München 1972. Es
sollen olympische Festspiele werden. Deutschland will sich von seiner
besten Seite präsentieren – und bleibt doch auf Grund tragischer
Ereignisse im Gespräch. Israelische Olympioniken wurden entführt
und anschließend ermordet. Aber die Show muss weitergehen. Zumindest
für das Jahr 1972...
Ein
paar Jahre später. Wir schreiben das Jahr 2000 und befinden uns in
Zürich. Kaum jemand vermag vorher zu sehen, was sechs Jahre später
in Deutschland passieren sollte. Die Weltmeisterschaft im Fußball
kehrt nach 1974 wieder zurück in die Bundesrepublik. Später werden
viele sagen, dass es eine der besten Weltmeisterschaften aller Zeiten
war; manche sprechen gar von der besten aller Zeiten. Deutschland hat
sich als sehr guter Gastgeber präsentiert. Die angereisten
Mannschaften waren von der Stimmung im und außerhalb der Stadien
begeistert; ebenso deren Unterstützer aus den unterschiedlichsten
Ländern dieser Erde. Deutschland gelang ein unvergleichliches
Sommermärchen. Und hat der Welt gezeigt, dass die Deutschen ein
freundliches, friedliches und sportlich faires Land sind. Deutschland
hat das Potential, um Großereignisse ausrichten zu können. Damals,
im Sommer 2006, gab es keine grünen Wiesen, keine blauen Meere,
keine grauen Berge. Damals, gab es ein schwarz-rot-goldenes Land. Die
Deutschen waren wieder stolz Deutsche zu sein. Überall hingen die
Fahnen, eine unbekannte Euphorie hat sich ausgebreitet. Deutschland,
ein Sommermärchen.
Deutschland,
das Wintermärchen (die Rede ist hier nicht vom Weltmeistertitel im
Handball 2007 auf eigenem Boden), wird es nicht geben. Die Rede ist
von den olympischen Winterspielen 2022 in München und Umgebung.
München, Garmisch-Partenkirchen, sowie die Landkreise Traunstein und
Berchtesgardener Land haben abgestimmt. Nolympia!
Sicherlich
gibt es rationale Gründe, sich gegen die Ausrichtung olympischer
Spiele zu stellen. Das alles ist mit einem sehr hohen, finanziellen
Aufgebot nur zu stemmen. Es braucht Freiwillige, um für Ordnung zu
sorgen.
Doch
ich als Sportfan hätte mir solch ein „Jahrhundertereignis“ gerne
gewünscht. Auch, weil es doch immer wieder um das Thema
„Nachhaltigkeit“ geht. Und in diesem Punkt hätte München ganz
klar punkten können. Wobei ich mich da hier auch Frage, weshalb es
2018 nicht geklappt hat.
Denn
was bleibt oftmals von olympischen Spielen? Schauen wir nach Japan.
Nagano war 1998 Ausrichter dieses Ereignisses. Kurze Zeit später
wurden die Wettkampfstätten dem Erdboden gleich gemacht, weil es
dafür keine Verwendung gab. Oder China 2008 – auch hier wurden
zahlreiche Gebäude und Anlagen wieder abgebaut. Es werden Milliarden
von Dollars ausgegeben, um Sportstätten zu bauen, die für ein Jahr
eingesetzt werden und danach entsorgt werden. In München hätte die
Sache anders ausgesehen.
Durch
den EHC Red Bull München gibt es einen Eishockey-Club in der DEL,
der eine geeignete Halle besitzt, um Eishockey und Eiskunstlauf
anbieten zu können. Eine Skisprungschanze befindet sich in
Garmisch-Partenkirchen schon länger – sie wurde nicht zuletzt
modernisiert. Jedem Skisprungfan dürfte diese Schanze bekannt sein,
ist sie seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Vierschanzentournee
und findet dort jedes Jahr das sogenannte Neujahrsspringen statt.
Ebenso gibt es mit der Kandahar eine der berühmtesten Strecken im
Ski Alpin-Kalender. Am Königssee gibt es einen für
Weltmeisterschaften und Weltcups genutzten Eiskanal für Rodeln, Bob
und Skeleton. In Ruhpolding gibt es Anlagen für Biathlon und
Langlauf. Darüber hinaus findet jedes Jahr im Olympiapark ein
Skievent statt. Die Infrastruktur wäre auch vorhanden gewesen. So
dürfen wir uns freuen, wie möglicherweise in Peking olympische
Winterspiele stattfinden werden.
Ich
kann mich Maria Höfl-Riesch nur anschließen, die per Twitter
mitteilte, dass sie doch sehr traurig darüber ist. Es wäre eine
einmalige Chance für Deutschland gewesen. Nach den Skandal- und
Propagandaspielen 1938 in Berlin, sowie den tragischen Ereignissen
von 1972, zu zeigen, dass Deutschland und olympische Spiele zusammen
passen. Schließlich gehören wir auch sportlich gesehen bei den
Winterspielen zu den Nationen, die mit die meisten Medaillen
gewinnen. Es wäre keine Enttäuschung geworden. Ebenso hätte diese
Bewerbung einen Motivationsschub bei Sportlern ausrufen können.
Welcher Sportler träumt nicht von olympischen Spielen im eigenen
Land? Es ist unwahrscheinlich, dass sich München erneut für 2026
bewerben wird. Nachdem der IOC 2018 gegen München gestimmt hatte und
München für 2022 gegen sich gestimmt hatte. So dürfen wir wieder
vor dem Fernseher diese Spiele beobachten.
Trotzdem
darf auf diese demokratische Abstimmung auch kritisch geschaut
werden. Für Olympia wird abgestimmt und abgelehnt. Doch für die EM
2020, die in ganz Europa stattfinden soll, gibt es keine Befragung.
Das zieht der DFB so durch. Ebenso die Bewerbung für die EM 2024.
Beim Fußball wären sich aber vermutlich alle einig – die
Nachhaltigkeit wäre gesichert und wir wollen wieder ein
Sommermärchen.
Wie
gesagt: Es gibt mit Sicherheit gründe, die gegen Olympia sprechen.
Aber es war eben eine einmalige Chance, die nicht so schnell wieder
kommen wird. Auch wenn Klaus Wowereit Berlin als möglichen
Kandidaten für Sommerspiele auserkoren hat. Es wird noch ein
Weilchen dauern, bis die fünf Ringe endlich wieder auf
bundesdeutschem Boden wehen werden. Dabei sein ist alles; mitmachen
dann doch nicht.
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