Niki Lauda und Alain Prost dürften beide sehr positive Erinnerungen mit dem Engagement von Porsche in der Formel 1 haben. Von 1984 bis 1986 bauten die Zuffenhausener einen Motor, der die Konkurrenz stellenweise weit hinter sich hielt. Insbesondere ist hier das Jahr 1984 zu nennen, als das Duo zwölf von sechzehn Rennen gewinnen konnte. Doch seit 1991 haben die Schwaben nichts mehr mit der selbsternannten Königsklasse zu tun. Was auch auf Dauer so bleiben wird, wie jetzt der Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz erklärte.
Nicht nur Nostalgiker hätten gerne Porsche wieder in der Formel 1 gesehen. Womöglich ein weiterer Rennstall aus Deutschland, neben Mercedes, welches um die WM fahren kann. Doch daran denkt Porsche nicht, wie Wolfgang Hatz nun bekannt gab. Stattdessen möchte man sich lieber auf die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) konzentrieren. Was durchaus nachvollziehbar ist.
Denn der Einstieg in der Formel 1 ist nicht immer ganz leicht. Das mussten Teams, wie Marussia, Caterham und HRT schmerzhaft erfahren. Jahrelang fuhr man dem Feld hinterher und war noch nicht einmal in der Lage, sich einen WM-Punkt zu holen. Erst 2014 gelang es Jules Bianchi im Marussia die ersten Punkte zu holen. Nach über 90 gefahrenen Grand Prix'. Sicherlich könnte man nun entgegen halten, dass Porsche vermutlich ein wesentlich höheres Budget zur Verfügung hätte und man damit wesentlich schneller Punkte sammeln könnte. Trotzdem ist der Anspruch der Zuffenhausener ein anderer. Fünf Mal konnten sie bereits einen WM-Titel in der Formel 1 holen. Nicht minder dürfte der Anspruch auch über 30 Jahre später sein. Man möchte Titel ins Ländle bringen. Und bis das Team dort ist, wo aktuell Mercedes, Red Bull und Ferrari stehen, würde eine zu große Zeit, zu viele Ressourcen und vermutlich zu viel Geld benötigt werden.
Stattdessen gilt die Konzentration einer anderen Rennserie, nämlich der Langstrecken-WM. Dort, wo man bereits das prestigeträchtige 24 Stunden Rennen in LeMans 16 Mal gewinnen konnte, was bis jetzt noch nicht getoppt werden konnte. Mit dem letzten Gesamtsieg aus dem Jahre 1998 verabschiedete man sich schließlich aus der Klasse der Protoypen, um sich auf die kleineren Klassen konzentrieren zu können. Zur Saison 2014 folgte schließlich das Comeback. Und gleich wurde der ehemalige Formel 1-Pilot Mark Webber als den wohl bekanntesten Fahrer präsentiert.
Das Comeback selbst verlief besser, als manch einer gedacht hätte. Viele hatten der Konkurrenz um Audi und Toyota einen großen Vorsprung vorhergesagt. Doch im Schwabenländle leistete man eine hervorragende Arbeit. Von Anfang an war das Team konkurrenzfähig. Fuhr sogar in LeMans um den Sieg mit, bis ein technisches Problem für den Ausfall und damit dem Ende aller Träume sorgte. Es dauerte schließlich bis zum letzten Rennen, den 6 Stunden in Sao Paulo, ehe das Team den ersten Sieg einfahren konnte. Doch am Ende schloss das Trio Marc Lieb/Romain Dumas/Neel Jani die WM auf dem dritten Platz der Fahrerwertung ab.
Und genau da liegt der Reiz für Porsche. In einer Serie, in der man von Beginn an mithalten kann. Sicherlich wäre der 17te Erfolg in LeMans eine Überraschung im Premierenjahr nach dem Comeback gewesen. Dennoch war diese erste Saison mehr als nur ein Lehrjahr. Das Team wird genug Erkenntnisse gesammelt haben, um das Auto für 2015 entsprechend weiter zu entwickeln. Technische Probleme, wie in LeMans, dürften demnach weniger häufig auftreten.
Davon profitiert auch der Fan. Denn ein Team, welches über allen thront, bei einem Rennen, welches einen kompletten Tag dauert, dürfte wohl die wenigsten begeistern. Ein Dreikampf hingegen, wie er seit 2014 nun der Fall ist, elektrisiert hingegen den Motorsport-Fan.
Doch für Porsche gibt es noch mehr Gründe nicht in der Formel 1 anzutreten. So äußerte sich Wolfgang Hatz auch negativ der Motorenentwicklung gegenüber. In der LMP1-Klasse (LeMans-Protoyp 1) der WEC hätte das Team wesentlich mehr Spielraum, als in der Formel 1. Zudem seien die Technologien, die in der Langstrecken-WM verwendet werden, sehr nah an dem dran, was man auch in der Serie einsetzen möchte. Die Arbeit zwischen der Rennserie und der Serienproduktion sei viel enger. Dadurch spart das Unternehmen auch gleichzeitig Geld. Weiterhin ist das Team hinter dem Team wesentlich kleiner. So brauchte Mercedes GP etwa 1.000 Mitarbeiter, die am WM-Titel 2014 beteiligt waren. Bei einem Team in der WEC kommen lediglich 300 zum Einsatz.
Porsche dürfte nicht ein Einzelfall bleiben. Nachdem Toyota sich 2009 aus der Formel 1 zurückzog, stiegen die Japaner 2012 in die WEC ein. Und konnten 2014 dann mit Anthony Davidson und Sebastian Buemi nicht nur die beiden Fahrer-Weltmeister stellen, sondern am Ende auch den Konstrukteurs-Titel gewinnen. Für 2015 hat sich schließlich Nissan für die LMP1-Klasse angemeldet. Weitere Teams dürften in naher Zukunft folgen. Die Fia hat bei der WEC eben ein Reglement vorgelegt, welches für Hersteller durchaus interessant ist. Während die Formel 1 immer mehr den Ruf der teuren Rennserie bekommt. Vor allem, weil zur Saison 2015 mit 9 Teams so wenige, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Auch hier dürfte sich in naher Zukunft nicht viel ändern. Am Ende muss dann auch das Verhältnis zwischen Aufwand und Leistung stimmen. Und hier sieht Porsche den größtmöglichen Gewinn in der WEC.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen