Sonntag, 24. November 2013

El Clasico oder doch nur ein Klassiker?

El Clasico – Ein Begriff, der fast schon Magie ausstrahlt. Jede Saison herrscht in Spanien zwei Mal Ausnahmezustand, wenn die beiden großen spanischen Mannschaften, Real Madrid und der FC Barcelona, aufeinander treffen. Doch das „Clasico“ wurde inkulturiert. Nämlich in Deutschland.

Und auf einmal gab es in Deutschland eine Mannschaft, die dem FC Bayern München Paroli bieten konnte. Borussia Dortmund hat sich nach und nach von einem verschuldeten Verein zu einem Top-Club in Europa verbessert. Wo früher ein Sparkurs angeschlagen worden ist, werden nun wieder Top-Transfers geleistet. Das Resultat ist jedem bewusst. Dortmund wurde zwei Mal in Folge deutscher Meister und holte beim zweiten Triumph das Double mit dem Sieg des DFB-Pokals. Die letzte nicht Bayern-Mannschaft, die zwei Mal Meister werden konnte, war im Übrigen ebenfalls Borussia Dortmund in den Spielzeiten 1994/1995 und 1995/1996. Doch nun ist Dortmund wieder auf Augenhöhe mit dem großen Rivalen. Nicht zuletzt standen sich beide Mannschaften im Finale der Champions-League gegenüber.

Dortmund gegen Bayern ist das Spitzenspiel in der Bundesliga. Es wird zur besten Sendezeit ausgetragen und zieht Millionen von Menschen vor die Empfangsgeräte. 207 Ländern hatten die Partie am gestrigen Samstag übertragen. Lediglich Parkistan und Nordkorea haben nicht zugeschaut. Wobei es einige Parkistani gab, die aufs indische Fernsehen zurückgriffen. Seit Tagen gibt es in den Medien nur ein Thema: Bayern gegen Dortmund, Dortmund gegen Bayern. Jede Nachricht wird zur Schlagzeile. Eben weil jene beiden Mannschaften die letzten Jahre in der Bundesliga dominiert haben.

Jeder Fußballfan hat nun, verstärkt durch die Medien, ein Bild im Kopf. Nämlich jenes der Primera Division in Spanien. Dort gab es in den letzten 9 Jahren gerade mal zwei verschiedene Meister: Real Madrid und der FC Barcelona. Spanische Verhältnisse in Deutschland. Das geht sogar nun schon so weit, dass der Begriff „Clasico“ einfach übernommen wird. Warum?

Gibt man bei google den Begriff „Clasico“ ein, führt einem der erste Eintrag auf einen Wikipedia-Eintrag, in dem der Clasico als ein Aufeinandertreffen der beiden spanischen Teams (Madrid und Barcelona) bezeichnet wird. Kein Verweis auf andere Länder oder Mannschaften. Der Begriff steht seit je her für die Begegnungen dieser beiden Mannschaften. Zudem ist „Clasico“ auch ein spanisches Wort. Warum ist es in Deutschland nicht möglich, dieses Spiel zwischen Bayern und Dortmund als „Klassiker“ zu bezeichnen? Sicherlich stehen das marketingtechnische Gründe im Vordergrund. Wenn die Spiele zwischen Madrid und Barcelona schon diese mediale Aufmerksamkeit bekommen und unter diesem Namen laufen, kann man diesen Begriff auch einfach übertragen. Ganz gleich, welche Tradition dahinter steckt.

Allerdings sehe ich diese Entwicklung ein wenig zwiespältig. Zum Einen gibt es den Clasico in Spanien bereits seit Jahrzehnten. Das erste Aufeinandertreffen datiert aus dem Jahre 1902; das letzte aus dem Jahre 2013. Als Dortmund in der Krise sich befand und im Titelkampf keine Rolle gespielt hatte, wurde diese Spiel nicht als „Clasico“ gepriesen.

Zudem stellt sich mir als Fan die Frage, ob die Bundesliga wirklich spanische Verhältnisse braucht. Ich denke vielmehr, dass dies ein Rückschritt für die Bundesliga wäre. Die Bundesliga überzeugt mit vollen Stadien und toller Atmosphäre (Ausnahmen ausgenommen). Die Clubs stehen solide da und halten Verbindlichkeiten im Rahmen. Im Spanien bleiben zahlreiche Plätze unbesetzt. Zudem sind die Vereine insgesamt mit mehreren Milliarden verschuldet. Will die Bundesliga wirklich dorthin kommen? In eine Liga, in der es nur zwei Meister gibt? Ich denke nicht, dass das das Ziel sein sollte. Die Bundesliga ist für mich und für viele andere auch die stärkste Liga Europas. Natürlich ist der Kampf um den Meistertitel auf zwei Mannschaften beschränkt. Aber die Plätze dahinter sind völlig offen. Und genau davon lebt die Liga. In Spanien heißt es, wer im Clasico Punkte liegen lässt, wird es schwer haben, Meister zu werden. In Deutschland kann, im Normalfall, jeder jeden schlagen. Wolfsburg schlägt Dortmund, Freiburg holt ein Unentschieden gegen die Bayern, Braunschweig gewinnt gegen Leverkusen. Davon lebt die Bundesliga, davon lebt der Fan. Natürlich wird es öde, wenn eine Mannschaft einsam vorne ihre Kreis zieht. Natürlich gefällt es dem Fan nicht, wenn der FC Bayern München im November schon als Meister gezählt wird. Aber dafür ist der Kampf dahinter extremst spannend. Und durch diese Spannung werden Kräfte bei kleineren Clubs frei gesetzt, an denen die großen auch leiden können – und dadurch Punkte liegen lassen. Also lasst das Clasico in Spanien, wo es auch hingehört. Beschwört keine Geister, die der Bundesliga schaden. Freut euch stattdessen über tollen Fußball auf Augenhöhe.

Freitag, 22. November 2013

Der Anti-Vettel

Über die Rekordsaison von Sebastian Vettel ist schon viel geschrieben und gesprochen worden. Jüngster Weltmeister mit vier Titeln; meiste Rennsiege in Folge. Seine Dominanz scheint schon fast unbezwingbar zu sein. Doch es gab auch Rennfahrer in der Formel 1, die von solchen Erfolgen nur träumen könnten. Ein Blick nun, auf den etwas anderen Fahrer.

Der „Beste“ zu sein, wollen viele. Einige behaupten es auch von sich. Selten tritt ein Sportler vor die Kameras und sagt „ich bin der schlechteste“. Doch genau dies tat Taki Inoue. Er behauptet von sich selbst, dass er der schlechteste Formel 1-Fahrer überhaupt sei. Aber wer ist der Kerl überhaupt?

Taki Inoue kam 1963 in Köbe, Japan zur Welt. 1987 zog es in nach Großbritannien, wo er eine Ausbildung zum Rennfahrer absolvierte. Bereits in Jahr später wurde er Fahrer in der britischen Formel Ford-Meisterschaft. Von 1989 – 1993 nahm er an der japanischen Formel 3000-Meisterschaft teil, wobei er in eben letzten Jahr auch sein bestes Ergebnis mit Gesamtrang neun verbuchen konnte. 1994 folgte dann der Wechsel in die Formel 3000 – allerdings mit mäßigem Erfolg. Außer durch zahlreiche Unfälle konnte er keine Aufmerksamkeit erregen.
Um so erstaunlicher die Tatsache, dass er einen japanischen Sponsor an Land ziehen konnte – der ihn schließlich 1994 in die Formel 1 brachte. Der debütierte für Simtek beim Großen Preis von Japan und qualifizierte sich, kaum überraschend, auf dem letzten Platz mit 3 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen David Brabham. Im Rennen war bereits nach der dritten Runde Schluss.

Doch die Überraschung sollte für die Saison 1995 erfolgen. Inoue konnte sich Dank eines Sponsorenpaketes von 4,5 Millionen US-Dollar ein Cockpit in der Formel 1 erkaufen. Footwork widerstand diesen Millionen nicht und holte Inoue ins Team. In keinem der Rennen, die er bestritt, konnte er ein besseres Ergebnis als seine Teamkollegen erreichen. Dafür blieb Inoue durch andere Geschehnisse im Gedächtnis der Formel 1-Fanatiker.
Das erste trug sich samstags beim Großen Preis von Monaco zu. Inoue schlug mit blockierenden Rädern in die Leitplanke ein. Jean Ragnotti, damaliger Rallye-Fahrer, drehte im Safety-Car ein paar Demonstrationsrunden für die Zuschauer. Doch beim Abtransport des verunglückten Footwork kollidierten die beiden Autos, wodurch sich das Formel 1-Auto mit dem sich darin befindenden Inoue überschlug. Dieser zog sich dabei eine leichte Gehirnerschütterung zu, weil er keinen Sicherheitsgurt trug.
Die zweite Aktion geschah beim Großen Preis von Ungarn. Dort wollte Inoue aus seinem liegen gebliebenen Fahrzeug aussteigen, wurde dabei aber vom Medical-Car erfasst und zog sich eine leichte Beinverletzung zu.
Beachtlich war dafür sein achter Rang beim Großen Preis von Italien in Monza – allerdings kamen auch nur 10 Autos ins Ziel.

Eine Fortsetzung seiner Karriere scheiterte, weil Minardi 1996 lieber Giancarlo Fisichella verpflichtete. Ein Fahrer, der durchaus bekannter und auch erfolgreicher war, als Inoue.

Inoue selbst gab in einem Interview zu Protokoll, dass er keinen Punkt holen konnte und im Qualifying immer zwei bis fünf Sekunden hinter seinem Teamkollegen platziert war. Ebenso hatte er in seiner Formel 1-Karriere nicht ein einziges Auto überholen können. „Ich bin sicherlich der schlechteste Formel 1-Fahrer aller Zeiten“, so Inoue über sich selbst.

Ein Kuriosum gab es gleich zu Beginn seiner Karriere, als 1994 zum ersten Mal ein Formel 1-Rennen bestritt. In den japanischen Rennserien gab es nämlich keine Boxenstopps. So wusste Inoue zunächst nicht, was es mit diesen ominösen Boxenstopps auf sich hat.
Trotz des Sponsorenpaketes konnte er oft nicht rechtzeitig sein Team bezahlen und hinkte mit den Zahlungen hinter her.

Taki Inoue. Ein Paydriver, der sich selbst als schlechtesten Fahrer der Formel 1-Geschichte sieht. Auch solche Typen haben die Jahrzehnte der Formel 1 geprägt. Sofern man diese auch intensiv verfolgt hat. Aus dem Rennsport hat er sich aber schon längst zurückgezogen. Nach schlechten Ergebnissen in der japanischen GT-Serie, beendete er im Jahr 1999 endgültig seine Karriere, um eine Firma zu gründen, die japanische Rennfahrer verwaltet. Vermutlich erfolgreichere als er.


Hier findet sich im Übrigen noch ein Video der Aktion in Ungarn.

Sonntag, 17. November 2013

Formel E - Eine nachhaltige Alternative oder doch nur Träumerei

Kaum ein Wort ist mittlerweile so im Gespräch, wie das beliebte Wörtchen „Nachhaltigkeit“. Alles muss heute nachhaltig sein. Vor allem aber die Energie. Kein Wunder, dass da der Rennsport nachziehen möchte. Und so hat die FIA kurzerhand die Formel E ins Leben gerufen. In diesem Artikel möchte ich aufzeigen, ob diese neue Rennserie eine Alternative sein kann – oder doch nur eine Träumerei bleibt.

Alle Details sind noch nicht geklärt. Es gibt noch viele offene Fragen, was die zukünftige Debüt-Saison der Formel E angeht. Doch nach und nach werden immer mehr Informationen preis gegeben, um so das Interesse des Motorsportfans zu gewinnen.

Auffallend ist zunächst der Terminkalender und die Rennen, die ausgetragen werden. Zunächst finden alle Rennen auf Stadtkursen statt. Der bekannteste Kurs dürfte hierbei wohl der von Monte Carlo sein, der seit Jahrzehnten schon im Rennkalender der Formel 1 zu finden ist. Ansonsten stehen Kurse in Peking (China), Putrajaya (Malaysia), Hongkong, Punta del Este (Uruguay), Buenos Aires (Argentinien), Los Angeles und Miami (USA), Berlin (Deutschland; auf dem ehemaligen Gelände des Flughafens Tempelhof), sowie London (England) auf dem Programm. Die nächste Auffälligkeit liegt darin, dass alle Rennen an einem Tag stattfinden werden. Sprich: Freies Training morgens, Qualifying mittags und Rennen abends. Zum Einen, um die Kosten für die Absperrung der Rennstrecke zu minimieren. Zum Anderen, um solche Veranstaltungen auch für Familien interessant zu gestalten. Zum Schluss fällt auch die Terminierung ins Auge. Denn die Saison verläuft nicht dem Jahreskalender entsprechend, wie in der Formel 1. Vielmehr findet die Saison von September 2014 bis Juni 2015 statt. Vermutlich, um ein zusätzliches Angebot zur Formel 1 zu schaffen, da beide Serien nicht terminlich kollidieren werden oder Konkurrenzverstanstaltungen geschaffen werden.
In wie weit sich der Terminkalender noch Veränderungen erfahren wird, wird sich im Dezember zeigen, wenn dieser von der FIA verabschiedet wird. Bereits im September sind Rennen in Bangkok, Rio de Janeiro und Rom herausgefallen.

