Freitag, 27. Juni 2014

Öfter mal was Neues - Zur Safety-Car-Reform in der Formel 1

Die Formel 1 entfacht jedes Jahr zahlreiche Diskussionen. Nicht nur die Thematik um den zukünftigen Weltmeister wird heiß debattiert. Vielmehr geht es auch um die neuen Regeln, die Jahr für Jahr die Rennserie bereichern sollten. Die Frage bleibt aber, in wie weit manche Regeln Sinn machen.

2015 kommt wieder eine neue Regel. Dieses Mal steht Bernd Mayländer im Mittelpunkt. Ein Fahrer, der in der Formel 1 zahlreiche Führungskilometer sammelte, aber noch nie ein Rennen gewann. Denn Mayländer ist seit Jahren Fahrer des Safety Car und kommt immer dann auf die Strecke, wenn das Tempo enorm gebremst werden muss, zum Beispiel weil Autos gefährlich auf der Strecke stehen oder Begrenzungen nahe der Fahrbahn repariert werden müssen.
Bisher war es üblich, dass nach der Safety Car-Phase ein fliegender Start folgt. Der Führende gibt das Tempo vor, das Feld muss folgen und darf aber einer gewissen Linie wieder überholen. Doch dies wird nun von der FIA eingebremst. Ab nächster Saison gibt es stattdessen nur noch stehende Starts, wie zu Beginn des Rennens.
Einschränkung gibt es dann aber doch: Diese Regel greift nicht, wenn das Safety Car nur drei Runden auf der Strecke bleibt oder weniger als 5 Runden bis zum Rennende zu fahren sind. Anderweitig greift dann diese Regel.
Dass die Fahrer davon nicht begeistert sind, ist leicht verständlich. Im Vorfeld des Großen Preises von Österreich äußerte sich der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel zu diesem Thema: "Du hast dir im Rennen eine Position erkämpft, die du mit einem stehenden Start aufs Spiel setzt. Es ist schlimm genug, dass du deinen Vorsprung verlierst, aber mit der neuen Regel kannst du bei einem schlechten Start gleich mehrere Plätze einbüßen, oder irgendeiner knallt dir ins Auto."
Eine eindeutige Aussage, die keinerlei Spielraum bietet und die Sache auf den Punkt bringt. Ein Safety Car ist schon "Strafe" genug für einen Führenden. Aus einem Vorsprung von 40 Sekunden werden da ganz schnell 2. Und das, obwohl der Fahrer nur in den seltensten Fällen etwas zu einer Safety Car-Phase kann. Nun kommt also noch der stehende Start hinzu.
Ich persönlich kann mich der Aussage Vettels nur anschließen. Diese Regel muss sich erst einmal beweisen, denke aber nicht, dass dies gelingt. Fliegende Starts haben ihre Reize. Einige Rennserien starten sogar ihr Rennen mit fliegenden Starts, zum Beispiel die Langstreckenrennen. Dieser Start bietet oftmals Möglichkeiten für taktieren. Wann gibt der Führende Gas? Kann der Verfolger sich ans Heck klemmen und den Windschatten nutzen? Wie clever fahren die anderen Fahrer? Nun gilt die Konzentration der Startampel, das Ritual zu Beginn muss wiederholt werden. Ich denke da an Rennen, wie Monaco oder Kanada, wo das Safety Car jedes Jahr mehrere Male auf die Strecke kommt. Dann immer wieder eine Startprozedur kann und will ich mir nicht vorstellen. Da vergeht wieder einige Zeit, bis alle Fahrer auf ihrem Platz stehen, das System läuft, und die Ampel endlich grün zeigt. Zeit, die ein fliegender Start nicht in Anspruch nehmen würde. Sicherlich haben stehende Starts auch ihre Faszination. Allerdings sollte dies exklusiv auch dem Start zukommen und nicht durch andere Starts relativiert werden. Ebenso werden Fahrer, die keine guten Stehendstarter sind in Nachteil gezogen.
Ich denke nicht, dass sich die Formel 1 mit dieser Regel einen Gefallen tut. Es wird versucht künstlich Spannung zu erzeugen, um so doch noch das Prädikat "Königsklasse" zu retten. Damit wird es aber vermutlich nicht gelingen. Ich bin gespannt, wie lange sich die Regel halten wird und ob sie sich je durchsetzen wird. In einem Gespräch meinte ein Freund letztens, dass man dadurch auch gleich das Safety Car abschaffen könnte. Alle Fahrer könnten sich auf der Startgerade versammeln und warten, bis die Strecke wieder freigegeben wird. Die Frage bleibt, was wirklich dem Sport dient und was doch nur zu einem "Schaufahren" führt. Letzten Endes kann sich der Fan aber nur aufregen. Die Regeln machen andere.

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