Sonntag, 29. Juni 2014

WM 2014: Spieltag vom 28. Juni (Achtelfinale)

Die ersten beiden Begegnungen der KO-Runde standen an. Gastgeber Brasilien wollte den nächsten Schritt auf der Mission "Titel im eigenen Land" gehen. Während im anderen südamerikanischen Duell Uruguay und Kolumbien die nächste Runde erreichen wollten.

Achtelfinale 1: Brasilien - Chile 4:3 n.E.
Wer dachte, die Achtelfinals würden weniger spannend werden, wurde gleich im ersten Spiel eines Besseren belehrt. Brasilien und Chile setzten den Trend der allgemein guten Spielen in der Vorrunde sehr gut fort.
Allein schon der Beginn war pure Gänsehaut, als beide Mannschaften inklusive Fans weitere Strophen der Nationalhymne sangen, obwohl die Kappelle schon längst nicht mehr spielte. Da haben selbst die Auflaufkinder auf brasilianischer Seite lautstark mitgesungen.
Die Partie begann dafür ein wenig rabiat und war von einigen Fouls gekennzeichnet, die Schiedsrichter Howard Webb allerdings nur mit mündlicher Ermahnung tadelte. Ab der zehnten Spielminute folgten die ersten Torszenen. Vor allem Brasilien dran nach vorne und erzielte folglich auch das 1:0 nach einer Ecke. Doch so souverän war die Mannschaft vom Zuckerhut nicht. Ein Fehler von Hulk nach mehr als 30 Minuten Spielzeit nutzte Alexis Sanchez zum Ausgleich, der vielleicht ein wenig glücklich zu Stande kam. Brasilien hatte in der Folge immer wieder gefährliche Torchancen, die aber allesamt nicht genutzt werden konnten. Doch auch Chile kam noch einmal zum Zug. So endete die erste Hälfte mit einem 1:1.
Brasilien hatte in der zweiten Hälfte wieder Chancen in Führung zu gehen. Hulk hätte auch beinahe getroffen. Allerdings ging dem Tor ein Handspiel voraus, welches Webb richtig ahndete. Wenig später stand dann Chile vor Julio Cesar, der aber rettete. Danach stellte sich das Spielgeschehen weitestgehend ein. Beide Mannschaften wollte nicht zu viel riskieren. So war es keine Überraschung, dass das Spiel in die Verlängerung ging, versuchten doch beide Mannschaften mit ihren Kräften zu haushalten.
Der erste Aufreger in der Verlängerung ließ nicht lange auf sich warten. Drei Minuten waren gespielt, als Jo mit durchgestrecktem Bein auf den chilenischen Torhüter Bravo zuflog. Glück für Brasilien, dass es hierfür nur gelb gab. Beinahe hätte das Elfmeterschießen verhindert werden können, als Pinilla in der Nachspielzeit und fast aus dem Nichts heraus die Führung für Chile hätte erzielen können. Allerdings streifte der Ball die Latte und flog weg. Damit stand das erste Elfmeterschießen dieser WM bevor.
In diesem setzte sich dann der Gastgeber denkbar knapp durch. Einzig zwei schwache Elfmeter von Chile zu Beginn rettete die Elf vom Zuckerhut in die nächste Runde. Mit Chile verabschiedet sich eine der Mannschaften, die für Furore gesorgt hat. Das Team konnte nicht immer mit den "Großen" mithalten. Doch über weite Strecken war das kein Problem, wie zum Beispiel das Spiel gegen die Niederlande gezeigt hat. Am Ende war es vielleicht doch zu wenig, um die nächste Runde zu erreichen.
Die wiederum hat der Gastgeber erreicht. Souverän ist aber etwas Anderes. Bei Brasilien merkt man den Druck und die Anspannung. Ein ganzes Land will diesen Titel. Der muss her. Die Mannschaft kann nicht immer unbeschwert auftreten. Vor allem bei Rückständen oder einem Ausgleich fehlt oftmals der Spielwitz. Insbesondere, wenn Superstar Neymar vom Gegner, wie heute, aus dem Spiel genommen wird, fehlt der Mannschaft die nötige Kreativität. Im Viertelfinale folgt nun Kolumbien. Das Spiel dürfte, sofern sich die Brasilianer nicht aufrappeln, auf Augenhöhe stattfinden. Und es wäre für die Truppe um Neymar nur zu empfehlen, dass sie das tun. Ansonsten kann die WM auch schneller zu Ende sein, als es den Landsleuten lieb ist.


