Montag, 16. Juni 2014

Endergebnis der 24 Stunden von Le Mans

Der Klassiker hat mal wieder gezeigt, wie spannend und unerwartet Motorsport sein kann. Und vor allem, dass am Ende nicht die Geschwindigkeit, sondern die Zuverlässigkeit und die Erfahrung die Schlüssel zum Erfolg sind. Audi baute mit einem Doppelsieg die Erfolgsgeschichte in Frankreich aus. Doch auch dahinter darf es durchaus einige Sieger geben. Auch in den anderen Rennklassen. Darauf möchte ich nun abschließend zum Wochenende den Blick legen.

Beginn und die ersten vier Stunden
Das Rennen begann zunächst unter strahlender Sonne und auf trockener Piste. Der Toyota mit Startnummer #7 konnte sich sukzessive vom Verfolgerfeld ablösen und einen kleinen Vorsprung herausfahren. Dahinter folgten der Porsche mit der #14, der zweite Toyota mit der #8, sowie die beiden Audis mit #2 und #3. Diese lieferten sich muntere Duelle, bei denen es zahlreiche Überholmanöver gab.
Allerdings tauchten bereits nach nur 9 gefahrenen Runden die ersten Probleme am Porsche mit der #14 auf. Das Auto musste in der Box repariert werden, da die Benzinversorgung beschädigt war. Dieser ungeplante Boxenstopp kostete das Team fünf Runden Rückstand.
Nach etwa 90 Minuten war es das dann auch schon mit Sonne und Trockenheit. Ein Regenschauer zog über die Piste. Da alles Autos noch auf Slicks fuhren, kam es zu zahlreichen Drehern und Ausrutschern ins Kiesbett. Dabei blieben auch die Topleute nicht verschont. Audi #3, Toyota #8, der Führende in der LMP2-Wertung der #47 Oreca-Nissan, sowie der Führende der LMGT-Am-Wertung der #81 Ferrari leisteten sich allesamt Ausrutscher und Unfälle. Der Audi rammte dabei den Ferrari so heftig, dass Sam Bird das Auto abstellen und das Rennen beenden musste. Der Toyota, der als Auslöser des Unfalls gilt, konnte sich gerade noch zur Reparatur in die Boxengasse retten. Obwohl das Safety-Car auf die Strecke kam, kostete die Reparatur die Japaner neun Runden, was zwischenzeitlich Rang 41 bedeutete.
Danach folgte der erste Führungswechsel. Da der führende Toyota #7 einen planmäßigen Boxenstop einlegte, beim Ausfahren aber auf die zweite Safety-Car-Gruppe warten musste, konnte der Porsche #20 die Führung übernehmen.
Derweil übernahm in der LMP2-Klasse nach dem Ausfall der #47, der Alpine #36 vor dem Oreca-Judd #34 die Führung.
Spannend ging es auch in der GTPro-Wertung zu. Nach etwa vier Stunden hatte das Team um die Corvette mit der #74 die beste Strategie für den Regen gewählt. Das us-amerikanische Team konnte sich an den beiden 911er Porsche vorbei schieben. Auch der Ferrari mit der #51 war noch im Rennen. Die ersten vier waren gerade einmal eine halbe Minute von einander getrennt.

Stunde 4 bis Stunde 12
Ablösung an der Spitze. Der Porsche ist nun um drei Runden auf den vierten Platz zurückgefallen. Stattdessen führt nun der Toyota #7 erneut das Feld an. Doch die müssen nun Gas geben, da der Audi #2 schon dahinter lauert. Konstant schnelle Runden zeigen, dass die Ingolstädter einen erneuten Sieg noch nicht aufgegeben haben. Aus dem Rennen scheinen dagegen die beiden Porsche und der Toyota #8 zu sein, die auf Grund zahlreicher Probleme schon einen zu großen Rückstand eingefahren haben.
Spannung gibt auch in der LMP2-Wertung, in der gleich fünf Autos noch den Sieg einfahren können. Momentan liegt noch auf Grund der besseren Tankstrategie der Ligier-Nissan, übrigens auch ein Comebacker, auf dem Platz an der Sonne. Dahinter folgen der Alpine #36, der Ligier-Nissan #46, der Oreca-Judd #34, sowie der Zytek-Nissan #38.
Und auch in der GTPro-Wertung ist noch alles offen. Dort trennen die ersten drei gerade einmal eine Sekunde. Ein hochdünner Vorsprung angesichts 12 Stunden Fahrtzeit. Momentan führt noch Bruno Senna auf Aston Martin, gefolgt vom Giancarlo Fisichella im Ferrari und Tommy Milner in der Corvette. Abgeschlagen dagegen sind die beiden Porsche 911, bei dem die #91 30 Runden auf Grund des Benzindruckes verlor.

