Nachdem Sebastian Vettel die letzten drei Jahre auf
Red Bull die Weltmeisterschaft für sich gewinnen konnte, hoffte man
in diesem Jahr auf ein wenig Abwechslung. Vor allem, als Kimi
Räikkönen das erste Saisonrennen in Melbourne (Australien) gewann,
war die Hoffnung groß, dass in dieser Saison ein anderer Fahrer
Weltmeister werden könnte. Räikkönen, Alonso, Hamilton, Rosberg
oder vielleicht wirklich ein Außenseiter. Doch Vettel wusste die
Zuschauer und Journalisten eines besseren zu lehren.
Vettel als Dominator der Saison. In 11 Qualifyings
holte er vier Mal den Spitzenplatz. Zudem setzte er sich in jeder
Qualifikation gegen seinen Teamkollegen durch und hat damit mit Niko
Hülkenberg als einziger eine weiße Weste. Doch auch in den Rennen
zeigt sich, dass Vettel die Saison gestalten kann, wie er möchte.
Lediglich beim Rennen in Silverstone konnte er auf Grund eines
Getriebefehlers keine Punkte sammeln. Ein Vorfall, der nicht zu
Lasten des Fahrers zu rechnen ist. Die beiden vierten Plätze in
China und Spanien waren dabei seine schlechtesten Ergebnisse. Bisher
stehen 5 Siege zu Buche. Gleich viele hatte er bei seinen WM-Titeln
von 2010 und 2012. Vettel scheint unerreichbar, auch, weil die
Konkurrenz nicht fähig ist ein Auto zu bauen, welches dem Red Bull
Paroli bieten kann.
Da haben wir zunächst auf der teaminternen Seite
Mark Webber. Er hat (vermutlich) das gleiche Ausgangsmaterial wie
Vettel, darf aber nicht gewinnen, da er nur die Nummer 2 im Team ist
und die Konzentration bei Red Bull ganz klar bei Sebastian Vettel
liegt. So darf der Heppenheimer auch dann überholen, wenn aus der
Box der Waffenstillstand ausgerufen wird. Daher fällt Webber aus dem
Kampf um die WM-Krone schon mal raus.
Schwere Wege muss auch Kimi Räikkönen gehen. So
war er bis zum Grand Prix in Belgien die Nummer zwei in der
Fahrerwertung. Mit Konstanz hat er sich dorthin gearbeitet, holte 26
Rennen in Folge Punkte. Doch nicht immer war der große Wurf dabei.
Bisher gelangen ihm im Lotus zwei Rennsiege - in jeder Saison einer.
Zu wenig, um Weltmeister zu werden, schaut man sich doch die
Punkteverteilung für die Ränge an. Oftmals fehlt dem Lotus einfach
der Speed. Trotz DRS können auf Geraden keine Meter gut gemacht
werden. Das Problem bei Lotus liegt aber wo anders. Dem Team fehlt
das nötige Geld, um bei den ganz Großen mitspielen zu können.
Schon im letzten Jahr lebte das Team über die Verhältnisse hinaus,
in dieser Saison sieht es nicht anders aus. So werden gegen Ende der
Saison weniger Updates kommen, als bei den anderen Konkurrenten. Als
Fan des Finnen hätte ich mir natürlich gewünscht, dass es mit dem
zweiten Titel nach 2007 klappt. Trotzdem ist das Team (noch) nicht in
der Lage mit den „Großen“ mithalten zu können. Bleibt
abzuwarten, wie sich das Team entwickelt und wie die Fahrerpaarung
für 2014 aussehen wird. Für 2013 wird es aber schwer, den dritten
Platz in der Fahrerwertung zu verteidigen, wenngleich Räikkönen das
Maximum aus dem Auto herausholt.
Ähnliches gilt für den Ferrari. Die Scuderia hinkt
weit hinter den Erwartungen zurück. Vor der Sommerpause merkte
Alonso gar an, dass das einzige, was die Saison retten könnte, ein
Auto von Red Bull wäre. Zwar punktet der Spanier einigermaßen
konstant, doch für die großen Punkte fehlt es oft. Alonso kann zu
wenig Punkte auf Vettel gut machen. Vermutlich spielen aber auch
Unstimmigkeiten im Team eine Rolle, ist der F138 sicherlich kein
schlechter Rennwagen, waren auch die Updates nicht so
fortschrittlich, wie erwartet. Der Druck in Italien ist groß. Der
letzte Titel stammt aus dem Jahr 2007 von Kimi Räikkönen. Eine zu
lange Zeit.
Zuletzt gibt es noch die Konkurrenz aus Deutschland
aus dem Hause Mercedes. Es wurde einiges umstrukturiert. Norbert Haug
wurde durch Toto Wolff ersetzt. Niki Lauda wurde in den Aufsichtsrat
befördert. Hinzu kommt ein streitbarer Reifentest für Pirelli,
welcher dem Team anscheinend zum Aufschwung verholfen hat, wenngleich
das Team schon vorher schnell war. Trotzdem kann Mercedes nur eine
ernsthafte Rolle spielen, wenn sie in den restlichen Rennen die
Konkurrenz dominieren. Dies wird, angesichts der Leistung von Vettel
nach der Sommerpause, eher nicht möglich sein.
Mit einer ungeahnten Leichtigkeit gewann Vettel den
Grand Prix in Belgien. Interessanter wird aber der Blick auf die
restlichen Saisonrennen, insbesondere im Vergleich mit den letzten
drei Weltmeisterjahren Vettels.
GP Italien: 4, 1, 22 (technische Probleme)
GP Singapur: 2, 1, 1
GP Japan: 1, 3, 1
GP Südkorea: DNF (Fahrfehler), 1, 1
GP Indien: 1, 1
GP Abu Dhabi: 1, DNF (Reifenschaden), 3
GP Brasilien: 1, 2, 6
GP USA: 2
So zeigt sich, dass Italien im Vergleich kein
richtig gutes Pflaster für Vettel ist, wenngleich er hier auf Toro
Rosso seinen ersten GP-Sieg feiern konnte. Dieses Manko fällt aber
kaum ins Gewicht, hat Vettel doch mittlerweile 46 Punkte Vorsprung
auf Alonso. Selbst bei zwei Rennsiegen von Alonso müsste Vettel zwei
Nullnummern hinlegen, um den Vorsprung zu verlieren. Denn nach der
Europa-Tour blüht Vettel auf. Singapur, Japan, Südkorea und Indien
sind Strecken, die Vettel und Red Bull liegen. Es ist
unwahrscheinlich, dass sich in diesem Jahr etwas ändern sollte.
Sollte Vettel erneut die Leistungen aus den Vorjahren zeigen können,
wird dem vierten WM-Titel in Folge nichts mehr im Wege stehen.
Was bleibt als Fazit?
Die Hoffnung, dass die
restlichen Rennen, sollten sie wirklich von Vettel beherrscht werden,
zumindest nicht in die Kategorie „langweilig“ gehören, sondern
eine Portion Spannung aufweisen können. Als Kimi-Fan hoffe ich
natürlich noch auf den einen oder anderen Rennsieg, was aber nicht
gerade leicht wird. Vielleicht klappt es ja doch noch mit einem Platz
unter den ersten drei.
Ansonsten hoffe ich, dass
es in den nächsten Jahren nicht laufen wird, wie unter Michael
Schumacher zu Beginn des Jahrtausends, als er 5 Weltmeisterschaften
in Folge gewinnen konnte. Mit vier Titeln ist Vettel auf jeden Fall
auf dem Weg dorthin. In diesem Sinne: Auf in die zweite Hälfte der
Saison. Auf nach Monza.
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