Freitag, 13. Juni 2014

WM 2014: Spieltag vom 13. Juni

Da stand ja wieder einiges an. Gestern war man noch der Meinung, man hätte die strittigste Schiedsrichterentscheidung erlebt, muss man heute feststellen, dass das nur der Beginn der Diskussion war. Ebenso ein überforderter Titelverteidiger, der gegen die Niederlande wirklich nichts zu Stande brachte. Es gab einige Brisanz und Themen, über die es zu reden gilt.

Gruppe A: Mexiko - Kamerun 1:0
Jeder neutrale Zuschauer dachte am Ende nur: Zum Glück haben die das Tor noch gemacht. Hintergrund dabei ist folgender: Gleich zwei Mal hat der Schiedsrichter in der ersten Halbzeit zu Unrecht Abseits gegen Mexiko gegeben.
Im ersten Fall gilt es, die Regel im Sinne für den Angreifer auszulegen, da es sich maximal um gleiche Höhe handelt. Wobei auf den TV-Bildern zu sehen war, dass der Mexikaner noch einen Schritt dahinter steht. Dies hätte der Linienrichter sehen müssen.
Zweiter Fall ein wenig anders. Der Eckball kommt, wird aber vom gegnerischen Spieler verlängert. Der Mexikaner vollendet. Zwei Mal war der Ball im Tor, zwei Mal war es ein reguläres Tor, zwei Mal aber kein Tor gegeben.
Hierbei stellen sich gleich zwei Fragen:
1) Sollte man über die Schiedsrichter nachdenken und entsprechende Qualifikationen als Voraussetzung auferlegen?
2) Sollte man auf technische Hilfsmittel zurückgreifen, um solche Probleme fair und im Sinne des Sports zu lösen?
Beide Fragen werden die Tage vermutlich ausgiebig und intensiv diskutiert. Die Lösung wird dabei aber nicht von den Experten oder denen gefunden, die darüber diskutieren. Die Lösung muss von der FIFA und entsprechenden Kommissionen gefunden werden. Ob dies allerdings im Sinne der Institution ist, steht auf einem anderen Blatt. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

Des Weiteren gab es noch eine Sache, die mir leider negativ aufgefallen ist. Während das Eröffnungsspiel von einem fairen, leidenschaftlichen Kampf geprägt war, fand der Zweikampf vor allem auf Seiten der Kameruner sehr hart, zum Teil auch überhart statt. Vor allem kleinere Nicklichkeiten störten mich schon ein wenig. Es muss nicht immer der Ellenbogen ausgepackt werden, wenn der Schiedsrichter nicht hinschaut.

So bleibt als Fazit nur festzuhalten: Die ausgleichende Gerechtigkeit liegt wohl darin, dass Mexiko den Fehlentscheidungen getrotzt hat und das entsprechende Tor schoss.

