Nein, das wird kein biologischer Beitrag auf dieser
Seite. Denn die Damen des Deutschen Volleyball Bundes werden
ebenfalls liebevoll "Schmetterlinge" genannt. Eben jene
Mannschaft trat vom 6. bis zum 14. September zur Europameisterschaft
in Deutschland und der Schweiz an. Auch wenn das Turnier schon ein
wenig zurückreicht, lohnt es sich auf Grund einer starken Leistung
der deutschen Mannschaft einen Rückblick auf das Turnier zu werfen.
Zunächst eine kurze Regelkunde:
Gespielt wird "Best of Five", was drei
Gewinnsätze bedeutet. Eine Mannschaft gewinnt einen Satz, wenn sie
mindestens 25 Punkte und zwei Punkte Vorsprung erzielt hat. Im
fünften Satz reicht das Erreichen von 15 Punkten und zwei Punkten
Vorsprung zum Satz- und damit auch Matchgewinn.
Siegt eine Mannschaft mit 3:0 oder 3:1, so bekommt
sie 3 Punkte; bei einem 3:2 Sieg 2 Punkte. Die sieglose Mannschaft
erhält für eine 0:3 oder 1:3 Niederlage keinen Punkt; für eine 2:3
Niederlage einen. Ein Unentschieden ist nicht möglich.
Gespielt wurde in 4x4 Gruppen. Die vier
Gruppenersten waren für das Viertelfinale gesetzt. Die vier Zweit-
und Drittplatzierten spielten in einer Playoff-Runde die restlichen
vier Teilnehmer für das Viertelfinale aus.
Die Favoriten
Titelverteidiger war Serbien, die auf Rang 7 in der
Weltrangliste platziert waren. Darüber hinaus finden sich mit
Italien (4), Russland (6) und Deutschland (9) drei weitere Teilnehmer
unter den Top10 der Welt.
Der Turnierverlauf
Vorrunde: 6. September, Deutschland - Spanien 3:0
Ungefährdet startete die deutsche Mannschaft in das
Turnier und ließen den Spanierinnen kaum eine Chance. Zwar konnten
diese im ersten Satz bis zu 11:6 an das deutsche Team herankommen,
doch am Ende hieß es 25:15. Auch die beiden anderen Sätze zeugten
von einer deutschen Dominanz: 25:15, wie in Satz 1, und 25:17 machten
deutlich, wer Herr, beziehungsweise Frau, im Hause war. Hinzu kommen
8:2 Asse für die Deutschen. Ein perfekter Start ins Turnier, bei dem
Margareta Kozuch mit 20 Punkten die meisten erzielte.
Vorrunde: 7. September, Deutschland - Niederlande
3:2
Weniger eindeutig war dann das Spiel gegen die
Niederlande, bei dem das deutsche Team seine Moral beweisen konnte.
In einem spannenden Spiel gelang es den deutschen Schmetterlingen
allerdings nur sehr schwer in die Sätze zu finden (1:6, 0:3, 1:5).
Trotzdem kämpfte sich die deutsche Mannschaft eindrucksvoll zurück.
Am Ende half nicht nur die gute Technik, sondern auch Souveränität
im Aufschlag- und Abnahmebereich zum Sieg. Erwähnenswert ist darüber
hinaus noch die Leistung von Denise Hanke, die gleich drei Asse in
Folge schlug und damit großen Anteil an diesem Sieg hatte, da ein
11:9 Vorsprung der Niederländer in eine 11:12 Führung umgemünzt
werden konnte. Mit diesem Sieg hat Deutschland zudem Rang 2 in der
Gruppe sicher.
Vorrunde: 8. September, Türkei - Deutschland 0:3
Den Gruppensieg machten die Mädels schließlich im
letzten Gruppenspiel in einem 3:0 Sieg über die Türkei klar. Zwar
gingen die Sätze, im Gegensatz zum ersten Gruppenspiel gegen
Spanien, knapper aus (25-19, 25-23, 27-25). Doch danach hat am Ende
niemand mehr gefragt. Das türkische Team hatte zwar die besseren
Einzelspieler; die deutsche Mannschaft konnte dies aber durch eine
starke Teamleistung wettmachen. Nicht zuletzt waren die riskanten,
aber erfolgreichen Aufschläge der Schlüssel zum Sieg. Spannung kam
schließlich im zweiten Satz auf, als das Spiel bei einer deutschen
8:5 Führung zu kippen begann und der Gegner mit 16:10 die Führung
holte. Doch die DVV-Mädels ließen sich nicht aus der Ruhe bringen
und kämpften sich zurück. Ähnlich spannend ging es auch im dritten
Satz zu, der fast eine Kopie des zweiten war. Am Ende wurde aber der
Kampfgeist belohnt und das deutsche Team zog ungeschlagen als
Gruppenerster ins Viertelfinale ein.