Kommen wir also zu den Teams. Die FIA selbst möchte mit 10 Teams, und somit 20 Fahrern, in die erste Saison gehen. Bisher wurden sieben Teams bekannt gegeben: Drayson Racing (Großbritannien), China Racing (China), Andretti Autosport, Dragon Racing (beide USA), E.DAMS (Frankreich), Super Aguri Formula E (Japan; das Team sammelte bereits von 2006 – 2008 Formel 1-Erfahrung, allerdings weniger erfolgreich), sowie das Audi Sport Abt Formel E-Team aus Deutschland. Letzteres ist sicherlich kein unbekanntes Team, hat Abt Racing bisher 5 Titel in der DTM gewinnen können.
Doch von keinem der Teams wurde bisher eine Fahrerpaarung genannt. Es bleibt offen, ob namhafte Fahrer teilnehmen werden, oder doch eher Nachwuchsfahrer.
Ich möchte noch ein paar Worte zum Reglement der Teams verlieren. So stehen jedem Fahrer pro Renntag zwei Autos zur Verfügung. Die Teams reisen also mit vier Wagen an. Ebenso sind die akkreditierten Personen auf acht limitiert (zwei Renningenieure, ein Dateningenieuer, vier Mechaniker, ein Teamchef). Die beiden Fahrer und das Personal, welches die Motoren betreut, sind hierbei allerdings nicht inbegriffen.
Ebenso interessant ist die Budgetobergrenze. In der Formel 1 wurde darüber ja schon heftigst diskutiert. Diese neue Rennserie hat sie gleich von Beginn an eingeführt. Pro Jahr dürfen die Kosten von 2,5 Millionen Euro nicht überschritten werden. Zum Vergleich: Red Bull gibt für sein Formel 1 Projekt etwa 400 Millionen Euro aus und leistet sich um die 600 Mitarbeiter, wovon 40 allein beim Rennwochenende an der Rennstrecke sind. Ziel ist es, auch kleinere Teams anzulocken und so zu verhindern, dass die Teams sich zu hoch verschulden (wie es aktuell in der Formel 1 der Fall ist).

Was nun folgt sind die Daten und Informationen zu den Fahrzeugen an sich. Die Firma Spark Racing Technology hat die ersten Autos entwickelt. Diese werden von einem Elektromotor angetrieben, der von der Firma McLaren Electronic Systems stammt, einer Tochterfirma von McLaren. Diese produzieren ebenfalls die Getriebe und die Elektronik. Die Motoren leisten Gerüchten zu Folge zwischen 253 und 272 PS und sollen etwa 250 km/h Höchstgeschwindigkeit bieten. Die Firma Dallara war für die Produktion der Chassis verantwortlich. Michelin liefert profilierte Allwetterreifen als Einheitsreifen an (auch ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit). Renault wurde als technischer Partner bestätigt. Die Batterien werden von Williams Advanced Engeneering zur Verfügung gestellt.
In der ersten Saison werden den Teams die Autos gegen eine Abgabe eines Anteils an den Sponsorengeldern zur Verfügung gestellt. Im Bereich Chassis und Aerodynamik wird es im Laufe der Saison keine Entwicklungsstufen geben. Diese gibt es allerdings bei den Batterien und den Motoren. Selbstverständlich können auch Teams als Konstrukteure einsteigen (angeblich ist Audi daran interessiert). Allerdings ist dies an diverse Bedingungen geknüpft, wie Serienleiter Alejandro Agag bekannt gab. "Wenn man Konstrukteur sein will, kann man für die Herstellung des Autos so viel Geld ausgeben, wie man möchte, aber man ist durch die Regeln gezwungen, das Auto an mindestens zwei andere Teams zu verkaufen - mit Chassis, Antrieb und allem anderen." Somit bemüht sich die Formel E um Kundenteams. Was wiederum den Einstieg für zahlreiche weitere Teams interessant macht. Teams, die in die Forschung gehen möchten, können als Konstrukteure einsteigen. Teams, die nicht das nötige Kleingeld mitbringen, können bequem fertig entwickelte Autos kaufen und einsetzen. Klingt nach einer win-win-Situation, bei der der Sport im Vordergrund steht.
Und auch beim Aussehen muss sich diese Rennserie nicht verstecken. Die Autos sind ganz klar als Formel-Wagen zu identifizieren und sind durchaus ästhetisch. Doch auch hier muss sich jeder selbst ein Bild machen. Hier nun ein Bild, wie das zukünftige Auto aussehen wird:
File:Spark-Renault SRT 01 E (Formula E).JPG
Doch wie sieht es eigentlich um das Kriterium aus, weswegen Motorsport geschaut wird? Wie steht es um den Sound? Es dürfte jedem klar sein, dass röhrende Motoren hier nicht zu finden sind. Trotzdem werden die Boliden nicht geräuschlos an einem vorbeifahren. Stattdessen klingt der Sound fast schon futuristisch und erinnert an das Geräusch eines Düsenjets. Grund dafür sind sowohl der Reifenabrieb, als auch die Aerodynamik. Doch Worte können hier nicht gut erklären. Daher sollen nun die Ohren zum Einsatz kommen. Unter folgendem Link ist eine Hörprobe zu finden.

Soweit zu den bisher veröffentlichten Informationen. Es soll ja in diesem Artikel um die Frage gehen, ob diese neue Rennserie eine Alternative sein kann. Sicherlich ist Skepsis berechtigt, da man im Voraus nie weiß, wie sich eine neue Rennserie entwickeln wird.
Doch für mich steht jetzt schon fest, dass sich die Verantwortlichen durchaus ihre Gedanken gemacht haben und aus Fehlern, wie zum Beispiel in der Formel 1, lernen möchten. So soll das Rennen ein Ereignis für die Familie werden und daher eintägig stattfinden (was sicherlich auch den Teams zu Gute kommt). Hier bleibt allerdings die Frage nach möglichen Eintrittspreisen offen. Der große Bruder Formel 1 glänzt seit Jahren mit nicht gerade günstigen Preisen. Somit steht die Frage im Raum, ob die Formel E auch diesen Manko begleichen kann und den Eintritt entsprechend anpasst.
Das Aussehen der Autos kann ich persönlich nur begrüßen. Sie sind weitaus ästhetischer, als manch ein Formel 1-Bolide. Einziges Manko könnte hierbei der fehlende Motorensound sein. Doch auch hier bleibt abzuwarten, wie dieser „Düsenjetsound“ live bzw. vor dem TV-Gerät sich anhört. Durch die Budgetobergrenze wird aber ein richtiger Schritt getan, um Kostenexplosionen und damit den Bankrott von finanzschwachen Teams zu vermeiden. Trotzdem wird eine Konkurrenzsituation geschaffen. Vermutlich wird das Teilnehmerfeld gar nicht so weit auseinander gerissen, wie es in der Formel 1 momentan der Fall ist. Somit besteht auch für neue Teams die Möglichkeit, sportliche Erfolge feiern zu können.
Eine weitere offene Frage bleiben die Rennstrecken. Auch hier weiß man noch nicht, wie mögliche Verläufe aussehen und in wie weit Rennen spannend gestalten werden.
Ich persönlich verschließe mich nicht vor dieser neuen Serie. Das Konzept klingt durchdacht und auch auf Zukunft hin angelegt, sodass nicht jedes Jahr große Änderungen im Reglement von Nöten sind. Ich bin gespannt, wie sich diese Rennserie entwickeln wird und freue mich auf die ersten Rennen. Gleichzeitig hoffe ich, dass es doch einige namhafte Fahrer geben wird, die dort antreten werden, sodass auch ein entsprechendes Publikum erreicht werden kann.

Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spark-Renault_SRT_01_E_%28Formula_E%29.JPG

Dienstag, 12. November 2013

Die Crux mit dem Geld

Geld regiert die Welt. Dieser Spruch ist nicht nur für den Bereich der Politik gültig. Auch im Sportgeschäft dreht sich alles um das große Geld. Insbesondere in Zeiten, in denen wenig Geld zur Verfügung steht, werden größere, finanzielle Optionen doch gerne gezogen. Die Frage ist aber: Auf wessen Kosten geschieht das? Aktuell stellt sich diese Frage in der Formel 1, wo es seit geraumer Zeit heißt: Paydriver oder Talent?

Paydriver, Bezahlfahrer. Ein Begriff, der schon seit längerer Zeit Einzug in die Formel 1 erhalten hat. Es handelt sich hierbei um Fahrer, die zwar nicht das große Talent mitbringen, dafür aber zahlungskräftige Sponsoren. Immer wieder fallen sie auf - weniger durch Leistung, als vielmehr durch ungeschicktes Fahrverhalten, was nicht selten in Unfällen endet. Trotzdem findet die Verpflichtung solcher Fahrer regen Zulauf. Zum Leidwesen talentierter Fahrer.

Nick Heidfeld ist ein Name, den vermutlich jeder Motorsportfan kennt. Aktuell fährt der Mönchengladbacher in der World Endurance Championship (WEC; Langstrecken-Weltmeisterschaft) für das Schweizer Rebellion Racing, welches sich hinter Audi und Toyota als Nummer drei etabliert hat. Doch Heidfeld darf auch auf eine Formel 1-Karriere zurückblicken. Ein sicherlich turbulentes Kapitel dürfte hierbei die Saison 2011 sein. Nach der Saison 2010 stand Heidfeld ohne Cockpit da. Im Januar 2011 verletzte sich Robert Kubica bei einer Rallye so schwer, dass die Formel 1-Saison gelaufen war. Somit sicherte sich Renault die Dienste von Heidfeld. Allerdings währte sein Glück von kurzer Dauer, da eben jener Deutsche keine zahlungskräftigen Sponsoren hinter sich hatte. So musste er nach nur elf Rennen das Team wieder verlassen und wurde durch den finanziell besser aufgestellten Brasilianer Bruno Senna ersetzt. Eben jener ist zwar Neffe das legendären Ayrton Senna, doch mit weitaus weniger Talent gesegnet, als sein Onkel.
Ein kurzer Vergleich: Heidfeld fuhr in 11 Rennen 34 Punkte ein, davon ein dritter Platz in Malaysia (Schnitt: 3,1 Punkte pro Rennen). Senna holte in acht Rennen, zwei Punkte (Schnitt: 0,25 Punkte pro Rennen). Heidfeld belegte am Ende der Saison Rang 11 in der Endwertung; Senna Rang 18. Witali Petrov, der die komplette Saison fahren durfte, war mit 37 Punkten in 19 Rennen (Schnitt: 1,94 Punkte pro Rennen) und Rang 10 lediglich einen Platz besser in der Endwertung, als Heidfeld. Nach Heidfelds Abgang, konnte Renault nicht mehr an die vorher erzielten Leistungen anknüpfen. So holte Petrov in den ausstehenden acht Rennen lediglich 5 Punkte. Sicherlich bleibt es Spekulation, wie die weitere Saison für Heidfeld verlaufen wäre. Trotzdem lügen die Zahlen, die vorliegen nicht, und sprechen doch eine deutliche Sprache.

Doch Heidfeld ist bei weitem nicht das einzige (deutsche) Opfer. Wir schreiben das Jahr 2010. Der 23jährige Nico Hülkenberg gibt für Williams sein Debüt. Es wäre gelogen zu behaupten, Hülkenberg würde kein Talent mitbringen. In seinem ersten Jahr gelang ihm im unterlegenen Williams der 14te Rang der WM-Wertung (22 Punkte). Unvergessen allerdings, wie er im letzten Rennen überraschend und sensationell zugleich in Brasilien auf die Pole Position fuhr. Sein letztes Rennen für Williams – in der Folgesaison bekam Pastor Maldonado (Venezuela) das Cockpit. Und Hülkenberg wurde arbeitslos. Erst durch Vijay Mallya bekam er 2012 eine weitere Chance, als er einen Vertrag bei Force India bekam.
Williams letzte Erfolge liegen lange zurück. Der letzte Sieg datiert aus dem Jahr 2003, damals noch mit BMW-Power und Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher im Cockpit. Die letzten WM-Erfolge finden sich gar in den 90ern als Damon Hill (1996) und Jacques Villeneuve (1997) zwei Mal in Folge den Fahrertitel holen konnten. Danach ging es bergab, bis BMW einstieg. Mit deren Ausstieg ging es wiederum zurück ins Mittelfeld. Wie so oft, liegt der Grund darin im Finanziellen. Da kommt es gerade recht, dass Maldonado mit der venezuelanischen Regierung und deren Dollars im Rücken ein Cockpit in der Formel 1 anstrebt. In den Medien wird von einer Summe von 40 Mio. Dollar gesprochen, die Maldonado mitbringen würde. Kein unwesentlicher Punkt für die nächste Ausführung.

