Geld regiert die Welt.
Dieser Spruch ist nicht nur für den Bereich der Politik gültig.
Auch im Sportgeschäft dreht sich alles um das große Geld.
Insbesondere in Zeiten, in denen wenig Geld zur Verfügung steht,
werden größere, finanzielle Optionen doch gerne gezogen. Die Frage
ist aber: Auf wessen Kosten geschieht das? Aktuell stellt sich diese
Frage in der Formel 1, wo es seit geraumer Zeit heißt: Paydriver
oder Talent?
Paydriver, Bezahlfahrer.
Ein Begriff, der schon seit längerer Zeit Einzug in die Formel 1
erhalten hat. Es handelt sich hierbei um Fahrer, die zwar nicht das
große Talent mitbringen, dafür aber zahlungskräftige Sponsoren.
Immer wieder fallen sie auf - weniger durch Leistung, als vielmehr
durch ungeschicktes Fahrverhalten, was nicht selten in Unfällen
endet. Trotzdem findet die Verpflichtung solcher Fahrer regen Zulauf.
Zum Leidwesen talentierter Fahrer.
Nick Heidfeld ist ein
Name, den vermutlich jeder Motorsportfan kennt. Aktuell fährt der
Mönchengladbacher in der World Endurance Championship (WEC;
Langstrecken-Weltmeisterschaft) für das Schweizer Rebellion
Racing, welches sich hinter Audi und Toyota als Nummer drei etabliert
hat. Doch Heidfeld darf auch auf eine Formel 1-Karriere
zurückblicken. Ein sicherlich turbulentes Kapitel dürfte hierbei
die Saison 2011 sein. Nach der Saison 2010 stand Heidfeld ohne
Cockpit da. Im Januar 2011 verletzte sich Robert Kubica bei einer
Rallye so schwer, dass die Formel 1-Saison gelaufen war. Somit
sicherte sich Renault die Dienste von Heidfeld. Allerdings währte
sein Glück von kurzer Dauer, da eben jener Deutsche keine
zahlungskräftigen Sponsoren hinter sich hatte. So musste er nach nur
elf Rennen das Team wieder verlassen und wurde durch den finanziell
besser aufgestellten Brasilianer Bruno Senna ersetzt. Eben jener ist
zwar Neffe das legendären Ayrton Senna, doch mit weitaus weniger
Talent gesegnet, als sein Onkel.
Ein kurzer Vergleich:
Heidfeld fuhr in 11 Rennen 34 Punkte ein, davon ein dritter Platz in
Malaysia (Schnitt: 3,1 Punkte pro Rennen). Senna holte in acht
Rennen, zwei Punkte (Schnitt: 0,25 Punkte pro Rennen). Heidfeld
belegte am Ende der Saison Rang 11 in der Endwertung; Senna Rang 18.
Witali Petrov, der die komplette Saison fahren durfte, war mit 37
Punkten in 19 Rennen (Schnitt: 1,94 Punkte pro Rennen) und Rang 10
lediglich einen Platz besser in der Endwertung, als Heidfeld. Nach
Heidfelds Abgang, konnte Renault nicht mehr an die vorher erzielten
Leistungen anknüpfen. So holte Petrov in den ausstehenden acht
Rennen lediglich 5 Punkte. Sicherlich bleibt es Spekulation, wie die
weitere Saison für Heidfeld verlaufen wäre. Trotzdem lügen die
Zahlen, die vorliegen nicht, und sprechen doch eine deutliche
Sprache.
Doch Heidfeld ist bei
weitem nicht das einzige (deutsche) Opfer. Wir schreiben das Jahr
2010. Der 23jährige Nico Hülkenberg gibt für Williams sein Debüt.
Es wäre gelogen zu behaupten, Hülkenberg würde kein Talent
mitbringen. In seinem ersten Jahr gelang ihm im unterlegenen Williams
der 14te Rang der WM-Wertung (22 Punkte). Unvergessen allerdings, wie
er im letzten Rennen überraschend und sensationell zugleich in
Brasilien auf die Pole Position fuhr. Sein letztes Rennen für
Williams – in der Folgesaison bekam Pastor Maldonado (Venezuela)
das Cockpit. Und Hülkenberg wurde arbeitslos. Erst durch Vijay
Mallya bekam er 2012 eine weitere Chance, als er einen Vertrag bei
Force India bekam.
Williams letzte Erfolge
liegen lange zurück. Der letzte Sieg datiert aus dem Jahr 2003,
damals noch mit BMW-Power und Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher
im Cockpit. Die letzten WM-Erfolge finden sich gar in den 90ern als
Damon Hill (1996) und Jacques Villeneuve (1997) zwei Mal in Folge den
Fahrertitel holen konnten. Danach ging es bergab, bis BMW einstieg.
Mit deren Ausstieg ging es wiederum zurück ins Mittelfeld. Wie so
oft, liegt der Grund darin im Finanziellen. Da kommt es gerade recht,
dass Maldonado mit der venezuelanischen Regierung und deren Dollars
im Rücken ein Cockpit in der Formel 1 anstrebt. In den Medien wird
von einer Summe von 40 Mio. Dollar gesprochen, die Maldonado
mitbringen würde. Kein unwesentlicher Punkt für die nächste
Ausführung.
Denn genau die beiden
Piloten stehen wieder im Rampenlicht. Dieses Mal für die Saison
2014.