Viertelfinale: 11. September, Deutschland -
Kroatien 3:0
Schon vor dem Spiel war die Anspannung bei beiden
Mannschaften zu spüren: Entweder Halbfinale oder Abreise. So
lauteten die beiden Alternativen. Wie in den Spielen zuvor, sollte
die deutsche Mannschaft auch hier wieder (ungewollt) für Spannung
sorgen. So konnten dich die DVV-Damen im ersten Satz mit 17:12
deutlich absetzen. Doch wieder kippte das Spiel, sodass die Kroaten
mit 20:22 in Führung gingen. Wieder setzte das Team seinen
Kampfgeist ein und konnte schließlich den ersten Satz knapp mit
25:23 gewinnen. Gleiches war auch im zweiten Satz erkennbar. Bei
einer deutschen 24:18 Führung wollte der letzte Punkt einfach nicht
gelingen. Die Kroaten kamen bis auf einen Zähler heran, ehe
Kapitänin Kozuch schließlich doch noch den entscheidenden Punkt
setzen konnte. Im dritte Satz gingen die Kroaten früh mit 13:15 in
Führung. Doch dann gelang es der deutschen Mannschaft, sieben Punkte
in Folge zu setzen. Von diesem Rückstand konnte sich das kroatische
Team nicht mehr erholen. Am Ende stand es nicht nur 25:18. Sondern
auch zahlreiche Jubelgesänge ("Berlin, Berlin, wir fahren nach
Berlin") verwandelten die Gerry-Weber-Arena in ein Tollhaus.
Erneut war das tolle Aufschlagspiel der deutschen Mannschaft
ausschlaggebend.
Halbfinale: 13. September, Deutschland - Belgien
3:2
Kein Krimiautor hätte ein besseres Drehbuch für
das Halbfinale schreiben können. Die deutsche Mannschaft begann
zunächst nervös. Ebenso hatten die Belgierinnen einen starken
Block, wodurch sie mit 4:1 in Führung gehen konnten. Diese Führung
gaben sie auch nicht ab und holten sich schließlich den ersten Satz
mit 18:25.
Im zweiten Satz war die deutsche Nervosität
schließlich ad acta gelegt und man erarbeitete sich einen 16:12 und
schließlich einen 19:15 Vorsprung. Doch dann machte das belgische
Team 8 Punkte in Serie. Die deutsche Annahme begann zu wackeln und
Belgien holte sich auch den zweiten Satz mit 25:20.
Im dritten Satz musste nun ein Wunder her. Belgien
reichte ein Sieg um ins Finale einziehen zu können. Deutschland ging
zunächst mit 10:7 in Führung, doch Belgien riss diese Führung
schnell mit 12:13 an sich. Erst durch die Einwechslung von Saskia
Hippe wechselte die Führung erneut (19:18). Diese Führung blieb im
dritten Satz auch in deutscher Hand (25:21).
Belgien zeigte sich aber im vierten Satz wenig
geschockt und zog schnell mit 5:10 in Führung. Mit druckvollen
Aufschlägen und einer geordneten Blockabwehr kämpften sich die
DVV-Damen zurück. Ein Ass und ein Fehler auf Seiten der Belgier
führten zu einer 19:18 Führung. Auch diese Führung konnte die
deutsche Mannschaft verwalten und holte sich den vierten Satz mit
25:21 Punkten und erzwang somit einen entscheidenden fünften Satz.
Dieser begann mit 4:4 recht ausgeglichen. Die
Führung wechselte schnell. Eine deutsche 7:6 Führung verwandelten
die Belgier in einen 7:8 Vorsprung, auch Dank eines starken Blocks.
Der Konter des deutschen Teams kam schnell und so stand es 13:9. Zwar
ging der erste Matchball noch daneben; doch der zweite von Heike
Beier geschlagene fand sein Ziel und brachte das deutsche Team nach
einem Krimi ins Finale.
Finale: 14. September, Deutschland - Russland 1:3
Im Finale ging es schließlich gegen Weltmeister
Russland. Beide Mannschaften waren im bisherigen Turnierverlauf
ungeschlagen geblieben.