Gruppe B: Spanien - Niederlande 1:5
Die Neuauflage des Finals von 2010. Vor allem Spanien galt bei einigen, nicht zu letzt auch bei mir, als Favorit auf den Titel. Die Niederlande waren eher eine kleine Unbekannte. Zwar hatte sich das Team von Louis von Gaal recht früh qualifiziert. Trotzdem hatte der Bondscoach durchaus Überraschungen im Team, die vorher eher unbekannter Natur waren. Lediglich der Sturm bzw. die Offensive war bekannt.
Und am Ende war das Ergebnis mehr als überraschend. Auch hier ein paar Punkte zum Spiel:
  • Bei Brasilien gestern war die Innenverteidigung noch nicht so, wie sie dem Namen nach sein sollte. Doch Pique und Ramos waren heute einfach abgemeldet. Keine Souveränität, kein Kampf. All das, wofür die beiden stehen war wie ausradiert. Für mich waren sie nach dem Brasilianischen Inntenverteidigerduo die zweistärksten auf der Position. So sicherlich nicht. Allerdings glaube ich, dass sich das im Laufe des Turniers noch ändern wird (und auch muss).
  • Casillas macht wieder einmal Fehler. Wie schon im Finale der Champions League irrte er auch dieses Mal wieder im Strafraum umher und war an einigen Gegentoren nicht unbeteiligt. Allerdings hat er dann auch wieder seine gewohnte Klasse gezeigt. Auch hier sollte man dieses Spiel nicht als Referenz nehmen.
  • Die Frage, die ich mir stelle ist Folgendes. Spanien beherrscht ein unglaubliches Passspiel. Vor allem Xavi und Iniesta können Pässe spielen, bei denen man nur staunen kann und das auch über eine große Distanz. Allerdings findet diese Genialität nicht 45 Minuten pro Halbzeit statt, sondern nur 5. Daraus resultieren dann drei Chancen, von denen eine genutzt wird. Warum spielt die Mannschaft nicht 80 Minuten diesen Fußball? Vom Potential her müsste die Mannschaft das doch hinbekommen. Ebenso gäbe es nur wenige Mannschaften, die etwas dagegen zu setzen hätten.
  • Überraschend gut war die Mischung bei den Niederländern. Van Gaal setzt auf bekannte und erfahrene Spieler im Sturm und auf "No-Names" in der Defensive. Mir waren nur 5 der 11 Spieler bekannt. Doch der Erfolg gibt ihm Recht. Hinten stand "fast" die Null und vorne lieferte die Offensive ein Feuerwerk. Arjen Robben scheint eh einer zu sein, der Niederlagen braucht, um stärker zu werden. Der versemmelt Chancen im Pokalfinale gegen Dortmund, was die Bayern verlieren, nur um es ein Jahr später besser zu machen. Er verballert einen Elfmeter im Finale der Champions League, nur um ein Jahr später das entscheidende Tor zum Titelgewinn zu schießen. 2010 hatte er den Titel auf dem Fuß und verschoss. Und bei diesem Spiel hat er einfach nur geglänzt. Genau so, wie Kapitän van Persie. Wenn die das halten können, dann wird das ein Fest für den Fußballfan.
  • Und dann gab es da wieder diesen Elfmeter, über den jeder spricht. Ich denke, dass man ihn nicht geben muss. Allerdings habe ich auch drei Zeitlupen gebraucht, um das festzustellen. Mein erster Eindruck war nämlich auch ein Foulspiel an Diego Costa. Trotzdem denke ich, dass es sich hierbei nicht um einen Skandalelfmeter handelt, wie beim Eröffnungsspiel. Ärgerlich, aber häufig im Fußball zu sehen.
  • Strittig war für mich noch das 3:1. Van Persie geht ganz klar Casillas im Fünfmeterraum an. Das Tor war für mich nicht regulär und hätte nicht gegeben werden dürfen. Du darfst den Torwart in dieser Zone nicht angehen. Und es wird doch deutlich, dass van Persie Casillas regelrecht blockt und so verhindert, dass dieser an den Ball kommt.
  • Allerdings denke ich, dass das Spiel relativiert werden muss und zwar aus mehreren Gründen. Zunächst sind die Spanier weiterhin eine starke Mannschaft. Abschreiben sollte man das Team von Vicente del Bosque auf keinen Fall. Auch 2010 haben sie mit einer Niederlage das Turnier begonnen und wurden am Ende Weltmeister. Auf dem Weg zum Titel darf man auch ein Spiel in der Gruppenphase verlieren. Wenn die Mannschaft sich fängt, ist weiterhin der große Wurf möglich. Allerdings muss del Bosque große Aufbauarbeit leisten.
    Ebenso gab es einige Turniere, bei denen die Niederlande mit einem Hurra-Fußball ins Turnier gestartet sind. Ich denke da besonders an die EM 2008, bei der die Mannschaft schon als Europameister gefeiert wurde. Am Ende setzte es eine 3:0 Niederlage gegen Russland im Viertelfinale. Gleich nach der Vorrunde ist Schluss.
    Des Weiteren stand das Spiel unter einem anderen Stern. Es ging nicht nur um drei Punkte, es ging um eine Wiedergutmachung. Die Niederländer wollten Revanche für 2010, was ihnen gelungen ist.
  • Trotzdem, und das bleibt mein Fazit für dieses Spiel, sind die Niederländer mit dieser Leistung ein heißer Tipp für das Halbfinale. Sofern sie die Leistung beibehalten können. Für die Spannung des Turnieres wäre das durchaus eine feine Sache.