Denn genau die beiden Piloten stehen wieder im Rampenlicht. Dieses Mal für die Saison 2014.
Lotus konnte zur Saison 2012 mit einer spektakulären Verpflichtung auf dem Transfermarkt überraschen. Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen gab nach zwei Jahren Abstinenz sein Comeback in der Königsklasse. Der Finne konnte einen positiven Effekt auf das Team ausüben, sodass Lotus in die vorderen Ränge fahren konnte. So konnte Räikkönen nicht nur einen Sieg in der Comeback-Saison erreichen, sondern auch Platz 3 am Ende in der WM-Wertung. Diese Leistungen wurden von den anderen Teams wahrgenommen und schon befand sich Räikkönen, der seine Leistungen bestätigen konnte, in diesem Jahr wieder auf dem Transfermarkt. Lotus wollte verlängern; Red Bull, Ferrari und McLaren einen starken, zweiten Fahrer im Team. Räikkönen wählte die Scuderia Ferrari, wo er Felipe Massa ersetzen soll, und kehrte damit zu dem Team zurück, mit dem er 2007 seinen bisher einzigen Titel feiern konnte. Der Platz neben Romain Grosjean im Lotus wurde frei. Allerdings ist Lotus verschuldet. Manche Medienvertreter sprechen gar von 100 Mio. Dollar.

Hülkenberg ist mittlerweile bei Sauber untergekommen. Doch zur Mitte der Saison löste er seinen Vertrag auf. Grund: Keine Gehaltszahlungen. Gleicher Grund, weshalb Räikkönen Lotus verließ. Doch Hülkenberg zeigte im Sauber erstaunliche Leistungen. Holte das Maximum aus dem Boliden und konnte stellenweise nur durch technisches Versagen gestoppt werden. Auch solche Leistungen bleiben nicht unerkannt im Formel 1-Zirkus. So meldete sich Lotus, und wollte Hülkenberg verpflichten. Ein Schritt in eine richtige Richtung für Hülkenberg, um endlich um Siege mitfahren zu können.
Mit der Räikkönen-Verpflichtung nahm das Fahrerkarussell Schwung auf. Massa, bei Ferrari aussortiert, erhielt einen Vertrag bei Williams, um dort in der nächsten Saison gegen Valeri Bottas zu fahren. Damit wurde Pastor Maldonado arbeitslos und befindet sich nun auch wieder auf dem Markt – mit einem zahlungskräftigen Sponsor, womit er für Lotus nicht uninteressant wird.


Paydriver in der Formel 1 gibt es schon länger. In den letzten Jahren sind sie aber vor allem negativ aufgefallen. Laut einem Artikel auf Wikipedia werden auch Michael Schumacher und Fernando Alonso als Paydriver bezeichnet, da sie auch entsprechende Sponsoren mitbringen. Alonso hat mit dem Wechsel zu Ferrari etwa die Santander Bank als Sponsor mitgebracht, die jährlich 30 Mio. Euro an Sponsorengeldern zahlen – bei einem Gehalt von 20 Mio. für Alonso. Keiner würde aber die beiden als Paydriver bezeichnen, stehen doch alleine bei Schumacher zahlreiche WM-Titel, Siege und Rekorde auf der Habenseite. „Paydriver“ ist stattdessen ein Schimpfwort geworden, eben für Fahrer wie Maldonado. Doch der ist bei weitem nicht der einzige. McLaren Mercedes hat sich den Mexikaner Sergio Perez ins Boot geholt. Vor allem in dieser Saison steht „Checko“ doch sehr in der Kritik ob zahlreicher riskanter Überholmanöver. Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist genau so eng, wie die Grenze zwischen genialer Überholkunst und riskantem Fahren. Man erinnere sich nur an Überholmanöver zwischen Button und Vettel als kaum ein Blatt Papier zwischen die Reifen gepasst hat. Trotzdem ging alles gut, weil beide ihr Auto beherrschen. Doch Perez nimmt billigend in Kauf, dass Unfälle entstehen. Nicht zu Letzt meinte Kimi Räikkönen, man soll ihm doch mal „aufs Maul hauen“, vielleicht würde das helfen. Am Ende gehen solche Paydriver aber auch Kosten des Fans. Anstatt qualitativ hochwertige Duelle zu sehen, produzieren die meisten nur Schrott. Man erinnere sich nur an zahlreiche, japanische Fahrer, die in bester „Alles-oder-nichts“-Manier mehr als nur einen Wagen zerstört haben. Doch wie soll man diese Entwicklung aufhalten? Die Teams brauchen Geld für die Wagen. Dieses Geld kommt durch die Paydriver in die Teams. Allerdings holen diese wiederum nicht genügend Punkte, um entsprechende Prämien für das Team am Ende der Saison zu bekommen. Somit braucht es weiterhin diese Fahrer, um den Betrieb am Laufen zu halten. Sollte man nun die Kosten senken? Es gab Diskussionen, um eine Budgetobergrenze, woran sich die Top4 allerdings kaum gehalten haben. Dann doch nur Teams erlauben, die finanziell gut aufgestellt sind? Dass am Ende vier Teams gegeneinander fahren? Das würde wiederum an den Zuschauerzahlen nagen. Ein Teufelskreis, an dem vor allem talentierte Fahrer zu nagen haben. Fahrer, die Talent, aber keine Sponsoren mitbringen. Geld regiert nun einmal das Geschäft.


Montag, 11. November 2013

NOlympia! - Kein Wintermärchen 2022

München 1972. Es sollen olympische Festspiele werden. Deutschland will sich von seiner besten Seite präsentieren – und bleibt doch auf Grund tragischer Ereignisse im Gespräch. Israelische Olympioniken wurden entführt und anschließend ermordet. Aber die Show muss weitergehen. Zumindest für das Jahr 1972...

Ein paar Jahre später. Wir schreiben das Jahr 2000 und befinden uns in Zürich. Kaum jemand vermag vorher zu sehen, was sechs Jahre später in Deutschland passieren sollte. Die Weltmeisterschaft im Fußball kehrt nach 1974 wieder zurück in die Bundesrepublik. Später werden viele sagen, dass es eine der besten Weltmeisterschaften aller Zeiten war; manche sprechen gar von der besten aller Zeiten. Deutschland hat sich als sehr guter Gastgeber präsentiert. Die angereisten Mannschaften waren von der Stimmung im und außerhalb der Stadien begeistert; ebenso deren Unterstützer aus den unterschiedlichsten Ländern dieser Erde. Deutschland gelang ein unvergleichliches Sommermärchen. Und hat der Welt gezeigt, dass die Deutschen ein freundliches, friedliches und sportlich faires Land sind. Deutschland hat das Potential, um Großereignisse ausrichten zu können. Damals, im Sommer 2006, gab es keine grünen Wiesen, keine blauen Meere, keine grauen Berge. Damals, gab es ein schwarz-rot-goldenes Land. Die Deutschen waren wieder stolz Deutsche zu sein. Überall hingen die Fahnen, eine unbekannte Euphorie hat sich ausgebreitet. Deutschland, ein Sommermärchen.

Deutschland, das Wintermärchen (die Rede ist hier nicht vom Weltmeistertitel im Handball 2007 auf eigenem Boden), wird es nicht geben. Die Rede ist von den olympischen Winterspielen 2022 in München und Umgebung. München, Garmisch-Partenkirchen, sowie die Landkreise Traunstein und Berchtesgardener Land haben abgestimmt. Nolympia!
Sicherlich gibt es rationale Gründe, sich gegen die Ausrichtung olympischer Spiele zu stellen. Das alles ist mit einem sehr hohen, finanziellen Aufgebot nur zu stemmen. Es braucht Freiwillige, um für Ordnung zu sorgen.
Doch ich als Sportfan hätte mir solch ein „Jahrhundertereignis“ gerne gewünscht. Auch, weil es doch immer wieder um das Thema „Nachhaltigkeit“ geht. Und in diesem Punkt hätte München ganz klar punkten können. Wobei ich mich da hier auch Frage, weshalb es 2018 nicht geklappt hat.
Denn was bleibt oftmals von olympischen Spielen? Schauen wir nach Japan. Nagano war 1998 Ausrichter dieses Ereignisses. Kurze Zeit später wurden die Wettkampfstätten dem Erdboden gleich gemacht, weil es dafür keine Verwendung gab. Oder China 2008 – auch hier wurden zahlreiche Gebäude und Anlagen wieder abgebaut. Es werden Milliarden von Dollars ausgegeben, um Sportstätten zu bauen, die für ein Jahr eingesetzt werden und danach entsorgt werden. In München hätte die Sache anders ausgesehen.
Durch den EHC Red Bull München gibt es einen Eishockey-Club in der DEL, der eine geeignete Halle besitzt, um Eishockey und Eiskunstlauf anbieten zu können. Eine Skisprungschanze befindet sich in Garmisch-Partenkirchen schon länger – sie wurde nicht zuletzt modernisiert. Jedem Skisprungfan dürfte diese Schanze bekannt sein, ist sie seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Vierschanzentournee und findet dort jedes Jahr das sogenannte Neujahrsspringen statt. Ebenso gibt es mit der Kandahar eine der berühmtesten Strecken im Ski Alpin-Kalender. Am Königssee gibt es einen für Weltmeisterschaften und Weltcups genutzten Eiskanal für Rodeln, Bob und Skeleton. In Ruhpolding gibt es Anlagen für Biathlon und Langlauf. Darüber hinaus findet jedes Jahr im Olympiapark ein Skievent statt. Die Infrastruktur wäre auch vorhanden gewesen. So dürfen wir uns freuen, wie möglicherweise in Peking olympische Winterspiele stattfinden werden.
Ich kann mich Maria Höfl-Riesch nur anschließen, die per Twitter mitteilte, dass sie doch sehr traurig darüber ist. Es wäre eine einmalige Chance für Deutschland gewesen. Nach den Skandal- und Propagandaspielen 1938 in Berlin, sowie den tragischen Ereignissen von 1972, zu zeigen, dass Deutschland und olympische Spiele zusammen passen. Schließlich gehören wir auch sportlich gesehen bei den Winterspielen zu den Nationen, die mit die meisten Medaillen gewinnen. Es wäre keine Enttäuschung geworden. Ebenso hätte diese Bewerbung einen Motivationsschub bei Sportlern ausrufen können. Welcher Sportler träumt nicht von olympischen Spielen im eigenen Land? Es ist unwahrscheinlich, dass sich München erneut für 2026 bewerben wird. Nachdem der IOC 2018 gegen München gestimmt hatte und München für 2022 gegen sich gestimmt hatte. So dürfen wir wieder vor dem Fernseher diese Spiele beobachten.
Trotzdem darf auf diese demokratische Abstimmung auch kritisch geschaut werden. Für Olympia wird abgestimmt und abgelehnt. Doch für die EM 2020, die in ganz Europa stattfinden soll, gibt es keine Befragung. Das zieht der DFB so durch. Ebenso die Bewerbung für die EM 2024. Beim Fußball wären sich aber vermutlich alle einig – die Nachhaltigkeit wäre gesichert und wir wollen wieder ein Sommermärchen.
Wie gesagt: Es gibt mit Sicherheit gründe, die gegen Olympia sprechen. Aber es war eben eine einmalige Chance, die nicht so schnell wieder kommen wird. Auch wenn Klaus Wowereit Berlin als möglichen Kandidaten für Sommerspiele auserkoren hat. Es wird noch ein Weilchen dauern, bis die fünf Ringe endlich wieder auf bundesdeutschem Boden wehen werden. Dabei sein ist alles; mitmachen dann doch nicht.

Dienstag, 24. September 2013

Schmetterlingsfliegen im Spätsommer

Nein, das wird kein biologischer Beitrag auf dieser Seite. Denn die Damen des Deutschen Volleyball Bundes werden ebenfalls liebevoll "Schmetterlinge" genannt. Eben jene Mannschaft trat vom 6. bis zum 14. September zur Europameisterschaft in Deutschland und der Schweiz an. Auch wenn das Turnier schon ein wenig zurückreicht, lohnt es sich auf Grund einer starken Leistung der deutschen Mannschaft einen Rückblick auf das Turnier zu werfen.


Zunächst eine kurze Regelkunde:
Gespielt wird "Best of Five", was drei Gewinnsätze bedeutet. Eine Mannschaft gewinnt einen Satz, wenn sie mindestens 25 Punkte und zwei Punkte Vorsprung erzielt hat. Im fünften Satz reicht das Erreichen von 15 Punkten und zwei Punkten Vorsprung zum Satz- und damit auch Matchgewinn.
Siegt eine Mannschaft mit 3:0 oder 3:1, so bekommt sie 3 Punkte; bei einem 3:2 Sieg 2 Punkte. Die sieglose Mannschaft erhält für eine 0:3 oder 1:3 Niederlage keinen Punkt; für eine 2:3 Niederlage einen. Ein Unentschieden ist nicht möglich.
Gespielt wurde in 4x4 Gruppen. Die vier Gruppenersten waren für das Viertelfinale gesetzt. Die vier Zweit- und Drittplatzierten spielten in einer Playoff-Runde die restlichen vier Teilnehmer für das Viertelfinale aus.


