Kaum ein Wort ist
mittlerweile so im Gespräch, wie das beliebte Wörtchen
„Nachhaltigkeit“. Alles muss heute nachhaltig sein. Vor allem
aber die Energie. Kein Wunder, dass da der Rennsport nachziehen
möchte. Und so hat die FIA kurzerhand die Formel E ins Leben
gerufen. In diesem Artikel möchte ich aufzeigen, ob diese neue
Rennserie eine Alternative sein kann – oder doch nur eine Träumerei
bleibt.
Alle
Details sind noch nicht geklärt. Es gibt noch viele offene Fragen,
was die zukünftige Debüt-Saison der Formel E angeht. Doch nach und
nach werden immer mehr Informationen preis gegeben, um so das
Interesse des Motorsportfans zu gewinnen.
Auffallend
ist zunächst der Terminkalender und die Rennen, die ausgetragen
werden. Zunächst finden alle Rennen auf Stadtkursen statt. Der
bekannteste Kurs dürfte hierbei wohl der von Monte Carlo sein, der
seit Jahrzehnten schon im Rennkalender der Formel 1 zu finden ist.
Ansonsten stehen Kurse in Peking (China), Putrajaya (Malaysia),
Hongkong, Punta del Este (Uruguay), Buenos Aires (Argentinien), Los
Angeles und Miami (USA), Berlin (Deutschland; auf dem ehemaligen
Gelände des Flughafens Tempelhof), sowie London (England) auf dem
Programm. Die nächste Auffälligkeit liegt darin, dass alle Rennen
an einem Tag stattfinden werden. Sprich: Freies Training morgens,
Qualifying mittags und Rennen abends. Zum Einen, um die Kosten für
die Absperrung der Rennstrecke zu minimieren. Zum Anderen, um solche
Veranstaltungen auch für Familien interessant zu gestalten. Zum
Schluss fällt auch die Terminierung ins Auge. Denn die Saison
verläuft nicht dem Jahreskalender entsprechend, wie in der Formel 1.
Vielmehr findet die Saison von September 2014 bis Juni 2015 statt.
Vermutlich, um ein zusätzliches Angebot zur Formel 1 zu schaffen, da
beide Serien nicht terminlich kollidieren werden oder
Konkurrenzverstanstaltungen geschaffen werden.
In
wie weit sich der Terminkalender noch Veränderungen erfahren wird,
wird sich im Dezember zeigen, wenn dieser von der FIA verabschiedet
wird. Bereits im September sind Rennen in Bangkok, Rio de Janeiro und
Rom herausgefallen.
Kommen
wir also zu den Teams. Die FIA selbst möchte mit 10 Teams, und somit
20 Fahrern, in die erste Saison gehen. Bisher wurden sieben Teams
bekannt gegeben: Drayson Racing (Großbritannien), China Racing
(China), Andretti Autosport, Dragon Racing (beide USA), E.DAMS
(Frankreich), Super Aguri Formula E (Japan; das Team sammelte bereits
von 2006 – 2008 Formel 1-Erfahrung, allerdings weniger
erfolgreich), sowie das Audi Sport Abt Formel E-Team aus Deutschland.
Letzteres ist sicherlich kein unbekanntes Team, hat Abt Racing bisher
5 Titel in der DTM gewinnen können.
Doch
von keinem der Teams wurde bisher eine Fahrerpaarung genannt. Es
bleibt offen, ob namhafte Fahrer teilnehmen werden, oder doch eher
Nachwuchsfahrer.
Ich
möchte noch ein paar Worte zum Reglement der Teams verlieren. So
stehen jedem Fahrer pro Renntag zwei Autos zur Verfügung. Die Teams
reisen also mit vier Wagen an. Ebenso sind die akkreditierten
Personen auf acht limitiert (zwei Renningenieure, ein
Dateningenieuer, vier Mechaniker, ein Teamchef). Die beiden Fahrer
und das Personal, welches die Motoren betreut, sind hierbei
allerdings nicht inbegriffen.
Ebenso
interessant ist die Budgetobergrenze. In der Formel 1 wurde darüber
ja schon heftigst diskutiert. Diese neue Rennserie hat sie gleich von
Beginn an eingeführt. Pro Jahr dürfen die Kosten von 2,5 Millionen
Euro nicht überschritten werden. Zum Vergleich: Red Bull gibt für
sein Formel 1 Projekt etwa 400 Millionen Euro aus und leistet sich um
die 600 Mitarbeiter, wovon 40 allein beim Rennwochenende an der
Rennstrecke sind. Ziel ist es, auch kleinere Teams anzulocken und so
zu verhindern, dass die Teams sich zu hoch verschulden (wie es
aktuell in der Formel 1 der Fall ist).
Was
nun folgt sind die Daten und Informationen zu den Fahrzeugen an sich.
Die Firma Spark Racing Technology hat die ersten Autos entwickelt.
Diese werden von einem Elektromotor angetrieben, der von der Firma
McLaren Electronic Systems stammt, einer Tochterfirma von McLaren.
