Dienstag, 24. September 2013

Schmetterlingsfliegen im Spätsommer

Nein, das wird kein biologischer Beitrag auf dieser Seite. Denn die Damen des Deutschen Volleyball Bundes werden ebenfalls liebevoll "Schmetterlinge" genannt. Eben jene Mannschaft trat vom 6. bis zum 14. September zur Europameisterschaft in Deutschland und der Schweiz an. Auch wenn das Turnier schon ein wenig zurückreicht, lohnt es sich auf Grund einer starken Leistung der deutschen Mannschaft einen Rückblick auf das Turnier zu werfen.


Zunächst eine kurze Regelkunde:
Gespielt wird "Best of Five", was drei Gewinnsätze bedeutet. Eine Mannschaft gewinnt einen Satz, wenn sie mindestens 25 Punkte und zwei Punkte Vorsprung erzielt hat. Im fünften Satz reicht das Erreichen von 15 Punkten und zwei Punkten Vorsprung zum Satz- und damit auch Matchgewinn.
Siegt eine Mannschaft mit 3:0 oder 3:1, so bekommt sie 3 Punkte; bei einem 3:2 Sieg 2 Punkte. Die sieglose Mannschaft erhält für eine 0:3 oder 1:3 Niederlage keinen Punkt; für eine 2:3 Niederlage einen. Ein Unentschieden ist nicht möglich.
Gespielt wurde in 4x4 Gruppen. Die vier Gruppenersten waren für das Viertelfinale gesetzt. Die vier Zweit- und Drittplatzierten spielten in einer Playoff-Runde die restlichen vier Teilnehmer für das Viertelfinale aus.


Die Favoriten
Titelverteidiger war Serbien, die auf Rang 7 in der Weltrangliste platziert waren. Darüber hinaus finden sich mit Italien (4), Russland (6) und Deutschland (9) drei weitere Teilnehmer unter den Top10 der Welt.


Der Turnierverlauf
Vorrunde: 6. September, Deutschland - Spanien 3:0
Ungefährdet startete die deutsche Mannschaft in das Turnier und ließen den Spanierinnen kaum eine Chance. Zwar konnten diese im ersten Satz bis zu 11:6 an das deutsche Team herankommen, doch am Ende hieß es 25:15. Auch die beiden anderen Sätze zeugten von einer deutschen Dominanz: 25:15, wie in Satz 1, und 25:17 machten deutlich, wer Herr, beziehungsweise Frau, im Hause war. Hinzu kommen 8:2 Asse für die Deutschen. Ein perfekter Start ins Turnier, bei dem Margareta Kozuch mit 20 Punkten die meisten erzielte.


Vorrunde: 7. September, Deutschland - Niederlande 3:2
Weniger eindeutig war dann das Spiel gegen die Niederlande, bei dem das deutsche Team seine Moral beweisen konnte. In einem spannenden Spiel gelang es den deutschen Schmetterlingen allerdings nur sehr schwer in die Sätze zu finden (1:6, 0:3, 1:5). Trotzdem kämpfte sich die deutsche Mannschaft eindrucksvoll zurück. Am Ende half nicht nur die gute Technik, sondern auch Souveränität im Aufschlag- und Abnahmebereich zum Sieg. Erwähnenswert ist darüber hinaus noch die Leistung von Denise Hanke, die gleich drei Asse in Folge schlug und damit großen Anteil an diesem Sieg hatte, da ein 11:9 Vorsprung der Niederländer in eine 11:12 Führung umgemünzt werden konnte. Mit diesem Sieg hat Deutschland zudem Rang 2 in der Gruppe sicher.


Vorrunde: 8. September, Türkei - Deutschland 0:3
Den Gruppensieg machten die Mädels schließlich im letzten Gruppenspiel in einem 3:0 Sieg über die Türkei klar. Zwar gingen die Sätze, im Gegensatz zum ersten Gruppenspiel gegen Spanien, knapper aus (25-19, 25-23, 27-25). Doch danach hat am Ende niemand mehr gefragt. Das türkische Team hatte zwar die besseren Einzelspieler; die deutsche Mannschaft konnte dies aber durch eine starke Teamleistung wettmachen. Nicht zuletzt waren die riskanten, aber erfolgreichen Aufschläge der Schlüssel zum Sieg. Spannung kam schließlich im zweiten Satz auf, als das Spiel bei einer deutschen 8:5 Führung zu kippen begann und der Gegner mit 16:10 die Führung holte. Doch die DVV-Mädels ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und kämpften sich zurück. Ähnlich spannend ging es auch im dritten Satz zu, der fast eine Kopie des zweiten war. Am Ende wurde aber der Kampfgeist belohnt und das deutsche Team zog ungeschlagen als Gruppenerster ins Viertelfinale ein.