Achtelfinale 2: Kolumbien - Uruguay 2:0
Uruguay musste dieses Spiel ohne Superstar Suarez antreten, der für seinen Biss gegen Chiellini (Italien) mit neun Spielen Sperre bestraft worden ist. Dafür stand der MVP der WM 2010, Diego Forlan, in der Anfangsformation.
Kolumbien hatte zu Beginn der Partie mehr Ballbesitz. Uruguay half sich zwei Mal mit einem Foul aus. Die beiden Freistöße waren nicht ungefährlich für das Team aus Kolumbien. Und schon nach den ersten zehn Minuten war erkennbar, dass beide Mannschaften ihr südamerikanisches Temperament an den Tag legten. Doch auch Uruguay fand mehr und mehr in die Partie. Bisher war das Chancenplus aber auf Seiten der Kolumbianer zu finden. Nach fast 20 Minuten konzentrierte sich Uruguay mehr auf Konter. Dadurch stürmte Kolumbien nach vorne und hatte stellenweise über 70% Ballbesitz. Allerdings fehlte es dann doch an gefährlichen Chancen, um in Führung gehen zu können. Dies änderte sich aber nach knapp einer halben Stunde Spielzeit. Rodriguez nahm den Ball vor der Strafraumgrenze mit der Brust an, legte ihn auf den Fuß und zog direkt ab. Ein Schuss aus über 15 Metern direkt ins Tor. Prädikat: Traumtor. Mit vier Toren in vier Spielen hat er damit zu Neymar, Messi und Müller aufgeschlossen. Die Führung selbst war alles andere als unverdient. Uruguay selbst musste aufwachen, um hier noch den Ausgleich vor dem Halbzeitpfiff zu erzielen. Bisher war da schlichtwenig zu wenig zu sehen. Und das Tor wirkte auch als Wachmacher. Fast im Gegenzug versucht Carvani den Ball nach innen zu flanken. Doch Kolumbien konnte zur Ecke klären, aus der sich beinahe noch eine Konterchance ergeben hätte. Wenige Sekunden später scheiterte Carvani nur knapp mit einem Freistoß. Die Reaktion der "Urus" war nun erkennbar in sichtbar größerem Anteil der Offensivabteilung. Allerdings fand sich immer ein Abwehrspieler, der den Ball blockierte. Und wenn nicht, gab es immer noch einen Torwart, der zu Null spielen wollte. Kolumbien hingegen wollte immer wieder Nadelstiche setzen, denen allerdings die Gefährlichkeit wie noch zu Beginn fehlten. Auch wenn die Partie stellenweise auf Augenhöhe war, ging die 1:0 Halbzeitführung für Kolumbien in Ordnung.
Nach Wiederanpfiff war Kolumbien zunächst wieder die offensivere Mannschaft. Und dann schlugen sie wieder zu, und wieder war es Rodriguez, der nun Toptorschütze ist. Ein schöner Spielzug wurde zu Recht mit einem Tor belohnt. Diese Mannschaft muss man nun erst nehmen. Erstaunlich war nun, dass Kolumbien näher am Ausbau der Führung war, als Uruguay am Anschlusstreffer und das trotz Wechsel, die das Spiel beleben sollten. Immer wieder war die Abwehr der Kolumbianer zur Stelle, um den Ball zu erobern. Die Offensive dagegen immer wieder mit kleinen Nadelstichen. Allerdings fanden Angriffe überlegt statt, war auch kein Grund der Eile bei dieser Führung. Richtig Druck auf die kolumbianische Defensive gab es dann ab der 55. Minute, als Uruguay immer wieder versuchte auf das Tor zu ziehen. Selbst verloren gegangene Bälle wurden umgehend zurück geholt. Doch es fehlte zum Teil auch das nötige Glück, um den Anschlusstreffer zu erzielen. Währenddessen kontrollierten die Kolumbianer die Partie und verwalteten sicher die Führung. Auch wenn Uruguay immer wieder zu Chancen kam und Richtung gegnerisches Tor drängte. Doch immer wieder war Torhüter Ospina zur Stelle und entschärfte Ball um Ball. Am Ende war Kolumbien aber zu stark.
Der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung. Eine Mannschaft, die nicht nur defensiv gut stehen kann, sondern auch einen guten Torhüter als Rückhalt hat. Dazu kommt eine unglaubliche Laufstärke und Athletik. Aber auch Spielwitz und Dynamik in der Offensive bis hin zur Torgefährlichkeit. Es ist nicht verwunderlich, dass diese Truppe auch ohne Superstar Falcao Fußballgeschichte schreibt und den größten Erfolg des Landes bei einer Weltmeisterschaft feiert. Diese Mannschaft ist bei weitem kein Kanonenfutter mehr. Diese Mannschaft ist ein Team, welches Spaß macht zuzuschauen und welches für weitere Überraschungen bei dieser Weltmeisterschaft sorgen kann. Nun geht es gegen Gastgeber Brasilien.
Uruguay hingegen ein wenig enttäuschend. Da muss die Mannschaft auch nicht die Sperre von Suarez lementieren. Sie haben schlichtweg zu wenig gebracht, um den Ausgleich oder den Anschlusstreffer zu erzielen. Sicherlich war bei der einen oder anderen Aktion Pech dabei. Doch Kolumbien hatte zu jeder Zeit das Spiel im Griff, sodass das Ausscheiden dann doch verdient war.

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