Die Favoriten
Titelverteidiger war Serbien, die auf Rang 7 in der Weltrangliste platziert waren. Darüber hinaus finden sich mit Italien (4), Russland (6) und Deutschland (9) drei weitere Teilnehmer unter den Top10 der Welt.


Der Turnierverlauf
Vorrunde: 6. September, Deutschland - Spanien 3:0
Ungefährdet startete die deutsche Mannschaft in das Turnier und ließen den Spanierinnen kaum eine Chance. Zwar konnten diese im ersten Satz bis zu 11:6 an das deutsche Team herankommen, doch am Ende hieß es 25:15. Auch die beiden anderen Sätze zeugten von einer deutschen Dominanz: 25:15, wie in Satz 1, und 25:17 machten deutlich, wer Herr, beziehungsweise Frau, im Hause war. Hinzu kommen 8:2 Asse für die Deutschen. Ein perfekter Start ins Turnier, bei dem Margareta Kozuch mit 20 Punkten die meisten erzielte.


Vorrunde: 7. September, Deutschland - Niederlande 3:2
Weniger eindeutig war dann das Spiel gegen die Niederlande, bei dem das deutsche Team seine Moral beweisen konnte. In einem spannenden Spiel gelang es den deutschen Schmetterlingen allerdings nur sehr schwer in die Sätze zu finden (1:6, 0:3, 1:5). Trotzdem kämpfte sich die deutsche Mannschaft eindrucksvoll zurück. Am Ende half nicht nur die gute Technik, sondern auch Souveränität im Aufschlag- und Abnahmebereich zum Sieg. Erwähnenswert ist darüber hinaus noch die Leistung von Denise Hanke, die gleich drei Asse in Folge schlug und damit großen Anteil an diesem Sieg hatte, da ein 11:9 Vorsprung der Niederländer in eine 11:12 Führung umgemünzt werden konnte. Mit diesem Sieg hat Deutschland zudem Rang 2 in der Gruppe sicher.


Vorrunde: 8. September, Türkei - Deutschland 0:3
Den Gruppensieg machten die Mädels schließlich im letzten Gruppenspiel in einem 3:0 Sieg über die Türkei klar. Zwar gingen die Sätze, im Gegensatz zum ersten Gruppenspiel gegen Spanien, knapper aus (25-19, 25-23, 27-25). Doch danach hat am Ende niemand mehr gefragt. Das türkische Team hatte zwar die besseren Einzelspieler; die deutsche Mannschaft konnte dies aber durch eine starke Teamleistung wettmachen. Nicht zuletzt waren die riskanten, aber erfolgreichen Aufschläge der Schlüssel zum Sieg. Spannung kam schließlich im zweiten Satz auf, als das Spiel bei einer deutschen 8:5 Führung zu kippen begann und der Gegner mit 16:10 die Führung holte. Doch die DVV-Mädels ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und kämpften sich zurück. Ähnlich spannend ging es auch im dritten Satz zu, der fast eine Kopie des zweiten war. Am Ende wurde aber der Kampfgeist belohnt und das deutsche Team zog ungeschlagen als Gruppenerster ins Viertelfinale ein.


Viertelfinale: 11. September, Deutschland - Kroatien 3:0
Schon vor dem Spiel war die Anspannung bei beiden Mannschaften zu spüren: Entweder Halbfinale oder Abreise. So lauteten die beiden Alternativen. Wie in den Spielen zuvor, sollte die deutsche Mannschaft auch hier wieder (ungewollt) für Spannung sorgen. So konnten dich die DVV-Damen im ersten Satz mit 17:12 deutlich absetzen. Doch wieder kippte das Spiel, sodass die Kroaten mit 20:22 in Führung gingen. Wieder setzte das Team seinen Kampfgeist ein und konnte schließlich den ersten Satz knapp mit 25:23 gewinnen. Gleiches war auch im zweiten Satz erkennbar. Bei einer deutschen 24:18 Führung wollte der letzte Punkt einfach nicht gelingen. Die Kroaten kamen bis auf einen Zähler heran, ehe Kapitänin Kozuch schließlich doch noch den entscheidenden Punkt setzen konnte. Im dritte Satz gingen die Kroaten früh mit 13:15 in Führung. Doch dann gelang es der deutschen Mannschaft, sieben Punkte in Folge zu setzen. Von diesem Rückstand konnte sich das kroatische Team nicht mehr erholen. Am Ende stand es nicht nur 25:18. Sondern auch zahlreiche Jubelgesänge ("Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin") verwandelten die Gerry-Weber-Arena in ein Tollhaus. Erneut war das tolle Aufschlagspiel der deutschen Mannschaft ausschlaggebend.


Halbfinale: 13. September, Deutschland - Belgien 3:2
Kein Krimiautor hätte ein besseres Drehbuch für das Halbfinale schreiben können. Die deutsche Mannschaft begann zunächst nervös. Ebenso hatten die Belgierinnen einen starken Block, wodurch sie mit 4:1 in Führung gehen konnten. Diese Führung gaben sie auch nicht ab und holten sich schließlich den ersten Satz mit 18:25.
Im zweiten Satz war die deutsche Nervosität schließlich ad acta gelegt und man erarbeitete sich einen 16:12 und schließlich einen 19:15 Vorsprung. Doch dann machte das belgische Team 8 Punkte in Serie. Die deutsche Annahme begann zu wackeln und Belgien holte sich auch den zweiten Satz mit 25:20.
Im dritten Satz musste nun ein Wunder her. Belgien reichte ein Sieg um ins Finale einziehen zu können. Deutschland ging zunächst mit 10:7 in Führung, doch Belgien riss diese Führung schnell mit 12:13 an sich. Erst durch die Einwechslung von Saskia Hippe wechselte die Führung erneut (19:18). Diese Führung blieb im dritten Satz auch in deutscher Hand (25:21).
Belgien zeigte sich aber im vierten Satz wenig geschockt und zog schnell mit 5:10 in Führung. Mit druckvollen Aufschlägen und einer geordneten Blockabwehr kämpften sich die DVV-Damen zurück. Ein Ass und ein Fehler auf Seiten der Belgier führten zu einer 19:18 Führung. Auch diese Führung konnte die deutsche Mannschaft verwalten und holte sich den vierten Satz mit 25:21 Punkten und erzwang somit einen entscheidenden fünften Satz.
Dieser begann mit 4:4 recht ausgeglichen. Die Führung wechselte schnell. Eine deutsche 7:6 Führung verwandelten die Belgier in einen 7:8 Vorsprung, auch Dank eines starken Blocks. Der Konter des deutschen Teams kam schnell und so stand es 13:9. Zwar ging der erste Matchball noch daneben; doch der zweite von Heike Beier geschlagene fand sein Ziel und brachte das deutsche Team nach einem Krimi ins Finale.


Finale: 14. September, Deutschland - Russland 1:3
Im Finale ging es schließlich gegen Weltmeister Russland. Beide Mannschaften waren im bisherigen Turnierverlauf ungeschlagen geblieben.
Die deutsche Mannschaft wollte erneut mit druckvollen Aufschlägen Punkte sammeln, doch die Russen waren darauf vorbereitet und hatten einen starken Block, der schnell zu einer 4:0 Führung führte. Durch Fehler des russischen Teams konnten sich die DVV-Mädels aber zurückkämpfen und holten mit 13:12 auch die Führung. Doch erneut kam der russische Block zum Zug, sodass das Team die Führung zurückholte (14:15) und schließlich ausbaute (18:21). Durch ein Ass von Beier schaffte Deutschland noch den Ausgleich (22:22). Aber der Weltmeister war zu stark in diesem ersten Satz, der mit 23:25 nach Russland ging.
Dafür startete das deutsche Team stark in den zweiten Satz (7:3). Die Russen wirkten angeschlagen und ließen immer mehr Punkte zu (13:7). In Folge dessen konnten die deutschen Mädels ihre Führung auf 17:13 ausbauen, ehe erneut der starke russische Block zum Einsatz kam und den Weltmeister bis auf einen Punkt an die Deutschen heranbrachte. Es brauchte am Ende den dritten Satzball, um einen Satzausgleich herzustellen. Satzsieg für Deutschland mit 25:23.
Die Partie war nun endgültig auf Augenhöhe. Zwar waren die DVV-Mädels der russischen Mannschaft körperlich unterlegen. Sie machten dies aber mit Spielwitz und Technik wett und holten sich eine 9:7 Führung. Doch dann begann Schiedsrichterin Susana Rodriguez trotz Videobeweis gegen die deutsche Mannschaft zu entscheiden. Russland stellte den Ausgleich her (14:14). Das deutsche Team konnte indessen nicht weg ziehen, sodass es schließlich 20:20 und 22:22 stand. Russland hatte am Ende das Quäntchen Glück auf ihrer Seite und holten sich den dritten Satz mit 23:25.
Dass Deutschland einen starken Kampfgeist und eine gute Moral hatte, hatte sich im Turnierverlauf gezeigt. Diese war nun wieder gefragt, wollte man das Spiel noch drehen. Doch zwei Blockpunkte und ein Ass auf russischer Seite führten schnell zu einem 3:6 Rückstand. Russland konnte den Vorsprung gar ausbauen (7:12; 11:17). Beim Stande von 14:22 war klar, dass der Weltmeister auch verdient Europameister werden würde. So hieß es im vierten Satz 14:25 für Russland.


Fazit
Ich persönlich bin kein frenetischer Volleyball-Fan oder -Zuschauer. Doch die Leistung des deutschen Teams war wirklich toll. Mir hat es Spaß gemacht dieses Turnier zu verfolgen. Positiv daran ist auch die Ausstrahlung durch sport1, die jedes deutsche Spiel im Free-TV zeigten. Dadurch hatte jeder Fan oder Sportbegeisterte die Möglichkeit, sich dieses Turnier anzuschauen. Auch wenn es am Ende nicht ganz zu Gold gereicht hat, muss man ganz klar sagen, dass Deutschland nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen hat. Das Turnier war eine herausragende Werbung für diesen Sport. Angefangen bei den souveränen Spielen, bis hin zu den spannenden Spielen war wirklich etwas geboten. Vor allem die Tatsache, dass die DVV-Mädels stets wussten, wie sie sich zurück kämpfen konnten. Rückstände konnten gebogen werden und mehrmals erzwang das deutsche Team den entscheidenden fünften Satz, den sie mit absoluter Ruhe gewinnen konnten. Im Finale war Russland einfach zu stark. Da hätte zu viel passieren müssen, dass der Europameister aus Deutschland kommt. Doch dies macht am Ende auch nicht viel aus, da die Mädels gezeigt haben, dass Deutschland nicht nur eine Rolle im Volleyball spielt, sondern der Sport auch spannend und emotional sein kann. Es hat sich gezeigt, dass bei einem starken Spiel auch eine deutliche Führung egalisiert werden konnte. Ich hatte meinen Spaß bei diesem Turnier und hoffe, dass es in Deutschland mehr Möglichkeiten gibt, diesen Sport auch außerhalb von Turnieren verfolgen zu können.
Übrigens hat sich die deutsche Mannschaft mit diesem zweiten Rang für die WM 2014 und die EM 2015 qualifiziert. Spätestens da gibt es dann wieder die Möglichkeit, neue Zuschauer für diese Sportart zu begeistern. Und da das Team zum Teil sehr jung aufgestellt ist, stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
Am Ende dieser EM gab es zudem noch zwei individuelle Ehrungen für die deutschen Spielerinnen. Christiane Fürst wurde als beste Blockerin; Margareta Kozuch als beste Aufschlägerin geehrt.