Die deutsche Mannschaft wollte erneut mit
druckvollen Aufschlägen Punkte sammeln, doch die Russen waren darauf
vorbereitet und hatten einen starken Block, der schnell zu einer 4:0
Führung führte. Durch Fehler des russischen Teams konnten sich die
DVV-Mädels aber zurückkämpfen und holten mit 13:12 auch die
Führung. Doch erneut kam der russische Block zum Zug, sodass das
Team die Führung zurückholte (14:15) und schließlich ausbaute
(18:21). Durch ein Ass von Beier schaffte Deutschland noch den
Ausgleich (22:22). Aber der Weltmeister war zu stark in diesem ersten
Satz, der mit 23:25 nach Russland ging.
Dafür startete das deutsche Team stark in den
zweiten Satz (7:3). Die Russen wirkten angeschlagen und ließen immer
mehr Punkte zu (13:7). In Folge dessen konnten die deutschen Mädels
ihre Führung auf 17:13 ausbauen, ehe erneut der starke russische
Block zum Einsatz kam und den Weltmeister bis auf einen Punkt an die
Deutschen heranbrachte. Es brauchte am Ende den dritten Satzball, um
einen Satzausgleich herzustellen. Satzsieg für Deutschland mit
25:23.
Die Partie war nun endgültig auf Augenhöhe. Zwar
waren die DVV-Mädels der russischen Mannschaft körperlich
unterlegen. Sie machten dies aber mit Spielwitz und Technik wett und
holten sich eine 9:7 Führung. Doch dann begann Schiedsrichterin
Susana Rodriguez trotz Videobeweis gegen die deutsche Mannschaft zu
entscheiden. Russland stellte den Ausgleich her (14:14). Das deutsche
Team konnte indessen nicht weg ziehen, sodass es schließlich 20:20
und 22:22 stand. Russland hatte am Ende das Quäntchen Glück auf
ihrer Seite und holten sich den dritten Satz mit 23:25.
Dass Deutschland einen starken Kampfgeist und eine
gute Moral hatte, hatte sich im Turnierverlauf gezeigt. Diese war nun
wieder gefragt, wollte man das Spiel noch drehen. Doch zwei
Blockpunkte und ein Ass auf russischer Seite führten schnell zu
einem 3:6 Rückstand. Russland konnte den Vorsprung gar ausbauen
(7:12; 11:17). Beim Stande von 14:22 war klar, dass der Weltmeister
auch verdient Europameister werden würde. So hieß es im vierten
Satz 14:25 für Russland.
Fazit
Ich persönlich bin kein frenetischer Volleyball-Fan
oder -Zuschauer. Doch die Leistung des deutschen Teams war wirklich
toll. Mir hat es Spaß gemacht dieses Turnier zu verfolgen. Positiv
daran ist auch die Ausstrahlung durch sport1, die jedes deutsche
Spiel im Free-TV zeigten. Dadurch hatte jeder Fan oder
Sportbegeisterte die Möglichkeit, sich dieses Turnier anzuschauen.
Auch wenn es am Ende nicht ganz zu Gold gereicht hat, muss man ganz
klar sagen, dass Deutschland nicht Gold verloren, sondern Silber
gewonnen hat. Das Turnier war eine herausragende Werbung für diesen
Sport. Angefangen bei den souveränen Spielen, bis hin zu den
spannenden Spielen war wirklich etwas geboten. Vor allem die
Tatsache, dass die DVV-Mädels stets wussten, wie sie sich zurück
kämpfen konnten. Rückstände konnten gebogen werden und mehrmals
erzwang das deutsche Team den entscheidenden fünften Satz, den sie
mit absoluter Ruhe gewinnen konnten. Im Finale war Russland einfach
zu stark. Da hätte zu viel passieren müssen, dass der Europameister
aus Deutschland kommt. Doch dies macht am Ende auch nicht viel aus,
da die Mädels gezeigt haben, dass Deutschland nicht nur eine Rolle
im Volleyball spielt, sondern der Sport auch spannend und emotional
sein kann. Es hat sich gezeigt, dass bei einem starken Spiel auch
eine deutliche Führung egalisiert werden konnte. Ich hatte meinen
Spaß bei diesem Turnier und hoffe, dass es in Deutschland mehr
Möglichkeiten gibt, diesen Sport auch außerhalb von Turnieren
verfolgen zu können.
Übrigens hat sich die deutsche Mannschaft mit
diesem zweiten Rang für die WM 2014 und die EM 2015 qualifiziert.
Spätestens da gibt es dann wieder die Möglichkeit, neue Zuschauer
für diese Sportart zu begeistern. Und da das Team zum Teil sehr jung
aufgestellt ist, stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
Am Ende dieser EM gab es zudem noch zwei
individuelle Ehrungen für die deutschen Spielerinnen. Christiane
Fürst wurde als beste Blockerin; Margareta Kozuch als beste
Aufschlägerin geehrt.
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