Zwei Mannschaften, ein Ziel. Nach 24 Jahren standen beide Mannschaften erneut im Finale einer Weltmeisterschaft, wie schon 1990 und 1986. Die Frage blieb, welches Ergebnis sich wiederholen sollte. Würde Deutschland endlich wieder den Pokal nach Hause holen? Oder kann sich Argentinien mit Lionel Messi als Maradonas Nachfolger durchsetzen?
Bereits in der dritten Minute hatte Deutschland die erste Chance. Der Freistoß blieb allerdings zu ungefährlich. Fast im Gegenzug hätten die Südamerikaner die Führung machen können, doch Higuain vergab die Möglichkeit. Deutschland erarbeitete sich mehr Ballbesitz, während Argentinien über Konter kommen wollte. Doch das deutsche Spiel in den ersten Minuten zu statisch. Auch die Abwehrreihe stand noch nicht so souverän, wie bisher gewohnt. Gleiches galt für die Standardsituationen. Stattdessen hatte Mesut Özil die richtige Körpersprache, ackerte auch nach hinten, setzte nach und holte sich die Bälle zurück. Dann wieder ein Schockmoment für Deutschland. Beim Aufwärmen hatte sich bereits Sami Khedira verletzt. Für ihn spielte Christoph Kramer, der von Garay weggecheckt wurde. Verdacht auf Gehirnerschütterung, die Auswechslung erfolgte umgehend. Trotzdem blieb die Frage nach einer Bestrafung offen. Es gab schon Schiedsrichter, die hierfür Elfmeter und rot wegen Tätlichkeit gaben. Zumindest hätte der Schiedsrichter die Argentinier ermahnen müssen. Danach wurde es aber brenzlig für die deutsche Elf. Der sonst so starke Kroos köpft einen Ball nach hinten, direkt vor Higuain. Dieser lief frei auf Neuer zu, schoss aber daneben. Ein Ball, den ein Stürmer eigentlich machen muss. Deutschland ein wenig aufgeweckt danach. Nach fast 30 Minuten flankte Lahm auf Müller, doch dieser stand im Abseits. Kurz darauf die Argentinier am Zug. Higuain versenkte das Leder im Tor, doch auch hier war es Abseits. Der eingewechselte Schürrle hatte nach gut 37 Minuten die nächste gute Chance für das deutsche Team, konnte die Vorlage allerdings nicht verwerten. Während Deutschland mehr Ballbesitz hatte, aber noch keinen Weg durch die argentinischen Abwehrreihen fand, lauerte Argentinien, bei denen erneut viel über Messi laufen sollte, auf Konter. Kurz vor Abpfiff der ersten Hälfte hatte dann Benedikt Höwedes die Führung auf dem Kopf, doch der Schalker konnte vor dem freien Tor nicht einnetzen. Damit ging es mit einem torlosen Remis in die Halbzeitpause.
Nach dem erneuten Anpiff schienen die Südamerikaner den besseren Start zu erwischen. Es waren nur wenige Sekunden gespielt, als Kapitän Messi den Ball um Zentimeter am deutschen Tor vorbeischoss. Danach entwickelte sich das Spiel aber wie bereits in der ersten Hälfte. Deutschland mit mehr Ballbesitz, stellenweise über 60%, während Argentinien wenig nach vorne wagte. Sicherlich auch, weil Messi von der deutschen Verteidigung, vor allem von einem bärenstarken Boateng, aus dem Spiel genommen wurde und wenig Aktionen durchführen konnte. Allerdings wog dies doch teilweise ein Schiedsrichter auf, der die Tendenz zu den Argentiniern hatte und auf deren Seite mehr durchgehen ließ, als auf der deutschen Seite. Diese Partie war kein Bewerbungsvideo für weitere große, internationale Spiele. Zehn Minuten vor dem Ende wollte die Truppe von Löw dann doch noch die Entscheidung und drängte auf das Tor. Argentinien versuchte es nur mit weiten Pässen, die aber keine Abnehmer fanden. Da die Deutschen erneut keinen Weg durch die gegnerische Defensive fanden, sollte der Sieger in der Nachspielzeit oder gar im Elfmeter Schießen gefunden werden.
Dieses Mal erwischte das deutsche Team den besseren Start, als der eingewechselte Götze Schürrle in Szene setzte. Doch dieser schoss lediglich auf Torhüter Romero. Schnell stellte man fest, dass beide Teams auf dem Zahnfleisch krochen. Die Frage war nun, wer noch mehr Körner hatte, um das entscheidende Tor zu erzielen. Diesen Vorteil hatte zunächst Argentinien. Doch Palacio konnte den Ball nicht im Tor unterbringen. Glück hatte Argentinien aber, als weder Agüero, noch Mascherano die zweite gelbe Karte sahen und somit weiterhin am Spiel teilnehmen durften. Beide gingen Bastian Schweinsteiger so hart an, dass dieser abseits des Platzes mit einem Cut unterhalb des Auges genäht werden musste. Doch Schweinsteiger ließ sich das nicht anmerken und war wenige Sekunden später wieder auf dem Platz. Und dann war es so weit. 113. Minute, Schürrle auf Götze, dieser nahm im Strafraum den Ball mit der Brust an, ließ ihn auf den Fuß fallen und semmelte das Ding in die Maschen. Führung Deutschland! Argentinien warf noch einmal alles nach vorne. Aber das war nicht gut genug, um die deutsche Defensive und Manuel Neuer zu überwinden. Deutschland ist zum vierten Mal Weltmeister!
Betrachtet man nicht nur das Spiel, sondern das Turnier, dann ist dieser Sieg mehr als verdient. Jogi Löw hat ein Team geformt, eine Mannschaft, eine Einheit. Jeder ging für den anderen. Das Team ließ sich Rückschläge nicht anmerken, spielte zum Teil effektiven, zum Teil anschaulichen Fußball, zum Teil auch eine Kombination. Argentinien hatte Chancen im Finale, aber das war am Ende viel zu wenig, um Weltmeister werden zu können. Vor allem Manuel Neuer, der über das ganze Turnier einfach sensationell war, und die Abwehrreihen waren dann doch ein zu harter Riegel. Bei den Südamerikanern hing fiel von Messi ab. Doch als dieser keine Aktionen setzen konnte, konnte Argentinien auch nichts tun. Deutschland hat aller Kritik getrotzt. Sogar einem Schiedsrichter, der teilweise miserabel gepfiffen hatte. Und hat das Ding verdient gewonnen. 24 Jahre nach dem letzten, 60 Jahre nach dem ersten, wandert der Pott also wieder nach Deutschland. Glückwunsch an das gesamte Team und das Team hinter dem Team. Dabei sollte man aber auch die anderen Spieler, die zum Kader gehörten, aber nicht mitgenommen wurden, denken. Auch sie hatten irgendwo doch einen Anteil daran, dass sich diese Mannschaft in den letzten 10 Jahren so entwickeln konnte. Nun kann Jogi Löw die verdiente Ernte einfahren.
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