Ein Alter, drei Personen, zwei unterschiedliche Wege.
Magdalena Neuner galt als eines der größten deutschen Biathlon-Talenten überhaupt. Sie hat in ihrer Karriere alles mehrfach gewinnen können. Für viele kam ihr Abschied vom Leistungssport überraschend. Denn er geschah mit gerade einmal 25 Jahren. Trotzdem hatte sie ihn freiwillig verkündet.
Anders war es bei Oscar Carlen der Fall. Der Schwede, mittlerweile auch 25 Jahre alt, hatte keine andere Wahl, als seinen Rücktritt vom Leistungssport bekannt zu geben. Zu viele Verletzungen machten ein Fortführen der Karriere unmöglich.
Dabei galt Carlen als eines der größten Talente im rechten Rückraum. Stefan Kretschmar bezeichnete ihn gar als größtes Talent der letzten vier, fünf Jahren. Seinen Durchbruch hatte er im Jahr 2006/2007, als er, beim Ystads IF HF spielend, in 25 Ligaspielen 137 Tore warf. Bereits ein Jahr später war er mit 208 Toren Torschützenkönig der ersten schwedischen Liga. Der Wechsel in eine stärkere Liga war der logische Schritt. Und so verstärkte er ab der Saison 2008/2009 die SG Flensburg-Handewitt in der deutschen Bundesliga. In drei Spielzeiten konnte er in 120 Spielen 525 Tore werfen. Den Bemühungen des HSV Handball erlag er schließlich im Jahr 2011, als er den Verein wechselte. Doch in gleichem Jahr begann auch die sportliche Leidensgeschichte des Oscar Carlen. Im Februar 2011 erlitt er einen Kreuzband- und einen Meniskusriss, was gleichzeitig das Saisonende bedeutete. Trotzdem folgte der Wechsel nach Hamburg. Dort sollte er sich aber auch nicht erholen. Ende September riss während eines Aufbautrainings erneut sein Kreuzband. So konnte er am Ende kein Spiel für den HSV machen. Nach 2 Jahren Verletzungspause gab er im September 2013 sein Karriereende bekannt - mit gerade einmal 25 Jahren. Er muss sich nun eine Alternative suchen, wie es für ihn weiter gehen wird. Der Trainerschein kommt erst einmal nicht in Frage. Er wolle zuerst Abstand zum Sport bekommen. Vielleicht später mal. Vorerst will er studieren. So schnell kann eine hoffnungsvolle Karriere beendet sein.
Egal, ob man Handballfan ist oder nicht. Egal, ob man einen anderen Lieblingsverein in der HBL hat. Dieses Schicksal ist nicht ohne.
Doch es hat mich an einen ähnlichen Moment erinnert. Es war nämlich das gleiche Alter, nur eine andere Sportart, nämlich Fußball. Die Rede ist von Rubén de la Red. Er galt als spanisches Talent. Mit 14 wechselte er in die Jugendabteilung von Real Madrid, wurde schließlich in der zweiten Mannschaft Stammspieler und wichtige Säule des Teams. Ebenso wurde er sporadisch in der ersten Mannschaft eingesetzt. Auf Grund weniger Spielpraxis wurde er 2007 an den FC Getafe ausgeliehen, wo er zum Stammspieler wurde. Da er dadurch auch für Real wieder interessant geworden ist, entschloss man sich, den damals 23 Jährigen wieder zurück zu holen. So trug er ab 2008 wieder das Trikot der Königlichen, nachdem er zuvor mit Spanien Europameister wurde.
Doch die Saison 2008/2009 sollte verhängnisvoll werden. Bei einem Pokalspiel in eben jener Saison brach er bewusstlos zusammen. Da die Ärzte keinen Grund fanden, entzog Madrid ihm die Spielerlaubnis. So fand er sich auch 2009/2010 nicht im Kader vor, da ihm die Ärzte vom Leistungssport abrieten. Trotzdem wollte sich Madrid für den jungen Spieler einsetzen und Wege für seine Zukunft finden. Obwohl er sich zur Saison 2010/2011 überraschend zurück meldete, musste er dann doch im gleichen Jahr seine Karriere beenden. Ebenfalls mit 25 Jahren. Am Ende stellte sich heraus, dass er Herzprobleme hatte, die ihm ein Fortsetzen seiner Karriere unmöglich machten. Im Sommer 2011 wurde er schließlich von Real als Jugendtrainer verpflichtet, was er auch bis heute tut.
Es ist und bleibt einfach schrecklich, wenn ein solch junger Sportler plötzlich nicht mehr das machen kann, wohin er sein halbes Leben hingearbeitet hatte. Plötzlich streikt der Körper so weit, dass du nicht mehr weiter machen kannst. Trotzdem finde ich es eine beispiellose Haltung, dass sich Vereine weiterhin um diese Spieler kümmern, damit sie auch Wege für eine andere Zukunft finden können. Rücktritte mit 25 Jahren sind durchaus legitim - Magdalena Neuner hat es vorgemacht. Wenn sie allerdings auf nicht freiwilliger Basis bestehen, bleibt es ein Schock. Ich persönlich hoffe, dass Oscar Carlen, wie Ruben de la Red, einen Weg findet, der für ihn der beste ist.
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