Diese produzieren ebenfalls die Getriebe und die Elektronik. Die
Motoren leisten Gerüchten zu Folge zwischen 253 und 272 PS und
sollen etwa 250 km/h Höchstgeschwindigkeit bieten. Die Firma Dallara
war für die Produktion der Chassis verantwortlich. Michelin liefert
profilierte Allwetterreifen als Einheitsreifen an (auch ein Zeichen
in Richtung Nachhaltigkeit). Renault wurde als technischer Partner
bestätigt. Die Batterien werden von Williams Advanced Engeneering
zur Verfügung gestellt.
In
der ersten Saison werden den Teams die Autos gegen eine Abgabe eines
Anteils an den Sponsorengeldern zur Verfügung gestellt. Im Bereich
Chassis und Aerodynamik wird es im Laufe der Saison keine
Entwicklungsstufen geben. Diese gibt es allerdings bei den Batterien
und den Motoren. Selbstverständlich können auch Teams als
Konstrukteure einsteigen (angeblich ist Audi daran interessiert).
Allerdings ist dies an diverse Bedingungen geknüpft, wie
Serienleiter Alejandro Agag bekannt gab. "Wenn man
Konstrukteur sein will, kann man für die Herstellung des Autos so
viel Geld ausgeben, wie man möchte, aber man ist durch die Regeln
gezwungen, das Auto an mindestens zwei andere Teams zu verkaufen -
mit Chassis, Antrieb und allem anderen." Somit
bemüht sich die Formel E um Kundenteams. Was wiederum den Einstieg
für zahlreiche weitere Teams interessant macht. Teams, die in die
Forschung gehen möchten, können als Konstrukteure einsteigen.
Teams, die nicht das nötige Kleingeld mitbringen, können bequem
fertig entwickelte Autos kaufen und einsetzen. Klingt nach einer
win-win-Situation, bei der der Sport im Vordergrund steht.
Und
auch beim Aussehen muss sich diese Rennserie nicht verstecken. Die
Autos sind ganz klar als Formel-Wagen zu identifizieren und sind
durchaus ästhetisch. Doch auch hier muss sich jeder selbst ein Bild
machen. Hier nun ein Bild, wie das zukünftige Auto aussehen wird:
Doch
wie sieht es eigentlich um das Kriterium aus, weswegen Motorsport
geschaut wird? Wie steht es um den Sound? Es dürfte jedem klar sein,
dass röhrende Motoren hier nicht zu finden sind. Trotzdem werden die
Boliden nicht geräuschlos an einem vorbeifahren. Stattdessen klingt
der Sound fast schon futuristisch und erinnert an das Geräusch eines
Düsenjets. Grund dafür sind sowohl der Reifenabrieb, als auch die
Aerodynamik. Doch Worte können hier nicht gut erklären. Daher
sollen nun die Ohren zum Einsatz kommen. Unter folgendem Link ist
eine Hörprobe zu finden.
Soweit
zu den bisher veröffentlichten Informationen. Es soll ja in diesem
Artikel um die Frage gehen, ob diese neue Rennserie eine Alternative
sein kann. Sicherlich ist Skepsis berechtigt, da man im Voraus nie
weiß, wie sich eine neue Rennserie entwickeln wird.
Doch
für mich steht jetzt schon fest, dass sich die Verantwortlichen
durchaus ihre Gedanken gemacht haben und aus Fehlern, wie zum
Beispiel in der Formel 1, lernen möchten. So soll das Rennen ein
Ereignis für die Familie werden und daher eintägig stattfinden (was
sicherlich auch den Teams zu Gute kommt). Hier bleibt allerdings die
Frage nach möglichen Eintrittspreisen offen. Der große Bruder
Formel 1 glänzt seit Jahren mit nicht gerade günstigen Preisen.
Somit steht die Frage im Raum, ob die Formel E auch diesen Manko
begleichen kann und den Eintritt entsprechend anpasst.
Das
Aussehen der Autos kann ich persönlich nur begrüßen. Sie sind
weitaus ästhetischer, als manch ein Formel 1-Bolide. Einziges Manko
könnte hierbei der fehlende Motorensound sein. Doch auch hier bleibt
abzuwarten, wie dieser „Düsenjetsound“ live bzw. vor dem
TV-Gerät sich anhört. Durch die Budgetobergrenze wird aber ein
richtiger Schritt getan, um Kostenexplosionen und damit den Bankrott
von finanzschwachen Teams zu vermeiden. Trotzdem wird eine
Konkurrenzsituation geschaffen. Vermutlich wird das Teilnehmerfeld
gar nicht so weit auseinander gerissen, wie es in der Formel 1
momentan der Fall ist. Somit besteht auch für neue Teams die
Möglichkeit, sportliche Erfolge feiern zu können.
Eine
weitere offene Frage bleiben die Rennstrecken. Auch hier weiß man
noch nicht, wie mögliche Verläufe aussehen und in wie weit Rennen
spannend gestalten werden.
Ich
persönlich verschließe mich nicht vor dieser neuen Serie. Das
Konzept klingt durchdacht und auch auf Zukunft hin angelegt, sodass
nicht jedes Jahr große Änderungen im Reglement von Nöten sind. Ich
bin gespannt, wie sich diese Rennserie entwickeln wird und freue mich
auf die ersten Rennen. Gleichzeitig hoffe ich, dass es doch einige
namhafte Fahrer geben wird, die dort antreten werden, sodass auch ein
entsprechendes Publikum erreicht werden kann.
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spark-Renault_SRT_01_E_%28Formula_E%29.JPG
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