Viertelfinale: 11. September, Deutschland - Kroatien 3:0
Schon vor dem Spiel war die Anspannung bei beiden Mannschaften zu spüren: Entweder Halbfinale oder Abreise. So lauteten die beiden Alternativen. Wie in den Spielen zuvor, sollte die deutsche Mannschaft auch hier wieder (ungewollt) für Spannung sorgen. So konnten dich die DVV-Damen im ersten Satz mit 17:12 deutlich absetzen. Doch wieder kippte das Spiel, sodass die Kroaten mit 20:22 in Führung gingen. Wieder setzte das Team seinen Kampfgeist ein und konnte schließlich den ersten Satz knapp mit 25:23 gewinnen. Gleiches war auch im zweiten Satz erkennbar. Bei einer deutschen 24:18 Führung wollte der letzte Punkt einfach nicht gelingen. Die Kroaten kamen bis auf einen Zähler heran, ehe Kapitänin Kozuch schließlich doch noch den entscheidenden Punkt setzen konnte. Im dritte Satz gingen die Kroaten früh mit 13:15 in Führung. Doch dann gelang es der deutschen Mannschaft, sieben Punkte in Folge zu setzen. Von diesem Rückstand konnte sich das kroatische Team nicht mehr erholen. Am Ende stand es nicht nur 25:18. Sondern auch zahlreiche Jubelgesänge ("Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin") verwandelten die Gerry-Weber-Arena in ein Tollhaus. Erneut war das tolle Aufschlagspiel der deutschen Mannschaft ausschlaggebend.


Halbfinale: 13. September, Deutschland - Belgien 3:2
Kein Krimiautor hätte ein besseres Drehbuch für das Halbfinale schreiben können. Die deutsche Mannschaft begann zunächst nervös. Ebenso hatten die Belgierinnen einen starken Block, wodurch sie mit 4:1 in Führung gehen konnten. Diese Führung gaben sie auch nicht ab und holten sich schließlich den ersten Satz mit 18:25.
Im zweiten Satz war die deutsche Nervosität schließlich ad acta gelegt und man erarbeitete sich einen 16:12 und schließlich einen 19:15 Vorsprung. Doch dann machte das belgische Team 8 Punkte in Serie. Die deutsche Annahme begann zu wackeln und Belgien holte sich auch den zweiten Satz mit 25:20.
Im dritten Satz musste nun ein Wunder her. Belgien reichte ein Sieg um ins Finale einziehen zu können. Deutschland ging zunächst mit 10:7 in Führung, doch Belgien riss diese Führung schnell mit 12:13 an sich. Erst durch die Einwechslung von Saskia Hippe wechselte die Führung erneut (19:18). Diese Führung blieb im dritten Satz auch in deutscher Hand (25:21).
Belgien zeigte sich aber im vierten Satz wenig geschockt und zog schnell mit 5:10 in Führung. Mit druckvollen Aufschlägen und einer geordneten Blockabwehr kämpften sich die DVV-Damen zurück. Ein Ass und ein Fehler auf Seiten der Belgier führten zu einer 19:18 Führung. Auch diese Führung konnte die deutsche Mannschaft verwalten und holte sich den vierten Satz mit 25:21 Punkten und erzwang somit einen entscheidenden fünften Satz.
Dieser begann mit 4:4 recht ausgeglichen. Die Führung wechselte schnell. Eine deutsche 7:6 Führung verwandelten die Belgier in einen 7:8 Vorsprung, auch Dank eines starken Blocks. Der Konter des deutschen Teams kam schnell und so stand es 13:9. Zwar ging der erste Matchball noch daneben; doch der zweite von Heike Beier geschlagene fand sein Ziel und brachte das deutsche Team nach einem Krimi ins Finale.