Gruppe B: Chile - Australien 3:1
Haben wir in diesem Spiel einen der Geheimfavoriten gesehen? Wenn es nach den ersten 30 Minuten der ersten Halbzeit geht, dann definitiv. Gute Offensivaktionen der Chilenen, dazu eine starke Kontrolle des Spielgeschehens. Klar, vorne läuft alles über Alexi Sanchez. Der Mann vom FC Barcelona wird ständig gesucht und auch oft gefunden. Die Chilenen haben das Spiel druckvoll gestaltet, früh den Gegner gestört und alles im Griff gehabt. Australien hat sich aber nicht zurückgezogen und den Gegner spielen lassen. Auch wenn die Socceroos nicht die Individualisten, wie Chile, hat, haben sie dennoch ihr Können zum Teil unter Beweis gestellt. Die Belohnung dafür war schließlich der 2:1 Anschlusstreffer. Und hierbei hat sich dann auch eine mögliche Schwäche der Chilenen offenbart. Nämlich die Abwehr. Die Innenverteidiger haben doch eine geringe Körpergröße, was es einem Stürmer mit Kopfballqualitäten durchaus leicht macht, auf das Tor zu köpfen.
Das Tor der Australier war gleichzeitig aber auch ein Weckruf. Anstatt dass Chile das Spiel wieder unter Kontrolle bringt, geben sie es ab. Plötzlich haben die Australier Druck gemacht und die Chilenen zugeschaut. Chile war zum Teil überlegen, aber eben nicht zwingend genug um den Gegner in Schach halten. So konnte Australien zurückkommen und hatte bisweilen auch den Ausgleich auf dem Fuß. In weiten Teilen war es ein Spiel auf Augenhöhe. Chile wirkte verunsichert und hatte zahlreiche Fehler im Spielaufbau. Die Präzison der Pässe ging dahin. Trotzdem setzte sich letzten Ende dann doch die bessere Qualität und die größere Erfahrung durch und Chile erzielte kurz vor Ende noch das 3:1, was dann aber doch ein wenig zu hoch ausfällt und den Spielverlauf nur bedingt wiederspiegelt. Es war gleichzeitig auch ein Sieg der Technik gegen über des Kampfes.
Interessant zu sehen war das System der Chilenen, welches so auf dem Platz gar nicht existiert. Im Mittelfeld gibt es ein Dreieck, bestehend aus zwei Sechsen und einer Acht, oder einer Sechs und zwei Achtern. Das zeigt schon die Flexibilität, die die Südamerikaner an den Tag legen. Ebenso sind die Außenverteidiger eher in gegnerischen Gefilden zu finden, unterstützen also die Offensive. Auf die wiederum ist das komplette Spiel ausgerichtet. Die Richtung der Chilenen zeigt ganz klar nach vorne. Sicherlich auch, weil da mit Arturo Vidal und Alexi Sanchez zwei herausragende Spieler zu finden sind. So bleibt die Abwehr die größte Schwachstelle. Es wird sich im Turnierverlauf zeigen, ob es Mannschaften gibt, die in der Lage sind dieses System zu lesen und dagegen agieren zu können. Ansonsten sind die Chilenen durchaus unberechenbar.
Ob die Chilenen nun ein Kandidat auf den Pott sind, wird sich zeigen. Es stehen noch zwei schwere Spiele gegen die Niederlande und Spanien an. Wenn sie die Gruppe überstehen sollten, könnten sie aber durchaus für Furore im Turnierverlauf sorgen.

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