Donnerstag, 19. September 2013

Lasst den Jungen doch spielen

Kevin Volland ist 21 Jahre alt und spielt im Diensten der TSG 1899 Hoffenheim Fußball. Seit 2012 schnürt er seine Fußballschuhe für die Kraichgauer. Zuvor spielte er in der Jugend und in der Profimannschaft von 1860 München. Richtig aufgeblüht ist Volland, als es bei der TSG nicht gut lief und man in der Saison 2012/2013 gegen den Abstieg spielte. Vor allem am Ende der Spielzeit hatte er doch maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt.
Wer solch ein Talent hat, bleibt natürlich auch beim DFB kein Unbekannter. Von der U17 bis zur U21 hat er in jeder Jugendnationalmannschaft gespielt. Aktuell ist er gar Kapitän der U21.
Dass die Leistung im Abstiegskampf keine Eintagsfliege bzw. keine Phase war, hat er auch in den wenigen Spielen in der neuen Saison gezeigt. Im ersten Spieltag vermasselte ihm eine Fehlentscheidung sein erstes Saisontor, was den Sieg für Hoffenheim bedeutet hätte. Auch beim Auftritt in Hamburg zeigte er wieder eine starke Leistung. Ebenso beim Auftritt gegen Gladbach, als er mit einem Tor maßgeblichen Erfolg am Sieg hatte. Interessant bei Volland ist seine Körperdynamik. Er selbst begann seine Sportlerkarriere als Eishockeyspieler und bringt demnach auch eine andere Veranlagung und ein anderes Körperspiel mit, als es ein Fußballer vielleicht tut. Härte, bei absoluter Fairness.
Doch diese Zeilen sollen nur als Einleitung zum eigentlichen Thema dienen. Denn wer solch eine Leistung bringt, wird auch automatisch mit der A-Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Schließlich muss Joachim Löw nächstes Jahr bei der WM in Brasilien die bestmögliche Mannschaft auf den Platz schicken. So fordern die Medien verstärkt eine Berufung Vollands.
Vielleicht sollte man aber bedenken, dass eben jener Volland mit 21 Jahren und zwei Spielzeiten in der höchsten deutschen Spielklasse nicht unbedingt die Erfahrung eines gestandenen Spielers mitbringt, wie zum Beispiel Mario Gomez oder Miroslav Klose, deren Position er spielt. Löw weiß (hoffentlich) schon, was er tut. Da müssen die Medien keine Spieler bewerben. Volland ist Kapitän der U21, er selbst will von der WM 2014 nichts wissen. Eine WM zu spielen ist sein Traum, ohne Frage. Doch er möchte sich in irgendwann erfüllen. Zunächst einmal gilt der Fokus der U21, bei der er nun als Kapitän Verantwortung übernehmen müsse. Warum müssen solche Spieler gleich A-Nationalmannschaft spielen? Reicht es nicht, wenn man sie, so lange wie möglich in einer U-Mannschaft spielen und sie dort Erfahrungen sammeln lässt? Nur weil er jetzt in ein paar Ligaspielen gute Leistung gebracht hat, macht ihn das nicht gleich zum Stammspieler der Nationalmannschaft. Ich persönlich bin kein Fan davon, dass die Nationalmannschaft einen Schnitt von 20,5 Jahren haben muss. Wenn man sich die Spanische Elf anschaut, wird man feststellen, dass der Stamm sogar aus Spielern Ü30 besteht. Die Jungen bekommen ihre Chance schon noch. Sicherlich kann man über eine Nominierung nachdenken, wenn Volland über die komplette Saison eine herausragende Leistung bringt. Dann kann man darüber nachdenken, ob man ihn nicht zu einem Freundschaftsspiel oder einem Lehrgang einlädt und schaut, wie das passt. Bei all den Gedanken an die Nationalmannschaft sollte man nicht außer Acht lassen, dass es auch um den Fußballer an sich geht und was für dessen Entwicklung am besten ist. Da muss ein Warten auf die A-Mannschaft nicht die schlechteste Wahl sein. Es gibt durchaus Beispiele von Spielern, bei denen der berühmte "Schritt zurück" am Ende zwei Schritte nach vorn gebracht hat. So Martin Harnik, der bei Werder Bremen in der Bundesliga keine Perspektive gesehen hat und dafür zu Fortuna Düsseldorf in die zweite Liga wechselte. Nach starken Leistungen wurde der VfB Stuttgart auf den Österreicher aufmerksam, der schließlich den Wechsel anstrebte und beim VfB zum Führungsspieler avancierte. Daher muss auch nicht unbedingt schlecht sein, wenn sich Volland vorerst auf die U21 konzentriert. Schließlich hat er dann die Gewissheit, dass die U21 sein aktuelles Projekt ist und er nicht zwischen dieser und der A-Mannschaft wechseln muss und nicht weiß, was Sache ist.
Es ist doch für einen Fußballer immer noch das schönste, wenn er das tun kann, was ihm Spaß macht: nämlich Fußball spielen. Da muss man ihn nicht unnötig mit irgendwelchen Forderungen unter Druck setzen. Heute ist es die Nationalmannschaft, morgen Bayern München. Auch wenn Volland sagt, dass er sich nicht unter Druck setzen lässt, wird er sich trotzdem seine Gedanken machen. Wenn dann zu viel auf ihn einprasselt, wird sich das wiederum negativ auf die Leistung auswirken. Und was wäre wenig förderlich. Daher sollte sich Volland erstmal auf die U21 und die Saison bei Hoffenheim konzentrieren. Was danach kommt, wissen eh die Medien wieder besser.

Donnerstag, 12. September 2013

Der zweite Abschied vom Leistungssport

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Man selbst ist 21 Jahre alt und ein relativ guter Fußballer. Immerhin so gut, dass Fortuna Köln (damals noch Drittligist) auf einen aufmerksam wird und einen Vertrag anbietet, den man natürlich gerne unterschreibt. Schließlich wäre der Schritt in die zweite oder gar erste Fußbal-bundesliga nicht mehr weit gewesen. Doch vier Tage nach dem absolvierten Probetraining geschieht das Unfassbare. Bei einem normalen Ligaspiel kommt es zum Zusammenstoß mit dem Torwart. Die Folge: Eine schwere Knieverletzung und das Erleiden des Kompartmentsyndroms. Durch eine Reihe von Behandlungsfehlern musste schließlich eine Woche später das linke Bein oberhalb des Knies amputiert werden. Vermutlich für jeden ein kleiner Schock. Doch dieser Ex-Fußballer sollte noch ganz groß auf der Weltbühne des Sports auftreten. Erfolgreicher, wie er hätte als Fußballer vermutlich nie sein können. Sein Name: Wojtek Czyz.

Er suchte sich einen anderen Sport und fand mit der Leichtathletik sein Feld. Bereits zehn Monate nach seinem Unfall wurde er im Jahr 2002 deutscher Meister in den 100m, sowie im Weitsprung und verbesserte auf Anhieb die deutschen Rekorde. Sein internationaler Durchbruch folgte dann bei den Paralympischen Sommerspielen von 2004 in Athen. Er selbst sagt immer, er sie als "Niemand", also als ein Unbekannter angereist. Aber er verließ die Spieler als "Jemand". Nämlich jemand, der in den 100m, 200m und dem Weitsprung Gold gewinnen konnte: Ein Hattrick beim ersten Auftritt. Was folgt ist eine Karriere mit zahlreichen Titeln und Bestleistungen. Bei allen internationalen Wettkämpfen konnte er Medaillen holen. Drei Mal Gold bei Europameisterschaften, drei Mal Gold und einmal Silber bei Weltmeisterschaften, sieben Mal Gold bei den IWAS World Games.
Auch bei den Paralympischen Spielen machte er immer auf sich aufmerksam. Nachdem die Vorbereitung zu den Spielen von 2008 in Peking nicht optimal lief und er sich einen Ermüdungsbruch zuzog, konnte er nur am Weitsprung teilnehmen. Am Ende gab es die vierte Goldmedaille samt neuem Weltrekord im Weitsprung.
Seine dritten und letzten Spiele hatte er letzten Sommer in London, bei denen er zum ersten Mal auch in der 4x100m Staffel antreten wollte. Im Weitsprung musste er sich nur seinem Landsmann Markus Rehm geschlagen geben und holte Silber. Weniger erfolgreich lief es bei den 200m, bei denen er nur fünfter wurde. Es war der erste Paralympische Wettkampf für Czyz ohne Medaille. Diese folgten dann mit Bronze und Saisonbestleistung bei den 100m, sowie der Bronzemedaille mit der 4x100m Staffel. Er ist damit einer der erfolgreichsten deutschen Teilnehmern bei den Paralympischen Spielen überhaupt.
Czyz hielt zudem mit 25,75s über die 200m und mit 6,72m im Weitsprung zwei Weltrekorde. Für seine Leistungen wurde er 2004 mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt.
Gleichzeitig setzt sich der Wahl-Kaiserslauterer für seine Kollegen ein, dass sie an Wettkämpfen für nicht-behinderte Sportler teilnehmen dürfen, wie es Oscar Pistorius schon geschafft hat. Markus Brehm hat im Weitsprung immerhin bei der WM eine 7,95m geschafft. Damit hätte er die Norm für die Qualifikationsnorm für die deutschen Meisterschaften geschafft, dort wäre er rechnischer dritter geworden - bei den nicht-behinderten wohlgemerkt.
Zur Ruhe setzen will sich Czyz aber noch nicht. Mit seinem Projekt "sailing4handicaps" will er mit einem Katamaran auf Weltreise gehen, um Menschen in ärmeren Ländern mit ausgedienten Prothesen zu versorgen. Spätestens 2015 will er in See stechen.
Am 30. August hat er bei der Flugnacht in Eisenberg nahe Kaiserslautern seine erfolgreiche Karriere beendet - nach 12 Jahren Leistungssport.

Mittwoch, 11. September 2013

Der Iceman ist zurück in Maranello

Vielen war es schon vorher klar. Nachdem Daniel Ricciardo den Sitz neben Sebastian Vettel im RedBull für 2014 bekommen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis Kimi Räikkönen bei der Scuderia Ferrari unterschreibt - mal wieder.
Die Gründe hierfür sind eindeutig. Lotus musste sich in den letzten Jahren ziemlich übernehmen, um Räikkönen ein konkurrenzfähiges Auto bieten zu können. 100 Mio $ Schulden soll das Team in den letzten beiden Jahren gemacht haben. Zudem stehen noch zahlreiche Prämienzahlungen an Räikkönen aus. Niemand hätte wohl im Team damit gerechnet, dass der Finne gleich in seiner ersten Saison Dritter in der Fahrerwertung wird. Clever wie Räikkönen ist, ließ er sich eine Punktprämie in den Vertrag schreiben. Angesichts von 207 Punkten in der Comeback-Saison keine schlechte Entscheidung. Doch oftmals fehlte es einfach für den Wurf ganz nach vorne. Zwar konnte der Finne bisher zwei Siege feiern; auf zwei Saisons verteilt aber zu wenig, um ernsthaft Konkurrenz für Sebastian Vettel und RedBull zu sein. Wenngleich er es schaffte, saisonübergreifend in 27 Rennen in Folge in die Punkte zu fahren, was damit ein neuer Formel 1-Rekord bedeutet. Räikkönen möchte nochmals Weltmeister werden. Mit Lotus hätte er es vermutlich nicht geschafft. Bisher stehen neben den zwei Siegen weitere 12 Podestplätze auf der Haben-Seite; Vettel hat in gleicher Zeit zwar nur 8 Podestplätze geschafft (Alonso: 12), doch konnte Vettel auch elf Mal gewinnen (Alonso: 5). Zu wenig im direkten Vergleich.
Von daher war es der logische Schritt, dass Räikkönen das Team wechselt. Trotzdem sollte die Leistung von Lotus nicht missachtet werden. Es hätte wohl niemand gedacht, dass sie Räikkönen solch ein Auto bauen können, in dem sogar ein Sieg möglich war.
Doch Räikkönen wird etwas Entscheidendes mit zu Ferrari nehmen, nämlich Motivation. Genau gleiches hat auch Lotus immer wieder angestachelt ein gutes Auto zu bauen - allerdings im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten. Bei Ferrari wird das anders sein. Ferrari hat neben RedBull das höchste Budget in der Formel 1. Allerdings hat es Alonso nie verstanden das Team für sich zu gewinnen und zu motivieren. Lief das Auto nicht, hat er immer wieder kritisiert, zum Teil sogar die Konkurrenz gelobt. Eine Geste, die in Maranello auf viel Gegenwind traf. Luca di Montezemolo, seines Zeichens Präsident von Ferrari, soll Alonso in der Sommerpause zu sich zitiert haben, um mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Nur wenn Alonso Erfolg hat, hat auch das Team Lust etwas zu machen. So wird es bei Räikkönen nicht ablaufen. Er ist ein Tüftler, der Ferrari stärker machen wird, als in diesem Jahr.
Die Frage wird nur sein: Geht die Kombination mit Alonso gut? Zwei Alphatiere und keine Nummer 2 hat bisher wenig gut gefruchtet. Man erinnere sich an die Duelle Prost gegen Senna. Dass es gut gehen kann, zeigen Lewis Hamilton und Nico Rosberg aktuell bei Mercedes. Doch mit Alonso ist das so eine Sache. Nachdem er in der Saison 2007 für McLaren Mercedes an den Start ging und diese mit Lewis Hamilton einen nicht nur talentierten, sondern auch schnellen Fahrer verpflichtet hatten, stieß das Alonso sauer auf. Legendär schon fast das Ausbremsmanöver in der Boxengasse gegen den eigenen Teamkollege. Bereits nach einer Saison hat er die Koffer gepackt und ging zurück zu Renault. Diese heißen jetzt Lotus GP. Alonso genießt bei Ferrari keinen hohen Stellenwert mehr. Er hätte den nächsten Fahrertitel nach Räikkönen 2007 holen sollen. Lediglich zwei Vize-Weltmeistertitel 2010 und 2012 stehen zu Buche. Und Räikkönen ist kein Fahrer, der für Alonso bremsen wird, bei allem Respekt auf der Rennstrecke. Ebenso hat Lotus-Teamchef Eric Boullier bereits Bereitschaft für Gespräche mit Alonso signalisiert, sofern dieser Wechselabsichten hegt.
Ich persönlich halte es für nicht ausgeschlossen, dass Alonso 2015 nicht mehr Ferrari fährt, sondern das Team wechselt. Er wird sich die Saison 2014 anschauen; er wird sich Räikkönen anschauen. Wenn es ihm aber nicht mehr passt, wird er, wie nach 2007, wieder die Koffer packen und gehen. Wie gesagt: Lotus wäre bereits. Ein Vorteil für das Team wäre Alonso auf jeden Fall, wird dieser doch von der Santander-Bank finanziell ordentlich unterstützt. Eine Finanzspritze, die Lotus gut vertragen könnte. Und Ferrari könnte einen jüngeren Fahrer verpflichten, der zur Nummer 1 nach Räikkönen aufgebaut wird, wie zum Beispiel Nico Hülkenberg. Der deutsche hat nicht nur mit seinem Rennen beim Großen Preis von Italien in Monza seine Leistung unter Beweis gestellt, sondern soll sogar als möglicher Massa-Ersatz im Auge der Scuderia gewesen sein. Vielleicht gibt es ja bald den nächsten Deutschen in Maranello.

