Montag, 24. März 2014

Der Milkahelm verschwindet von der Weltcupbühne

Auch wenn er seinen Abschied bereits im Januar angekündigt hatte, möchte ich trotzdem einen Blick auf Martin Schmitt werfen. Das liegt nicht nur daran, dass er wohl maßgeblichen Anteil daran hatte, dass das Skispringen in Deutschland so populär wurde. Wenn von "Helden der Kindheit" gesprochen wird, zählt für mich Schmitt hierzu.

Es ging ein Boom durch die Bundesrepublick Deutschland. Plötzlich war Skispringen eine Sportart, mit der sich Geld verdienen ließ. RTL kaufte die Übertragungsrechte für die Vierschanzentournee und Weltmeisterschaften. Es erschienen jährlich Computerspiele; ebenfalls von RTL vertrieben und mit bekannten Gesichtern der Sportart. Und auf einmal fanden sich in den ersten Reihen Teenager, die ihre "Stars"sehen wollten. Den großen Anteil hatten damals Sven Hannawald und Martin Schmitt. Insbesondere letzterer war auf Grund seiner Erfolge und seines jungen Alters fast schon predästiniert für die Rolle des Teenie-Idols.

Bereits 1997 nahm Schmitt an der Nordischen Skiweltmeisterschaft teil und holte gleich mit der Mannschaft die Bronze-Medaille. Es sollte nicht die letzte in seiner Sammlung werden. Insgesamt 4 Mal Gold, 3 Mal Silber und 3 Mal Bronze holte er bei Weltmeisterschaften. Die letzte Medaille datiert aus dem Jahr 2009, als er völlig überraschend Silber geholt hat.

Schmitt selbst begann zur Saison 1998/1999 richtig aufzublühen. Was folgte, war nicht nur eine teils unvollendete Karriere, sondern auch eine mit zahlreichen Höhen und Tiefen. Die Höhen kamen schnell. 1998/1999 und 1999/2000 sicherte sich Schmitt den Gesamtweltcup. Hinzu kommt zwei Mal der Weltcup im Skifliegen (1998/1999, 2000/2001). Mit insgesamt 25 Weltcupsiegen belegt er aktuell den sechsten Platz in der Liste der Springer mit den meisten Weltcupsiegen aller Zeiten.

Unvergessen dürfte auch die WM 1999 in Ramsau sein. Besonders das Mannschaftsspringen bleibt dem einen oder anderen Sportfan im Gedächtnis. Nicht nur, dass Sven Hannwald und Christoph Dufner stürzten, was meist bedeutet, dass die Medaillenchancen weg sind. Der Schanzenrekord von Dieter Thoma wurde nicht von den TV-Kameras festgehalten: dafür der von Hannawald, der wenige Minuten später folgte. Mit einem starken Martin Schmitt konnte sich das Team trotzdem die Goldmedaille sichern.
Ebenso bewies Schmitt bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City beim Mannschaftsspringen Nervenstärke. Als Schlussbringer lag es an ihm die Medaille nach Hause zu bringen. Und das, obwohl er nicht mehr die Topleistungen brachte, wie die Jahre zuvor. Doch er sprang genau auf die Weite, die reichte, um 0,1 Punkt vor Finnland zu liegen und um Olympiasieger zu werden.
Acht Jahre später, bei den Spielen in Vancouver, holte er erneut nach 1998 mit der Mannschaft Silber. Vielleicht ein wenig überraschend, aber dennoch verdient.

Allerdings bleiben bei Schmitt auch immer die Tiefen in Erinnerung. Zahlreiche Jahre war er weiter von der Weltcupspitze entfernt, als ihm vermutlich lieb war. Stattdessen kämpfte er um das Erreichen des Finaldurchgangs oder wurde gar in den Kontinentalcup "strafversetzt". Viele fragten sich, ob er nicht den richtigen Moment verpasst hat, um seine Karriere zu beenden. Allerdings hatte er weiterhin Spaß an der Sache. Und noch Ziele. Im Blick stand immer Sotchi 2014. Als er sah, dass er dafür keine Rolle spielt, zog er die Reißleine und beendete seine eindrucksvolle Karriere.
Doch auch wenn mit Schmitt oftmals die schlechten Jahre in Verbindung gebracht werden, wird oft die Saison 2008/2009 außer Acht gelassen. Es schien fast, als könne er wieder in die Weltspitze vordringen. Ein vierter Platz bei der Vierschanzentournee, die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft, einige Podestplätze und am Ende Rang 6 im Gesamtweltcup ließen alte Hoffnungen zu. Leider wurden diese nicht erfüllt.

Am Ende kann man nur auf eine beeindruckende Karriere zurückschauen. Auch wenn der Sieg der Vierschanzentournee und die Einzel(gold)medaille bei Olympia fehlen, hat er dennoch fast alles erreicht, was im Skisprung möglich ist:
  • 2x Gesamtweltcupsieger
  • 2x Skiflugweltcupsieger
  • 4x Gold, 3x Silber, 3x Bronze bei Weltmeisterschaften
  • 1x Gold, 2x Silber bei Olympischen Spielen
  • 25 Weltcupsiege
Auch wenn der letzte Sieg aus dem Jahre 2001 datiert, war er trotzdem eine der Persönlichkeiten im deutschen Skispringen. Jemand, der diesen Sport in eine neue Dimension hob. Plötzlich war die Sportart in aller Munde. Er selbst profitierte mit einem gut dotierten Vertrag bei einem Schokoladenhersteller. Er war der Grund, warum zahlreiche Menschen mit dem Skispringen angefangen haben. Daher wird er für mich immer mit positiven Erinnerungen verbunden sein.

Sein Karriereende wurde im Übrigen schon ein wenig bedauert. Janne Ahonen, der selbst zwei Mal den Rücktritt vom Rücktritt bekannt gab, riet ihm ein Jahr Pause zu machen, um dann wieder zurückzukommen. Altmeister Noriaki Kasai ist der Meinung, dass er noch weit von der 40 entfernt sei und noch ein wenig weiterspringen kann. Beide Aussagen sind mit einem Augenzwinkern zu betrachten ;)

Ich persönlich hoffe, dass Schmitt dem Skispringen in irgendeiner Art und Weise dem Sport erhalten bleibt. Entweder als Trainer, oder als Experte. Das ZDF könnte doch hierfür den nötigen Platz freiräumen.

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