Finale: 14. September, Deutschland - Russland 1:3
Im Finale ging es schließlich gegen Weltmeister Russland. Beide Mannschaften waren im bisherigen Turnierverlauf ungeschlagen geblieben.
Die deutsche Mannschaft wollte erneut mit druckvollen Aufschlägen Punkte sammeln, doch die Russen waren darauf vorbereitet und hatten einen starken Block, der schnell zu einer 4:0 Führung führte. Durch Fehler des russischen Teams konnten sich die DVV-Mädels aber zurückkämpfen und holten mit 13:12 auch die Führung. Doch erneut kam der russische Block zum Zug, sodass das Team die Führung zurückholte (14:15) und schließlich ausbaute (18:21). Durch ein Ass von Beier schaffte Deutschland noch den Ausgleich (22:22). Aber der Weltmeister war zu stark in diesem ersten Satz, der mit 23:25 nach Russland ging.
Dafür startete das deutsche Team stark in den zweiten Satz (7:3). Die Russen wirkten angeschlagen und ließen immer mehr Punkte zu (13:7). In Folge dessen konnten die deutschen Mädels ihre Führung auf 17:13 ausbauen, ehe erneut der starke russische Block zum Einsatz kam und den Weltmeister bis auf einen Punkt an die Deutschen heranbrachte. Es brauchte am Ende den dritten Satzball, um einen Satzausgleich herzustellen. Satzsieg für Deutschland mit 25:23.
Die Partie war nun endgültig auf Augenhöhe. Zwar waren die DVV-Mädels der russischen Mannschaft körperlich unterlegen. Sie machten dies aber mit Spielwitz und Technik wett und holten sich eine 9:7 Führung. Doch dann begann Schiedsrichterin Susana Rodriguez trotz Videobeweis gegen die deutsche Mannschaft zu entscheiden. Russland stellte den Ausgleich her (14:14). Das deutsche Team konnte indessen nicht weg ziehen, sodass es schließlich 20:20 und 22:22 stand. Russland hatte am Ende das Quäntchen Glück auf ihrer Seite und holten sich den dritten Satz mit 23:25.
Dass Deutschland einen starken Kampfgeist und eine gute Moral hatte, hatte sich im Turnierverlauf gezeigt. Diese war nun wieder gefragt, wollte man das Spiel noch drehen. Doch zwei Blockpunkte und ein Ass auf russischer Seite führten schnell zu einem 3:6 Rückstand. Russland konnte den Vorsprung gar ausbauen (7:12; 11:17). Beim Stande von 14:22 war klar, dass der Weltmeister auch verdient Europameister werden würde. So hieß es im vierten Satz 14:25 für Russland.


Fazit
Ich persönlich bin kein frenetischer Volleyball-Fan oder -Zuschauer. Doch die Leistung des deutschen Teams war wirklich toll. Mir hat es Spaß gemacht dieses Turnier zu verfolgen. Positiv daran ist auch die Ausstrahlung durch sport1, die jedes deutsche Spiel im Free-TV zeigten. Dadurch hatte jeder Fan oder Sportbegeisterte die Möglichkeit, sich dieses Turnier anzuschauen. Auch wenn es am Ende nicht ganz zu Gold gereicht hat, muss man ganz klar sagen, dass Deutschland nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen hat. Das Turnier war eine herausragende Werbung für diesen Sport. Angefangen bei den souveränen Spielen, bis hin zu den spannenden Spielen war wirklich etwas geboten. Vor allem die Tatsache, dass die DVV-Mädels stets wussten, wie sie sich zurück kämpfen konnten. Rückstände konnten gebogen werden und mehrmals erzwang das deutsche Team den entscheidenden fünften Satz, den sie mit absoluter Ruhe gewinnen konnten. Im Finale war Russland einfach zu stark. Da hätte zu viel passieren müssen, dass der Europameister aus Deutschland kommt. Doch dies macht am Ende auch nicht viel aus, da die Mädels gezeigt haben, dass Deutschland nicht nur eine Rolle im Volleyball spielt, sondern der Sport auch spannend und emotional sein kann. Es hat sich gezeigt, dass bei einem starken Spiel auch eine deutliche Führung egalisiert werden konnte. Ich hatte meinen Spaß bei diesem Turnier und hoffe, dass es in Deutschland mehr Möglichkeiten gibt, diesen Sport auch außerhalb von Turnieren verfolgen zu können.
Übrigens hat sich die deutsche Mannschaft mit diesem zweiten Rang für die WM 2014 und die EM 2015 qualifiziert. Spätestens da gibt es dann wieder die Möglichkeit, neue Zuschauer für diese Sportart zu begeistern. Und da das Team zum Teil sehr jung aufgestellt ist, stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
Am Ende dieser EM gab es zudem noch zwei individuelle Ehrungen für die deutschen Spielerinnen. Christiane Fürst wurde als beste Blockerin; Margareta Kozuch als beste Aufschlägerin geehrt.

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