Dienstag, 3. September 2013

Und plötzlich ändert sich dein Leben

Ein Alter, drei Personen, zwei unterschiedliche Wege.

Magdalena Neuner galt als eines der größten deutschen Biathlon-Talenten überhaupt. Sie hat in ihrer Karriere alles mehrfach gewinnen können. Für viele kam ihr Abschied vom Leistungssport überraschend. Denn er geschah mit gerade einmal 25 Jahren. Trotzdem hatte sie ihn freiwillig verkündet.

Anders war es bei Oscar Carlen der Fall. Der Schwede, mittlerweile auch 25 Jahre alt, hatte keine andere Wahl, als seinen Rücktritt vom Leistungssport bekannt zu geben. Zu viele Verletzungen machten ein Fortführen der Karriere unmöglich.
Dabei galt Carlen als eines der größten Talente im rechten Rückraum. Stefan Kretschmar bezeichnete ihn gar als größtes Talent der letzten vier, fünf Jahren. Seinen Durchbruch hatte er im Jahr 2006/2007, als er, beim Ystads IF HF spielend, in 25 Ligaspielen 137 Tore warf. Bereits ein Jahr später war er mit 208 Toren Torschützenkönig der ersten schwedischen Liga. Der Wechsel in eine stärkere Liga war der logische Schritt. Und so verstärkte er ab der Saison 2008/2009 die SG Flensburg-Handewitt in der deutschen Bundesliga. In drei Spielzeiten konnte er in 120 Spielen 525 Tore werfen. Den Bemühungen des HSV Handball erlag er schließlich im Jahr 2011, als er den Verein wechselte. Doch in gleichem Jahr begann auch die sportliche Leidensgeschichte des Oscar Carlen. Im Februar 2011 erlitt er einen Kreuzband- und einen Meniskusriss, was gleichzeitig das Saisonende bedeutete. Trotzdem folgte der Wechsel nach Hamburg. Dort sollte er sich aber auch nicht erholen. Ende September riss während eines Aufbautrainings erneut sein Kreuzband. So konnte er am Ende kein Spiel für den HSV machen. Nach 2 Jahren Verletzungspause gab er im September 2013 sein Karriereende bekannt - mit gerade einmal 25 Jahren. Er muss sich nun eine Alternative suchen, wie es für ihn weiter gehen wird. Der Trainerschein kommt erst einmal nicht in Frage. Er wolle zuerst Abstand zum Sport bekommen. Vielleicht später mal. Vorerst will er studieren. So schnell kann eine hoffnungsvolle Karriere beendet sein.
Egal, ob man Handballfan ist oder nicht. Egal, ob man einen anderen Lieblingsverein in der HBL hat. Dieses Schicksal ist nicht ohne. 

Doch es hat mich an einen ähnlichen Moment erinnert. Es war nämlich das gleiche Alter, nur eine andere Sportart, nämlich Fußball. Die Rede ist von Rubén de la Red. Er galt als spanisches Talent. Mit 14 wechselte er in die Jugendabteilung von Real Madrid, wurde schließlich in der zweiten Mannschaft Stammspieler und wichtige Säule des Teams. Ebenso wurde er sporadisch in der ersten Mannschaft eingesetzt. Auf Grund weniger Spielpraxis wurde er 2007 an den FC Getafe ausgeliehen, wo er zum Stammspieler wurde. Da er dadurch auch für Real wieder interessant geworden ist, entschloss man sich, den damals 23 Jährigen wieder zurück zu holen. So trug er ab 2008 wieder das Trikot der Königlichen, nachdem er zuvor mit Spanien Europameister wurde.
Doch die Saison 2008/2009 sollte verhängnisvoll werden. Bei einem Pokalspiel in eben jener Saison brach er bewusstlos zusammen. Da die Ärzte keinen Grund fanden, entzog Madrid ihm die Spielerlaubnis. So fand er sich auch 2009/2010 nicht im Kader vor, da ihm die Ärzte vom Leistungssport abrieten. Trotzdem wollte sich Madrid für den jungen Spieler einsetzen und Wege für seine Zukunft finden. Obwohl er sich zur Saison 2010/2011 überraschend zurück meldete, musste er dann doch im gleichen Jahr seine Karriere beenden. Ebenfalls mit 25 Jahren. Am Ende stellte sich heraus, dass er Herzprobleme hatte, die ihm ein Fortsetzen seiner Karriere unmöglich machten. Im Sommer 2011 wurde er schließlich von Real als Jugendtrainer verpflichtet, was er auch bis heute tut.

Es ist und bleibt einfach schrecklich, wenn ein solch junger Sportler plötzlich nicht mehr das machen kann, wohin er sein halbes Leben hingearbeitet hatte. Plötzlich streikt der Körper so weit, dass du nicht mehr weiter machen kannst. Trotzdem finde ich es eine beispiellose Haltung, dass sich Vereine weiterhin um diese Spieler kümmern, damit sie auch Wege für eine andere Zukunft finden können. Rücktritte mit 25 Jahren sind durchaus legitim - Magdalena Neuner hat es vorgemacht. Wenn sie allerdings auf nicht freiwilliger Basis bestehen, bleibt es ein Schock. Ich persönlich hoffe, dass Oscar Carlen, wie Ruben de la Red, einen Weg findet, der für ihn der beste ist.

Medaillenflut 2013 - Teil 3

Auch auf den deutsche Ruderverband war bei der Weltmeisterschaft in Changju (Südkorea) wieder einmal Verlass. Zwar verlor das Schlachtschiff des deutschen Teams, der Achter, zum ersten Mal seit dem Finale der Olympischen Spiele 2008 und zum ersten Mal bei einer WM seit 2007 und musste sich mit Rang 2 zufrieden geben. Dafür bescherten aber der Doppelvierer der Frauen um Annekatrin Thiele, Carina Baer, Julia Richter und Britta Oppel dem deutschen Verband einen Weltmeistertitel. Hinzu kommen 5 Mal Silber, sowie mit Marcel Hacker und dem leichten Doppelzweier der Frauen zwei Mal Bronze.
Damit verbessert sich der Deutsche Ruderverband im Gegensatz zur Weltmeisterschaft 2012 deutlich. Damals konnte lediglich der Achter mit dem Weltmeistertitel eine Medaille holen. Da war die Ausbeute in diesem Jahr schon wesentlich erfolgreicher. Im Vergleich zu Olympia 2012 gab es zwar eine Goldmedaille weniger. Dafür gab es im letzten Jahr auch nur eine Silbermedaille und keine aus Bronze. Somit blieb die Flotte des DRV mit fünf Medaillen in den 14 olympischen Klassen im Soll. Am Ende bedeutete dies Rang 8 im Medaillenspiegel.

Medaillenflut 2013 - Teil 2

Nachdem es im ersten Teil um die Weltmeisterschaft im Judo ging, möchte ich mich in diesem zweiten Artikel der Weltmeisterschaft im Kanu widmen, die 2013 in Duisburg stattfand. Und erneut konnte der Deutsche Kanu Verband starke Leistungen zeigen. Am Ende war es Platz 1 im Medaillenspiegel, wie schon bei den Olympischen Spielen 2012 und 2008, bei der Heimweltmeistschaft mit 8x Gold, 6x Silber und 2x Bronze.

Bereits am ersten Finaltag holten die deutschen Paddler fünf Titel, darunter drei in den Olympischen Disziplinen. In den Olympischen Disziplinen holten Max Hoff im Einerkajak über 1000 m in 3:44.210 vor dem australischen Kanute Ken Wallace und dem Ungar Bence Dombvári. Ebenso konnten Max Rendschmidt und Marcus Gross im Zweierkajak über 1000m, sowie Franziska Weber und Tina Dietze im Zweierkajak über 500m Gold gewinnen. Dazu gesellen sich mit Sebastian Bendel über 5000m im Einercanadier, sowie der Vierercanadier um Kurt Kuschela/Erik Leue/Erik Rebstock/Peter Kretschmer.
Des Weiteren konnten Verena Hantl (Einerkajak 1000m), Sebastian Bendel (Einercanadier 1000m), Katrin Wagner-Augustin (Einerkajak 500m), sowie Carolin Leonhardt/Conny Wassmuth im Zweierkajak Silber gewinnen. Allein schon der erste Finaltag zeigte, wie stark das deutsche Team war.

Auch am zweiten Finaltag ebbte der Medaillenregen nicht ab. Mit Robert Nuck/Stefan Holtz (Zweiercanadier 200m), Franziska Weber und Tina Dietze (Zweierkajak 200m) und Tim Liebscher (Einerkajak 500m) kamen gleich drei weitere Titel hinzu. Den erfolgreichen Tag komplettierten Franziska Weber/Tina Dietze/Katrin Wagner Augustin/Verena Hantl (Viererkajak 500m) und Robert Nuck/Stefan Holtz/Stefan Kiraj/Sebastian Bendel (Einercanadier-Staffel je 200m) mit Silber. Des Weiteren holten mit Ronald Rauhe/Jonas Ems (Zweierkajak 200m) und mit Erik Leue (Einercanadier 500m) zwei weitere Boote eine Bronzemedaille.
Pech hatten hingegen Max Rendschmidt/Marcus Gross im Zweierkajak über 500m, die nur 0,014 Sekunden zu Bronze gebraucht hätten. Ein Wimpernschlag über solch eine Distanz. Ebenso Pech hatte das Duo Robert Nuck/Stefan Holtz im Zweiercanadier über 500m, die mit 0,032 Sekunden Rückstand ebenfalls einen unglücklichen vierten Rang belegten.

Trotzdem war die Zufriedenheit im deutschen Team bemerkbar, konnte man doch die hervorragenden Ergebnisse von den letzten Olympischen Spiele nicht nur halten, sondern sogar verbessern. Auch diese Sportart findet in Fußballdeutschland nur bei Olympischen Spielen Beachtung. Und das, obwohl wir neben Ungarn zur absoluten Weltspitze in diesem Sport gehören. Seit Jahrzehnten gehört Deutschland zu den besten der Welt. Dies hat sich bei der Weltmeisterschaft in Duisburg mal wieder bestätigt.

Am Ende stand verdient der erste Platz im Medaillenspiegel.

Medaillenflut 2013, Teil 1

Nachdem Deutschland bei der diesjährigen Hockey Europameisterschaft so erfolgreich abgeschnitten hat, gingen am vergangen Wochenende gleich drei weitere Weltmeisterschaften zu Ende, in denen sich Deutschland sehr beachtlich geschlagen hat. Die Rede ist von der Judo WM in Brasilien, der Kanu WM in Deutschland und der Ruder WM in Südkorea. Diese drei Wettbewerbe möchte ich in einer dreiteiligen Serie näher anschauen. Beginnen möchte ich dabei mit der Judo WM.

7 Tage lang kämpften Judokas aus allen Nationen um die begehrten Edelmetalle. Auch die deutschen Athleten konnten einige Erfolge erzielen. Am Ende waren es eine Silbermedaille und gleich fünf Mal Bronze. Damit waren es gleich zwei Medaillen mehr, als noch im letzten Jahr bei den Olympischen Spiele und gleich vier Medaillen mehr, als noch bei der Weltmeisterschaft 2011 in Paris. Sicherlich ist Deutschland keine Judo-Nation, wie es vielleicht Japan oder Frankreich sind. Trotzdem zeigen diese Leistungen, dass Judo in Deutschland kein Niemandsland ist.

