Donnerstag, 19. September 2013

Lasst den Jungen doch spielen

Kevin Volland ist 21 Jahre alt und spielt im Diensten der TSG 1899 Hoffenheim Fußball. Seit 2012 schnürt er seine Fußballschuhe für die Kraichgauer. Zuvor spielte er in der Jugend und in der Profimannschaft von 1860 München. Richtig aufgeblüht ist Volland, als es bei der TSG nicht gut lief und man in der Saison 2012/2013 gegen den Abstieg spielte. Vor allem am Ende der Spielzeit hatte er doch maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt.
Wer solch ein Talent hat, bleibt natürlich auch beim DFB kein Unbekannter. Von der U17 bis zur U21 hat er in jeder Jugendnationalmannschaft gespielt. Aktuell ist er gar Kapitän der U21.
Dass die Leistung im Abstiegskampf keine Eintagsfliege bzw. keine Phase war, hat er auch in den wenigen Spielen in der neuen Saison gezeigt. Im ersten Spieltag vermasselte ihm eine Fehlentscheidung sein erstes Saisontor, was den Sieg für Hoffenheim bedeutet hätte. Auch beim Auftritt in Hamburg zeigte er wieder eine starke Leistung. Ebenso beim Auftritt gegen Gladbach, als er mit einem Tor maßgeblichen Erfolg am Sieg hatte. Interessant bei Volland ist seine Körperdynamik. Er selbst begann seine Sportlerkarriere als Eishockeyspieler und bringt demnach auch eine andere Veranlagung und ein anderes Körperspiel mit, als es ein Fußballer vielleicht tut. Härte, bei absoluter Fairness.
Doch diese Zeilen sollen nur als Einleitung zum eigentlichen Thema dienen. Denn wer solch eine Leistung bringt, wird auch automatisch mit der A-Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Schließlich muss Joachim Löw nächstes Jahr bei der WM in Brasilien die bestmögliche Mannschaft auf den Platz schicken. So fordern die Medien verstärkt eine Berufung Vollands.
Vielleicht sollte man aber bedenken, dass eben jener Volland mit 21 Jahren und zwei Spielzeiten in der höchsten deutschen Spielklasse nicht unbedingt die Erfahrung eines gestandenen Spielers mitbringt, wie zum Beispiel Mario Gomez oder Miroslav Klose, deren Position er spielt. Löw weiß (hoffentlich) schon, was er tut. Da müssen die Medien keine Spieler bewerben. Volland ist Kapitän der U21, er selbst will von der WM 2014 nichts wissen. Eine WM zu spielen ist sein Traum, ohne Frage. Doch er möchte sich in irgendwann erfüllen. Zunächst einmal gilt der Fokus der U21, bei der er nun als Kapitän Verantwortung übernehmen müsse. Warum müssen solche Spieler gleich A-Nationalmannschaft spielen? Reicht es nicht, wenn man sie, so lange wie möglich in einer U-Mannschaft spielen und sie dort Erfahrungen sammeln lässt? Nur weil er jetzt in ein paar Ligaspielen gute Leistung gebracht hat, macht ihn das nicht gleich zum Stammspieler der Nationalmannschaft. Ich persönlich bin kein Fan davon, dass die Nationalmannschaft einen Schnitt von 20,5 Jahren haben muss. Wenn man sich die Spanische Elf anschaut, wird man feststellen, dass der Stamm sogar aus Spielern Ü30 besteht. Die Jungen bekommen ihre Chance schon noch. Sicherlich kann man über eine Nominierung nachdenken, wenn Volland über die komplette Saison eine herausragende Leistung bringt. Dann kann man darüber nachdenken, ob man ihn nicht zu einem Freundschaftsspiel oder einem Lehrgang einlädt und schaut, wie das passt. Bei all den Gedanken an die Nationalmannschaft sollte man nicht außer Acht lassen, dass es auch um den Fußballer an sich geht und was für dessen Entwicklung am besten ist. Da muss ein Warten auf die A-Mannschaft nicht die schlechteste Wahl sein. Es gibt durchaus Beispiele von Spielern, bei denen der berühmte "Schritt zurück" am Ende zwei Schritte nach vorn gebracht hat. So Martin Harnik, der bei Werder Bremen in der Bundesliga keine Perspektive gesehen hat und dafür zu Fortuna Düsseldorf in die zweite Liga wechselte. Nach starken Leistungen wurde der VfB Stuttgart auf den Österreicher aufmerksam, der schließlich den Wechsel anstrebte und beim VfB zum Führungsspieler avancierte. Daher muss auch nicht unbedingt schlecht sein, wenn sich Volland vorerst auf die U21 konzentriert. Schließlich hat er dann die Gewissheit, dass die U21 sein aktuelles Projekt ist und er nicht zwischen dieser und der A-Mannschaft wechseln muss und nicht weiß, was Sache ist.
Es ist doch für einen Fußballer immer noch das schönste, wenn er das tun kann, was ihm Spaß macht: nämlich Fußball spielen. Da muss man ihn nicht unnötig mit irgendwelchen Forderungen unter Druck setzen. Heute ist es die Nationalmannschaft, morgen Bayern München. Auch wenn Volland sagt, dass er sich nicht unter Druck setzen lässt, wird er sich trotzdem seine Gedanken machen. Wenn dann zu viel auf ihn einprasselt, wird sich das wiederum negativ auf die Leistung auswirken. Und was wäre wenig förderlich. Daher sollte sich Volland erstmal auf die U21 und die Saison bei Hoffenheim konzentrieren. Was danach kommt, wissen eh die Medien wieder besser.

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