Es sollte das
Highlight der Olympischen Spiele in Sotchi werden. Ganz Russland war
in Euphorie und hat sich nach diesem Triumph gesehnt: Eine
Goldmedaille im Eishockey. Stellenweise wurde gar davon gesprochen,
dass Putin die Spiele nur geholt hat, damit dieser Triumph wahr
werden kann. Doch am Ende zeigte sich, dass die Mannschaft den
Erwartungen und dem Druck nicht standhalten konnte.
Gespickt
mit 15 Stars aus der NHL und 8 aus der KHL ging die russische
Mannschaft voller Motivation und Tatendrang an den Start. Es sollte
die Medaille werden, die das ganze Land erhofft und auch erwartet. Es
wurde eine prächtige Arena errichtet, in der die Mannschaft ihre
Spiele und schließlich auch das Finale bestreiten sollte.
Und
der Auftakt ließ auch diese Hoffnungen zu. Ein souveränes 5:2 gegen
Slowenien zum Auftakt. Superstar Alexander Owetschkin erzielte nach
1:17 gespielten Minuten gleich das erste Tor. Eine Nation im
Freudentaumel. Der Auftakt war gelungen. Und viele waren sich einig,
dass die Russen und die Kanadier, das ersehnte Duell Sidney Crosby
gegen Alexander Owetschkin, das Finale spielen sollten. Ich kann mich
da nicht ausschließen.
Doch
bereits im nächsten Spiel, gegen die USA, sollte sich zeigen, dass
Russland noch nicht die Form hat, um das Turnier gewinnen zu können.
Im Gegensatz zu den Russen fehlt den US-Amerikanern nämlich momentan
dieser Superstar in der NHL. Doch trotz Heimvorteil, war es ein Spiel
auf Augenhöhe. Nach einem torlosen ersten Drittel, gingen die beiden
anderen jeweils 1:1 aus, sodass es, nach einer erneut torlosen
Overtime, ins Penalty schießen. Doch auch dort entschied erst der
16te (!) Penalty das Spiel. Ein Spiel, an Dramatik kaum zu überbieten
und ein Fest für den neutralen Eishockeyzuschauer.
Im
abschließenden Gruppenspiel ging es gegen die Slowakei. Sicherlich
ist diese Nation, die 2010 im Halbfinale des Olympischen Turnieres
stand und 2012 bei der WM Silber geholt hatte, nicht zu unterschätzen
gewesen. Allerdings auch doch eine Stufe unter den hochkarätig
besetzten Russen anzusehen. Trotzdem blieben nicht nur die drei
Drittel torlos, sondern auch noch die Overtime. Was erneut für die
Russen eine Entscheidung im Penalty-Schießen bedeutet. Auch wenn sie
dadurch schließlich den Sieg holen konnten, blieb hinter den USA nur
Rang 2 in der Gruppe.
Da
allerdings nur die Gruppenersten direkt ins Viertelfinale kommen,
musste die russische Mannschaft den Umweg über die Playoffs gehen.
Gegen Norwegen gab es dann einen 4:0 Sieg, wodurch das Viertelfinale
gegen Finnland gebucht wurde.
Und
dort trat dann der GAU ein. Russland legte in den ersten Minuten der
Partie zu und erzielte auch den 1:0 Führungstreffer. Doch die
Finnen, ebenfalls mit zahlreichen NHL-Stars versehen, schreckten
nicht zurück und erzielten fast im Gegenzug den Ausgleich, ehe
Altstar Teemu Selänne noch im ersten Dritte die Führung für die
Finnen erzielten und schließlich zu Beginn des zweiten Drittels auf
den 3:1 Endstand erhöhte. Nicht Superstar Owetschkin bestimmte das
Spiel, sondern Altar Selänne. Das Ende von der Euphorie; das Ende
der Hoffnungen von der Goldmedaille. Russland ist aus dem Turnier
ausgeschieden. Was ein Triumph werden sollte, wurde zu einem Debakel.
Die
Sache alleine auf den Druck zu schieben, wäre vermessen. Klar, der
Druck war vorhanden. Eishockey hat in Russland einen enorm hohen
Stellenwert. Mehrere tausende Menschen haben vor Ort die Spiele
verfolgt; an den TV-Geräten waren es Millionen. Doch eine Truppe,
die Jahr für Jahr in der NHL aufs Eis tritt muss mit einem solchen
Druck umgehen können. Und falls doch eine gewisse Nervosität
auftaucht, was auch verständlich wäre, war der Trainer nicht in der
Lage, diese Last von den Schultern der Spieler zu nehmen. Auch dies
führte schließlich zu einer Lähmung der Mannschaft.
Ebenso
wurde der Kader im Vergleich zur WM vor zwei Jahren kaum personell
geändert. Trotzdem reisten die NHL-Spieler erst spät an und konnten
kaum mit den anderen Spielern trainieren. Allerdings kann sich eine
Mannschaft im Laufe eines Turnieres durchaus noch einspielen. Vor
allem wenn es sich um hochkarätige Profis handelt.
Vielmehr
gelang es dem Trainer nicht aus den zahlreichen Einzelkönnern eine
Mannschaft zu formen. Auch wenn die Spieler anderes verlauten ließen,
zeugen die Ergebnisse am Ende von dieser Tatsache. Denn am Ende
bleibt Eishockey immer noch ein Mannschaftssport. Das zeigt, dass
auch ein Gegner wie die Slowakei mit den favorisierten Russen
mithalten konnte. Es bringt einer Mannschaft wenig, wenn die
Einzelkönner nicht miteinander harmonieren. Zwar braucht es in jeder
Mannschaftssportart solche Einzelkönner. Allerdings müssen die sich
auch in den Dienst der Mannschaft stellen. Der Blick für den besser
positionierten Mitspieler ist ebenso wichtig, wie ein Distanzschuss.
Weiterhin
spielte Superstar Owetschkin kaum eine Rolle. Das Aushängeschild des
Turnieres konnte seine Leistung nicht aufs Eis bringen. Immer wieder
gingen seine Aktionen unter. Seine Teamkollegen drängten sich in den
Vordergrund, sodass vom Superstar kaum etwas zu sehen war.
So
muss sich Russland das Finale Schweden gegen Kanada vom Sofa aus
ansehen. Zwei Mannschaften, die zwar mit NHL-Spielern und auch
Superstars gespickt sind, allerdings auch zu einer Mannschaft wurden.
Mit Kanada hatte ich zumindest einen Finalteilnehmer richtig getippt.
Trotzdem wird dies das russische Volk wenig aufmuntern. Am Ende wird
es bei einem gescheiterten Versuch bleiben.
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