
Wie verlief die bisherige Saison?
Bei den bisherigen drei Rennen in Silverstone, Spa
(beide je 6 Stunden) und LeMans (24 Stunden) konnte Audi seine
Dominanz zeigen. Silverstone und LeMans gewannen
Duval/Kristensen/McNish, die in Spa den zweiten Rang belegten; Spa
ging an Fässler/Lotterer/Tréluyer, die in Silverstone zweiter,
sowie in LeMans auf Grund eines technischen Problems fünfter wurden.
Folglich führen erst genannten die WM an. Dahinter folgt Audi1,
Toyota2, Audi3 und Toyota1. Trotzdem gibt es noch insgesamt 130
Punkte zu holen (25 für den Rennsieg, je einen für die Pole
Position). Von einer entschiedenen WM kann nicht gesprochen werden.
Was ist von Sao Paulo zu erwarten?
Sicherlich wird es wieder auf den Zweikampf Audi
gegen Toyota hinaus laufen. Während beim ersten freien Training
Toyota2 schnellster Wagen vor Audi1 und Audi2 war, dominierte beim
zweiten freien Training Audi. Dort hieß es dann Audi2 vor Audi1 und
Toyota2. Nick Heidfeld und das Team von Rebellion Racing landeten
jeweils auf dem vierten Rang. Allerdings traten auch nur vier Autos
aus der LMP1-Klasse an.
In der LMP2-Klasse machten die Fahrer von Oreca und
Morgan, beide von einem Nissan-Motor befeuert, die Plätze unter sich
aus.
In der GT-Klasse der Profis erzielte Stefan Mücke
mit seinem Aston Martin zwei Mal die Bestzeit. Dahinter tobt ein
offener Kampf zwischen Porsche, Ferrari und Aston Martin.
Doch auch bei den Amateuren in der GT-Klasse scheint
der Aston Martin gut auf der Strecke in Sao Paulo zu funktionieren.
Zwei Bestzeiten bei zwei Trainings deuten an, dass da einiges in
Richtung Klassenwertung gehen kann.
Bevor das Rennen am Sonntag startet, stehen noch das
dritte freie Training, sowie zwei Qualifikationssessions an. Auch
hier dürfte wieder für Spannung garantiert sein. Ebenso die Frage,
ob Toyota nach der Pole in Silverstone erneut nach vorne fahren kann,
oder ob Audi nach zwei Mal Reihe 1 in Folge den Hattrick schafft.