Bestes Ergebnis bei dieser Weltmeisterschaft holte Laura Vargas-Koch in der Klasse bis 70 Kilo. Sie musste sich lediglich im Finale der Kolumbianerin Yuri Alvear. Die 23jährige konnte damit ihre erste Medaille bei einer Weltmeisterschaft gewinnen, nachdem sie bei der EM 2013 Bronze gewann.

Ebenfalls erfolgreich bei den Damen waren in der Klasse bis 52 Kilo Mareen Kräh, sowie in der Klasse bis 57 Kilo Miryam Roper, die beide jeweils mit Bronze das Turnier beendeten. Während Kräh nach Bronze mit der Mannschaft 2011 ihre zweite Medaille bei einer Weltmeisterschaft gewinnen konnte, war es für Roper nach Bronze 2008 und Silber 2010 (beide jeweils im Team) die erste Einzelmedaille, die dritte WM-Medaille insgesamt.

Bei den Männern war der Fokus ganz klar auf die bekanntesten Gesichtern des Judo-Sports gelegt: Dimitri Peters und Andreas Tölzer. Peters zeigte bereits im letzten Jahr mit Bronze im Olympischen Judoturnier, dass er zu den Topathleten in der Klasse bis 100 Kilo gehört. Noch erfolgreicher ist dagegen Tölzer. Nach Silber 2010 und 2011 in der Gewichtsklasse über 100 Kilo und Bronze letztes Jahr bei den Olympischen Spielen, holte er erneut eine Medaille bei seinem letzten Turnier. Am Ende steht eine Einzelmedaille in Bronze in seiner Vita. Gemeinsam mit Igor Wandtke (73 Kilo), Sven Maresch (81 Kilo) und Marc Odenthal (90 Kilo), konnte Tölzer am letzten Wettkampftag zusätzlich die Bronzemedaille im Teamwettbewerb gewinnen. Damit beendet Tölzer seine erfolgreiche Karriere mit dem Sieg im kleinen Finale.

Der 1980 in Bonn geborene Andreas Tölzer beendet damit nach 16 Jahren Leistungssport seine Karriere. Er gewann eine Medaille bei den Olympischen Spielen (2012, Bronze), vier Medaillen bei Weltmeisterschaften (2010 Silber, 2011 Silber, 2013 zwei Mal Bronze), vier Medaillen bei Europameisterschaften mit dem EM-Titel 2006 in Tampere (dazu 2003, 2007, 2010 Bronze), sowie zahlreichen Topplatzierungen und Siege bei German Open, World Cups, Grand Slams und Gran Prix. Zudem wurde der 145 Kilo-Mann von Joachim Gauck 2012 mit dem Silbernen Lorbeerblatt als Anerkennung für seine Leistungen bei den Olympischen Spielen ausgezeichnet. Damit endet eine erfolgreiche internationale Karriere. National wird er trotzdem noch auf der Matte stehen: In der Bundesliga ist der Hüne noch für den TSV Abensberg aktiv. Dafür schon mal Alles Gute und viel Erfolg.

Samstag, 31. August 2013

WEC - Das Wochenende in Brasilien

Die meisten Motorsportfans können mit dem Begriff "24 Stunden von LeMans" etwas anfangen. Es ist eines der legendärsten Rennen, die im Moment ausgetragen werden. Ein Rennen, welches hohe Ansprüche an Fahrer und Material hat. Doch LeMans steht nicht alleine dar. Vielmehr gibt es einen 8 Rennen umfassenden Rennkalender, bei dem mehrere Teams antreten, um den Langstreckenweltmeister ausfindig zu machen. Seit 2012 läuft das unter dem Dachverband der FIA. Dass sich Deutschland dabei mehr als nur gut präsentiert, zeigen zum einen Fahrer, zum anderen auch Material. Am Wochenende findet der vierte Lauf der WEC (World Endurance Championship) in Sao Paulo/Brasilien statt. Passend dazu möchte ich erste Einblicke in den Langstreckenmotorsport geben, aber auch einen Ausblick auf das Rennen, sowie kurzen Rückblick der Saison wagen. Viel Inhalt. Los geht's.


Was ist die WEC?
In der WEC treten verschiedene Teams bei verschiedenen Rennen an, die mindestens eine Dauer von 6 Stunden haben. Saisonhöhepunkt ist ganz klar das Rennen in LeMans. Dabei kommen LeMans-Prototypen (LMP), sowie Gran Turismo-Fahrzeuge (GT) zum Einsatz. Unterschieden wird zwischen der LMP1 und LMP2, sowie der LMGTE Pro (Profifahrer) und LMGTE Am (Amateurfahrer). Die genauen Unterschiede der einzelnen Klassen würden den Rahmen dieses Artikels sprengen, weswegen ich hierfür einen eigenen Beitrag anstrebe. Für jedes Rennen gibt es der Platzierung entsprechend Punkte. Das Team mit den meisten Punkten gewinnt. Im Gegensatz zur Formel 1 teilen sich mehrere Fahrer (2 - 3) ein Auto, da im Reglement vorgeschrieben ist, wie lange ein Fahrer hinter dem Steuer sitzen darf.


Wen muss man kennen?
Der Hauptkampf findet in der LMP1-Klasse statt. Dort duellieren sich in diesem Jahr Audi und Toyota. Audi musste sich bei 12 LeMans-Siegen seit 2000 nur zwei Mal (2003 und 2009) geschlagen geben und gilt als Favorit. Toyota hatte in dieser Saison bisher wenig entgegen zu setzen. Doch dazu später mehr.
Nennenswert wären noch die Fahrerpaarungen von Audi und Toyota. Audi1 konnte 2012 die Gesamtwertung gewinnen und gilt weiterhin als eine der erfolgreichsten Fahrerpaarungen. Dazu gehören André Lotterer (Deutschland), Marcel Fässler (Schweiz) und Benoît Tréluyer. Doch auch in Audi2 (Loîc Duval, Tom Kristensen, Allan McNish), sowie Audi3 (Marc Gené, Lucas di Grassi, Oliver Jarvis) fahren durchaus bekannte Fahrer aus DTM und Formel 1.
Toyota kann ebenfalls bekannte Fahrer zu den eigenen zählen. Für die Japaner fahren die Kombinationen Nicolas Lapierre/Kazuki Nakajima/Alexander Wurz und Sébastien Buemi/Anthony Davidson/Stéphane Sarrazin, von denen auch einige bereits Auftritte in der Formel 1 hatten.
Aus deutscher Sicht wäre zudem Nick Heidfeld zu nennen, der mit dem Schweizer Rebellion Racing ebenfalls in der LMP1 eintritt. Da es sich bei Rebellion aber um ein Privatteam handelt, fehlt hier das nötige Kleingeld, um Audi und Toyota gefährlich werden zu können. Trotzdem schafft es das Team über die Saison zwei Autos an den Start zu bringen.
Weiterhin fahren mit Giancarlo Fisichella, Bruno Senna, Pedro Lamy, Shinji Nakano und Co. weitere Fahrer im Feld, welche Formel 1-Erfahrungen sammeln konnten.


Wie verlief die bisherige Saison?
Bei den bisherigen drei Rennen in Silverstone, Spa (beide je 6 Stunden) und LeMans (24 Stunden) konnte Audi seine Dominanz zeigen. Silverstone und LeMans gewannen Duval/Kristensen/McNish, die in Spa den zweiten Rang belegten; Spa ging an Fässler/Lotterer/Tréluyer, die in Silverstone zweiter, sowie in LeMans auf Grund eines technischen Problems fünfter wurden. Folglich führen erst genannten die WM an. Dahinter folgt Audi1, Toyota2, Audi3 und Toyota1. Trotzdem gibt es noch insgesamt 130 Punkte zu holen (25 für den Rennsieg, je einen für die Pole Position). Von einer entschiedenen WM kann nicht gesprochen werden.


Was ist von Sao Paulo zu erwarten?
Sicherlich wird es wieder auf den Zweikampf Audi gegen Toyota hinaus laufen. Während beim ersten freien Training Toyota2 schnellster Wagen vor Audi1 und Audi2 war, dominierte beim zweiten freien Training Audi. Dort hieß es dann Audi2 vor Audi1 und Toyota2. Nick Heidfeld und das Team von Rebellion Racing landeten jeweils auf dem vierten Rang. Allerdings traten auch nur vier Autos aus der LMP1-Klasse an.
In der LMP2-Klasse machten die Fahrer von Oreca und Morgan, beide von einem Nissan-Motor befeuert, die Plätze unter sich aus.
In der GT-Klasse der Profis erzielte Stefan Mücke mit seinem Aston Martin zwei Mal die Bestzeit. Dahinter tobt ein offener Kampf zwischen Porsche, Ferrari und Aston Martin.
Doch auch bei den Amateuren in der GT-Klasse scheint der Aston Martin gut auf der Strecke in Sao Paulo zu funktionieren. Zwei Bestzeiten bei zwei Trainings deuten an, dass da einiges in Richtung Klassenwertung gehen kann.


Bevor das Rennen am Sonntag startet, stehen noch das dritte freie Training, sowie zwei Qualifikationssessions an. Auch hier dürfte wieder für Spannung garantiert sein. Ebenso die Frage, ob Toyota nach der Pole in Silverstone erneut nach vorne fahren kann, oder ob Audi nach zwei Mal Reihe 1 in Folge den Hattrick schafft.

Freitag, 30. August 2013

Wie entsteht eigentlich ein Eishockeyfeld?

Ein Eisfeld ist vielen ein Begriff, ganz gleich, ob sie passionierter Eishockeyfan sind, oder einfach nur mal Eislaufen waren. Während im Fußball klar ist, wie der Rasen entsteht, bedarf es im Eishockey eines großen Aufwandes, bis die richtige Spielfläche auch spielbar ist. Ich möchte einen kurzen Einblick geben, wie solch eine Eisfläche erstellt wird und wie der Wechsel zwischen Eishockey und beispielsweise Handball in einer solchen Halle gehandhabt wird.

Nötig dafür sind zahlreiche Schritte.

1. Die Vorbereitung
Zunächst wir der Betonboden, der meistens die Basis ist, gründlich mit einer Kehrmaschine gesäubert. Gleichzeitig werden die Kickleisten am Bandenverlauf befestigt. Danach wird meistens die unterirdische Anlage gewartet und überprüft. Schließlich gelten die unter der Halle verlaufenden Rohre als Herzstück der Anlage.

2. Einschalten und Aufspritzen
Danach wird die komplette Halle in einen Kühlschrank verwandelt. Innerhalb von rund einem Tag wird die Innentemperatur von ca. 20°C auf -6 bis -8°C heruntergekühlt.
Wenn die Oberflächentemperatur rund -4,5°C beträgt, geht es mit dem Schlauch auf den ersten Einsatz. Vier bis fünf Mal trägt der Eismeister so in Handarbeit Schicht für Schicht auf. Trotz des Aufwandes macht diese Technik Sinn, zieht das Eis so schneller an.

3. Einfärben
Mit weißer, fettarmer Farbe wird nun die Eisschicht lackiert. Rund 15 12-Liter-Eimer kommen hierfür zum Einsatz, da es auch hier nicht bei einer einzigen Schicht bleibt. Durch die Farbe, die verdünnt aufgetragen wird, wird nicht nur der graue Hallenboden verdeckt, sondern auch gewährleistet, dass der Zuschauer das Spiel besser im Blick hat.

4. Tackern
Anschließend werden die Werbebanner, das Vereinslogo, sowie die Linien und Kreise auf die Eisfläche getackert. Sobald diese fixiert sind, kommt wieder der Eismeister zum Einsatz. Wie zu Beginn werden auch jetzt mehrere dünne Schichten Wasser aufgetragen, die zu Eis frieren.
Anmerkung: Im unten eingefügten Video, welches aus dem nordamerikanischen Profisport stammt, werden die Linien und Banner nicht aufgetackert, sondern direkt auf das Eis gemalt. Es gibt somit zwei verschiedene Alternativen, um die Markierungen auf das Spielfeld, bzw. unter das Spielfeld zu bringen.

Bis solch eine Eisfläche fertig ist, vergeht rund eine Woche. Danach ist die Eisfläche für die Trainings und Spiele einsatzfähig. Am Ende ist das Eis etwa 4 cm dick.

Wie funktioniert nun der Wechsel zwischen Eishockeyfeld und Hallenboden?
Wer sich im Sport auskennt, der weiß, dass sich in Mannheim sowohl die Adler Mannheim, als auch die Rhein-Neckar-Löwen die SAP-Arena als Spielstätte teilen. Meistens finden Spiele nacheinander statt. Wie also verschwindet der Eisboden?
Der Aufwand wäre zu groß, diesen wieder schmelzen zu lassen und vor jedem Eishockeyspiel neu aufzutragen, finden doch meist zwei Mal die Woche Eishockeyspiele statt. Stattdessen gibt es einen abdeckenden Boden, der über das Eis gelegt wird. Auf diesem befinden sich die Markierungen des Handballfeldes. Ebenfalls im Anhang befindet sich ein Artikel, wie das Problem in Bietigheim gelöst worden ist. Ähnliches gilt auch für alle anderen Sportstätten.