Lotus konnte zur Saison
2012 mit einer spektakulären Verpflichtung auf dem Transfermarkt
überraschen. Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen gab nach zwei Jahren
Abstinenz sein Comeback in der Königsklasse. Der Finne konnte einen
positiven Effekt auf das Team ausüben, sodass Lotus in die vorderen
Ränge fahren konnte. So konnte Räikkönen nicht nur einen Sieg in
der Comeback-Saison erreichen, sondern auch Platz 3 am Ende in der
WM-Wertung. Diese Leistungen wurden von den anderen Teams
wahrgenommen und schon befand sich Räikkönen, der seine Leistungen
bestätigen konnte, in diesem Jahr wieder auf dem Transfermarkt.
Lotus wollte verlängern; Red Bull, Ferrari und McLaren einen
starken, zweiten Fahrer im Team. Räikkönen wählte die Scuderia
Ferrari, wo er Felipe Massa ersetzen soll, und kehrte damit zu dem
Team zurück, mit dem er 2007 seinen bisher einzigen Titel feiern
konnte. Der Platz neben Romain Grosjean im Lotus wurde frei.
Allerdings ist Lotus verschuldet. Manche Medienvertreter sprechen gar
von 100 Mio. Dollar.
Hülkenberg ist
mittlerweile bei Sauber untergekommen. Doch zur Mitte der Saison
löste er seinen Vertrag auf. Grund: Keine Gehaltszahlungen. Gleicher
Grund, weshalb Räikkönen Lotus verließ. Doch Hülkenberg zeigte im
Sauber erstaunliche Leistungen. Holte das Maximum aus dem Boliden und
konnte stellenweise nur durch technisches Versagen gestoppt werden.
Auch solche Leistungen bleiben nicht unerkannt im Formel 1-Zirkus. So
meldete sich Lotus, und wollte Hülkenberg verpflichten. Ein Schritt
in eine richtige Richtung für Hülkenberg, um endlich um Siege
mitfahren zu können.
Mit der
Räikkönen-Verpflichtung nahm das Fahrerkarussell Schwung auf.
Massa, bei Ferrari aussortiert, erhielt einen Vertrag bei Williams,
um dort in der nächsten Saison gegen Valeri Bottas zu fahren. Damit
wurde Pastor Maldonado arbeitslos und befindet sich nun auch wieder
auf dem Markt – mit einem zahlungskräftigen Sponsor, womit er für
Lotus nicht uninteressant wird.
Paydriver in der Formel 1
gibt es schon länger. In den letzten Jahren sind sie aber vor allem
negativ aufgefallen. Laut einem Artikel auf Wikipedia werden auch
Michael Schumacher und Fernando Alonso als Paydriver bezeichnet, da
sie auch entsprechende Sponsoren mitbringen. Alonso hat mit dem
Wechsel zu Ferrari etwa die Santander Bank als Sponsor mitgebracht,
die jährlich 30 Mio. Euro an Sponsorengeldern zahlen – bei einem
Gehalt von 20 Mio. für Alonso. Keiner würde aber die beiden als
Paydriver bezeichnen, stehen doch alleine bei Schumacher zahlreiche
WM-Titel, Siege und Rekorde auf der Habenseite. „Paydriver“ ist
stattdessen ein Schimpfwort geworden, eben für Fahrer wie Maldonado.
Doch der ist bei weitem nicht der einzige. McLaren Mercedes hat sich
den Mexikaner Sergio Perez ins Boot geholt. Vor allem in dieser
Saison steht „Checko“ doch sehr in der Kritik ob zahlreicher
riskanter Überholmanöver. Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn
ist genau so eng, wie die Grenze zwischen genialer Überholkunst und
riskantem Fahren. Man erinnere sich nur an Überholmanöver zwischen
Button und Vettel als kaum ein Blatt Papier zwischen die Reifen
gepasst hat. Trotzdem ging alles gut, weil beide ihr Auto
beherrschen. Doch Perez nimmt billigend in Kauf, dass Unfälle
entstehen. Nicht zu Letzt meinte Kimi Räikkönen, man soll ihm doch
mal „aufs Maul hauen“, vielleicht würde das helfen. Am Ende
gehen solche Paydriver aber auch Kosten des Fans. Anstatt qualitativ
hochwertige Duelle zu sehen, produzieren die meisten nur Schrott. Man
erinnere sich nur an zahlreiche, japanische Fahrer, die in bester
„Alles-oder-nichts“-Manier mehr als nur einen Wagen zerstört
haben. Doch wie soll man diese Entwicklung aufhalten? Die Teams
brauchen Geld für die Wagen. Dieses Geld kommt durch die Paydriver
in die Teams. Allerdings holen diese wiederum nicht genügend Punkte,
um entsprechende Prämien für das Team am Ende der Saison zu
bekommen. Somit braucht es weiterhin diese Fahrer, um den Betrieb am
Laufen zu halten. Sollte man nun die Kosten senken? Es gab
Diskussionen, um eine Budgetobergrenze, woran sich die Top4
allerdings kaum gehalten haben. Dann doch nur Teams erlauben, die
finanziell gut aufgestellt sind? Dass am Ende vier Teams
gegeneinander fahren? Das würde wiederum an den Zuschauerzahlen
nagen. Ein Teufelskreis, an dem vor allem talentierte Fahrer zu nagen
haben. Fahrer, die Talent, aber keine Sponsoren mitbringen. Geld
regiert nun einmal das Geschäft.
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