Sonntag, 25. August 2013

Rotflut und Elfmeterwahn

Regeln müssen eingehalten werden. Schon Kindergartenkindern wird beigebracht, dass sie sich beim Spielen an Regeln halten müssen. Damit diese eingehalten werden, beobachten unparteiische Menschen die Szenerie und greifen bei Bedarf ein.


Deutschlands bekanntestes Spiel, das Fußballspiel, weißt schon seit Jahren etliche Diskussionen über Regeln und Schiedsrichter auf. Immer wieder neu werden nach den Spieltagen die Spielszenen des Wochenendes mit Experten analysiert und ausgewertet. Besonders beliebt sind Entscheidungen von Schiedsrichtern. Angesichts der beeindruckenden Statistik des 3. Spieltags dieser Saison, entbrennt eine neue Welle.


Ich habe einige Szenen gesehen, auch die, die zu den Platzverweisen und Elfmetern führten. Ich möchte mich hier über ein paar Szenen auslassen, da ich denke, dass doch nicht immer die richtige Entscheidungen getroffen worden sind.


Beginnen möchte ich mit zwei Elfmetersituationen. Schauen wir zunächst auf das Spiel in Leverkusen gegen Gladbach. Ein Leverkusener Spieler flankt von außen in den Strafraum. Arango möchte zum Kopfball, kommt aber nicht ran, sodass der Ball über seinen Kopf fliegt. Er hat beide Hände erhoben. Der dahinterstehende Leverkusener köpft den Ball an Arangos Hand. Pfiff vom Schiedsrichter: Elfmeter. Ich finde, dass dies ein Witz ist. Arango konnte den Ball nicht sehen, da er mit dem Rücken zum Ball stand und angeköpft worden ist. Aus dieser Fehlentscheidung resultiert das 1:0. Ich will und kann nicht sagen, ob das Spiel anders verlaufen wäre. Fakt ist, dass solch ein Elfmeter für mich nicht gerechtfertigt ist. Wenn ein Spieler nichts sieht, kann es auch keine Absicht sein. Sollte sich diese Regel durchsetzen, werden am Ende reihenweise Spieler im Strafraum angeschossen, um einen Elfmeter herauszuholen.
Zweites Spiel, das bayrische Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und Bayern München. Robben in einem Zweikampf mit einem Nürnberger, beide kommen zu Fall, Robben schlägt den Ball mit der Hand weg. Die Rangelei im Strafraum war nicht elfmeterwürdig. Das absichtliche Handspiel Robbens hätte mit gelb geahndet werden müssen. Stattdessen gibt es den Elfmeter für den FCB. Alaba verschießt (ausgleichende Gerechtigkeit?). Trotzdem war auch dieser Elfer, so meine Meinung, völlig falsch.
Durch solche Entscheidungen werden Spiele entschieden. Ich finde, die Schiedsrichter sollten da ein besseres Händchen haben. Natürlich ist es schwer binnen Sekunden eine Entscheidung zu treffen. Trotzdem muss nicht bei jeder Kleinigkeit auf den Punkt gezeigt werden. Fußball lebt vom Körperkontakt. Sofern dieser in einem Rahmen ist, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, auch mal Szenen laufen zu lassen.


Was eine gute Überleitung zu dem nächsten Punkt ist. In 9 Spielen gab es 8 Platzverweise. Ein neuer Rekord. Auch hier finde ich, dass nicht jede Karte eine Karte wert war.
Zunächst ein Blick auf die Partie Hoffenheim gegen Freiburg. Salihovic verwandelt den Elfmeter und feiert mit seinen Kollegen im Strafraum. Ein Freiburger Spieler kommt hinzu und spricht irgendwelche Worte (hört man ja im TV nicht). Daraufhin schlägt Salihovic diesem Spieler leicht auf die Wange. Tätlichkeit, rot. Für mich maßlos übertrieben. Das war mehr ein Tätscheln, als ein Schlagen. Zudem weiß man nicht, was der Freiburger Spieler gesagt hat. Es ist durchaus vorstellbar, dass dies in Richtung Provokation ging. Wenn solche Dinge mit rot bestraft werden, werden noch mehr Leute vom Platz fliegen.
Ebenso übertrieben die Karte von Ibrahima Traoré vom VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg. Wenn überhaupt kann man diesen Zweikampf mit gelb bestrafen, da der Ball schon weg war. Doch in keinster Weise ist eine rote Karte gerechtfertigt.
In beiden Fällen wurden, meiner Meinung nach, die Spielverläufe maßgeblich zu Lasten der Mannschaften verändert. Allein die Tatsache, dass Freiburg und Schalke mit 9 Spielern zu Ende spielen mussten zeigt, dass die Schiedsrichter mit Platzverweisen um sich werfen. Es kann doch nicht Sinn und Zweck sein, dass ein Spiel mit 8:9 Spielern ausgeht. Natürlich sollen Fouls geahndet werden. Schlimme Fouls oder wiederholte Fouls auch mit Platzverweisen. Aber nicht bei jedem bösen Blick eine Karte ziehen. Der Spielfluss wird ständig unterbunden, Vereine geraten in Nachteile. Ich als Fan rege mich da furchtbar drüber auf. Vor allem, weil bei einer roten Karte, ganz gleich ob gerechtfertigt oder nicht, der Spieler mindestens ein Spiel gesperrt ist.
Ebenso fraglich halte ich die Doppelbestrafung, also rot und Elfmeter, wie bei Benedikt Höwedes (Schalke). Klar, er ist letzter Mann und kommt zu spät. Dann sollte man aber entscheiden, ob man den Spieler verwarnt und das Spiel in einer anderen Form weiterlaufen lässt, oder einen Strafstoß ausspricht. Dadurch gewinnt die gegnerische Mannschaft gleich einen doppelten Vorteil.
Ich persönlich muss sagen, dass ich von der Schiedsrichterleistung an diesem Spieltag nicht immer überzeugt war. Sicherlich ist der Job kein einfacher. Trotzdem sollte im Sinne des Wettbewerbes entschieden werden. Wenn man Salihovic rot zeigt und er vorher provoziert worden ist, dann sollte auch der Provokateuer mit rot fliegen. So lässt man Tür und Tor offen für Beleidigungen.
Zum Thema Videobeweis möchte ich mich vorerst nicht äußern. Doch ich denke, dass da auf jeden Fall noch ein Statement kommen wird. Ich hoffe einfach, dass der nächste Spieltag weniger rotlastig ist.


Anmerkung in eigener Sache
Ich habe mich in diesem Artikel auf die Spiele Hoffenheim-Freiburg, Leverkusen-Gladbach, Bayern-Nürnberg und Augsburg-Stuttgart beschränkt, weil ich diese Spiele auch live gesehen habe, respektive große Teile davon. Ebenso habe ich das Foul von Höwedes gesehen. Daher möchte ich nicht auf die anderen Fouls eingehen, da ich mir hierüber kein Urteil erlauben kann, da ich die Szenen nicht gesehen habe. 


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