Montag, 11. November 2013

NOlympia! - Kein Wintermärchen 2022

München 1972. Es sollen olympische Festspiele werden. Deutschland will sich von seiner besten Seite präsentieren – und bleibt doch auf Grund tragischer Ereignisse im Gespräch. Israelische Olympioniken wurden entführt und anschließend ermordet. Aber die Show muss weitergehen. Zumindest für das Jahr 1972...

Ein paar Jahre später. Wir schreiben das Jahr 2000 und befinden uns in Zürich. Kaum jemand vermag vorher zu sehen, was sechs Jahre später in Deutschland passieren sollte. Die Weltmeisterschaft im Fußball kehrt nach 1974 wieder zurück in die Bundesrepublik. Später werden viele sagen, dass es eine der besten Weltmeisterschaften aller Zeiten war; manche sprechen gar von der besten aller Zeiten. Deutschland hat sich als sehr guter Gastgeber präsentiert. Die angereisten Mannschaften waren von der Stimmung im und außerhalb der Stadien begeistert; ebenso deren Unterstützer aus den unterschiedlichsten Ländern dieser Erde. Deutschland gelang ein unvergleichliches Sommermärchen. Und hat der Welt gezeigt, dass die Deutschen ein freundliches, friedliches und sportlich faires Land sind. Deutschland hat das Potential, um Großereignisse ausrichten zu können. Damals, im Sommer 2006, gab es keine grünen Wiesen, keine blauen Meere, keine grauen Berge. Damals, gab es ein schwarz-rot-goldenes Land. Die Deutschen waren wieder stolz Deutsche zu sein. Überall hingen die Fahnen, eine unbekannte Euphorie hat sich ausgebreitet. Deutschland, ein Sommermärchen.

Deutschland, das Wintermärchen (die Rede ist hier nicht vom Weltmeistertitel im Handball 2007 auf eigenem Boden), wird es nicht geben. Die Rede ist von den olympischen Winterspielen 2022 in München und Umgebung. München, Garmisch-Partenkirchen, sowie die Landkreise Traunstein und Berchtesgardener Land haben abgestimmt. Nolympia!
Sicherlich gibt es rationale Gründe, sich gegen die Ausrichtung olympischer Spiele zu stellen. Das alles ist mit einem sehr hohen, finanziellen Aufgebot nur zu stemmen. Es braucht Freiwillige, um für Ordnung zu sorgen.
Doch ich als Sportfan hätte mir solch ein „Jahrhundertereignis“ gerne gewünscht. Auch, weil es doch immer wieder um das Thema „Nachhaltigkeit“ geht. Und in diesem Punkt hätte München ganz klar punkten können. Wobei ich mich da hier auch Frage, weshalb es 2018 nicht geklappt hat.
Denn was bleibt oftmals von olympischen Spielen? Schauen wir nach Japan. Nagano war 1998 Ausrichter dieses Ereignisses. Kurze Zeit später wurden die Wettkampfstätten dem Erdboden gleich gemacht, weil es dafür keine Verwendung gab. Oder China 2008 – auch hier wurden zahlreiche Gebäude und Anlagen wieder abgebaut. Es werden Milliarden von Dollars ausgegeben, um Sportstätten zu bauen, die für ein Jahr eingesetzt werden und danach entsorgt werden. In München hätte die Sache anders ausgesehen.
Durch den EHC Red Bull München gibt es einen Eishockey-Club in der DEL, der eine geeignete Halle besitzt, um Eishockey und Eiskunstlauf anbieten zu können. Eine Skisprungschanze befindet sich in Garmisch-Partenkirchen schon länger – sie wurde nicht zuletzt modernisiert. Jedem Skisprungfan dürfte diese Schanze bekannt sein, ist sie seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Vierschanzentournee und findet dort jedes Jahr das sogenannte Neujahrsspringen statt. Ebenso gibt es mit der Kandahar eine der berühmtesten Strecken im Ski Alpin-Kalender. Am Königssee gibt es einen für Weltmeisterschaften und Weltcups genutzten Eiskanal für Rodeln, Bob und Skeleton. In Ruhpolding gibt es Anlagen für Biathlon und Langlauf. Darüber hinaus findet jedes Jahr im Olympiapark ein Skievent statt. Die Infrastruktur wäre auch vorhanden gewesen. So dürfen wir uns freuen, wie möglicherweise in Peking olympische Winterspiele stattfinden werden.
Ich kann mich Maria Höfl-Riesch nur anschließen, die per Twitter mitteilte, dass sie doch sehr traurig darüber ist. Es wäre eine einmalige Chance für Deutschland gewesen. Nach den Skandal- und Propagandaspielen 1938 in Berlin, sowie den tragischen Ereignissen von 1972, zu zeigen, dass Deutschland und olympische Spiele zusammen passen. Schließlich gehören wir auch sportlich gesehen bei den Winterspielen zu den Nationen, die mit die meisten Medaillen gewinnen. Es wäre keine Enttäuschung geworden. Ebenso hätte diese Bewerbung einen Motivationsschub bei Sportlern ausrufen können. Welcher Sportler träumt nicht von olympischen Spielen im eigenen Land? Es ist unwahrscheinlich, dass sich München erneut für 2026 bewerben wird. Nachdem der IOC 2018 gegen München gestimmt hatte und München für 2022 gegen sich gestimmt hatte. So dürfen wir wieder vor dem Fernseher diese Spiele beobachten.
Trotzdem darf auf diese demokratische Abstimmung auch kritisch geschaut werden. Für Olympia wird abgestimmt und abgelehnt. Doch für die EM 2020, die in ganz Europa stattfinden soll, gibt es keine Befragung. Das zieht der DFB so durch. Ebenso die Bewerbung für die EM 2024. Beim Fußball wären sich aber vermutlich alle einig – die Nachhaltigkeit wäre gesichert und wir wollen wieder ein Sommermärchen.
Wie gesagt: Es gibt mit Sicherheit gründe, die gegen Olympia sprechen. Aber es war eben eine einmalige Chance, die nicht so schnell wieder kommen wird. Auch wenn Klaus Wowereit Berlin als möglichen Kandidaten für Sommerspiele auserkoren hat. Es wird noch ein Weilchen dauern, bis die fünf Ringe endlich wieder auf bundesdeutschem Boden wehen werden. Dabei sein ist alles; mitmachen dann doch nicht.

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