Was macht eine Eisbearbeitungsmaschine?
Wer schon einmal auf Kufen auf der Eisfläche stand, der weiß, wie schnell sich diese Fläche abnutzen kann. Binnen weniger Minuten ist die Eisfläche kaum belaufbar. Gleiches gilt natürlich auch im Profisport. Nach jedem Drittel wird das Eis bearbeitet. Zum Einsatz kommt hierbei eine Eisbearbeitungsmaschine (auch Eismaschine genannt, nicht zu verwechseln mit der häuslichen Eismaschine zum Herstellen von Speiseeis). Doch was macht diese genau?
Sobald dieses Gefährt über das Eis rollt spielen sich gleichzeitig verschiedene Prozesse ab.
So befindet sich am Heck der Maschine ein scharfes Messer, welches die oberste Eisschicht weghobelt. Mittels einer Schneckenwelle wird das abgeschabte Eis in die Maschine befördert, in den sogenannten Schneetank.
Hinter diesem Messer wird Waschwasser auf die Fläche aufgetragen, um Pulverschnee aufzulösen, aber auch um Furchen zu glätten. Durch Saugdüsen wird das überschüssige Wasser von der Eisfläche abgepumpt.
Unter dem Schneetank befindet sich ein Warmwassertank. Das warme Wasser (30 - 60°C) wird auf die Eisfläche gesprüht und mit einem Tuch verteilt, um Unebenheiten auszugleichen. Durch das warme Wasser wird die Eisschicht aufgetaut, wodurch sich das neue Wasser mit der alten Eisschicht verschmilzt. Außerdem enthält das warme Wasser weniger Luft, wodurch das Eis nicht so weich wird.
Schließlich befindet sich am Eiswagen noch ein Besen, der die Banden von Schneeresten reinigt. Da das Eis am Rand oftmals dicker ist, als in der Mitte, besitzen die meisten Maschinen noch seitlich ein Messer, welches das Eis wieder auf die richtige Höhe bringt.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in die Welt hinter dem Sport geben. Folgend noch Quellen, das Video und der Bericht.

Artikel von swp.de: Böden im fliegenden Wechsel
Video (in englischer Sprache): How it's made - Hockey Rink

Quelle:
Zusätzlich kam das Sonderheft der Eishockey News zur Saison 2013/14 zum Einsatz, sowie wikipedia.

Donnerstag, 29. August 2013

Glückwunsch, Franck Ribéry

Inter Mailand hat es 2010 vorgemacht; der FC Bayern München machte es in der letzten Saison nach: Das Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions League. Ein Spieler, der viel dazu beigetragen hat, ist sicherlich Frank Ribéry. Die Franzose, der seit 2007 in München spielt, glänzte nicht nur als Vollstrecker, sondern auch als Vorbereiter. Mit 14 Vorlagen war er in der abgelaufenen Bundesligasaison der erfolgreichste Vorbereiter. Mit 10 Toren belegt er in der Scorerwertung am Ende Rang 3 hinter den beiden Stürmern Kießling und Lewandowski. Über das Meisterjahr der Bayern wurde ja schon viel geschrieben. Daher möchte ich auch hier kaum noch Worte darüber verlieren. Fakt ist: In 42 Saisonspielen war Ribéry an 33 Toren beteiligt. Zwar können seine beiden Mitstreiter, Messi und Ronaldo, ähnliche Torbeteiligungen aufweisen, doch für Ribéry sprechen natürlich die Titel. Während Ronaldo mit Real Madrid in der letzten Saison leer ausging, konnte Messi immerhin mit Barcelona die Meisterschaft gewinnen. Doch die internationale Krönung setze sich der FC Bayern auf. Schon allein deswegen hat es Franck Ribéry verdient.

Aber nicht nur das. Ribéry ist in München mehr als nur ein Fußballer. Das wurde bereits in seinem ersten Jahr deutlich. Der Junge hat Spaß, auch abseits des Platzes. Schnell wurde er zum Spaßkönig des FC Bayern, schonte auch den Titan Oliver Kahn mit seinen Streichen nicht. Dieser Spaß konnte er unnachahmlich auf den Platz übertragen. Die Folge: Am Ende holte der FC Bayern das Double. Mit der Verpflichtung von Louis van Gaal 2009 kam aber ein Leidenskapitel von Ribéry. Auf dem Platz hatte er nicht mehr die nötige kreative Freiheit, worunter auch seine Leistung litt. Nach 2 Jahren war diese Phase aber wieder beendet, als mit Jupp Heynckes ein Trainer kam, der wusste, wie er mit dem Franzosen umzugehen hat. Ribéry bekam alle Freiheiten auf dem Platz und dankte es mit Vorlagen und Toren. Am Ende von Heynckes Amtszeit stand also das Triple.

Was ebenfalls klar ist: Ribéry wird den Verein nicht wieder verlassen. Sein aktueller Vertrag läuft noch bis 2017. Ribéry und der FC Bayern - das passt einfach. Vermutlich wird der Franzose auch seine Karriere dort beenden. Spieler, die ihrem Verein treu sind, es gibt sie anscheinend doch nocht.

Mit Franck Ribéry wurde der richtige Mann zum Fußballer Europas gewählt (so sehr ich Ronaldo auch schätze). Es ist auch eine Anerkennung für den deutschen Vereinsfußball, der sich in den letzten Jahren doch enorm nach vorn entwickelt hat. Nicht zuletzt zeigt sich das dadurch, dass zwei deutsche Mannschaften das Finale der Champions League bestritten. Ich begrüße es sehr, dass nicht Messi, gewonnen hat, obwohl Journalisten und Trainer gerne dazu neigen, den Argentinier auch bei Titellosigkeit mit einer individuellen Auszeichnung zu ehren. Glückwunsch, Franck Ribéry.

Montag, 26. August 2013

Deutschland - Europas Hockeynation Nummer 1

Ein oft unterschätzter Sport in Deutschland ist wohl Hockey. Nicht so populär, wie Fußball. Nicht so aggressiv, wie Eishockey. Nicht so teuer, wie Formel 1. Dafür aber um so erfolgreicher. Vor allem, nach diesem historischen Wochenende, an dem sich Deutschland in die Hockey-Geschichtsbücher eingetragen hat.

Dass der Hockeysport in Deutschland nicht unerfolgreich ist, zeigt der Blick auf die zahlreichen Medaillenspiegeln.
In den Olympischen Wettbewerben stehen (Männer und Frauen zusammen genommen) 5 Olympiasiege, 5 Silber- und 3 Bronzemedaillen und damit Platz 3 der ewigen Rangliste hinter Indien und den Niederlanden. Dabei konnten bei den letzten drei Olympischen Spielen jeweils ein Sieg geholt werden. 2004 in Athen die Frauen; 2008 in Peking und 2012 in London jeweils die Männer.
Bei den Weltmeisterschaften sieht es nicht anders aus. Der Medaillenspiegel der Frauen liest sich wie folgt: je zwei Mal Gold, Silber und Bronze. Noch erfolgreicher sind die Männer. Bei den letzten vier Turnieren konnten sie immer eine Medaille holen. Darunter 2002 und 2006 als Weltmeister die Goldmedaille. Insgesamt stehen 2 Goldmedaillen, zwei Mal Silber und vier Mal Bronze auf der Liste.
Die Hallen-Weltmeisterschaft ist seit je her ein deutsches Herrschaftsgebiet. Bei drei Turnieren holten die Männer drei Mal Gold. Die Frauen zwei Mal Gold und einmal Bronze.
Und nun stand also wieder eine Europameisterschaft an. Dass hier der Erfolg nicht von ungefähr kommt, zeigt sich beim Blick über die Jahrzehnte. Seit dem ersten Turnier im Jahr 1970 holten die Herren bis auf 2007 immer eine Medaille. Acht Mal Europameister, 2 Mal Silber und drei Mal Bronze sorgen dafür, dass die Herren die erfolgreichste Mannschaft Europas im Hockey ist. Die Damen haben immerhin zwei Turniersiege, fünf Mal Silber und drei Mal Bronze. In der Halle sind beide Mannschaften gar noch erfolgreicher. Die Statistik der Herren lautet 13 Gold und ein Mal Silber; bei den Damen 14 Mal Gold, sowie je einmal Silber und Bronze.
Alles zusammen gerechnet kommt man auf unglaubliche 51 Goldmedaillen, 18 Silbermedaillen und 17 Bronzemedaillen. Insgesamt 86 Medaillen!

Kaum einem wird diese Statistik bewusst. Doch die meisten wissen, dass Deutschland 1954, 1974 und 1990 Weltmeister im Fußball wurde. Ich persönlich wusste zwar, dass wir eine sehr erfolgreiche Hockeynation sind, doch dieses Ausmaß war mir nicht bewusst.

Mein Blick soll jetzt aber zur Europameisterschaft gehen, die an diesem Wochenende (24. und 25. August 2013) zu Ende ging.
Zunächst gab es am Samstag das Finale der Frauen. Da es im Free-TV nicht zu sehen war, musste ein Live-Stream herhalten. Denn selbstverständlich wollte ich dieses Spiel sehen. Und was dem Zuschauer da geboten wurde, hätte allemal ins Free-TV gepasst. Tore, Spannung, Freude, Action, Helden. Da war alles dabei, was man sich als Sportfan wünscht. 35 Minuten dauert eine Halbzeit. Nach der ersten stand es 4:3 für die deutschen Damen. Jede fünfte Minute ein Tor. Dabei zeigte sich allemal eine deutsche Tugend, nämlich das Kämpfen. Auch nach Rückstand ließen sich die Damen nicht aus dem Konzept bringen und kämpften sich zurück, schossen Ausgleichstore und schließlich auch die Führung. Spannung kam letztlich auf, als 4 Minuten vor Schluss die Deutschen noch den Ausgleich kassierten und das Spiel in das Penalty-Shoot-Out ging. Dort blühte Kim Platten (Jahrgang 1988) endgültig auf. Schon im Spiel machte die Torfrau eine tolle Figur. Aber das Shoot-Out liegt ihr einfach. Lediglich im Halbfinale ließ sie einen Treffer zu. Im Finale nagelt sie hinten die Bude zu. Keiner der Engländerinnen konnte einen Ball versenken. Am Ende stand es 6:4 nach dem Shoot-Out. Leider gingen zwei der deutschen Nationalspielerinnen ein wenig leichtfertig mit den Schüssen um, kombiniert mit ein wenig Pech. Ansonsten hätte das Shoot-Out auch durchaus glatt 4:0 ausgehen können. Trotzdem war es am Ende der verdiente Sieg und demnach auch ausgelassene Freude. Ich persönlich fand die Geste der Männer Mannschaft toll, die ebenfalls im Stadion war, um die Damen zu unterstützen.
Einen Tag später durften dann auch die Männer ran. Auch sie gerieten früh in Rückstand. Doch dies tat dem Spiel keinen Abbruch. Im Gegenteil. Auch die Herren wussten sie zu motivieren und zurückzuschlagen. Die Belgier hätten durchaus das Zeug gehabt, Europameister zu werden. Aber nicht an diesem Tag und nicht gegen diese deutsche Mannschaft. Am Ende ging das Spiel mit einem souveränen 3:1 aus. Zur Unterstützung waren an diesem Tag die Europameisterinnen im Stadion. Das zeigt auch einen gewissen Zusammenhalt im Sportbereich Hockey.
Ich fand beide Finalspiele toll. Als Manko bleibt allerdings festzuhalten, dass das ZDF, welches das Finalspiel der Männer übertragen hat, direkt nach Abpfiff aus der Sendung raus ging. Da hätte ich mir noch die Siegerehrung gewünscht. Schließlich sollten den Helden auch entsprechende Würdigung zukommen. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, die beiden Spiele zu schauen. Den Videobeweis, der ja im Hockey bereits Gang und Gäbe ist, habe ich nicht als störend, sondern eher als hilfreich empfunden. Vielleicht kann der Fußball davon noch lernen.

Das Fazit wird aber eher ernüchternd ausfallen. Dieser historische Tag wird keinen Boom in Deutschland auslösen. Nur die wenigsten haben überhaupt mitbekommen, dass eine Europameisterschaft war. Selbst auf den Sportseiten im Internet fanden diese Titel noch nicht mal Erwähnung in der Schlagzeile. Sicherlich dominieren Fußball und Formel 1 in Deutschland. Trotzdem hätte ich mir einen größeren Stellenwert gewünscht. Auch wenn es nur für diesen einen Tag gewesen wäre. Ob ich mich zur Situation im Hockey nochmal äußern werde, weiß ich nicht. Eine Idee für einen weiteren Beitrag hätte ich. Aber da schaue ich einfach mal.

Von dieser Seite aus nochmal meinen Glückwunsch an beide Nationalmannschaften zu dieser wirklich herausragenden Leistung. Mal schauen, ob mich mein Blick noch weiter in die Tiefen des Hockeysports führen wird. Es gibt ja auch noch eine Liga in Deutschland.