Stunde 12 bis Stunde 18
Der Toyota war bis dato das schnellste Auto im Feld. Doch gegen fünf Uhr morgens ereignete sich das, was niemand glauben konnte. Die #7 rollt mit Elektrikproblemen an die Box. Nach über 200 Führungsrunden ist der erste Le Mans-Sieg für die Japaner ernsthaft in Gefahr. Somit übernimmt Audi #2 die Führung. Mit drei Runden Rückstand folgt das Schwesterauto #1, gefolgt vom Porsche #20. Doch auch der Führende war dem Pech treu. Zwei Stunden später musste auch der Audi #2 an die Box, um den Turbolader zu wechseln, was sieben Runden in Anspruch nahm. Damit führte nun der Audi #1 - eben jenes Auto, das Loic Duval am Mittwoch noch in alle Einzelteile zerlegte hatte und komplett neu aufgebaut werden musste. Dahinter folgt nun Porsche #20 und Audi #2.
In der LMP2-Klasse konnte sich der #35 Ligier-Nissan ein wenig vom Feld absetzen. Allerdings liegt der #36 Alpine in der gleichen Runde. Dahinter folgt der zweite Ligier-Nissan mit der #46.
In der GTPro-Wertung liegt weiterhin Aston Martin in Führung. Dainter folgt der #51 Ferrari und der #91 Porsche. Die Corvettes dagegen sind aus dem Titelrennen ausgeschieden.

Stunde 18 bis Rennende
6 Stunden können verdammt lang sein. Ein "normales" Rennen der WEC dauert genau so lang. Und diese Distanz fehlt den Teilnehmern noch bis zum Sieg oder der Niederlage.
Da der Toyota #7 bereits zurückgefallen ist, übernahmen die Audis die Spitze. Doch an beiden musste der Turbolader gewechselt werden. Das spülte den Porsche #20 plötzlich an die Spitze. Es drohte die Sensation: Der Sieg im Comebackjahr. Doch der Spitzenreiter zog wohl die Seuche an in diesem Jahr. Auch der #2ß Porsche musste an die Box wegen Schaltproblemen.
Damit sollte Audis Doppelsieg nicht mehr gefährdet werden, sofern alles hält. Und es hielt auch alles. Kurioserweise wurde durch die Probleme des Porsche der Toyota #8 auf den dritten Rang. Und das nach der Kollision gleich zu Beginn. Solche Geschichten schreibt der Motorsport.
Drei Stunden vor Schluss hatten in der LMP2-Klasse noch drei Autos Siegchancen. Am Ende setzte sich der #38 Zytek-Nissan durch, vor den beiden wiederbelebten Le Mans-Marken #46 Ligier-Nissan und #36 Alpine-Nissan.
Genau so spannend war auch der Kampf in der GTPro-Wertung. Zahlreiche Autos duellierten sich in den letzten Stunden. Es gab zahlreiche Führungswechsel. Den Sieg holte sich am Ende erneut der #51 Ferrari, vor der Corvette und dem #92 Porsche. Hut ab, für diesen Kampf.

Fazit
Ich habe leider nicht ganz so viel mitnehmen können, wie ich gewollt hätte. Aber 24 Stunden sind auch lang. Es ist einfach ein Fest für jeden Motorsportfan, wenn über solch eine große Distanz solch spannende Duelle entstehen. Autos, die nur wenige Sekunden von einander trennen. Dann das große Auftrumpfen der Comebacker. Das zeigt, dass sich die Rennserie richtig entwickelt. Wer neu einsteigt, fährt nicht gnadenlos hinterher, sondern kann Führungsrunden sammeln. Zudem gewinnen die Teams große Erfahrung, die unglaublich wichtig ist. Das wiederum hat man bei Audi gesehen. Toyota gewann alle drei vorherigen Rennen der WEC. Allerdings dauerten die nur 6 Stunden. Das schnellste Auto gewinnt hier nicht, sondern das zuverlässigste. Und das hat Audi gebaut. Das Racing Team Joest hat mittlerweile so unglaublich viel Erfahrung in Le Mans, da wird dann auch einfach mal der Turbolader gewechselt und trotzdem gewonnen. Das ist wohl die größte Hürde für die Konkurrenz. Toyota hat sich super präsentiert, aber dann doch nicht gut genug. Es fehlt einzig und allein die Haltbarkeit, um den Traum vom Gesamtsieg zu erfüllen. Trotzdem ist das keine schlechte Ausgangslage für 2015. Dort werden die Teams vermutlich noch enger zusammenrücken.
Aber auch die anderen Klassen, die oftmals in den Medien untergehen, müssen gelobt werden. Die LMP2-Klasse und auch die GTPro waren so unglaublich spannend. Genau das möchte man doch sehen. Positionswechsel, Rad an Rad Duelle. Ein Rennen, das wirklich erst nach 24 Stunden entschieden wird. Dass sich am Ende die Routine durchsetzt, ist kein Wunder. Aber wie gesagt, auch die Teams hier, vor allem die Neulinge, lernen für die nächsten Jahre und rücken auch hier näher an die Sieger heran. Das macht Spaß und das will man auch sehen.
Geschichten, die nur der Motorsport schreibt, gab es auch. Toni Vilander gewann in der GTAm-Wertung. Just jener Fahrer, der noch vor einem Jahr den tödlichen Unfall seines Mitfahrers Alan Simonsen miterleben musste. Dieser Sieg geht sicherlich auch ein Stück auf die Kappe des Dänen.
Ich freue mich immer wieder auf dieses Highlight, aber auch auf die WEC. Die Verantwortlichen bringen ein Regelwerk raus, welches Motorsport auf höchstem Niveau erreicht, ohne künstliche Spannung, sondern mit Leistung und Kampf. Auch Neulinge haben das Zeug eine Rolle zu spielen. Genau deshalb ist das für mich die Königsklasse und nicht die Formel 1.
Abschlussfazit: Ein wirklich tolles Le Mans-Wochenende, das sicherlich noch in Jahren in aller Munde sein wird.

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